An den Finanzmärkten stehen die Zeichen auf Sturm: Die unerwartet hohe US-Arbeitslosenrate und der Ölpreis auf Rekordhoch treiben Investoren in risikoarme Anlagen. Das dürfte den zuletzt schwachen Börsentrend verstärken.
Gleichzeitig schätzen Experten, dass die drohende Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Rentenmärkte und den US-Dollar weiter belasten. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte am Donnerstag angesichts wachsender Inflationsrisiken eine baldige Zinsanhebung in Aussicht gestellt, woraufhin der Euro nach oben schoss. Dadurch verpufften die Worte des Chefs der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, der zuvor die Gefahr eines schwachen Dollars für die Preisstabilität beklagt hatte. Der billige Dollar verschärft zudem die Ölpreisrally: Da Öl in Dollar abgerechnet wird, steigt der Preis, wenn die US-Währung fällt.
Am Freitag verschreckten der enorme Ölpreisanstieg von rund 9 $ pro Barrel (159 Liter) sowie die Arbeitslosenquote für Mai viele Investoren. Öl der US-Sorte WTI verteuerte sich am Terminmarkt bis auf 137,70 $ und markierte damit einen Höchststand. Die Arbeitslosenquote übertraf mit 5,5 Prozent die Prognosen deutlich. Zudem wurden 49.000 Stellen abgebaut. Damit verlor die US-Wirtschaft zum fünften Mal in Folge Jobs. Die in den Vortagen noch stabilen Börsen rutschten deutlich ab.
Auf Wochensicht fiel der Dax um 4,1 Prozent auf 6803,81 Punkte. Der Stoxx 50 gab 4,8 Prozent nach. In den USA sank der S&P500 um 2,8 Prozent, der Nasdaq Composite um 1,9 Prozent. Der japanische Nikkei 225 beendete die Woche mit einem Plus von 1,0 Prozent.
Börsenstrategen meinen, dass sowohl in den USA als auch in Europa wieder Krisenstimmung dominiert. "Die Märkte reagieren nun endlich den Nachrichten angemessen. Es war schon verrückt, dass wir zuvor eine Rally hingelegt hatten, obwohl die Rohstoffpreise stiegen und Bonds schwach waren", sagte Phil Roth, Chefstratege beim US-Brokerhaus Miller Tabak. "Einige Anleger haben erst jetzt realisiert, dass es eine Delle in der amerikanischen Konjunktur gibt", sagte Ascan Iredi, Leiter des Postbank-Aktienhandels. Sie hätten zuletzt die Finanzmarktkrise verdrängt.
Zugleich könnten die schwachen Konjunkturdaten den Dollar weiter belasten. Am Freitag stieg der Euro bis auf 1,5776 $. "Der Anstieg der Arbeitslosenrate löscht nun die Hoffnungen, dass die Fed bald die Leitzinsen heben könnte, um den Dollar zu stützen und die steigende Inflation in den Griff zu bekommen. Die Wirtschaft ist noch zu fragil, um die Zinsen vor 2009 zu erhöhen", schrieb Nigel Gault, US-Chefökonom des Beratungshauses Global Insight. Immerhin die Bonitätsnotensenkung der Bondversicherer Ambac und MBIA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s drücken Aktien wohl nicht mehr, waren sich Beobachter einig. Investoren hätten das bereits berücksichtigt.
Teil 2: Auswirkungen auf Anleihen >>
Weiter wirken dürften Trichets Worte. Hans-Günter Redeker, Devisenanalyst von BNP Paribas, geißelte die Äußerungen als "haarsträubend". Die Haltung der EZB, die Zinsen womöglich schon im Juli anzuheben, könnte ein internationales Krisenszenario für die Weltwirtschaft heraufbeschwören. "Damit hat er Bernanke torpediert", sagte Redeker. Denn die Währungsmärkte werden derzeit vor allem von der Zinsdifferenz getrieben.
Daher dürfte die Aussicht auf bald steigende Leitzinsen in der Euro-Zone die Gemeinschaftswährung vorerst beflügeln. Die Folge sei, dass der US-Dollar sich weiter abschwächen werde, wenn die Fed keine Maßnahmen ergreife. "Das bedeutet, die Rohstoffpreise steigen weiter", sagte Redeker. Das könne die US-Notenbank sogar zwingen, die Zinsen trotz der noch schwachen Konjunktur anzuheben.
Anleihen werden von dieser Gemengelage weniger profitieren. "Bei Euro-Renten dürfte der Richtungswechsel der EZB noch nachwirken", schrieben die Analysten der Helaba. Das trifft aber vor allem kurzfristige Rententitel, die sehr stark auf die Geldpolitik reagieren. "Die Märkte preisen ein, dass die EZB willens ist, Konjunkturbelastungen einzugehen, um die Inflation zu bekämpfen", sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus&Burkhardt.
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/368455.html?p=1
Gleichzeitig schätzen Experten, dass die drohende Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) die Rentenmärkte und den US-Dollar weiter belasten. EZB-Präsident Jean-Claude Trichet hatte am Donnerstag angesichts wachsender Inflationsrisiken eine baldige Zinsanhebung in Aussicht gestellt, woraufhin der Euro nach oben schoss. Dadurch verpufften die Worte des Chefs der US-Notenbank Fed, Ben Bernanke, der zuvor die Gefahr eines schwachen Dollars für die Preisstabilität beklagt hatte. Der billige Dollar verschärft zudem die Ölpreisrally: Da Öl in Dollar abgerechnet wird, steigt der Preis, wenn die US-Währung fällt.
Am Freitag verschreckten der enorme Ölpreisanstieg von rund 9 $ pro Barrel (159 Liter) sowie die Arbeitslosenquote für Mai viele Investoren. Öl der US-Sorte WTI verteuerte sich am Terminmarkt bis auf 137,70 $ und markierte damit einen Höchststand. Die Arbeitslosenquote übertraf mit 5,5 Prozent die Prognosen deutlich. Zudem wurden 49.000 Stellen abgebaut. Damit verlor die US-Wirtschaft zum fünften Mal in Folge Jobs. Die in den Vortagen noch stabilen Börsen rutschten deutlich ab.
Auf Wochensicht fiel der Dax um 4,1 Prozent auf 6803,81 Punkte. Der Stoxx 50 gab 4,8 Prozent nach. In den USA sank der S&P500 um 2,8 Prozent, der Nasdaq Composite um 1,9 Prozent. Der japanische Nikkei 225 beendete die Woche mit einem Plus von 1,0 Prozent.
Börsenstrategen meinen, dass sowohl in den USA als auch in Europa wieder Krisenstimmung dominiert. "Die Märkte reagieren nun endlich den Nachrichten angemessen. Es war schon verrückt, dass wir zuvor eine Rally hingelegt hatten, obwohl die Rohstoffpreise stiegen und Bonds schwach waren", sagte Phil Roth, Chefstratege beim US-Brokerhaus Miller Tabak. "Einige Anleger haben erst jetzt realisiert, dass es eine Delle in der amerikanischen Konjunktur gibt", sagte Ascan Iredi, Leiter des Postbank-Aktienhandels. Sie hätten zuletzt die Finanzmarktkrise verdrängt.
Zugleich könnten die schwachen Konjunkturdaten den Dollar weiter belasten. Am Freitag stieg der Euro bis auf 1,5776 $. "Der Anstieg der Arbeitslosenrate löscht nun die Hoffnungen, dass die Fed bald die Leitzinsen heben könnte, um den Dollar zu stützen und die steigende Inflation in den Griff zu bekommen. Die Wirtschaft ist noch zu fragil, um die Zinsen vor 2009 zu erhöhen", schrieb Nigel Gault, US-Chefökonom des Beratungshauses Global Insight. Immerhin die Bonitätsnotensenkung der Bondversicherer Ambac und MBIA durch die Ratingagentur Standard & Poor’s drücken Aktien wohl nicht mehr, waren sich Beobachter einig. Investoren hätten das bereits berücksichtigt.
Teil 2: Auswirkungen auf Anleihen >>
Weiter wirken dürften Trichets Worte. Hans-Günter Redeker, Devisenanalyst von BNP Paribas, geißelte die Äußerungen als "haarsträubend". Die Haltung der EZB, die Zinsen womöglich schon im Juli anzuheben, könnte ein internationales Krisenszenario für die Weltwirtschaft heraufbeschwören. "Damit hat er Bernanke torpediert", sagte Redeker. Denn die Währungsmärkte werden derzeit vor allem von der Zinsdifferenz getrieben.
Daher dürfte die Aussicht auf bald steigende Leitzinsen in der Euro-Zone die Gemeinschaftswährung vorerst beflügeln. Die Folge sei, dass der US-Dollar sich weiter abschwächen werde, wenn die Fed keine Maßnahmen ergreife. "Das bedeutet, die Rohstoffpreise steigen weiter", sagte Redeker. Das könne die US-Notenbank sogar zwingen, die Zinsen trotz der noch schwachen Konjunktur anzuheben.
Anleihen werden von dieser Gemengelage weniger profitieren. "Bei Euro-Renten dürfte der Richtungswechsel der EZB noch nachwirken", schrieben die Analysten der Helaba. Das trifft aber vor allem kurzfristige Rententitel, die sehr stark auf die Geldpolitik reagieren. "Die Märkte preisen ein, dass die EZB willens ist, Konjunkturbelastungen einzugehen, um die Inflation zu bekämpfen", sagte Stefan Schilbe, Chefvolkswirt von HSBC Trinkaus&Burkhardt.
Quelle: http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/368455.html?p=1