Immer ruhig, so katastrophal sind die Arbeitsmarktdaten gar nicht...
- die Rückgänge in der Beschäftigung konnte man durchaus erwarten, denn nicht nur Ariba entläßt Mitarbeiter, sondern auch Citigroup, Motorola, Nortel etc. Das Entlassungen nur im High-Tech-Sektor angesagt sind, wäre wohl etwas vermessen anzunehmen. Zudem ist eine Arbeitslosenrate von 4,3% unter langfr. Aspekten immer noch sehr gering (das absolute Low vor 30 jahren und in 00 lag bei 3,9%), eine Volkswirtschaft hat Vollbeschäftigung bei einer Arbeitslosenrate von < 5%. Das eigentliche Problem liegt deshalb auch in der
- Lohninflation: die Stundenlöhne sind wieder stärker angestiegen als erwartet und eine auf Jahresbasis betragene Inflation von 4,3% ist eine der kennziffern der Inflation, auf die Greenspan sehr genau achtet. Denn bei Vollbeschäftigung, wie sie noch immer herrscht, ist die Inflation keineswegs tot und Lohninflation gilt als Inflationstreiber Nummer Eins, da der Konsum bei steigenden Löhnen nicht eingeschränkt wird. Auf Unternehmensseite sieht man allerdings auch nicht gerne, da er die Margen sinken läßt.
Und dann heißt das Problem eher: Konsum kann recht stabil bleiben (trotz hoher Verschuldung der privaten haushalte) und die Margen bleiben unter Druck. das heißt für Greenspan: Der Wirtschaft geht es nicht schlecht, Zinssenkungen sind nicht unbedingt nötig und für die Unternehmen, daß sich die gewinnsituation nicht stark verschelchtert wegen des Konsums, aber die Margen unter Druck geraten.
Kein gutes Szenario für steigende Kurse, da...
die Rezession immer noch nicht ausgebrochen ist, sondern eine Wirtschaftsverlangsamung eintritt, die schwer zu bekämpfen ist, da insb. ein Problem ZINSUNABHÄNGIG ist:
Die Lohninflation stammt nur z.T. aus dem Vollbeschäftigungsszenario, der andere teil der aufkeimenden Inflation ist hausgemacht und etwas langwieriger: viele Mitarbeiter haben in den letzten Jahren niedrige Grundgehälter akzeptiert und im Gegenzug viele Aktienoptionen bekommen, die nicht ergebnsiwirksam in der GuV-rechnung der US-Unternehmen auftauchen, da sie andere bilanzielle Methoden besitzen, die aus dt. Sicht etwas merkwürdig erscheinen (gegenbeispiel: SAP hat sich mit seinem Mitarbeiterbeteiligungsprogramm STAR 1999 die Bilanz ordentlich verhagelt). Diese Form des Lohndrucks hält über einen längeren zeitraum von ca. 2-3 Jahren an, da die gehälter nicht ad hoc nach oben angepaßt werden. Und neue Aktienoptionen zu drucken ist bei vielen Kursen kein Ausweg mehr aus der Überlegung, die GuV-rechnung zu entlasten.
Da aber die wichtigste Komponente das Verbrauchervertrauen für die Konjunkturentwicklung ist und jenes mit einem stand von ca. 116 weit über Rezessionsniveau (eine Rezession kam immer bei einem Verbrauchervertrauen von <60), wird diese Maßzahl wesentlich wichtiger sein für die US-Indizes als die reinen Arbeitsmarktdaten, da das Verbracuhervertrauen immer noch auf sehr hohem Niveau notiert und hier ein weiterhin kaum zu erschütternden optimismus für die wirtschaftliche Entwicklung aufweist, was als `Überselbstvertrauen` in die wirtschaftliche Entwicklung Folge des mehr als 10-jährigen Booms ist.
Deshlab erwarte ich noch ein längeres Rumzucken von S&P, Dow etc, bis sich ein Boden ausbildet.
Gruß,
Hirse