Anleger sollten Lateinamerika-Engagement s abstoßen

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EinsamerSam.:

Anleger sollten Lateinamerika-Engagements abstoßen

 
15.04.05 10:17
Anleger sollten Lateinamerika-Engagements abstoßen

Die Luft ist raus

Raus aus Lateinamerika – diesem Rat sollten Investoren folgen, die Aktien oder Fonds der Region im Depot haben. Es gilt, Gewinne zu realisieren, bevor es zu spät ist. Denn wer darauf hofft, dass sich die großen Indexgewinne der Börsen der vergangenen zwei Jahre in den nächsten zwölf Monaten wiederholen, der wird enttäuscht werden.

HB SAO PAULO. Der Aufschwung in Lateinamerika verliert an Dynamik. Ein Indiz: Seit einem Monat haben mit Ausnahme von Chile alle großen Börsen der Region ihre diesjährigen Kurszuwächse wieder eingebüßt. Die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass die Indizes weiter sinken werden.

Das hat zunächst wirtschaftliche Gründe. Die tendenziell steigenden Zinsen in den USA haben die Finanzierungskosten für Staaten und Unternehmen in Lateinamerika deutlich erhöht. Kapital wird knapper und verringert Investitionen wie auch den Konsum. Das bremst die Konjunktur. Gleichzeitig werden die Rohstoffpreise voraussichtlich nicht weiter steigen. Dies war in den vergangenen zwei Jahren noch der Fall. Zum Teil werden sie sogar sinken, wie bereits jetzt bei einigen wichtigen Agrarrohstoffen zu beobachten ist. Für Lateinamerika bedeutet das weniger Wachstum, denn die Konjunktur dieser Region wird maßgeblich von Notierungen und der Nachfrage nach Rohstoffen gesteuert. Auch wenn die Rohstoffpreise im besten Fall auf hohem Niveau verharren – dies wäre kein Zuwachs mehr und würde daher nicht ausreichen, um den Börsen Auftrieb zu verleihen.

Außerdem droht Lateinamerika politisch schweres Fahrwasser: In 17 Staaten der Region wird bis Ende nächsten Jahres ein neues Staatsoberhaupt gewählt. Darunter in so wichtigen Ländern wie Brasilien und Mexiko, aber auch in Chile, Peru, Kolumbien, Venezuela. Diese Regierungen werden in den nächsten 20 Monaten immer weniger in der Lage sein, etwas zur Verbesserung des Börsenklimas zu tun. Wahlkampfzeiten in den Staaten Lateinamerikas begleiten die Börsen erfahrungsgemäß mit starken Kursschwankungen. Zudem tendieren die Notierungen eher schwächer. Denn im Wahlkampf treten die Regierungen aus Sicht der Kapitalmärkte politisch auf der Stelle.

Ein politischer Machtwechsel ist in kaum einem der großen Staaten Lateinamerikas absehbar. Die Vorgänge um den möglichen Präsidentschaftskandidaten Andrés Manuel López Obrador in Mexiko lassen dort Instabilität möglich erscheinen. Nachdem das mexikanische Parlament López Obrador die Immunität entzogen hatte, war es zu Protestmärschen in der Hauptstadt gekommen. Mexiko ist immerhin das einzige Land außer Chile, das bei der Bonitätsbewertung in Lateinamerika ein Investment-Grade der Risikoagenturen besitzt und somit als solider Schuldner gilt.

Trotzdem lässt sich die Region nicht über einen Kamm scheren: Im politisch wie wirtschaftlich stabilen Chile werden auch Konsumaktien im laufenden Jahr 2005 noch zulegen. Das könnte auch für Brasilien gelten, wo die Regierung den Wahlkampf mit Infrastrukturprojekten einleitet, die einen Kursschub für einzelne Titel des Aktienindexes Bovespa entfachen könnte. Dort wie in Mexiko sind die Gewinnaussichten der Konzerne für 2005 zwar gut, die Rahmenbedingungen haben sich dennoch eingetrübt.

Private Investoren in Lateinamerika sollten jetzt allenfalls noch Aktien von Exportunternehmen halten, die Rohstoffe wie Metalle, Erze, Zellulose, und Öl ins Ausland verkaufen. Wer in längeren Zeitdimensionen denkt, sollte lieber abwarten, bis die nächste Krise die Kurse so weit nach unten gedrückt hat, dass sich ein Neueinstieg lohnt. Auch wenn es zynisch klingt: Lange warten muss man dafür nicht.

Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 15. April 2005, 06:00 Uhr

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