Ambac warnt vor eigener Pleite
Der Anleiheversicherer Ambac macht selbst auf seine bedrohliche Lage aufmerksam, warnt vor einer Insolvenz. Die Liquidität des Unternehmens versiegt bis 2011. Für die Gläubigerbanken geht es um viele Milliarden.
FRANKFURT. Anleiheversicherer Ambac hat vor seiner drohenden Insolvenz gewarnt. Nach Einschätzung des Managements reicht die Liquidität des Unternehmens nur bis zum zweiten Quartal 2011, geht aus einem Bericht an die US-Börsenaufsicht SEC hervor. "Es kann auch sein, dass die Liquidität schon vor dem zweiten Quartal 2011 zu Ende geht", heißt es in dem Bericht. Das Unternehmen arbeitet an Lösungsstrategien, dazu gehört nach eigenen Angaben auch eine "vorbereitete Insolvenz", wie sie bereits General Motors oder der Mittelstandsfinanzierer CIT vorexerziert haben. Sollten alle Lösungsversuche scheitern, dann will das Ambac-Management Gläubigerschutz anmelden.
Die dramatische Ankündigung des einst zweitwichtigsten Anleiheversicherers ist eine schlechte Nachricht für alle Investoren, die Wertpapiere über Ambac abgesichert haben. Das gilt insbesondere für die Anleger, die nicht relativ solide US-Kommunalanleihen, sondern toxische Wertpapiere mit Ambac-Garantien gekauft haben. Von den Problemen der auch Monoliner genannten Anleiheversicherer sind auch viele Banken betroffen. Zwar hat sich der krisenbedingte Niedergang der Monoliner schon lange angekündigt, doch nicht alle Banken haben ihre Engagements schon umfassend abgeschrieben. Ambac hat noch Anleihen im Volumen von 412 Mrd. Dollar versichert.
Das Aus für Ambac könnte sogar schon deutlich früher kommen. Denn auch die Aufsichtsbehörden könnten bei dem Finanzdienstleister schon bald die Reißleine ziehen und das Unternehmen unter Zwangsverwaltung stellen. Aus dem SEC-Report geht nämlich hervor, dass der Versicherer seine erlaubten Risikolimite längst überschreitet. Das liegt daran, dass das regulatorische Eigenkapital und Prämieneinnahmen 2009 stark gesunken sind. Das Unternehmen hat einen Plan eingereicht, in dem es darlegt, wie es wieder in den rechtlich erlaubten Risikobereich zurückkehren will. Stellt der Plan die Behörden nicht zufrieden, können sie Ambac auch jegliches Neugeschäft verbieten.
Analysten erwarten, dass Ambac unter Zwangsverwaltung gestellt wird
Auch die dünne Eigenkapitaldecke selbst ist ein Problem. Der JP-Morgan-Analyst Andrew Wessel schrieb jüngst, das regulatorische Eigenkapital, das Ende Juni noch 500 Mio. Dollar betragen hatte, habe sich vermutlich stark reduziert, eventuell sei es sogar in den negativen Bereich gerutscht. Wessel hält es daher für wahrscheinlich, dass die Regulierungsbehörden Ambac in Kürze unter Zwangsverwaltung stellen. Bis zum 16. November muss Ambac einen Bericht über seine Eigenkapitaldecke bei der Versicherungsaufsicht von Wisconsin einreichen. Sollten die Aufseher das Kommando übernehmen, treten für viele Geschäftspartner allerdings Sonderkündigungsrechte in Kraft, die zu einer Auszahlung von 23,1 Mrd. Dollar führen könnten.