Allianz übernimmt Dresdner Bank

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Allianz übernimmt Dresdner Bank

 
28.03.01 23:54
Von T. Major, R. Lebert, H. Fromme, C. Wanner und G. Hegmann

Der Versicherungskonzern Allianz ist zur Übernahme der Dresdner Bank entschlossen.

Dies erfuhr die Financial Times Deutschland am Mittwoch aus Bankenkreisen, die eng mit dem Geschehen in Verbindung stehen. Bis zum Wochenende sollen die Führungsgremien beider Finanzkonzerne die notwendigen Beschlüsse fassen. Dann soll die Transaktion in der kommenden Woche offiziell bekanntgegeben werden. Allianz und Dresdner Bank gaben dazu keine Stellungnahmen ab. Zu Gerüchten äußere man sich nicht, hieß es.

Finanzielle Details wurden zunächst nicht bekannt. Es gibt aber deutliche Hinweise darauf, dass es zu einem Block-Deal kommt, bei dem auch die Beteiligungen der Allianz an der Bayerischen HypoVereinsbank von 13,7 Prozent und die indirekten Beteiligungen der Münchener Rück an der Dresdner Bank eine Rolle spielen könnten. Dabei könnte die Allianz die HypoVereinsbank-Anteile an die Münchener Rück abgeben und im Gegenzug deren Dresdner-Pakete sowie Anteile der Münchener Rück an der Allianz Leben übernehmen. Die Münchener Rück, die 5,1 Prozent an der HypoVereinsbank hält, hatte schon vor Jahresfrist während der Verhandlungen über eine Fusion von Deutscher und Dresdner Bank Interesse am HypoVereinsbank-Paket der Allianz geäußert.

Freundlicher Zusammenschluss

Das Resultat dieser Transaktionen wären zwei Allfinanzkonzerne: Allianz und Dresdner Bank sowie Münchener Rück und HypoVereinsbank. Bei der HypoVereinsbank macht man keinen Hehl daraus, dass die Bank mit einer solchen Lösung sehr zufrieden wäre. Ein zweites Resultat wäre die weitere Entflechtung der Interessen von Allianz und Münchener Rück, die bereits im vergangenen Jahr damit begonnen haben, wechselseitige Beteiligungen aufzulösen und auf diesem Weg fortfahren wollen.

In Bankenkreisen wird betont, dass der bevorstehende Zusammenschluss freundlicher Natur sei. Weder wolle die Allianz der Dresdner Bank eine Übernahme aufzwingen noch sei eine Zerschlagung der Dresdner Bank und ein späterer Verkauf einzelner Teile geplant. So dürfte auch die Investmentbank Dresdner Kleinwort Wasserstein in dem neuen Allfinanz-Verbund bleiben, der möglicherweise in einer Holding-Struktur ähnlich der Credit Suisse Group organisiert wird.

Für die Allianz kommt es bei einem Zusammenschluss mit der Dresdner Bank vor allem auf die Stärkung ihres Vertriebs und ihrer Position im Asset Management an. Nachdem die Gespräche mit der Deutschen Bank über eine Vertriebskooperation offenbar auf der Stelle treten oder gar gescheitert sind, hat sich die Allianz offenbar auf ihren alten Verbündeten Dresdner Bank besonnen, an dem sie mit mehr als 20 Prozent beteiligt ist. Über die Schalter der Bank verkauft die Allianz seit Anfang der 90er Jahre ausgewählte Versicherungsprodukte.

Schutz für den Kurs

Allianz-Vorstandsvorsitzender Henning Schulte-Noelle betonte bei einem Vortrag in dieser Woche in München, dass sein Konzern in allen drei Schwerpunkten Versicherung, Vorsorge und Vermögen in den weltweit wichtigsten Märkten zu den jeweils fünf führenden Anbietern gehören will. Das Asset Management, also die Vermögensanlage, soll weiter zügig ausgebaut werden. Das verwaltete Vermögen der Allianz-Gruppe erhöhte sich vor allem durch den Kauf des US-Vermögensverwalters Pimco im vergangenen Jahr auf inzwischen rund 700 Mrd. Euro.

Durch die Übertragung der Hypovereinsbank-Aktien an die Münchener Rück könnte der Deal ohne Kapitalerhöhung bei der Allianz durchgeführt werden. Damit würde es die Allianz vermeiden, Druck auf den Kapitalmarkt auszuüben und ihren Kurs zu beschädigen.

Aus Bankenkreisen verlautete, dass die Deutsche Bank über die Pläne informiert war und in sie eingebunden werden sollte. Die Gespräche zwischen Deutscher Bank und Allianz sollten im Mai abgeschlossen werden.

In den letzten Wochen war aus München zu hören, dass sich das Management Gedanken über die richtige Aufstellung im wachsenden Markt für private Altersvorsorge macht. Für den erfolgreichen Einstieg in die private Altersvorsorge durch die Riester-Rente müsse eine bessere Verzahnung der verschiedenen Verkaufskanäle erzielt werden, hieß es. Am Dienstag hatte die Allianz Leben beklagt, dass der Verkauf von Lebensversicherungspolicen durch die Partnerbanken Dresdner Bank und HypoVereinsbank im letzten Jahr eingebrochen war.

Zur Verzahnung der Vertriebswege gehört auch die enge Kooperation im Firmenkundengeschäft. Die Allianz hofft, in der betrieblichen Altersvorsorge über Pensionsfonds eine führende Rolle zu spielen. Die Verbindung mit dem Firmenkundengeschäft der Dresdner Bank sei dafür eine ideale Basis, hieß es am Mittwoch in Versicherungskreisen.

Die französische Versicherung Axa verfolgt die Entwicklung sehr genau. Sie hofft, bei einer Übernahme der Dresdner Bank durch die Allianz freie Fahrt für ihre Kooperationsgespräche mit der Deutschen Bank zu bekommen.

Versicherungskreise behaupteten am Mittwoch, die Gerüchte über Allianz und Dresdner Bank seien in den letzten Tage bewusst mit dem Ziel lanciert worden, den geplanten Deal auf dem Kapitalmarkt zu zerschießen. Als mögliche Quelle wurden einzelne Investmentbanker genannt. "Morgen früh kann das ganze Projekt schon tot sein", sagte ein Versicherungsmanager am Mittwoch. "Das haben dann einzelne Leute bewusst totgeredet."

Der Kurs der Allianz-Aktie geriet am Mittwochabend unter die Räder und fiel um 6,50 Prozent auf 309,50 Euro. Dagegen regierte die Aktie der Dresdner Bank mit einem Kurssprung um 7,39 Prozent. Sie schloss bei 49,39 Euro.

DarkKnight:

Wow!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! o.T.

 
28.03.01 23:57
DarkKnight:

Dazu gefunden: Münchner Doppel

 
29.03.01 00:29
Der Bankenplatz Deutschland steht unmittelbar vor historischen Weichenstellungen. Wenn die Pläne nicht zum wiederholten Male scheitern, und das können sich die dafür Verantwortlichen schon im ureigensten persönlichen Interesse nicht mehr leisten, dann werden demnächst zwei gleichermaßen riesige und mächtige, beide von München aus gesteuerte Allfinanzkonglomerate entstehen: eines bestehend aus Allianz und Dresdner Bank, das andere geformt aus Münchener Rück (einschließlich Ergo Versicherungsgruppe) und HypoVereinsbank. Diese einschneidende Neustrukturierung in Richtung Bancassurance und die damit verbundene Sortierung der Beteiligungen zwischen den Hausnummern 28 und 107 in der Münchener Königinstraße haben zweifellos geschäftlich wie strategisch positive Aspekte. Zum einen wachsen Banken und Versicherer zusammen, werden sich in gewisser Weise "ähnlicher", gerade auf dem Altersvorsorgemarkt. Und sie können sich entsprechend sinnvoll ergänzen, namentlich im Asset Management und im Vertrieb. Dafür gibt es international bewährte Vorbilder. Zum anderen ist jede Entflechtung der Interessen und Einflusssphären von Allianz und Münchener Rück zu begrüßen, denn diese bedeutet immer ein Stück Rückbau der Deutschland AG. Hinzu kommt, dass durch die anstehenden Entscheidungen zwar nicht die viel beschworene nationale Konsolidierung im Retail Banking erreicht wird, wohl aber neben der Deutschen Bank zwei weitere Finanzdienstleistungsgruppen entstehen, die vom Marktgewicht her und auch nach anderen Kriterien ihre Wettbewerbsfähigkeit im globalen Maßstab deutlich ausbauen können. An guten Argumenten für ihre demnächst zu verkündenden Absichten sollte es den Strategen also kaum mangeln.

Auch diese Medaille könnte indes eine Kehrseite haben, die schon bei früheren Anläufen unter dem Begriff Zerschlagung unrühmliche Bekanntheit erlangt hat. Alle Beteiligten werden deshalb sehr viel Überzeugungsarbeit leisten müssen, um dem Eindruck entgegenzutreten, dass die Dresdner als ein bisher sehr intaktes und zukunftsträchtiges "Gesamtkunstwerk" in ihre Einzelteile zerlegt wird, nur um die strategischen Defizite des Großaktionärs auszugleichen. Dieses Schicksal droht, wenn die Allianz mit Investment Banking und Firmenkundengeschäft nichts anzufangen wüsste und diese Aktivitäten meistbietend zum Verkauf stellte. Die Folgen wären fatal, auch für den Finanzplatz. Man kann nur hoffen und wünschen, dass die handelnden Personen, gerade in München, sich ihrer Verantwortung bewusst sind und mehr Fantasie an den Tag legen als in der Vergangenheit.




Börsen-Zeitung, 29.3.2001
Garion:

Wenn das alles so kommt wie hier beschrieben,

 
29.03.01 00:44
Wird man sich in blauen und gelben Hochhäusern der Frankfurter Innenstadt was einfallen lassen müssen.

Ich für meinen Teil merke aber mal an, daß es großer Kunst bedürfen wird, Allianz und Dresdner Bank in den Köpfen der Endkunden weiterhin als "eigenständige Marken" zu verankern, denn noch gibt es im Kopf besagten Endverbrauchers keine Grautöne zwischen "Bank" und "Versicherung".
Eine Imagefindung und durchaus auch corporate identity des neuen Riesen könnte schwer fallen, wenn man das Hegemonieverhalten der Partner anderer großer innerdeutscher Fusionen betrachtet (bestes Beispiel: ThyssenKrupp).
Internationale Aufstellung in allen Ehren, genauso wie das Wir-wollen-an-die-Spitze-Denken in Frankfurt und München, aber ich mächte beinahe wetten, daß es in wenigstens 2 der 3 in Entstehung befindlichen Riesen (ich zähle die deutsche Bank mal dazu, denn die ist in Zugzwang) zu zerbrochenem Hochzeitsgeschirr und viel Aufregung kommen wird.
Bei den mittelfristigen Wirtschaftsaussichten wäre eine derartige Unruhe am deutschen Finanzmarkt eher konjunkturhinderlich.
Und wenn ich schonmal beim Weiterdenken bin: ein findiger Spekulant könnte im Zuge dieser Fusion/Übernahme nun in Karstadt/Quelle-Aktien investieren, denn wenn alles klappt wie oben beschrieben, werden wohl 2 Plätze im Dax frei. Aber wer weiß schon, ober weiter- und vor allem schnellerdenken sich letzendlich rentiert ...

Garion
DarkKnight:

interesaante Gedanken, Garion! o.T.

 
29.03.01 10:20
mr.andersson:

zur entflechtung der interessen

 
29.03.01 12:04
"Zum anderen ist jede Entflechtung der Interessen und Einflusssphären von Allianz und Münchener Rück zu begrüßen, denn diese bedeutet immer ein Stück Rückbau der Deutschland AG"

bin ich da nichtmehr ganz auf dem laufenden , oder macht die börsenzeitung es sich da etwas einfach ?

soweit ich mich entsinne gehört die münchener rück immer noch zu 25% der allianz und zu 13,3 % der hypovereinzbank.
die stimmrechte der hypovereinsbank liegen wiederrum 7% bei der allianz.
und zu 8,5 % beim bayernwerk, welches eine 95% tochter der viag ist , an der wiederrum die allianz beteiligt ist.

warum entflechtet sich da denn was, wenn die allianz die dresdner übernimmt ? oder hat die börsenzeitung schon mal stillschweigend diverse potentielle forderungen des kartellamtes als erfüllt angesehen ?

um die von garion angesprochene trennung im kopf des kunden . die "deutscher herold versicherungs ag" gehört zu 100 % der deutschen bank und das stört den kundne wnig. ich habe früher auch nicht viele leute gekannt, die sich damit überhaupt irgendwie beschäftigt hätten, oder ein weiterführendes interesse daran gehabthaben.

trotzdem finde ich diese übernehmerrei nicht so gut.ich war immer ein freund der atomistischen konkurrenz , aber durch diese ganze fusionitis laufen wir schnell in die andere richtung.und dass das nicht gut für den endkunden sein kann , sollte klar sein.
und was nicht gut für den endkunden ist, ist auf dauer nicht gut für den markt.

in diesem sinne
Stox Dude:

Das dies Herr R. Gruber noch miterleben muss o.T.

 
29.03.01 12:30
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