Ausgabe Nr. 10, 08.03.2003
Allgemeiner Marktüberblick
wie lange kann das noch gut gehen? Warten auf einen Krieg vor dem Hintergrund mieser Zahlen für 2002, aber deutlich stabileren Schätzungen für 2003, wofür jedoch niemand im Vorfeld eines Krieges eine Prognose wagt. Das hat es in den letzten 50 Jahren nicht gegeben.
Das Ende einer solchen Konstellation kann nur eine Eruption werden, wenn die endgültigen Signale gesetzt sind. Eine andere Lösung dieses Gordischen Knotens erscheint auch im historischen Vergleich nicht denkbar. Ich rate eindringlich dazu, die Lage nun täglich zu verfolgen. Die AB Daily vom letzten Mittwoch und Donnerstag zeigte diese Notwendigkeit, die ich im Wochenverlauf der AB einfach nicht berücksichtigen kann. Die Eckdaten dafür werden in den nächsten 2 - 3 Wochen gesetzt.
Ist die "Goodwill-Krise" überwunden? Sie erweist sich als die Schlüsselgröße für alle Bilanzen der großen Firmen des Jahres 2002, wie schon 2001, also für insgesamt zwei Jahre. Ich habe versucht, die Größenordnung zu addieren. Das ergibt eine glatte halbe Billion Dollar oder rd. 6 % der Marktkapitalisierung aller Märkte auf aktueller Basis und ca. 3,1 % gegenüber den früheren Spitzenwerten. War's das?
Die Amerikaner tragen den Löwenanteil. Ihr Anteil ist jedoch geringer als derjenige an der gesamten Marktkapitalisierung. Schuld daran sind die Super-Goodwillabschreibungen der europäischen Telekomkonzerne, die es zusammen auf fast 100 Mrd E. bringen. Eine wahrhaft fantastische "Leistung". Doch die Schweizer stehen kaum nach: 6 Firmen meldeten allein in der vergangenen Woche zusammen 14 Mrd CHF Goodwillabschreibungen für 2002. Für Deutschland komme ich auf insgesamt 70 - 75 Mrd E. inkl. DT. TELEKOM (555 750). In Frankreich waren es nur drei Adressen mit entsprechenden Größenordnungen, allen voran FRANCE TÉLÉCOM (906 849) und VIVENDI UNIVERSAL (591 068) sowie ALCATEL (661 900). Gleichwie:
Das operative Ergebnis ist demnächst die echte Bemessungsgrundlage. Sie ist für die kommenden Jahre entscheidender. An ihr können Sie ablesen, wie gesund die Firma ist, die hinter einer Aktie steht. Denn dies definiert auch den Cashflow und mithin die Fähigkeit, Schulden abzubauen, falls dies nicht über Verkäufe machbar ist. Dazu zählen auch die Restrukturierungsaufwendungen. Weniger Gewicht erhält dagegen das Problem der sog. Optionen für Manager. Sie machen nach den neuesten Berechnungen nur etwa 1 % des Gesamtgewinns aller Unternehmen aus, was überraschen dürfte. Folge:
Das KGV bleibt in diesem Jahr und noch bis 2004 verzerrt. Ich warne davor schon frühzeitig. Denn für die Gewinnermittlung wird es im laufenden Jahr noch sehr viele Besonderheiten geben, die den inneren Ertragswert eines Unternehmens zumindest optisch verändern können. Deshalb orientiere ich mich weiter gern und zuverlässig an der ergänzenden Relation von Umsatz und Börsenkapitalisierung.
Das Fazit für Sie: Geplatzte Blasen und deren Bilanzfolgen sind Einmalereignisse und keine Dauererscheinung. Vorausgesetzt, sie werden zügig beschlossen bzw. verarbeitet. Das ist einer der größten Unterschiede zu den Japanern, die bis heute (nach über 12 Jahren) noch immer nur kleine Häppchen bereinigen, aber nicht den entscheidenden Schnitt wagen. Sie blockieren damit ihr eigenes Geschäft, wie die Bankenprobleme dies eklatant zeigen.
Die DEUTSCHE BÖRSE ...
... ist negativ überzogen. Leider ist sie aber auch der interessanteste Spielball von Spekulationen aller Art, die ebenso unsinnig wie täglich wirksam sind. Da sich niemand um eine geordnete Marktübersicht der Transaktionen bemüht, bleibt dies ein Handicap. Wie lange? Mindestens solange die politische Empfindlichkeit "nutzbar" ist. Nächster Termin dafür: 21.3. als Verfalltermin. Ergänzend zum "Allgemeinen Marktüberblick":
Hat der DAX einen Trend gebrochen, der 20 Jahre alt war, oder nur die positive Übertreibung von 2000 in eine negative Übertreibung gewandelt? Diese Diskussion bestimmt im Moment die Trendeinschätzung. Die nebenstehende Grafik zeigt den Sachverhalt (Quelle: FAZ). Genauer gesagt: Das bisherige Tief in 2002 bei 2.519 wurde inzwischen nochmals unterboten. Also liegt die übliche Fassung aller Chartisten bei: "Unterstützung um 2.000/2.200". Gut 80 % aller Markttechniker setzen darauf. Was bringt's?
Die gesamte Baisse-Spekulation ist auf diese Ziele fixiert. Für die einzelnen Aktien im DAX resultiert daraus ein Risiko zwischen 5 % und 15 %. Denn das "Problem" ist, daß die unterschiedliche Gewichtung im DAX dazu führt, daß schon 5 Aktien "mit Gewicht" dieses DAX-Ziel erreichen lassen, wenn alle anderen stabil bleiben oder sogar steigen.
Fazit für Sie: Schauen Sie bezüglich Ihrer Dispositionen nicht auf den DAX, sondern auf jede Aktie für sich allein. Der DAX ist lediglich ein tägliches Stimmungsbarometer. Mehr nicht.
Kardinalfrage für die Finanzaktien: Wer muß wann Kapital erhöhen? Die wenigsten wissen, um was es geht. Deshalb in Kurzform für Sie, aber auch typisch für die Medienberichte, die die Runde machen: Was zählt als Eigenkapital? Alle Banken müssen für herausgelegte Kredite ein bestimmtes Eigenkapital vorhalten. Diese Vorschriften sind sehr kompliziert. Es geht um sog. risikogewichtete Aktiva (RGA). Zu jeder Art von Kredit zählt also eine bestimmte Eigenkapitalunterlegung. Als "Kernkapital" gelten demnach im Wesentlichen das Grundkapital der Bank plus seine offenen Reserven. Das Verhältnis von Kernkapital zu RGA muß mind. 4 % betragen. Die Eigenmittel oder das Gesamtkapital setzt sich zusammen aus Kern- und Ergänzungskapital. Zu letzterem gehören auch stille Reserven. Nach den aktuellen Richtlinien müssen die Eigenmittel mind. 8 % des RGA betragen. Das ist Vorschrift der Bundesaufsicht und wird streng kontrolliert. Rating-Agenturen verlangen aber meist deutlich höhere Quoten. Darin liegt der Ansatz für die jüngsten Spekulationen, die gezielt in den Markt getragen worden sind, um die deutschen Bankenkurse dorthin zu ziehen, wo sie gewünscht werden.
Die Vorgänge bei der HVB zeigen die Schwachstelle des Systems. Ich bin darauf vielfältig eingegangen. Bleiben Sie dabei: Bundesbank und BAFIN sind maßgeblicher als die Einschätzung von Analysten oder Rating-Agenturen. Ich räume ein, daß ich darin etwas zu optimistisch, weil objektiv war. Am Grundsatz ändert sich gleichwohl nichts. Schon heute bin ich so frech, vorauszusagen: In 12 Monaten werden Sie sich über diese Geschehnisse rückblickend nur noch wundern können. Aber sie gehören zum aktuellen Umfeld.
Die DAX-Bilanz ist die schlechteste aller Börsen seit 62 Wochen, also seit dem 1.1.2002. In dieser Zeit verlor der DAX rd. 55 %. Ist nun der Umkehrschluß richtig, der sich aus obiger Grafik ergibt: Die schwächste Börse Europas hat das größte Erholungspotential? Für mind. die Hälfte der DAX-Titel ist das richtig.
Mein jüngstes Beispiel für die "Rückgewinnung" Ihres Geldes war die ALLIANZ (840 400)-Aktie. Daran ändert sich nichts. Sämtliche Qualitätsaktien im DAX werden in den kommenden 24 Monaten in den alten Trend zurückkehren, falls nicht eine besondere Strukturkrise in den einzelnen Branchen dies verhindert. Dafür sehe ich im Moment keinen Anlaß, mit Ausnahme von Flugverkehr/Touristik, was sich nicht voraussagen läßt, sowie einigen obskuren DAX-Aktien wie MLP (656 990), die nicht dorthin gehören. Konsequenz:
25 von 30 DAX-Aktien erhalten für die genannte Zeit ein mehr oder minder hektisches, aber glaubwürdiges Erholungspotential von weit über 80 - 100 %, gemessen an den Tiefstwerten der letzten Tage/Wochen. Erst dann sind sie einigermaßen normal bewertet und enthalten keine Wachstumsprämie irgendwelcher Art. Weiter gedacht: Diese Aktien sind damit auf sicherer fundamentaler Basis weitaus besser als jede Alternative in einem breit gestellten Fonds oder anderen "Produkten".
Mein Rat: Die Rückkehr des DAX in seinen Trendkanal ist sicher. Eine weitere Dynamisierung ist jedoch nicht vorauszusagen. Das dürfte auch von der innenpolitischen Konstellation abhängen. Sie würde das weitere Trendpotential definieren, das völlig offen ist. Auf die Unterscheidung lege ist deshalb größten Wert.
Die deutsche Pharmazeutik (nebst Chemie) rückt in eine spektakuläre Ausgangslage. Die Vorfälle um BAYER zum einen, aber auch die Qualität von SCHERING und den zwei FRESENIUS (578 560)-Titeln zum anderen sowie die Neuordnung der DEGUSSA (542 190)-Gruppe, die Sonderrolle von ALTANA (760 080) und schließlich die Frage der Zukunft von BEIERSDORF (520 000) mit einem neuen Großaktionär sind die Eckwerte. Alle diese Aktien gehören mehr oder minder zu jedem Portfolio. Sollte man gravierend umschichten, um das günstigste Erholungspotential auszunutzen?
Auf einen simplen Nennen gebracht: Für eine BEIERSDORF-Aktie erhalten Sie heute 8,5 BAYER-Aktien oder 2,8 SCHERING-Aktien bzw. ALTANA oder: Für eine HENKEL (604 843)-Aktie bekommen Sie ebenfalls 4,6 BAYER-Aktien. Für eine BEIERSDORF wiederum erhalten Sie auch 2,6 FMC (578 580) bzw. 2,7 FRESENIUS. Die Beispiele lassen sich noch beliebig variieren. Entscheidend ist für Sie:
Welche dieser Aktien wird in den kommenden 24 Monaten oder auch schon 12 Monaten den größten Kursgewinn erreichen können? Logisch, daß dies die Favoriten sind, und zwar völlig unabhängig davon, wie sich die Bewertung im einzelnen darstellt.
Frage 1: Soll man bei BAYER (WKN (575 200) - 12 E.) gegenhalten? Meine "Worst case"-Spanne zwischen 10 und 12 E. wurde inzwischen erreicht. Es war wirklich "Worst case". Börsenkapitalisierung rd. 9 Mrd E. Damit so niedrig bewertet wie keine Chemie-/Pharmaaktie dieser Größe in der Welt. Es geht um Lipobay. Wie hoch ist das Risiko wirklich, nachdem sich BAYER mit großen Anzeigen unter der Überschrift "Fakten statt Stimmungsmache" zu Wort gemeldet hat? Ich habe darüber viele Gespräche geführt. Und zwar mit amerikanischen Anwälten, die diese Szene kennen. Selbst der Münchener Anwalt Witti hat inzwischen vor einer Überziehung gewarnt. Das ist reichlich ungewöhnlich. Bisher zahlte BAYER für 450 Vergleiche rd. 125 Mio $. Weitere 500 Vergleiche gelten als realisierungsfähig. Der Betrag wird nicht darüber liegen. Rund herum: Das Lipobay-Risiko wird von seriösen Kennern auf max. 1,0 Mrd E. veranschlagt. Das ist eine großzügige Rechnung und wird auch von der Klägerseite als kritische Grenze gesehen, um einen Vergleich tragfähig zu machen. Ich berichtete darüber schon in der AB-Daily. Welche Konsequenzen zieht BAYER daraus? Vorerst keine. Sämtliche Verkäufe sind zunächst auf Eis gelegt. In dieser Position der Schwäche will Leverkusen auf keinen Fall verhandeln. Das ist richtig und gilt sowohl für Pharma als auch Chemie. Was bedeuten 1 Mrd E. Schadensersatz?
BAYER arbeitet mit einem Cashflow in der Größenordnung um 3 - 3,1 Mrd E. Die hochgefahrene Nettoverschuldung wurde durch die Verkäufe von AGFA, HARMANN & REIMER reduziert, durch den Erwerb von CROPSCIENCE wiederum erhöht. Das ergibt folgende Kombination: Gesundheit bringt 35 % des Umsatzes und 37 % der Erträge. Die Landwirtschaft hat die Relation 13:30 %, Polymere 39:20 % und die Chemie 13:13 %. Entscheidend ist die Pharmazeutik. Bleibt BAYER dabei, allein zu marschieren? Der aktuelle Wert der BAYER-Pharmazeutik wird intern auf 7 - 8 Mrd E. veranschlagt. Früher waren es 10 Mrd E. und mehr. Das ist vorbei. Wie weit kann sich der BAYER-Kurs nach Abwicklung des Lipobay-Skandals erholen? Allein darum geht es jetzt bzw. in den kommenden Monaten, wobei ich den Termin 30.6. als Endtermin genannt erhielt.
Ich halte einen BAYER-Kurs von 20 - 22 E. für den mittleren Wert. Das sind fast 100 % über aktuell 11/12 E. der letzten Tage. Das KGV ist nicht entscheidend, weil die Gewinnermittlung diffus ist. Das liegt an den genannten Problemen. Oder aber: Es gibt einen Übernahmeversuch. Den schließe ich keineswegs aus, jedoch erst nach einem Lipobay-Vergleich. Er ist eine Frage der Kurse. Allerdings: Ich zweifle daran, daß die ALLIANZ mit 5,92 % und die Banken und Versicherungen mit 55 % sowie Investmentfonds mit 12 %, die beide zusammen rd. 67 % der BAYER-Aktien halten, eine Abfindung unterhalb von 16/17 E. akzeptieren würden. Das wäre schon eine Prämie von mehr als 50 % auf den aktuellen Preis.
Also lautet die Kernfrage: Was ist weniger günstig als BAYER? Wiederum an einem Beispiel: Die Qualität von BEIERSDORF steht außer Frage. Hier geht es um einen Paketwechsel mit der Möglichkeit einer Übernahme, also Abfindung an die freien Aktionäre. Im günstigsten Fall ist ein Aufpreis von 30 % denkbar, also 132/135 E. je Aktie. Insgesamt ist dies aber nur eine 30 %-Chance gegenüber der 100 %-Chance bei BAYER. Noch weiter gedacht: Die BASF (515 100) steht weitaus besser da als BAYER. Doch wie weit kann sich dieser Kurs erholen? Von aktuell 34 E. auf max. 45 - 50 E., also um max. 50 %. Auch das ist nur die Hälfte dessen, was in einer BAYER-Aktie steckt. Freilich: Sie operieren jetzt gegen die gesamte "Tagesmeinung" in BAYER.
Mein Rat: Gehen Sie Ihre Chemiepositionen durch und wägen Sie nach gleichem Vorbild ab. Wie viel Potential hat Ihre Position im Vergleich zu BAYER? Dann wissen Sie, wohin die Optimierung zielt.
Frage 2 in der deutschen Pharmazeutik: SCHERING (WKN (717 200) - 34 E.) präsentierte ein eindrucksvolles Ergebnis in 2002 und konnte dennoch die Halbierung nicht verhindern. Was nun?
Der SCHERING-Chart zeigt den gleichen Verlauf wie der des DAX. Man könnte beide aufeinander legen. Denn: Der Trendkanal entspricht der Entwicklung der deutschen Wirtschaft und der deutschen Börse seit der Wende von 1982. Die Abweichungen sind minimal. Der Übertreibung von 2000 folgt jetzt die Untertreibung von 2003. Möglicherweise ist sie noch nicht ganz abgeschlossen, denn exakt gerechnet wären es noch 2 - 3 E., was jedoch mit dem Split 1:3 in 2000 zusammenhängen könnte.
Die SCHERING-Zahlen lasen Sie kürzlich ausführlich in der Presse. Kein Euro-Pharmakonzern verfügt bei rd. 6 Mrd E. Zielumsatz für 2003/2004 über eine so solide Produktpipeline. Das läßt eine kontinuierliche Ausweitung der Marge zu, so daß der Gewinn etwas mehr zulegt als der Umsatz. Die Barreserve ist ausreichend groß, um nun gezielt die Interessen in der Biochemie auszubauen. Erwarten Sie hier keine spektakulären Schritte, aber äußerst solide geplante Mehrheitsbeteiligungen. Das ist eine ungewöhnliche Perspektive. Denn SCHERING liegt mit der Börsenkapitalisierung nur bei etwa 120 - 130 % des Umsatzes. Das wiederum ist etwa die Hälfte im internationalen Vergleich.
Auch hier stellt sich die Frage: Was ist schlechter als SCHERING oder umgekehrt, um wie viel besser ist ein Investment in SCHERING gegenüber einem anderen in vergleichbarer Lage?
Frage 3: FRESENIUS/FRESENIUS MEDICAL CARE erfüllten meine Erwartungen des letzten Jahres voll, fielen aber dennoch auf ein absolutes Tief zurück. Schuld war die Asbestklage. Inzwischen jedoch + 100 %, aber damit nicht wesentlich besser, als ich im letzten Jahr unterstellt hatte. FMC kommt von 108 E. und FRESENIUS von 96 E., jeweils für die Stämme. Der Abschluß für 2002 ist ebenso beeindruckend:
FMC ist der Motor der Gruppe. Zwei Drittel des Umsatzes, aber gut 70 % des Gewinns entfallen auf den größten Dialysekonzern der Welt. Das Thema Asbest ist erledigt. Der Schuldenabbau läuft. CEO Krick steht für eine sehr geradlinige Geschäftsentwicklung mit eindeutiger Fokussierung auf ein Gleichgewicht von Umsatz und Gewinntendenz mit Ausweitung der Marge. Das ergibt sich aus der nebenstehenden Tabelle. Börsenwert 3,65 Mrd E. gegen Zielumsatz 5,41 Mrd E. in diesem Jahr. Für den ganzen FRESENIUS-Konzern resultieren daraus ca. 8,1 - 8,2 Mrd E. Umsatz bei einer Marktkapitalisierung von insgesamt 1,7 Mrd E. Beachten Sie hierbei die Abhängigkeit beider Zahlen voneinander. Technisch: Ich warte seit mehreren Wochen und nach der Doppelspitze bei 46 E. für FMC auf das Ende der Konsolidierung, und zwar auf dem Kursniveau von zunächst rd. 35 E. Dann empfehle ich einen erneuten Kauf, was ich noch präzisieren werde. Jedoch:
Der FRESENIUS-Verlauf erscheint mir typisch für den der zwei anderen, nämlich BAYER im Sinne der Klage und SCHERING als Abbild des DAX. Jedem gravierenden Absturz folgt eine massive Erholung, dann eine Konsolidierung und dann... sehen wir weiter. Auch für diese beiden Aktien errechnete ich schon im Herbst letzten Jahres ein weit über 100 - 150 % höheres Potential, wovon die ersten 100 % erfüllt sind. Die zweite "Tranche" wird folgen. Selbst dann gibt es noch längst keinen neuen Höchstkurs.
Können Übernahmeofferten dies durchkreuzen? Wenn sie kommen, ja, wenn sie nicht kommen, nein. Ich halte es jedoch für sehr fraglich, ob ein ausländischer Chemiekonzern dies versuchen könnte. Nur eine "Gefahr" liegt allerdings im Bereich des Möglichen:
Ein Angriff von Private Equity Fonds ist dann sicher, wenn sich in Berlin abzeichnet, daß es in Sachen Kündigungsschutz zu Veränderungen kommt. Das wäre eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, einen Konzern wie BAYER zu übernehmen, um ihn "auszuschlachten". Der innere Wert von BAYER rechtfertigt dies immer, wenn man daraus drei oder vier Unternehmen "bastelt", die man anschließend mit höchstem Gewinn wieder weiterverkauft oder an der Börse plaziert. Der Name BAYER gibt das immer her.
Sie wissen auch: Chemie/Pharma ist noch immer eine Paradebranche der Deutschen, wenn auch mit deutlich geringerem Glanz gegenüber früher.
Eine Kaufofferte für WELLA (776 560) nehmen Sie sofort an. Wo könnte der Kurs liegen, den PROCTER & GAMBLE (PG.NYS) bietet? Bei höchstens 80 E., wie ich aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle erfahre. Das sind noch rund 30 - 35 %. Aber: Warten Sie nicht auf die Abfindung, sondern verkaufen Sie über den Markt, wenn die Abfindung bekanntgegeben wird, die sich unmittelbar an die Übernahme der Mehrheit knüpft. Diese freie Liquidität verwenden Sie in dargelegtem Sinne.
Die DEGUSSA-Spekulation kocht auf kleiner, aber dauerhafter Flamme. Was DEGUSSA-Chef Felcht am letzten Dienstag vortrug, entspricht dem Sachverhalt, den ich Ihnen schon beschrieb. Das ist nicht ganz unproblematisch für die aktienrechtliche Seite, weil eine Fusion von DEGUSSA und der RAG-Chemie (u. a. Rütgers/Goldschmidt) zu komplizierten Manövern führt und DEGUSSA die Option wahren möchte, mit einem höheren Free Float in den DAX zurückzukehren.
Die "Special Situation" für Liebhaber des Besonderen: Kaufen Sie SARTORIUS (716 560) (ST 6,70 E.; VA 3,60 E.), einen Weltmarktführer in Mechatronik und Biotechno logie. 476,5 Mio E. Umsatz werden im Moment mit rund 80/82 Mio E. an der Börse bewertet. Das erste Geschäftsbein ist alt, das zweite sehr neu. SARTORIUS wächst zur Zeit um etwa 6 - 7 % pro Jahr im Umsatz und leicht besser im operativen Ergebnis. Das offene Eigenkapital erreicht über 133 Mio E. Der Cashflow liegt bei knapp 25 Mio E. Handicap des Kurses waren jahrelange Streitereien in der Familie Sartorius nebst Testamentsvollstrecker. Wo notiert eine solche Aktie in einem positiven Markttrend?
Eine glatte 100 %-Chance halte ich für realistisch. Das ergäbe lediglich einen Börsenwert knapp über dem Buchwert des EK. Vergleichbare Unternehmen werden sowohl in Zürich (Medizintechnik) und in den USA mit dem Dreifachen bezahlt. Die alten Topkurse nehme ich noch nicht als Maßstab.
Die Assekuranz-Spekulation in Europa erhält eine weitere Stütze. Im Sog von ALLIANZ und MÜNCHENER RÜCK (843 002) war niemand zu halten. Das beginnt sich zu relativieren. Die Kröten sind geschluckt.
AXA (WKN (855 705) - 10 E.) ist die Nr. 2 in Europa. Mit Brachialgewalt gelang es mit einem Sparprogramm über 966 Mio E. innerhalb von 12 Monaten, den Versicherungsfall "11. September" zu überwinden. Bei 0,1 % Zuwachs im Prämienvolumen auf 74,8 Mrd E. g elang immerhin ein klares versicherungstechnisches Plusergebnis, das vor allem davon abhängt, daß die Schaden-/Kostenquote unter 104 % sinkt (combined ratio). Als Nr. 3 im internationalen Asset Management hängt das Ergebnis in den Kapitalanlagen natürlich von den Börsen ab. AXA hat seinen Schwerpunkt in den Lebensversicherungen, worauf 49 Mrd E. Prämien entfallen. Marktkapitalisierung von 18,3 Mrd E. erreicht nur noch 25 % der Prämie. Das wäre die tiefste Bewertung des Kerngeschäftes seit über 10 Jahren. Wo liegt der Boden?
9 E. sind die letzte Verwarnung. Theoretisch sind auch 8 E. möglich, wie die Bodenbildung 1994/95 zeigt. Dazwischen liegen allerdings fünf Kapitalmaßnahmen, die das Bild leicht verzerren. Somit ist eine 100 %-Fixierung auf diesen Tiefstkurs nicht machbar. Die Kaufbasis lautet für mich: Zwischen 9,50 und 11,50 E.
AEGON (WKN (858 185) - 9,50 E.) folgt mit den Ergebnissen für 2002 nach Redaktionsschluß dieses Briefes. Ich komme deshalb in der nächsten AB darauf zurück, gegebenenfalls in der AB-Daily. Schon jetzt ist aber klar: Mit weniger als 14 Mrd E. Börsenkapitalisierung liegt AEGON in der gleichen Prämienbewertung wie AXA. Das Handicap: AEGON muß auf das AHOLD (851 287)-Paket eine runde halbe Milliarde E. abschreiben. Diese Entscheidung wird voraussichtlich mit der Vorlage der Bilanzzahlen bekanntgegeben. Indes: ING GROEP (WKN (881 111) - 12 E.) in gleicher Verfassung, und dies ergibt mit einer Börsenkapitalisierung von 24,8 Mrd E. für diese Finanzgruppe aus Assekuranz und Banken durchgerechnet eine ähnliche Bewertung.
Konsequenz für Sie: Die Assekuranz-Spekulation hat bis zu 7 Säulen. Natürlich kann man nicht auf alle setzen. Aufschlußreich ist für Sie, wie deckungsgleich der Hintergrund ist, der alle Versicherungen mehr oder minder mit der Börsenbaisse getroffen hat. Dann gilt auch das Umgekehrte, wenn die Baisse zu Ende ist.
Die WALL STREET ...
... ist zwar aus der technischen Gefahrenzone noch nicht heraus, aber nahe daran. Dies kommentiere ich täglich in der AB-Daily, worauf ich gern hinweise. Denn in den Medien sowie auch von Bankenseite wird häufig ein Eindruck verbreitet, der eine Tagesstimmung wiedergibt, doch den Realitäten fern ist. So auch jetzt als Ergänzung zur AB Nr. 08, "Wall Street", die Sie bitte nochmals zur Hand nehmen.
Wie sich die größte Volkswirtschaft der Welt nachhaltig entwickelt, sehen Sie am besten aus der nebenstehenden Tabelle. Es sind die Quartalszahlen.
Die Schwankungsbreite ist enorm. Sie hat vor allem zwei Gründe: Saisonale und klimatische Unterschiede und eine größere Reaktion auf politische Ereignisse. Dazu kommt: Die ersten Zahlen sind in der Regel Schätzzahlen, die anschließend korrigiert werden. Die Ergebnisse von Quartal zu Quartal schwanken deshalb stärker als in anderen Ländern, so daß die Jahresrate wichtiger ist. Darauf habe ich schon vielfach aufmerksam gemacht. Ergebnis jetzt:
Im letzten Jahr wuchs das amerikanische BIP um real 2,4 %. Dahinter stecken aber Schwankungen zwischen 1,3 % und 5 % je Quartal. Die Jahresrate für 2003 taxiere ich unverändert bei real 2,8 - 3 %, die Quartalsschwankungen werden jedoch genauso hoch sein. Meine Einschätzung der Investitionsgüterkonjunktur wurde soeben nachhaltig unterstrichen: + 2,1 % im Jan. nach + 2,4 % im Dez. Damit ist der Konjunkturtrend intakt.
Zwei Aktien erscheinen mir dafür typisch und interessanterweise vor ganz ähnlichem Hintergrund:
INTEL (INTC.NAS)-16 $) nimmt 2 Mrd $ in die Hand, um die Produktion zu rationalisieren. Mit einem neuen Chef - ich berichtete darüber in der AB-Daily - wird nun auch der Handymarkt offensiv angegangen. INTEL hat eine sehr hohe Marktkapitalisierung gegenüber dem Umsatz. Das ist bekanntlich die Achillesferse der Aktie gewesen. Andererseits kann ich nicht vorbeischauen: Gewinntaxe 82 - 86 Cents je Aktie per 2004 und eine Breaklinie für den Kurs bei ca. 17,50/18 $. Das wäre ein klares Kaufsignal.
EMC (EMC.NYS)-7,50 $) gibt ebenfalls Gas. Chef Joe Tucci sieht die Phase der Kostensenkungen als überwunden an. Gesucht wird nun der nächste Übernahmekandidat für Software. Der Umsatz von EMC schmolz in den letzten zwei Jahren von 8,9 auf 5,4 Mrd $. Aus 1,8 Mrd $ Gewinn wurden 0,5 Mrd $ Verlust. EMC forciert nun die Speichersoftware, nachdem man in der Datenspeicherung einer der Größten ist. Entlassen wurden inzwischen rd. 25 % der Mitarbeiter. Umsatzziel sind zunächst 6 - 6,1 Mrd $ bei einer Marktkapitalisierung von 17,5 Mrd $, also Faktor 2,8. Doch auch hier: Die Markttechnik sieht "verdammt interessant" aus. Ergo:
Zwei der großen Technologieaktien an der Nasdaq stehen unmittelbar vor einer entscheidenden technischen Hürde. Wird sie genommen, so vergleichen Sie dieses Kursbild mit demjenigen aller anderen Technikaktien, die ich Ihnen in den vergangenen Wochen an dieser Stelle und in d er AB-Daily an die Hand gab. Die Technikszene bleibt das Spiegelbild der amerikanischen Investitionskonjunktur.
In der internationalen Pharmazeutik fiel eine wichtige Entscheidung. Brüssel gab grünes Licht für die Fusion von PFIZER (PFE.NYS) und PHARMACIA (PHA.NYS).
Aus beiden wird der mit Abstand schwerste Pharmatitel der Welt. Ich vermute eine Börsenkapitalisierung um 230 Mrd $ ex Abgabe einiger Geschäftsfelder, wie Brüssel dies verlangt. Ein Test des Kurses von 25/26 $ für PFIZER ist also nicht auszuschließen. Setzen Sie die Aktie dennoch auf die "Watchlist". Ich würde ein entsprechendes Limit plazieren. Die Gewinnschätzungen bewegen sich um 1,80/1,90 $ je Aktie auf der aktuellen Berechnungsgrundlage. Auch diese kann sich rechnerisch durch die Fusion verändern. Der Gesamtumsatz dürfte bei etwa 55 - 58 Mrd $ liegen, wenn man die entsprechenden Deregulierungen berücksichtigt. Auch diese Zahl wird noch zu konkretisieren sein. Andererseits steht fest: 7 Mrd $ stehen Jahr für Jahr allein für die Forschung zur Verfügung. Das schafft niemand. Gelingt also die Fusion bei beschriebener Marktstabilisierung des PFIZER-Kurses, hat dies auch Auswirkungen auf MERCK (MRK.NYS), BRISTOL MYERS (BMY.NYS) und andere.
Bitte beachten: Die Pharma-Spekulation hatte ich bereits diskutiert, zwischenzeitlich jedoch infolge der ausstehenden Genehmigungen wieder zurückgestellt. Die Entscheidung fällt m. E. in Kürze.
In der Technologieszene gibt es eine Spezialität. Sie profitiert von der Angst vor Bomben im Fluggepäck. Das ist ein ganz aktuelles Thema, aber: Der weltweit führende Anbieter von Röntgenanlagen zur Aufspürung von Sprengstoffen erwarb soeben einen weiteren Spezialisten aus Hamburg und wird damit eine Sonderchance. Das ist die Story:
INVISION TECH (INVN.NAS)-23 $) kaufte für 38,6 Mio E. YXLON INTERNATIONAL (früher PHILIPS), die im letzten Jahr 58 Mio $ umsetzten. INVISION kam in 2002 auf 439 Mio $ Umsatz und 76 Mio $ Gewinn. Das sind Traumzahlen. Lassen sie sich halten? Voraussichtlich nicht. Die Gewinnschätzungen per 2003/2004 reichen von 3,39 bis 2,46 $ je Aktie. Doch das ergäbe nur ein KGV um 10. Börsenwert 390 Mio $ für voraussichtlich 500 Mio $ Umsatz der neuen Kombination. Das Thema Aufspürung von Sprengstoff hat zwei Seiten: Je größer die Terrorangst, desto größer die Notwendigkeit für Investitionen. Das gilt aber auch umgekehrt. Die amerikanische Regierung hat jedoch beschlossen, daß ab Januar sämtliches Fluggepäck auf Sprengstoff untersucht werden muß. Dem werden die Europäer wohl folgen müssen.
Ein begrenztes Investment in INVISION hat also einen ganz reizvollen Hintergrund. Mein Vorschlag wäre: Bei 20/22 $ kaufen und einen Stopkurs mit 17 $ vorsehen. Denn in solchen Investments kann man ohne Sicherheitsnetz nicht operieren.
Bitte auf die "Watchlist" setzen, aber noch nicht zwingend kaufen: KLA TENCOR (KLAC.NAS)-34 $) und LAM RESEARCH (LRCX.NAS)-14 $), die Sie beide von früher schon kennen dürften. Sie sind klassische Zulieferer für die Chip- bzw. Computerproduktion und befinden sich in einer ganz ähnlichen technischen Ausgangslage wie z. B. INTEL und EMC. Ferner: TEXAS INSTRUMENTS (TXN.NYS)-16 $) bereitet den Boden bei 13 - 14 $ vor. Auch TXN forciert das Handygeschäft. TERADYNE (TER.NYS)-12 $) zeigt ein sehr ähnliches technisches Bild mit einer Bodenbildung zwischen 7 und 9 $. Auch diese Aktie dürften Sie von früher kennen. TER steht für Software und elektronische Steuerungssysteme.
In Kürze: CORNING (GLW.NYS) bestätigt Konsolidierung der Telekomausrüstung mit gleichem Wortlaut wie LUCENT (LU.NYS) und zuvor NORTEL (NT.NYS). Korrektur aller 3 Titel nach dem erheblichen Kursgewinn gegenüber Oktober reicht jedoch noch nicht ganz aus. Ich bleibe bei den um 10 bis 15 % niedrigeren Kaufkursen.
NORTHROP (NOC.NYS) nimmt die Ergebniszahlen zurück, die jedoch mit der Übernahme von TRW (TRW.NYS) zusammenhängen. Mein Rückzug aus der Rüstungsspekulation bleibt gültig, was auch für LOCKHEED MARTIN (LMT.NYS) und GENERAL DYNAMICS (GD.NYS) gilt. Alle 3 erreichten am Mittwoch neuen Tiefstkurs des Jahres. Neueinstieg wird erst nach Beginn des Irak-Krieges zu diskutieren sein.
An den EURO-BÖRSEN ...
... ist der Fall AHOLD (851 287) ein neuer "Präzedenzfall". Kann die Nr. 2 im weltweiten Einzelhandel durch den 500 Mio $-Unfall einer Tochter in wirkliche Probleme kommen? Ergänzend zur letzten Woche, aber noch nicht am Ende aller Recherchen. Überlegen Sie folgendes:
Die AHOLD-Aktie ist abgestürzt. Börsenwert jetzt nur 3,2 - 3,3 Mrd E. für rd. 73 Mrd E. Umsatz. Ich schätze, daß AHOLD entweder einige Töchter in USA und Argentinien verkaufen wird, um die Verschuldung von etwa 13 Mrd E. möglichst schnell zu reduzieren. Dazu gehören auch Goodwillabschreibungen, die bei 2 - 2,5 Mrd E. veranschlagt werden. Eine Liquiditätsklemme existiert aber nicht. AHOLD hat insgesamt 9 Mrd E. Bonds ausstehen. Sie sind in der Bruttosumme enthalten. Die Fälligkeiten gehen bis 2012. Die Rating-Agenturen waren nach dem Skandal sofort dabei, das Rating zurückzunehmen. Im Moment BB+, also Junk-Bond-Status. Das ist ein Fall für Strategen, die etwas weiterschauen.
1. Frage: Wo steht der AHOLD-Kurs in 6 Monaten? Meines Erachtens deutlich höher, aber der Umfang ist noch nicht zu definieren. Ich taxiere einen Kurs um 6,50 - 7 E., falls es bei dem jetzigen Informationsstand bleibt.
2. Frage: Was steckt in den Bonds? Der Bond 5,875 % kostet 69 %. Laufzeit 2008. Rendite auf Verfall 14,8 %. Aber: Gibt es keine neue Hiobsbotschaft dramatischer Art, ist die Abstufung nicht durchzuhalten. Das wird der Markt entscheiden. Denken Sie an die Fälle DT. TELEKOM u. a. Dann notiert der Bond sehr schnell bei 85/86 % und Sie haben die Wahl: Mit der Verfallrendite weiterleben und 14,8 % p. a. verdienen oder den Kursgewinn im Bond glattstellen? Das dürfte im Zeitablauf identisch mit der Erholung des AHOLD-Kurses gehen.
Solche Doppelpositionen gibt es mehrere. Ich hatte in der letzten AB darauf hingewiesen, wobei ich die AHOLD-Anleihe mitintegrieren kann. Hilfreich für Sie: Warren Buffet investiert ebenfalls in Junk-Bonds dieser Art. Ich bin darauf in der AB Daily am Mittwoch ausführlich eingegangen.
Zwei weitere "Internet-Europäer" präsentierten soeben die Resultate. Ich bin vor zwei Wochen auf TERRA NETWORKS (929 053) eingegangen. Damit sind die drei Größten in Europa einzuschätzen:
TERRA NETWORKS ist TERRY LYCOS. Beide Namen werden in den Tabellen unterschiedlich verwendet. Verlust im letzten Jahr 2 Mrd E. aber ausschließlich wegen Wertberichtigungen, denn das operative Resultat erreichte knapp die Null-Linie und erreicht in diesem Jahr die Größenordnung von voraussichtlich 80 - 100 Mio E. Unterscheiden Sie also zwischen der Mutter TELEFONICA (850 775), die ich nach wie vor nicht anfasse (Südamerika-Risiken), und der zweiten Tochter TELEFONICA MOVILES als Handy-Abteilung von TELEFONICA, die einen ähnlichen Verlauf nimmt wie ORANGE (899 697) in Frankreich und VODAFONE (875 999). Vorschlag also: Wer TELEFONICA hält, tauscht in die zwei Töchter. Siehe dazu auch AB Nr. 08/03.
WANADOO (502 255) ist das Internet-Bein von FRANCE TELECOM (906 849). Umsatz 2,07 Mrd E. im letzten Jahr mit geschätzter Wachstumsrate von 25 % in diesem Jahr. Börsenkapitalisierung 6,8 Mrd E. Auch WANADOO erreicht in diesem Jahr ein Plusergebnis in der Größenordnung von ca. 40 - 50 Mio E., nach Ebita-Resultat von 90 Mio E. im letzten Jahr. Kurssprung von 3 auf 5,20 E. ergibt Rückfallrisiko bis 4,20/4,40 E. für neue Käufe. Bitte nicht höher limitieren. Beide passen damit zur Einschätzung von T-ONLINE (555 770), für die die Kaufbasis unverändert zwischen 5,50 und 6 E. liegt.
Aus Zürich: Der Turnaround bei ABB (919 730) steht. Ergänzend zur AB Daily: 18 Mrd $ (!) sind die Basis im Kerngeschäft. Nach Abbau aller Verpflichtungen (inklusive Asbestklagen), verringert sich die Nettoverschuldung auf weniger als 2 Mrd $, voraussichtlich 1,8 Mrd. Börsenkapitalisierung 3,4 Mrd CHF bedeuten umgerechnet rund 5 % vom Umsatz. Das dürfte die tiefste Bewertung sein, die es jemals für einen internationalen Konzern für Automation und Energie gegeben hat. Die Konsolidierung ist weitgehend abgeschlossen, so daß Kaufbasis 3 CHF eine neue Ausgangsbasis darstellt.
Humor ist die Fähigkeit, heiter zu bleiben, wenn es ernst wird.
Gruß Pichel