Der Kauf von Aktien ist per Definition ein mit Risiken behaftetes Investment. Zu den "normalen" Risiken gehören unter anderem sich verschlechternde konjunkturelle Rahmenbedingungen oder aber Fehler im Management eines Unternehmens. Spätestens seit dem Skandal um Enron sind die potenziellen Risiken beim Aktienkauf aber in eine neue Dimension vorgedrungen.
Bisher konnte man sich zumindest auf das von den Unternehmen veröffentlichte Zahlenmaterial verlassen, auch wenn dieses nicht immer den Wünschen der Anleger entsprach. In den letzten Wochen wird mehr und mehr deutlich, dass dem nicht mehr so ist. Viele Firmen versuchen mit abenteuerlichen Bilanzierungstricks ihre Ergebnisse den Wünschen der Öffentlichkeit "anzupassen" und frisieren die Geschäftszahlen. Mit anderen Worten: Anleger wurden zum Teil jahrelang mutwillig von Vorständen, denen sie ihr Vertrauen geschenkt hatten, belogen und betrogen.
Die Liste der Unternehmen, die zumindest in den Verdacht geraten sind, unsauber bilanziert zu haben, um ihren Anlegern eine heile Welt vorzugaukeln, wird immer länger. Nach Enron ist vor allem der milliardenschwere Mischkonzern Tyco in die Kritik geraten: In den vergangenen drei Jahren hat Tyco insgesamt 700 Firmen im Gesamtwert von acht Milliarden Dollar (!) übernommen, ohne die Öffentlichkeit davon in Kenntnis zu setzen. Außerdem wurde bekannt, dass zwei Mitglieder des Managements im letzten Jahr Tyco-Aktien im Gegenwert von 100 Millionen Dollar verkauft haben - und dies nicht wie üblich am freien Markt, sondern zurück an Tyco selbst. Der Vorteil dieser ungewöhnlichen Vorgehensweise lag darin, dass so keine Veröffentlichungspflicht bestand.
Vorsicht bei diesen Unternehmen
Verdeckte Insidergeschäfte, manipulierte Zahlen, das Vertuschen von Verlusten, zu spät oder überhaupt nicht veröffentlichte Quartalszahlen - die Liste der "Vergehen", die zum Vertrauensverlust der Anleger führen ist lang. Worauf soll man sich als Aktionär noch verlassen können, wenn nicht auf vermeintliche Fakten? Mittlerweile sind sogar die Zahlen von General Electric angezweifelt worden.
Auch wenn wohl die überwiegende Mehrheit der börsennotierten Firmen ohne abenteuerliche Tricks auskommt, so bleibt die Ungewissheit, wer zu den schwarzen Schafen gehört. Und so wird der aktuelle Vertrauensverlust zunächst in nahezu alle Kurse "eingepreist". Es gibt aber Aktien, die besonders stark gefährdet sind. Dazu zählen insbesondere Titel von Unternehmen mit einer sehr komplex aufgebauten Unternehmensstruktur, bei denen sich relativ einfach Verluste so verschieben lassen, dass sie nicht in der Bilanz auftauchen. Auch hochverschuldete Unternehmen werden sich zukünftig verstärkt genaueren Prüfungen zu unterziehen haben und sollten gemieden werden.
Ferner ist von Unternehmen Abstand zu nehmen, deren Geschäftmodelle vor allem lang laufende Verträge beinhalten. Hier ist die Gefahr groß, dass Umsätze nicht zeitnah, sondern bereits vorab bilanziert werden. Abschreckendes Beispiel für eine solche Vorgehensweise ist das Telekommunikationsunternehmen Global Crossing, dass vor kurzem Konkurs anmelden musste. Hier wurden zum Teil Umsätze aus 20-Jahresverträgen sofort bilanziert.
Belastung für Aktienmarkt
Es scheint in den letzten Jahren eine gängige Praxis geworden zu sein, Quartalszahlen bilanziell so zu frisieren, dass die Erwartungen der Analysten erfüllt werden können. Negative Überraschungen mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Aktienkurs sollten vermieden werden. Vielfach ist der Finanzchef in den letzten Monaten vom drögen Buchhalter zum kreativen Kopf des Unternehmens mutiert. Diese Entwicklung ist jetzt an ihre Grenzen gestoßen.
In den kommenden Monaten werden die vorgelegten Zahlen vieler Unternehmen weitaus genauer überprüft. Dabei treten mit Sicherheit noch viele Unregelmäßigkeiten an die Öffentlichkeit. Es wird zu Diskussionen über eine Verschärfung der Bilanzierungspraktiken kommen. Die Problematik dürfte den Aktienmarkt insgesamt noch eine ganze Weile belasten. In dieser Zeit sollte man auf jeden Fall Aktien meiden, die den oben aufgeführten "Risikogruppen" angehören. Andererseits dürften sich auch einige erstklassige Kaufgelegenheiten bei Aktien auftun, die nicht mit erhöhten Risiken behaftet sind, aber dennoch scharfe Kursrückgänge zu verzeichnen haben.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst schnell alle noch verborgenen "Bilanzleichen" an die Oberfläche kommen und sich die Firmen endlich wieder auf ihr operatives Geschäft konzentrieren und nicht darauf, wie sie der Öffentlichkeit möglichst lang falsche Tatsachen vortäuschen können. Denn eines ist klar: Es ist ausgesprochen schwierig verlorengegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Und Vertrauen bildet nun einmal die Grundvoraussetzung einer Kapitalanlage, dies gilt in erhöhtem Maße für Aktien.
in diesem Sinne,
Ihr Alfred Maydorn
Quelle: stockworld.de
Bisher konnte man sich zumindest auf das von den Unternehmen veröffentlichte Zahlenmaterial verlassen, auch wenn dieses nicht immer den Wünschen der Anleger entsprach. In den letzten Wochen wird mehr und mehr deutlich, dass dem nicht mehr so ist. Viele Firmen versuchen mit abenteuerlichen Bilanzierungstricks ihre Ergebnisse den Wünschen der Öffentlichkeit "anzupassen" und frisieren die Geschäftszahlen. Mit anderen Worten: Anleger wurden zum Teil jahrelang mutwillig von Vorständen, denen sie ihr Vertrauen geschenkt hatten, belogen und betrogen.
Die Liste der Unternehmen, die zumindest in den Verdacht geraten sind, unsauber bilanziert zu haben, um ihren Anlegern eine heile Welt vorzugaukeln, wird immer länger. Nach Enron ist vor allem der milliardenschwere Mischkonzern Tyco in die Kritik geraten: In den vergangenen drei Jahren hat Tyco insgesamt 700 Firmen im Gesamtwert von acht Milliarden Dollar (!) übernommen, ohne die Öffentlichkeit davon in Kenntnis zu setzen. Außerdem wurde bekannt, dass zwei Mitglieder des Managements im letzten Jahr Tyco-Aktien im Gegenwert von 100 Millionen Dollar verkauft haben - und dies nicht wie üblich am freien Markt, sondern zurück an Tyco selbst. Der Vorteil dieser ungewöhnlichen Vorgehensweise lag darin, dass so keine Veröffentlichungspflicht bestand.
Vorsicht bei diesen Unternehmen
Verdeckte Insidergeschäfte, manipulierte Zahlen, das Vertuschen von Verlusten, zu spät oder überhaupt nicht veröffentlichte Quartalszahlen - die Liste der "Vergehen", die zum Vertrauensverlust der Anleger führen ist lang. Worauf soll man sich als Aktionär noch verlassen können, wenn nicht auf vermeintliche Fakten? Mittlerweile sind sogar die Zahlen von General Electric angezweifelt worden.
Auch wenn wohl die überwiegende Mehrheit der börsennotierten Firmen ohne abenteuerliche Tricks auskommt, so bleibt die Ungewissheit, wer zu den schwarzen Schafen gehört. Und so wird der aktuelle Vertrauensverlust zunächst in nahezu alle Kurse "eingepreist". Es gibt aber Aktien, die besonders stark gefährdet sind. Dazu zählen insbesondere Titel von Unternehmen mit einer sehr komplex aufgebauten Unternehmensstruktur, bei denen sich relativ einfach Verluste so verschieben lassen, dass sie nicht in der Bilanz auftauchen. Auch hochverschuldete Unternehmen werden sich zukünftig verstärkt genaueren Prüfungen zu unterziehen haben und sollten gemieden werden.
Ferner ist von Unternehmen Abstand zu nehmen, deren Geschäftmodelle vor allem lang laufende Verträge beinhalten. Hier ist die Gefahr groß, dass Umsätze nicht zeitnah, sondern bereits vorab bilanziert werden. Abschreckendes Beispiel für eine solche Vorgehensweise ist das Telekommunikationsunternehmen Global Crossing, dass vor kurzem Konkurs anmelden musste. Hier wurden zum Teil Umsätze aus 20-Jahresverträgen sofort bilanziert.
Belastung für Aktienmarkt
Es scheint in den letzten Jahren eine gängige Praxis geworden zu sein, Quartalszahlen bilanziell so zu frisieren, dass die Erwartungen der Analysten erfüllt werden können. Negative Überraschungen mit den entsprechenden Auswirkungen auf den Aktienkurs sollten vermieden werden. Vielfach ist der Finanzchef in den letzten Monaten vom drögen Buchhalter zum kreativen Kopf des Unternehmens mutiert. Diese Entwicklung ist jetzt an ihre Grenzen gestoßen.
In den kommenden Monaten werden die vorgelegten Zahlen vieler Unternehmen weitaus genauer überprüft. Dabei treten mit Sicherheit noch viele Unregelmäßigkeiten an die Öffentlichkeit. Es wird zu Diskussionen über eine Verschärfung der Bilanzierungspraktiken kommen. Die Problematik dürfte den Aktienmarkt insgesamt noch eine ganze Weile belasten. In dieser Zeit sollte man auf jeden Fall Aktien meiden, die den oben aufgeführten "Risikogruppen" angehören. Andererseits dürften sich auch einige erstklassige Kaufgelegenheiten bei Aktien auftun, die nicht mit erhöhten Risiken behaftet sind, aber dennoch scharfe Kursrückgänge zu verzeichnen haben.
Bleibt zu hoffen, dass möglichst schnell alle noch verborgenen "Bilanzleichen" an die Oberfläche kommen und sich die Firmen endlich wieder auf ihr operatives Geschäft konzentrieren und nicht darauf, wie sie der Öffentlichkeit möglichst lang falsche Tatsachen vortäuschen können. Denn eines ist klar: Es ist ausgesprochen schwierig verlorengegangenes Vertrauen zurück zu gewinnen. Und Vertrauen bildet nun einmal die Grundvoraussetzung einer Kapitalanlage, dies gilt in erhöhtem Maße für Aktien.
in diesem Sinne,
Ihr Alfred Maydorn
Quelle: stockworld.de