Parketthandel an der Frankfurter Börse (Foto: dpa) | |
6100 Punkte im Dax "nur Schall und Rauch"
Der Abwärtstrend im Dax und an den weltweiten Börsen setzt sich ungebrochen fort. Die Frankfurter Börse sackte am Donnerstag um fast 120 Punkte ab und kämpft nun um die psychologisch wichtige Marke von 5400 Zählern. "Die Deutschen folgen den negativen Vorgaben natürlich mit deutscher Gründlichkeit", sagt Mirko Pillep, Aktienexperte von Helaba Trust, am Donnerstag der Netzeitung.
"Experten lullen uns schon seit Wochen ein, Deutschland sei wirtschaftlich wieder auf Wachstumskurs. Doch das passt überhaupt nicht zur gegenwärtigen Entwicklung an den Börsen", zeigt er sich ratlos. "Da stellt sich doch die Frage, was sich denn an den Rahmenbedingungen verändert hat. War denn die starke Aufwärtsbewegung bis zu 6100 Punkten in Frankfurt lediglich Schall und Rauch?"
Fed-Chef Ben Bernanke (Foto: AP) | |
Dax findet keinen Boden
"Der Markt ist auf der Suche nach einem Boden und findet ihn nicht", klagt er. Zwar seien die Abschläge nach den enttäuschende Vorgaben aus Asien und den USA zu erwarten gewesen. "Erschreckend" sei aber, dass die 200-Tage-Linie bei 5463 Punkten durchbrochen wurde, und das bedeute, dass der vorherrschende Aufwärtstrend gebrochen ist, fügte er hinzu.
In den USA hatten vor allem die Aussagen des früheren US-Notenbankchefs Alan Greenspan die Stimmung verdorben. Die hohen Rohstoffpreise könnten zu einer Belastung für die US-Wirtschaft werden, warnte Greenspan am Mittwochabend. Die Differenz zwischen Ölbedarf und -angebot sei so gering, dass kleinste Sabotage-Akte den Ölpreis nach oben trieben.
Ausländer machen Kasse
Bereits Anfang der Wochen hatten die Äußerungen von Fed-Chef Ben Bernanke über die zunehmende Inflationsgefahr für Nervosität an den Märkten gesorgt. Investoren fürchten, dass die Fed die Zinsen entgegen den bisherigen Erwartungen nun doch schon im Juni anheben könnte.
Als weiteren Grund führt Pillep auch "Gewinnmitnahmen auf breiter Front" an. Anleger, vor allem ausländische Investoren, die vor zwei oder drei Jahren im Dax eingestiegen sind, machten jetzt Kasse.
Zinsthema reicht als Grund nicht aus
Aktienhändler Norbert Pütz wertet die hohen Abschläge indes als Gegenbewegung auf die starken Kursgewinne in den vergangenen Monaten: "Es war einfach zu viel Optimismus im Markt - und zwar weltweit", vermutet der Experte von der Postbank.
"Das Zinsthema spielt natürlich eine Rolle", räumt Pütz ein. Dass die EZB die Zinsen am Donnerstag anheben werde, gelte unter Experten als ausgemacht und dürfte sich deshalb nicht so stark auswirken. "Die Zinskomponente ist immer wichtig, aber im Moment nicht ausschlaggebend." Auch Bernanke könne nicht schon wieder als Begründung herangezogen werden. Schließlich dauere die Zinserhöhungsphase in den USA schon länger an. Und eine Zinsanhebung im Juni war auch vorher nicht völlig auszuschließen, gibt Pütz zu Bedenken.
5200 Punkte möglich
Angesichts der extrem hohen Volatilität am Markt kann es seiner Ansicht nach im Dax jedoch auch "genauso zügig wieder nach oben gehen". 5800 Punkte könnten schnell wieder drin sein. Das sieht Pillep indes anders: Wenn sich der Leitindex bis zum großen Verfallstag nicht spürbar erhole, könne der Dax durchaus auf 5300 oder sogar 5200 Punkte einbrechen, warnte er.
(N24.de, Netzeitung)
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