03.12.2003
EM.TV für Spekulative
BLUeBULL today
Die Aktie von EM.TV (ISIN
DE0005684807/ WKN
568480) ist für spekulativ orientierte Anleger wieder ein interessantes Investment geworden, so die Experten von "BLUeBULL today".
Es scheine derzeit zwei Alternativen zu geben: Insolvenz oder ein entschuldetes Unternehmen. Und es spreche viel dafür, dass letzteres eintrete. Der Deal, der dazu führen sollte, bringe Vorteile für die Wandelanleihehalter, die Aktionäre und sei von jemandem eingefädelt worden, dem viel an der Werthaltigkeit der Aktie von EM.TV liege: von Grossaktionär Werner Klatten, der 2001 von Haffa das Ruder übernommen habe.
Um die (nicht mögliche) Bedienung der im Jahr 2005 mit 469 Mio. Euro fällig werdenden Anleihe abzuwenden, habe EM.TV folgenden Deal vorgeschlagen. Die Bondholder würden kein Geld erhalten, aber im Gegenzug einen Anspruch auf die 45%-Beteiligung von EM.TV an der Tele München Gruppe (Jahresumsatz ca. 200 Mio. Euro). Nur wenn die Beteiligung bei einem Verkauf mehr als 150 Mio. Euro einbringe (was eher unwahrscheinlich sei), würden die EM.TV-Aktionäre noch Geld aus dieser Transaktion sehen. Außerdem bedeute der komplexe Deal vereinfacht gesagt, dass die derzeitigen Bondhalter von dem Rest, was von EM.TV übrig geblieben sei, im Gegenzug für ihren Verzicht auf die 469 Mio. Forderung außerdem erneut eine 50 Mio. Euro-Wandelanleihe und eine 20 Mio. Euro Cash-Komponente bekommen würden. Oben drauf würden die Bondholder 60% an der Holding erhalten, in die die Reste der jetzigen EM.TV hineinverschmolzen werden sollten. Auf den ersten Blick (vor allem für Aktionäre) erschreckend - was auch der Kursverlauf der letzten Tage zeige.
Auf den zweiten Blick sei dieser Deal jedoch hochinteressant. Die neue EM.TV könnte selbst nach Abzug der Tele München-Beteiligung, die mit rund 280 Mio. Euro als Finanzanlage in der Bilanz stehe, auf eine gesunde Eigenkapitalquote von 40 bis 50% kommen, so ein Unternehmenssprecher gegenüber "BLUeBULL today". Dies werde nicht zuletzt dadurch erreicht, da mit der Tele München auch ein Grossteil der Bankverbindlichkeiten ausgegliedert werde.
Von den jetzt erlösten Umsätzen in Höhe von rund 250 Mio. Euro würden durch die Tele München-Ausgliederung rund 90 Mio. Euro wegfallen. Es blieben grob geschätzt 150 Mio. Euro Jahresumsatz. Gleichzeitig sei EM.TV langsam aber sicher im Begriff, profitabel zu werden, im dritten Quartal sei bereits das EBITDA positiv gewesen.
Derzeit sei die alte EM.TV AG an der Börse bei einem Kurs von 0,92 Euro mit 144 Mio. Euro bewertet. Eine Relation dieser Bewertung hinsichtlich der Bilanzwerte und des oben erwähnten Umsatz- und Ertragspotenzials sei hierbei natürlich nur möglich, wenn man sich vor Augen halte, dass man mit den derzeitigen EM.TV-Aktien de facto nach Durchführung dieses Deals zunächst wohl weniger als 40% der Eigentumsrechte an der AG besitzen würde.
Alles in allem sei die Aktie nicht nur wegen der hohen Volatilität der letzten Tage ein hochriskantes Investment. Es würde nicht überraschen, wenn die EM.TV-Aktien zunächst noch weiter fallen würden. Die unterm Strich noch nicht schreiend billige Bewertung und die allgemeine Unsicherheit, die über der Aktie schwebe, würden darauf hindeuten.
Dennoch sollte man nicht vergessen: EM.TV stehe kurz davor, sich - wohl entgültig - zu sanieren. Eine vom Unternehmen anvisierte Eigenkapitalquote von 40-50% der neuen AG (im Konzern war es zuletzt nur noch ein Prozent) und die sich abzeichnende Erholung im operativen Geschäft würden dem Papier endlich wieder mittel- langfristiges Potenzial geben.
Mutige Investoren könnten sich, sind sie sich dem Restrisiko einer Insolvenz der EM.TV AG bewusst, langsam etwas Spielgeld zurechtlegen und bei einer weiteren Schwäche der Aktie schrittweise eine spekulative Position aufbauen, raten die Experten von "BLUeBULL today".