TotalEnergies: 6-Milliarden-Deal für Gaspower
Montag, 17.11.2025 16:00 von ARIVA.DE Redaktion
Das Logo von Total an einer Tankstelle. - © Cineberg / iStock Editorial / Getty Images Plus / Getty Images
In einem der bedeutendsten europäischen Energie-Deals dieses Jahres stärkt TotalEnergies seine Position im Strommarkt massiv: Der französische Energiekonzern gab am Montag bekannt, 50 Prozent der flexiblen Stromerzeugungsplattform des tschechischen Versorgers EPH in Westeuropa zu übernehmen. Die rein aktienbasierte Transaktion bewertet das Paket mit 5,1 Milliarden Euro (5,92 Milliarden US-Dollar) und führt dazu, dass TotalEnergies seine Netto-Gaskraftwerkskapazität auf einen Schlag mehr als verdoppelt.
Strategischer Schub für das Stromgeschäft
Für TotalEnergies ist dieser Schritt ein weiterer Baustein in der ambitionierten Expansion zum führenden integrierten Stromanbieter in Europa. Das Unternehmen setzt auf eine Doppelstrategie: Ausbau erneuerbarer Erzeugungskapazitäten einerseits, und andererseits Investitionen in flexible, gasbasierte Reserveleistung, die einspringt, wenn Wind- und Solaranlagen schwächeln. Diese Flexibilität wird immer wertvoller, insbesondere angesichts des rasant steigenden Strombedarfs von Rechenzentren, KI-Anwendungen und Industrie.
Der Deal bringt dem französischen Konzern ein Joint Venture mit EPH im Verhältnis 50:50 ein. Das Portfolio umfasst mehr als 14 Gigawatt an Gas- und Biomassekraftwerken sowie Batteriespeichern in Italien, Großbritannien, Irland, den Niederlanden und Frankreich. Die erzeugte Energie wird von beiden Partnern im sogenannten Tolling-Modell separat vermarktet.
EPH wird Großaktionär – strategische Neuaufstellung bei TotalEnergies
Mit dem Deal erhält EPH, mehrheitlich im Besitz des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky, neu ausgegebene Aktien von TotalEnergies im Wert von 5,1 Milliarden Euro. Damit wächst Kretinskys Anteil auf rund 4,1 Prozent – genug, um EPH zu einem der größten Einzelinvestoren im Pariser Energiekonzern zu machen.
Kretinsky, der sich in Europa bereits mit Beteiligungen an Royal Mail oder dem französischen Einzelhändler Casino einen Namen gemacht hat, betonte, die Beteiligung an TotalEnergies passe zur Strategie, die geografische Präsenz außerhalb des bisherigen Kerngeschäfts in der EU und im Vereinigten Königreich breiter aufzustellen.
Frühere Cashflows, gesenkter Capex-Rahmen
Das Joint Venture soll ab 2027 — ein Jahr früher als bislang erwartet — jährlich rund 15 Terawattstunden zusätzliche Nettostromproduktion liefern. Diese Kapazitäten stärken den Geschäftsbereich Integrated Power und ermöglichen nach Unternehmensangaben einen Mehrwert von etwa 2 Millionen Tonnen LNG pro Jahr.
TotalEnergies betont zudem, dass die Transaktion den Cashflow je Aktie sofort erhöhen werde. Gleichzeitig wird die Investitionsprognose (Capex) für die Jahre 2026 bis 2030 um 1 Milliarde US-Dollar auf 14 bis 16 Milliarden US-Dollar jährlich gesenkt. Das Produktionsziel von 100 bis 120 Terawattstunden Strom bis 2030 bleibt unverändert.
Regulatorische Hürden stehen noch aus
Der Abschluss der Übernahme wird bis Mitte 2026 erwartet. Wie bei großen Energie-Deals üblich, sind die Kartell- und Energieregulierungsbehörden auf europäischer und nationaler Ebene noch am Zug. Dennoch sehen Branchenbeobachter gute Chancen, dass der Deal ohne schwere Auflagen durchgeht, da beide Unternehmen klare Rollen im JV einnehmen und der europäische Markt weiterhin stark fragmentiert ist.
Autor: Ariva-Redaktion/pg