Für das zweite Quartal meldete Novo Nordisk bei konstanten Wechselkursen ein Umsatzwachstum von 18 Prozent sowie einen Gewinnanstieg von 40 Prozent. Dennoch hat das Management die Prognosen für das Gesamtjahr 2025 deutlich gesenkt: Statt einem Umsatzplus von bislang rund 17 Prozent stellt der Konzern nun nur noch ein Wachstum zwischen 8 und 14 Prozent in Aussicht. Beim operativen Ergebnis rechnet das Unternehmen jetzt nur noch mit einem Anstieg von 10 bis 16 Prozent, ebenfalls unterhalb der bisherigen Annahmen.
Bilanziell steht Novo Nordisk trotzdem robust da: Rund umgerechnet 10 Milliarden Euro an Nettofinanzschulden stehen einem erwarteten freien Cashflow von etwa 12 Milliarden Euro im Jahr 2026 gegenüber. Auch die Debatte um mögliche Zollbelastungen dürfte begrenzte Auswirkungen haben – da weite Teile der Wertschöpfungskette lokal in den USA erfolgen.
Die Analystengemeinde hat auf die veränderte Lage schnell reagiert: Das durchschnittliche Kursziel im Bloomberg-Konsens wurde von 600 auf 480 DKK reduziert. Das entspricht dennoch einem Kurspotenzial von 52 Prozent.
Auch JPMorgan selbst hat die eigenen Erwartungen für 2025 und 2026 gesenkt: Statt 14 Prozent Wachstum rechnet die US-Bank für das kommende Jahr nur noch mit 11 Prozent, für 2026 mit 9 Prozent. Hauptgrund ist die Annahme eines drastischen Preisrückgangs von bis zu 50 Prozent im US-Markt für Medicare-Erstattungen. Vor allem das Blockbuster-Medikament Ozempic steht unter Druck: Für die USA wird nun ein Umsatzrückgang von 21 Prozent erwartet.
Für das Jahr 2026 erwartet JPMorgan einen Konzernumsatz von 361 Milliarden DKK, einen operativen Gewinn von 155 Milliarden DKK und einen Gewinn je Aktie von 27,46 DKK. Daraus ergibt sich ein erwartetes KGV von 11,5 – deutlich unter dem langjährigen Durchschnitt von rund 24. Das Kursziel liegt bei 500 DKK (67 Euro).
5 Gründe die für ein Comeback sprechen
Ganz so schnell sollten Anleger die Flinte allerdings nicht ins Korn schmeißen. das Analysehaus Alphvalue hat ein paar gute Gründe gefunden, warum der Kurs von Novo Nordisk wieder anziehen könnte:
Wegovy bei Fettleber (MASH):
Eine mögliche Zulassung von Semaglutid zur Behandlung der weitverbreiteten Lebererkrankung MASH im dritten Quartal 2025 könnte den Wegovy-Umsatz um mehrere Milliarden Dollar (Dollarkurs) steigern.
Amycretin mit Rekord-Wirkung:
In einer frühen Studie erzielte der Wirkstoffkandidat Amycretin eine Gewichtsreduktion von 24,3 %. Gelingt der Nachweis in der Phase III, winkt bis 2029 ein Umsatzpotenzial von rund 10 Milliarden US-Dollar.
CagriSema als Angriff auf Zepbound:
Das Kombinationspräparat zeigt mit rund 23 % Gewichtsverlust eine deutlich höhere Wirksamkeit als Wegovy. Bei einem erfolgreichen Markteintritt bis 2027 könnte Novo verlorene Marktanteile zurückerobern.
Alzheimer-Studie mit Semaglutid:
Noch 2025 werden Ergebnisse einer Phase-III-Studie erwartet. Bei Erfolg könnte Novo in einen Milliardenmarkt vorstoßen, in dem es bisher nur zwei mäßig wirksame Medikamente gibt.
Regulatorische Impulse aus den USA:
Sollte die US-Regierung Medikamente zur Gewichtsreduktion künftig im Rahmen von Medicare und Medicaid erstatten, würde das den Zugang für Millionen Patienten erleichtern – und den Absatz stark ankurbeln.
Fazit: Die Erwartungen an Novo Nordisk und den Adipositasmarkt insgesamt sind in den vergangenen Quartalen einer Realitätsschärfung unterzogen worden. Der Aktienkurs hat seit Mitte 2024 massiv korrigiert. Ebenso wurde die Gewinnprognosen um durchschnittlich rund 15 Prozent für 2026 und 2027 nach unten revidiert. Laut dem Aktionärsbrief, war das ein geplanter Schachzug für den neuen Mann bei Novo Nordisk: "Wir vermuten, dass Novo Nordisk in diese Gewinnwarnung alles reingepackt hat, was möglich ist. Hintergrund ist, dem neuen CEO eine tragfähige Basis zu liefern, um nicht erneut zurückrudern zu müssen."
Die Bernecker-Experten gehen davon von, das der Markt derzeit ein Nullwachstumsszenario einpreist. Und genau hier könnte für langfristig orientierte Investoren die Chance liegen.
Autor: shb-Redaktion/mw
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