Wochenausblick Wallstreet

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Nassie:

Wochenausblick Wallstreet

 
09.02.03 19:53

Seit 4 Wochen stehen die Ampeln an der Wall Street wegen der geopolitischen Wirren im Irak und Nordkorea auf "Rot", die Terror-Alarmleuchte auf "Orange". Eigentlich waren die Wuartalsberichte und Konjunkturdaten der letzten Wochen gar nicht sooo schlecht, doch ein Ende des Tiefensrausches ist auch in der kommenden Woche nicht abzusehen.

Der Dow büßte in der letzten Woche 2,3 % ein, die Nasdaq 2,9 % und der S&P 500 satte 3 %. Öl-, Gas- und Goldpreise werden auch in der folgenden Woche im Zentrum des Interesses stehen.
Montag

Fed-Chairman Alan Greenspan richtet heute seinen halbjährlichen Bericht zur wirtschaftlichen Situation des Landes an den Senat.
Auch wenn die Earnigs season eigentlich vorüber ist, öffnen auch diese Woche noch wichtige Firmen ihre Bücher: Heute sind es Unternehmen wie der Hotelriese Marriott International (913070) (+0,54 EPS*), MetLife (934623) (+0,64 EPS) und der Internet-Flugticket-Anbieter Priceline.com (919819) (-0,02 EPS).

Dienstag

Die wichtigsten Konjunkturdaten der Woche werden heute gemeldet: die Einzelhandelsumsätze. Volkswirte erwarten einen Rückgang um 0,3 % nach einem Plus von 1,2 % im Dezember. PKWs herausgerechnet erwartet man einen Anstieg um 0,5 %. Doch Vorsicht! Rechnet man die höheren Öl- und Gaspreise heraus, bleibt nur noch ein mageres Plus von 0,1 % übrig.

Die entscheidenden Quartalszahlen kommen heute wom weltgrößten Chipausrüster Applied Materials (865177) (+0,02 EPS), dem Versicherer Aetna (901942) (+0,59 EPS), dem Landmaschinenhersteller Deere & Company (850866) (+0,15 EPS), Prudential Financial (764959) (+0,45 EPS) und Philips Electronics (922241).
Mittwoch

Heute herrscht Ruhe an der Konjunkturfront. Folgende Unternehmen könnten dennoch für Aufregung sorgen, wenn sie ihre Bücher öffnen: Glaxo SmithKline (940561) (+0,62 EPS), The Coca-Cola Company (850663) (0,40 EPS), Lifestyle-Brillenhersteller Oakley (EPS 0,03), Thomson Multimedia (928874) und The News Corporation Limited (+0,23 EPS)


Donnerstag

Dell Computer (875403) sorgte am vergangenen Freitag für lange Gesichter bei den Anlegern. Der zweitgrößte PC-Hersteller der Welt teilte mit, die Technologieausgaben der Unternehmen dürften auch in diesem Jahr schwach bleiben. Heute wird Dell Zahlen für das abgelaufene Quartal bekannt geben. Erwartet werden 0,23 Dollar je Aktie nach 0,17 Dollar EPS im Vorjahresquartal. Daneben werden sich Spielzeughersteller Hasbro (859888) (+0,38 EPS), InVision (902144), der Hersteller von Sprengstoffdedektoren (+2,16 EPS) und Gemischtwarenkonzern Unilever (860028) (+0,91 EPS) in die Bücher schauen lassen.
Freitag

Die Industireproduktion und Kapazitätsauslastung für Januar stehen am Freitag an. Die Volkswirte erwarten einen Anstieg um 0,2 % nach einem Minus von 0,2 % im Dezember. Die Kapazitätsauslastung sollte nach Analystenerwartung um 0,1 % auf 75,5 % angestiegen sein.
Die Universität Michigan wird kurz vor dem Wochenende seine vorläufigen Schätzungen zum Konsumentenvertrauen im Februar bekannt geben.
Mit der wichtigste Termin der Woche: Die UN-Waffeninspektoren Hans Blix und Mohamed El Baradei werden ihren Bericht dem Security Council vorlegen. Präsident Bush wird - egal wie der Bericht ausfällt - auf eine UN-Resolution gegen den Irak drängen, - mit und ohne Widerstand Frankreichs, Deutschlands und Russlands.

IMS Health (915257) (+0,28 EPS) und Sierra Pacific (+0,07 EPS*) werden zum Wochenende Zahlen vorlegen.


Nassie:

Anleger hoffen auf Ende der Hängepartie

 
09.02.03 20:26
Konsolidierung beim Euro und bei den Renten erwartet
von Michael Fabricius

Berlin -  Die Anleger sehen Orange. Noch immer ist der Markt derart übersensibel, dass die Nachricht von der Anhebung der Terror-Warnstufe in den USA auf „Orange“ am Freitag ausreichte, um die Anleger sofort zu verscheuchen. Die Angst war groß genug, den Dax auf den tiefsten Stand seit September 1996 fallen zu lassen. Und dass sie sich in dieser Woche wieder zurück aufs Parkett wagen, ist wenig wahrscheinlich. Zu schwer lastet die Unsicherheit auf den Märkten. Die Analysten von HSBC Trinkaus & Burkhardt rechnen sogar mit „weiteren Rückschlägen“. Sollte beim Dax die wichtige Unterstützung bei 2518 Zählern durchbrochen werden, drohe ein Fall unter 2400 Punkte. Die neue deutsch-französische Initiative, die eine Blauhelm-Invasion des Irak vorsieht, dürfte die Unsicherheit eher noch verstärken.


Doch die Anzeichen mehren sich, dass die Börsenampel bald von orange auf gelb und dann sogar auf grün schalten könnte. Sowohl bei Aktien, als auch bei Renten und Devisen deutet sich eine Konsolidierung an. Die Experten der Commerzbank betonen in ihrem Wochenausblick, dass Aktien derzeit schon „so überverkauft und unterbewertet“ seien, das schon „bei kleinsten Anzeichen einer Entspannung“ die Kurse deutlich anziehen sollten. Und die vergangene Woche hat gezeigt, dass die Börsianer es schon als „Entspannung“ werten, wenn die Uno einen klaren Kriegskurs einschlägt: Vor und während der Material-Präsentation von US-Außenminister Powell vor dem UN-Sicherheitsrat am Mittwoch zogen die Kurse kräftig an. Die Anleger freuten sich auf ein baldiges Ende der Hängepartie. „Die Reaktion der Aktienmärkte während der Rede von Powell hat einen ersten Eindruck gegeben, wie die Finanzmärkte reagieren könnten, wenn die USA mit einer Entwaffnung des Iraks Ernst machen“, analysiert die Deutsche Bank.


Spätestens am kommenden Freitag steht die Börse endgültig am Scheideweg. Der Chef der UN-Waffeninspektoren im Irak, Hans Blix, wird dem Sicherheitsrat einen Zwischenbericht vorlegen, der eine klare Vorlage für das weitere Vorgehen liefern könnte. Je mehr Argumente für einen Krieg genannt werden, umso höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Unsicherheit ein Ende hat. Gleichzeitig hoffen die Börsianer auf einen Anstieg beim Vertrauensindex der Universität Michigan, der ebenfalls am Freitag veröffentlicht wird.


Auch auf der Bonds-Seite deutet sich mittelfristig eine Trendwende an. Die WGZ-Bank warnt in ihrem Ausblick vor den hohen Belastungen für die öffentlichen Haushalte, die auch nach einem Krieg durch die erforderlichen Besatzungen anhalten sollte. „Das würde zu steigenden Renditen führen.“ In dieser Woche allerdings könnten Meldungen, die auf einen Krieg hindeuten, den Kapitalstrom in öffentliche Anleihen kurzfristig noch einmal verstärken, heißt es.


Und sogar die Euro-Rallye legt einen Zwischenstopp ein. „Die Marke von 1,10 Dollar stellt nicht nur eine wichtige psychologische Hürde dar, sondern auch das Hoch vom Oktober 1999 gibt hier einen charttechnischen Widerstand vor“, bemerken die Analysten von Helaba Trust. Vorerst solle die in der vergangenen Woche begonnene Konsolidierungsphase andauern.


Im Schatten der Irak-Krise erreicht die Berichtssaison in dieser Woche ihren Höhepunkt. Im Fokus steht erneut die Aktie des Finanzdienstleisters MLP. Einerseits erwarten Marktteilnehmer die Veröffentlichung vorläufiger Zahlen am Mittwoch. Das operative Ergebnis schätzen Experten im Schnitt auf 86,7 Mio. Euro. MLP hatte im Sommer seine Prognose auf 100 von 195 Mio. Euro selbst reduziert. Andererseits droht dem Titel der Rauswurf aus dem Dax. Am Dienstagabend entscheidet der Arbeitskreis Indizes der Deutschen Börse über die künftige Zusammensetzung des Dax, des auf 50 Werte verkleinerten MDax und des neuen TecDax.


Am Donnerstag veröffentlicht der Chemiekonzern Celanese Zahlen für 2002. Analysten erwarten einen leichten Anstieg beim operativen Ergebnis. Der Mischkonzern Thyssen-Krupp (Geschäftszahlen für das erste Quartal am Freitag) soll indes ein deutlich verbessertes Ergebnis vor Steuern erzielt haben. In den USA veröffentlichen neben anderen Coca Cola (Mittwoch) und Dell (Donnerstag) neue Zahlen.


Nassie:

Wie geht es weiter an den Märkten ?

 
09.02.03 22:09
Aktien

Obwohl der Markt sich weiter von seiner schwachen Seite zeigt, veränderte sich das sentix-Stimmungsbild nur marginal. Kurzfristig überwiegt die Skepsis, wobei die Institutionellen ihren Pessimismus zu Gunsten eines neutralen Votings reduziert haben (= Zunahme der kurzfristigen Unsicherheit). Die Privaten dagegen sind weitgehend unverändert bearish. Auf mittlere Sicht dagegen überwiegt der Optimismus. Bei den Privaten nur knapp, bei den Institutionellen umso deutlicher.

Die "Weigerung" der Institutionellen, ihren mittelfristigen Optimismus aufzugeben, dürfte weniger darin liegen, einen hohen Investitionsgrad zu rechtfertigen (selektive Wahrnehmung; siehe auch Sonderanalyse der Woche zu Investitionsgraden), sondern mehr in der Tatsache, dass der Markt nach konservativen Maßstäben einfach preiswert geworden ist. Implizite Risikoprämien von mehr als 5%, Dividendenrenditen, die beim doppelten des Geldmarktsatzes (Europa) liegen und Kurs-Buchwert-Verhältnisse von 1-1,5 (Europa) haben nichts mehr mit der Euphorie von 2000 gemein.

Dieses Abstimmungsverhalten hat seine Ursache aber auch in der augenblicklichen Lage: kurzfristig starren alle gebannt auf den Irak und die dortigen Entwicklungen, schweift der Blick weiter in die Zukunft (und sechs Monate sind nach Ansicht der sentix-Voter genug, um im "Nach-Irak-Prognosehorizont" zu liegen), wird die Welt positiver gesehen. Dies dürfte unmittelbar mit der Erwartung eines "per saldo" guten Ausgangs der Krise zusammenhängen.

Die weitere Kapitalmarktentwicklung hängt m.E. nach von zwei Faktoren ab:

(1) gibt es eine böse Überraschung im Irak-Konflikt und

(2) führt die "Vorkriegs-Unsicherheit" zu neuen Tiefs in den Indizes, die dann weitere, möglicherweise sogar panikartige Verkäufe nach sich ziehen.

Zu (1) Böse Überraschungen:

Was verstehe ich unter einer bösen Überraschung? Unter dem Blickwinkel der Behavioral Finance interessieren nur weithin unerwartete Ereignisse. Ein Kriegsausbruch, eine kurze und heftige Auseinandersetzung, brennende Ölfelder und selbst ein möglicherweise zwei bis dreimonatiger Krieg mit Zusammenbruch der irakischen Ölversorgung (aktuelle Förderung ca. 3% der weltweiten Tagesförderung) fallen nach meiner Beobachtung NICHT darunter.

Dies ist erwartet, zumindest im Rahmen "vernünftiger" Wahrscheinlichkeiten (siehe auch heutige animusX-Analyse). Eine Ausweitung des Konfliktes auf andere Staaten erscheint - mit Ausnahme vereinzelter Selbstmordattentate wie sie in Israel leider an der Tagesordnung sind - wenig wahrscheinlich: Saddam hat keine Unterstützung.

Bleiben aus meiner Sicht zwei Quellen des Unheils:

a) terroristische Anschläge in Europa und den USA, die den Krieg direkt vor unsere Haustür tragen und
b) der Einsatz von "schmutzigen" Bomben (biologische oder chemische Kampfstoffe) durch Saddam.

Zu a) ist zu sagen, dass dies sehr wohl passieren kann, obwohl die Geheimdienste weltweit alarmiert sind und die Aufmerksamkeit heute viel höher ist als noch vor dem 11. September. Anschläge mit hoher zerstörender Kraft erfordern eine gewisse Vorbereitung und es bleibt zu hoffen, dass die notwendigen "Aufbauarbeiten" der Terroristen genug Spuren legen, damit diese Anschläge verhindert werden können.

Zu Punkt b) stellt sich mir die Frage, wann Saddam diese Waffen einsetzen würde. Zu Beginn des Konfliktes? Dann wäre er als Lügner entlarvt und die Amerikaner hätten alle Rechtfertigung hart und unerbittlich gegen Saddam vorzugehen. Alternativ könnte Saddam zu dieser Maßnahme greifen, wenn er mit dem Rücken zur Wand stünde und in einem letzten Akt die Welt und sich in den Abgrund reißen könnte.

Die Geschichte lehrt leider, dass Despoten - insbesondere diejenigen, die sich einem höheren Auftrag verpflichtet fühlen - zu solchen Schritten fähig sind. Dies würde aber bedeuten, dass die US-Streitkräfte schon nahe an Saddam herangerückt sind. Kann Saddam dann überhaupt noch solche Waffen kontrollieren und besitzt er dann noch die Befehlsgewalt?

Es sollte nämlich nicht übersehen werden, dass im erweiterten Führungskreis von Saddams Regime sehr wahrscheinlich einige Mitglieder seines Stabes für die Zeit nach Saddam planen. Diejenigen, die solche Waffen einsetzen, haben garantiert KEINE Zukunft.

Unter Würdigung der Ängste und Befürchtungen, die der Irakkonflikt berechtigterweise verursacht, sollte aber auch bedacht werden, dass es positive Überraschungen in diesem Konflikt geben kann. Und die sind m.E. nach nicht unwahrscheinlicher, wie die bösen:

(1) Saddam geht ins Exil und
(2) der Krieg wird geführt, aber der anschließende Wiederaufbau wird über irakisches Öl finanziert, was zu deutlich sinkenden Ölpreisen führt.

Ok, Punkt (1) ist wenig wahrscheinlich. Es passt weder zu einem "Gotteskrieger" noch zu einem Despoten vom Schlage eines Saddam. Aber vielleicht ist er ja doch feige oder ihm entgleitet seine Macht im Zuge des nahenden Ende seines Regimes. Aber da er im Exil keine Perspektive auf die Verwirklichung seines großen Ziels - der Vernichtung Israels - hat, ist wohl eher damit zu rechnen, dass er gewaltsam vom Präsidentenstuhl entfernt werden muss.

(2) ist dagegen meiner Meinung nach eine realistische Perspektive. Selbst wenn die irakischen Ölfelder weitgehend zerstört werden. Denn erstens können diese Ölfelder in überschaubarer Zeit wieder aufgebaut werden (siehe Kuwait im letzten Golfkrieg) und zweitens könnte das irakische Öl auf Termin verkauft werden. Diese würde zwar dem Spotpreis nicht helfen, aber die Terminkurse würden stark fallen und die inverse Zeitprämie dürfte ein Entlastungssignal in die Wirtschaft senden, welches die negativen Folgen hoher Spotpreise kompensiert. Zudem besteht ja auch die Option, kurzfristige Lieferengpässe durch die Freigabe strategischer Ölreserven zu überbrücken.

Zu (2) Panikreaktionen auf neue Index-Lows:

Das aktuelle Abwärtsmomentum des Marktes lässt es nicht unwahrscheinlich erscheinen, dass die Indizes auf neue Tiefstände abrutschen. Dies würde zweifellos die Anleger weiter verunsichern. Die mittelfristige Perspektive wäre in Frage zu stellen.



Besonders "betroffen" sind in diesem Fall die Institutionellen, die sich ja vorgenommen haben (und zum Teil bereits umgesetzt haben), sich VOR Lösung der Krise zu positionieren. Eine Verkaufswelle derjenigen, die bereits "über der Benchmark" investiert sind, ist in diesem Fall wahrscheinlich.

Dies betrifft ca. 8% der im sentix befragten Institutionellen. Umgekehrt, wenn die Lows halten, sind fast 80% der Institutionellen unterinvestiert - fast 10% geben an, aktuell Short zu sein (siehe auch Sonderanalyse der Woche).

Bei den Privaten verhält es sich prinzipiell genauso, nur mit dem Unterschied, dass die aktuellen Investitionsgrade tiefer liegen als im Oktober 2002. Das Potential für eine Verkaufswelle ist damit geringer als im Oktober 2002 und wesentlich niedriger als im Mai letzten Jahres!

Fazit:

Der intakte kurzfristige Abwärtstrend und das ungebrochenen Momentum können zu neuen Verlaufstiefs in den Indizes führen. Eine Nachhaltigkeit kann aber aus dem Sentimentdaten nicht gewonnen werden. Zu tief sind die Investitionsgrade, zu hoch werden die Gefahren bewertet.

Das Überraschungsmoment liegt unverändert auf der Upside, auch wenn der Markt weiter versucht, auch den letzten Optimisten aus seiner Position zu drängen.

Zum Wesen des Tradings gehört es, Stopps konsequent umzusetzen, so dass auch der strategische Investor nicht umhin kommt, sich bei neuen Lows ausstoppen zu lassen. Aber nur, um flexibel genug zu sein, bei einem "False break" sofort wieder nach oben dabei zu sein. Denn auch diese Krise findet ein Ende.

Renten

Der Rentenkommentar kann spärlich ausfallen: die Renten werden auch weiterhin spiegelbildlich zu den Aktien tendieren. Erste technische Ermüdungserscheinungen lassen hier keine Motivation für Longs mehr entstehen.

EUR-USD

Bleibt in der Konsolidierung.
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