TYCO-SKANDALMANAGER KOZLOWSKI
Der 135-Millionen-Schnorrer
Der Ex-Chef des Mischkonzerns Tyco, Dennis Kozlowski, soll in bisher ungeahntem Maße Geld aus der Firmenkasse bekommen haben, um privat dem Luxus-Leben zu frönen. Für viele Millionen Dollar kaufte er offenbar Häuser, Gemälde - und nicht unbedingt geschmackvolle Accessoires für sein Badezimmer.
AP
Ex-Chef Kozlowski vor einem Gerichtstermin: Die schönsten Kredite sind die, die man nie zurückzahlen muss
New York - Verglichen mit den Yachten, der Villa und den Wocheendhäusern, dem Renoir und den Partys war Dennis Kozlowskis Duschvorhang ein Schnäppchen. Trotzdem könnte es eben dieser Vorhang sein, über den in New Yorker Geschäftskreisen noch getratscht wird, wenn alles andere fast vergessen ist. Denn "billig" nach Kozlowski'schen Maßstäben ist selbst für Top-Verdiener synonym mit "exorbitant teuer". 6000 Dollar hat der Ex-Manager für den burgunderrot-goldenen Vorhang mit dem Blumenmuster ausgegeben. Genauer gesagt: Bezahlt hat allem Anschein nach nicht er, sondern seine frühere Firma, Tyco International.
Seit Kozlowski Anfang Juni, der Steuerhinterziehung angeklagt, seinen Job als Vorstandschef aufgeben musste, kommen häppchenweise Details über seinen extravaganten Lebensstil ans Licht. Bei allen Berichten scheint ein Grundmotiv durch: Kozlowski hat offenbar vielfach Privates und Geschäftliches vermengt - stets zum eigenen materiellen Vorteil.
AP
Kozlowskis Wochenendhaus an der Küste von New Hampshire: Kozlowski nutzte offenbar Firmengelder in Höhe von 875.000 Dollar, um das Haus zu kaufen, soll die Summe aber zurückgezahlt haben
Schon seit Wochen etwa gilt als erwiesen, dass Kozlowski die 19 Millionen Dollar für seine Grundstück in der Reichensiedlung Boca Raton, Florida, durch einen zinslosen Kredit finanzierte, dem ihm sein eigenes Unternehmen gewährte. Nicht allgemein bekannt war freilich, dass Tyco den Kredit später offenbar komplett stundete, wie nun das "Wall Street Journal" berichtet. Scheinbar kein Einzelfall, auch andere Firmen-Kredite in ähnlichen Größenordnungen sollen erlassen worden sein. Die meisten dieser Darlehen seien nie vom Aufsichtsrat genehmigt worden, so das "Journal" weiter.
Einer umfangreichen Dokumentation der Zeitung zufolge ist nun erstmals bekannt, wie viel Kozlowski insgesamt aus der Firmenkasse entnommen haben soll, um private Bedürfnisse zu befriedigen. Es gehe um 135 Millionen Dollar, schreibt das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Unternehmenskreise. Kozlowskis Anwalt, der in dem Bericht zitiert wird, gab zu der Zahl keine Stellungnahme ab. Der Ex-Manager wiederum ließ durch Freunde betonen, Tyco schulde ihm zig Millionen Dollar, nicht umgekehrt. Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass Kreise, die dem neuen Tyco-Management nahe stehen, die 135-Millionen-Meldung lanciert haben und die Summe übertreiben, um von eigenem Missmanagement abzulenken.
IN SPIEGEL ONLINE
· Dennis Kozlowski: Der Steuer-Geizhals (19.06.2002)
· Konzernherren: Sturz des Unersättlichen [€] (05.06.2002)
· Rücktritt des CEOs: US-Konzern Tyco von Enronitis infiziert [€] (03.06.2002)
Die Fülle der Indizien aber, die gegen Kozlowski sprechen, ist erdrückend: So hat Tyco, nicht Kozlowski, das 18-Millionen-Dollar-Apartment an der New Yorker Fifth Avenue bezahlt, in dem der Manager residierte. Offiziell galt der 13-Zimmer-Komplex als Firmenniederlassung. Auch die 1,7 Millionen Dollar, die 1996 auf Initiative des Unternehmenschefs an die Schule seiner Tochter gespendet wurden, wo dann der "Kozlowski Athletic Complex" gebaut wurde, stammten aus der Firmenkasse. Auch Tyco bestreitet nicht, dass Kozlowskis Koch, sein Fitness-Lehrer und sein Arzt auf der Gehaltsliste des Konzerns standen. Für eine Geburtstagsparty für Kozlowskis Frau, 2001 auf Sardinien gefeiert, schoss Tyco über eine Million Dollar hinzu. Offizielle Begründung: Eine Tochterfirma habe zur selben Zeit am selben Ort getagt, deswegen hätten Tyco-Vertreter aus Amerika anreisen müssen.
Dabei wäre Kozlowski ohne die wohltätigen Spenden seiner Firma nicht zur Armut verurteilt gewesen - er war einer der höchstbezahlten CEOs der USA. Allein durch Ausübung von Aktienoptionen soll er in den vergangenen drei Jahren 240 Millionen Dollar eingestrichen haben, zusätzlich zu 98 Millionen in bar, Aktien oder anderen "regulären" Auszahlungen. Wie kaum ein anderer, urteilt die "New York Times", steht der heute 55-Jährige für eine Epoche, in der bei Managergehältern alles möglich war.
Fast von selbst versteht sich übrigens, dass das Millionen teure "Team Tyco", das etwa bei der Volvo Ocean Race antritt, vom Konzern bezahlt wurde, nicht vom passionierten Segler Kozlowski. Eine Ausnahme von der Schnorrer-Regel scheint die "Endeavour" zu sein, die 130 Fuß lange, weltbekannte Edelyacht aus den dreißiger Jahren. Kozlowski hat sie tatsächlich aus Privatmitteln bezahlt. Trotzdem vermuten Ermittler auch hier Unregelmäßigkeiten. Offenbar wurde die "Endeavour" auf Tyco-Kosten gewartet.
Der 135-Millionen-Schnorrer
Der Ex-Chef des Mischkonzerns Tyco, Dennis Kozlowski, soll in bisher ungeahntem Maße Geld aus der Firmenkasse bekommen haben, um privat dem Luxus-Leben zu frönen. Für viele Millionen Dollar kaufte er offenbar Häuser, Gemälde - und nicht unbedingt geschmackvolle Accessoires für sein Badezimmer.
AP
Ex-Chef Kozlowski vor einem Gerichtstermin: Die schönsten Kredite sind die, die man nie zurückzahlen muss
New York - Verglichen mit den Yachten, der Villa und den Wocheendhäusern, dem Renoir und den Partys war Dennis Kozlowskis Duschvorhang ein Schnäppchen. Trotzdem könnte es eben dieser Vorhang sein, über den in New Yorker Geschäftskreisen noch getratscht wird, wenn alles andere fast vergessen ist. Denn "billig" nach Kozlowski'schen Maßstäben ist selbst für Top-Verdiener synonym mit "exorbitant teuer". 6000 Dollar hat der Ex-Manager für den burgunderrot-goldenen Vorhang mit dem Blumenmuster ausgegeben. Genauer gesagt: Bezahlt hat allem Anschein nach nicht er, sondern seine frühere Firma, Tyco International.
Seit Kozlowski Anfang Juni, der Steuerhinterziehung angeklagt, seinen Job als Vorstandschef aufgeben musste, kommen häppchenweise Details über seinen extravaganten Lebensstil ans Licht. Bei allen Berichten scheint ein Grundmotiv durch: Kozlowski hat offenbar vielfach Privates und Geschäftliches vermengt - stets zum eigenen materiellen Vorteil.
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Kozlowskis Wochenendhaus an der Küste von New Hampshire: Kozlowski nutzte offenbar Firmengelder in Höhe von 875.000 Dollar, um das Haus zu kaufen, soll die Summe aber zurückgezahlt haben
Schon seit Wochen etwa gilt als erwiesen, dass Kozlowski die 19 Millionen Dollar für seine Grundstück in der Reichensiedlung Boca Raton, Florida, durch einen zinslosen Kredit finanzierte, dem ihm sein eigenes Unternehmen gewährte. Nicht allgemein bekannt war freilich, dass Tyco den Kredit später offenbar komplett stundete, wie nun das "Wall Street Journal" berichtet. Scheinbar kein Einzelfall, auch andere Firmen-Kredite in ähnlichen Größenordnungen sollen erlassen worden sein. Die meisten dieser Darlehen seien nie vom Aufsichtsrat genehmigt worden, so das "Journal" weiter.
Einer umfangreichen Dokumentation der Zeitung zufolge ist nun erstmals bekannt, wie viel Kozlowski insgesamt aus der Firmenkasse entnommen haben soll, um private Bedürfnisse zu befriedigen. Es gehe um 135 Millionen Dollar, schreibt das Blatt unter Berufung auf nicht genannte Unternehmenskreise. Kozlowskis Anwalt, der in dem Bericht zitiert wird, gab zu der Zahl keine Stellungnahme ab. Der Ex-Manager wiederum ließ durch Freunde betonen, Tyco schulde ihm zig Millionen Dollar, nicht umgekehrt. Nicht ganz ausgeschlossen ist, dass Kreise, die dem neuen Tyco-Management nahe stehen, die 135-Millionen-Meldung lanciert haben und die Summe übertreiben, um von eigenem Missmanagement abzulenken.
IN SPIEGEL ONLINE
· Dennis Kozlowski: Der Steuer-Geizhals (19.06.2002)
· Konzernherren: Sturz des Unersättlichen [€] (05.06.2002)
· Rücktritt des CEOs: US-Konzern Tyco von Enronitis infiziert [€] (03.06.2002)
Die Fülle der Indizien aber, die gegen Kozlowski sprechen, ist erdrückend: So hat Tyco, nicht Kozlowski, das 18-Millionen-Dollar-Apartment an der New Yorker Fifth Avenue bezahlt, in dem der Manager residierte. Offiziell galt der 13-Zimmer-Komplex als Firmenniederlassung. Auch die 1,7 Millionen Dollar, die 1996 auf Initiative des Unternehmenschefs an die Schule seiner Tochter gespendet wurden, wo dann der "Kozlowski Athletic Complex" gebaut wurde, stammten aus der Firmenkasse. Auch Tyco bestreitet nicht, dass Kozlowskis Koch, sein Fitness-Lehrer und sein Arzt auf der Gehaltsliste des Konzerns standen. Für eine Geburtstagsparty für Kozlowskis Frau, 2001 auf Sardinien gefeiert, schoss Tyco über eine Million Dollar hinzu. Offizielle Begründung: Eine Tochterfirma habe zur selben Zeit am selben Ort getagt, deswegen hätten Tyco-Vertreter aus Amerika anreisen müssen.
Dabei wäre Kozlowski ohne die wohltätigen Spenden seiner Firma nicht zur Armut verurteilt gewesen - er war einer der höchstbezahlten CEOs der USA. Allein durch Ausübung von Aktienoptionen soll er in den vergangenen drei Jahren 240 Millionen Dollar eingestrichen haben, zusätzlich zu 98 Millionen in bar, Aktien oder anderen "regulären" Auszahlungen. Wie kaum ein anderer, urteilt die "New York Times", steht der heute 55-Jährige für eine Epoche, in der bei Managergehältern alles möglich war.
Fast von selbst versteht sich übrigens, dass das Millionen teure "Team Tyco", das etwa bei der Volvo Ocean Race antritt, vom Konzern bezahlt wurde, nicht vom passionierten Segler Kozlowski. Eine Ausnahme von der Schnorrer-Regel scheint die "Endeavour" zu sein, die 130 Fuß lange, weltbekannte Edelyacht aus den dreißiger Jahren. Kozlowski hat sie tatsächlich aus Privatmitteln bezahlt. Trotzdem vermuten Ermittler auch hier Unregelmäßigkeiten. Offenbar wurde die "Endeavour" auf Tyco-Kosten gewartet.