Analysten waren lange Zeit voll des Lobs über den Weltmarktführer SAF Holland. Was Sie übersahen, warum das Aus droht und wer schuldig ist.
Erinnern Sie sich noch an Edscha? Der Hersteller von Cabriodächern und Scharnieren/Pedalsystemen galt lange als Börsenstar und wurde schließlich mit Aufschlag von Finanzinvestoren übernommen. Anfang Februar meldete das Unternehmen Insolvenz an. Der bayrische IG Metall-Bezirksleiter Werner Neugebauer gibt dem Private Equity-Investor die Schuld und übt zurecht harte Kritik: „Carlyle hat Edscha ausgesaugt bis zur Blutleere.“ Neugebauer hat Recht.
Das Schema ist immer das Gleiche: Die Heuschrecken kaufen das Unternehmen mit wenig Eigen- und viel Fremdkapital auf. Die Kosten im Zusammenhang mit der Übernahme sowie Zins- und Tilgung wird dem Übernahmeopfer selbst aufgebürdet. Das schwächt die Eigenkapitalbasis, die Schulden steigen stark an.
Zusätzlich schütten die Private Equity-Investoren dann noch eine hohe Dividende an die Aktionäre, also letztlich an sich selbst aus (wie beispielsweise bei ProSieben geschehen), was das Eigenkapital weiter reduziert. Noch eleganter: Die Heuschrecken verkaufen das Unternehmen anschließend via Börsengang wieder an Privatinvestoren. Genau das ist bei SAF Holland im Juli 2007 geschehen. Das ist gerade mal 18 Monate her. Rund 100 Millionen Euro nahm das Unternehmen an Emissionserlösen ein.
Übernahme als Verhängnis
Doch anstatt die eigene Bilanz zu sanieren, wurde das Geld sofort für eine weitere Übernahme verpulvert. Die Georg Fischer Verkehrstechnik GmbH (u.a. Sattelkupplungen) wurde aufgekauft. Das wurde gegenüber dem Markt als gelungene Ergänzung des Produktportfolios und eine Verbesserung der Marktstellung gefeiert. Leider stieg damit auch der Schuldenstand weiter an. Im Februar 2008 wurde eine Kreditvereinbarung über 325 Millionen Euro für fünf Jahre abgeschlossen und dabei halbjährliche Tilgungs- und Zinszahlungen vereinbart.
Was folgte war der beispiellose Einbruch in der Automobilindustrie. Den Nutzfahrzeugbereich (LKWs) trifft es dabei derzeit noch härter als die Autoindustrie. Die Aufträge von Großkunden wie MAN brechen weg, es fehlt der Cash-Flow aus dem die Zinsen und die Tilgungsraten bezahlt werden sollen. Werden aber die Kreditvereinbarungen nicht eingehalten, hat das Bankenkonsortium um HVB und Dresdner Bank ein Sonderkündigungsrecht. Wird keine Einigung erzielt, droht die Insolvenz. Die Verhandlungen laufen aktuell.
Nimmt man Erfahrungen aus der Vergangenheit (z.B. 10tacle), verheißt es nichts Gutes, dass die Aktie in den letzten Tagen fast 50 Prozent an Wert verloren hat - scheinbar ohne Grund. Vielleicht wissen hier informierte Kreise bereits wieder mehr.
http://www.ariva.de/SAF_Holland_Was_tun_c2902078
In der Vielfalt der Möglichkeiten und Antworten liegt der Schlüssel und die Weisheit der Massen.
Warten zu müssen ist eine freundliche Einladung zu einer kleinen Meditation.