Von Sabine Rössing, Hamburg
Kaffee soll empfindlich teurer werden. Deutschlands größte Kaffeeröster haben eine kräftige Erhöhung der Abgabepreise angekündigt.
Vermutlich schon Ende des Monats, schätzen die Kaffeemanager, werden die Verbraucher die Anhebung zu spüren bekommen. "Wir gehen davon aus, dass der Handel die Preiserhöhungen in der zweiten Januarhälfte umsetzt", sagt Winfried Tigges, Geschäftsführer des Deutschen Kaffeeverbands.
Marktführer Kraft Foods hatte bereits im Dezember das Signal gegeben. Der Hersteller der Marke Jacobs Krönung will fortan 70 Cent mehr für die 500- Gramm-Packung verlangen. Eine Anhebung von durchschnittlich 70 Cent sei unumgänglich, teilte kurz darauf auch Tchibo mit. "Die Gespräche mit dem Handel laufen", bestätigt auch der bei Melitta für das Kaffeegeschäft zuständige Hermann Arnold. Ebenso will das Münchner Traditionshaus Dallmayr (Dallmayr Prodomo) in gleicher Höhe mitziehen.
Kaffeekonsum ist rückläufig
Eine ähnlich saftige Preiserhöhung habe es in der Branche selten gegeben, staunen Experten. Und melden Zweifel an, ob der geplante Aufschlag durchsetzbar sei. Der Kaffeekonsum in Deutschland ist schließlich seit Jahren rückläufig. Der Wettbewerb im deutschen Lebensmitteleinzelhandel ist hart und wird vorwiegend über den Preis ausgetragen. Discounter machen zusätzlich Druck. Branchenprimus Aldi ist inzwischen viertgrößter Kaffeeanbieter des Landes.
"Die Kaffeepreise sind seit dem Sommer 2002 im freien Fall", klagt Tigges. An einen Durchschnittspreis von 2,82 Euro pro Pfund durften sich die Verbraucher im vergangenen Jahr gewöhnen. Vom tiefsten Niveau seit 50 Jahren spricht der Verband. "Kaum jemand in der Branche verdient mit Kaffee im Augenblick Geld", sind sich die Röster einig. Die Erhöhung sei überfällig, sagt Johannes Dengler, Vertriebsleiter bei Dallmayr in München.
Verschärft wird die Situation aus Sicht der Röster durch die dramatisch steigenden Preise für Rohkaffee. Die Kaffeebohnen der begehrten Sorte Arabica dürften nach Prognose der Kaffeeimporteure 2005 so teuer werden wie schon seit sechs Jahren nicht mehr. Im Durchschnitt ist der Preis für Rohkaffee im vergangenen Jahr bereits um 35 Prozent gestiegen. Importeure wie das zur Hamburger Neumann Gruppe gehörende Kaffeehandelshaus Rothfos halten eine Verteuerung um noch einmal 15 Prozent im laufenden Jahr für durchaus möglich.
Branche hat selber Schuld
An dieser Misere ist die Branche allerdings nicht unschuldig. Jahrelang profitierte sie von extrem niedrigen Erzeugerpreisen. Doch weil sich der Anbau kaum noch lohnte, wurde in die Pflanzen nicht mehr investiert. Überdies konzentrierte sich die Branche zunehmend auf das Erzeugerland Brasilien, das mit seinen riesigen Anbauflächen große Mengen günstig liefern konnte.
Brasilien, wissen Händler, bestimmt den Weltmarkt. Seit zwei Jahren lassen nun aber Trockenheit und abnehmende Qualitäten hier die Erträge schrumpfen. Erst in diesem Sommer verpflichteten sich Produzenten und Händler erstmals zu verbindlichen Richtlinien, die die Anbaubedingungen in den Erzeugerländern verbessern sollen.
"An einer Preiserhöhung kommt in diesem Jahr niemand vorbei"
Seit dem vergangenen Jahr belastet überdies der hohe Ölpreis die Erträge der Röster. Verpackungen wurden teurer. Knappe Frachtkapazitäten verteuerten den Transport der Kaffeebohnen. In den Vereinigten Staaten treiben aber zumindest Coffeeshops wie Starbucks die Nachfrage an.
"An einer Preiserhöhung kommt in diesem Jahr einfach niemand vorbei", ist sich Melitta-Manager Arnold deshalb sicher. Womöglich reiche der geplante Preisschritt gar nicht aus, ergänzt Verbandsvertreter Tigges. Preiserhöhungen in dem angekündigten Umfang akzeptiere der Handel nie, zweifeln dagegen Experten. Zum Beleg verweisen sie auf das Jahr 2003. Marktführer Kraft hatte zu Pfingsten eine spürbare Preiserhöhung angekündigt. Die Wettbewerber zogen nicht mit, Kraft verlor Marktanteile und nahm die Forderung schließlich zurück.