NORMAN RENTROP - Der Bibel-Borusse (EurAmS)
Kirche und Kapital schließen sich für Norman Rentrop nicht aus. Er baute ein Verlagsimperium auf und gründete Bibel-TV. Nun geht er neue Wege – als Großaktionär bei Borussia Dortmund
von Thorsten Schüller, Euro am Sonntag 42/03
Immer, wenn US-Investmentguru Warren Buffett zur Hauptversammlung von Berkshire Hathaway nach Omaha ruft, macht sich auch ein Jünger aus Bonn auf den Weg nach Westen. „Um Ideen zu tanken“, sagt Norman Rentrop. Selbst seine Investitionen orientiert der 46-jährige, schwerreiche Verleger mittlerweile an den Prinzipien Buffetts: Unternehmen müssen mindestens drei Millionen Euro Gewinn im Jahr machen. Die Ertragskraft muss nachgewiesen und beständig sein.
Auf sein jüngstes Investment treffen diese Prinzipien allerdings nur bedingt zu. Über seinen privaten Vermögensverwalter Markus Elsässer kaufte der passionierte Skifahrer und Golfspieler Rentrop von der Deutschen Bank 14,4 Prozent am Fußballclub Borussia Dortmund. Er besitzt damit nun insgesamt 14,77 Prozent an dem Bundesligaverein. Zwar wies die Borussia zuletzt einen Gewinn von 3,36 Millionen Euro aus. Durch beständige Ertragskraft glänzte der Club, dessen Aktien von elf Euro auf zeitweise 2,51 Euro gestürzt waren, aber nicht. Immerhin: Nach dem Deal kletterte der Kurs wieder auf 3,71 Euro.
Elsässer, der wie Rentrop Jesuitenschüler des Bad Godesberger Aloisius-Kollegs war, lässt sich von Kritik an dem Investment nicht beirren. „Herr Rentrop suchte ein langfristiges Engagement. Dies ist ein sehr schönes Asset.“
Bislang jedenfalls bewies Rentrop, das älteste von fünf Kindern, in finanziellen Dingen eine durchaus geschickte Hand. Schon als Schüler – angeblich in Nordrhein-Westfalen der beste seines Jahrgangs – schrieb er für ein Jugendmagazin und die „Bonner Rundschau“, er gab eine Schülerzeitung heraus und produzierte ein Anzeigenblatt.
Den Grundstein seines heutigen Erfolgs legte er mit 18 Jahren, als er den Verlag Norman Rentrop und die Zeitschrift „Die Geschäftsidee“ gründete. Sie gibt Tipps zur Firmengründung. Mittlerweile macht der Verlag für die Deutsche Wirtschaft mit über 60 Fachzeitschriften 79 Millionen Euro Umsatz. Titel wie „Handbuch für den Vorgesetzten“ oder „Simplify your life – Einfacher und glücklicher leben“ sollen den Leser auf dem Weg zum Erfolg begleiten.
Viele seiner Zeitschriften hat der begabte Unternehmer als Loseblattsammlungen konzipiert, er verdient vor allem an den Nachlieferungen. Kritiker werfen ihm vor, dabei mit rigiden Verträgen die Kunden an sich zu binden. Der Mann mit den weichen, jungenhaften Gesichtszügen wurde wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verklagt. Verbraucherzentralen warnten vor den Empfehlungen seiner Börsenbriefe „Taipan“ und „Zürich Club Communiqué“.
Leute aus Rentrops Umfeld sagen, der Unternehmer schwanke zwischen Genie und Wahnsinn. „Testen, testen, testen“, lautet eine seiner Lehren. Bevor eine Idee realisiert wird, lässt Rentrop deren Wirkung bis ins Detail erforschen. In Asien hat er mal ein Unternehmen besichtigt, in dem Kugelschreiber von der Decke hängen, damit sie immer zur Hand sind. Seitdem wird auf der Internet-Seite von Rentrop darauf hingewiesen, dass in seinen Firmen neben jedem Kopierer ein Tacker, eine Schere und ein Klammerlöser angekettet sind. Außerdem spaziere er gerne durch die Büros, heißt es. „Erzählen Sie doch mal, was Sie machen“, sagt er dann und zieht dabei schon mal aus einer Kiste voller Briefe den einzigen heraus, der falsch frankiert ist. Rentrop stelle hohe Ansprüche an sich, aber auch an andere, sagen die einen. Mitarbeiter seien für ihn Mittel zum Zweck, sagen andere.
Er war Anfang 30, als sein Leben eine neue Richtung nahm. In einem Baden-Badener Hotelzimmer stieß er auf eine Bibel der Christenvereinigung Gideons. Seitdem lässt ihn die Heilige Schrift nicht mehr los. Auf einem christlichen Führungskräfte-Kongress fragte er im Jahre 1999: „Wem gegenüber darf ich mich verletzlich geben? Meinen Mitarbeitern etwa? Denen also, die mich in der Rolle des Starken, des Ideenreichen, des nie Verzagenden kennen gelernt haben?“
Nur einmal schien der erfolgreiche Unternehmer ins Wanken zu geraten. In der Presse tauchten Berichte auf, die Verlagsgruppe sei von der Scientology-Sekte unterwandert. Seitdem scheut Rentrop die Medien-Öffentlichkeit.
Der himmlische Einfluss färbt auch auf seine Unternehmen ab. Im Jahr 2000 zog er sich auf den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden in der Verlagsgruppe zurück, gründete die Stiftung Norman Rentrop und initiierte mit einer Finanzspritze von 6,9 Millionen Euro Bibel-TV, den ersten christlichen Sender im deutschen Fernsehen. „Gott sendet nun aus Hamburg“, schrieben die Zeitungen. „Ziel des Programms ist es, möglichst vielen Menschen die Bibel auf anschauliche und ansprechende Weise nahe zu bringen“, sagt Rentrop. Sein Verlag verleiht außerdem den „Predigtpreis“, um die Redekunst in den Kirchen zu fördern. Und in der Buchreihe „Leichter leben“ animiert er zum täglichen Gebet. Den christlichen Glauben betreibt Rentrop ebenso konsequent wie seine Geschäfte als Verleger.
Kirche und Kapitalismus – für den verheirateten Mann und Vater von drei Kindern beileibe kein Widerspruch. Mittlerweile hat er sogar die Merkmale eines christlichen Unternehmers definiert: Dieser sei stets bereit zum Brückenbau, er stelle den Menschen über den kurzfristigen Erfolg und er suche Führung im Gebet und in der Stille. Vielleicht steht ihm Gott ja auch bei seinem jüngsten Engagement bei – Borussia Dortmund. „Befiehl Deine Wege dem Herrn, hoffe auf ihn, er wird es wohl machen“, ist Rentrops Lieblingsstelle in der-Bibel.
red / -red-
Kirche und Kapital schließen sich für Norman Rentrop nicht aus. Er baute ein Verlagsimperium auf und gründete Bibel-TV. Nun geht er neue Wege – als Großaktionär bei Borussia Dortmund
von Thorsten Schüller, Euro am Sonntag 42/03
Immer, wenn US-Investmentguru Warren Buffett zur Hauptversammlung von Berkshire Hathaway nach Omaha ruft, macht sich auch ein Jünger aus Bonn auf den Weg nach Westen. „Um Ideen zu tanken“, sagt Norman Rentrop. Selbst seine Investitionen orientiert der 46-jährige, schwerreiche Verleger mittlerweile an den Prinzipien Buffetts: Unternehmen müssen mindestens drei Millionen Euro Gewinn im Jahr machen. Die Ertragskraft muss nachgewiesen und beständig sein.
Auf sein jüngstes Investment treffen diese Prinzipien allerdings nur bedingt zu. Über seinen privaten Vermögensverwalter Markus Elsässer kaufte der passionierte Skifahrer und Golfspieler Rentrop von der Deutschen Bank 14,4 Prozent am Fußballclub Borussia Dortmund. Er besitzt damit nun insgesamt 14,77 Prozent an dem Bundesligaverein. Zwar wies die Borussia zuletzt einen Gewinn von 3,36 Millionen Euro aus. Durch beständige Ertragskraft glänzte der Club, dessen Aktien von elf Euro auf zeitweise 2,51 Euro gestürzt waren, aber nicht. Immerhin: Nach dem Deal kletterte der Kurs wieder auf 3,71 Euro.
Elsässer, der wie Rentrop Jesuitenschüler des Bad Godesberger Aloisius-Kollegs war, lässt sich von Kritik an dem Investment nicht beirren. „Herr Rentrop suchte ein langfristiges Engagement. Dies ist ein sehr schönes Asset.“
Bislang jedenfalls bewies Rentrop, das älteste von fünf Kindern, in finanziellen Dingen eine durchaus geschickte Hand. Schon als Schüler – angeblich in Nordrhein-Westfalen der beste seines Jahrgangs – schrieb er für ein Jugendmagazin und die „Bonner Rundschau“, er gab eine Schülerzeitung heraus und produzierte ein Anzeigenblatt.
Den Grundstein seines heutigen Erfolgs legte er mit 18 Jahren, als er den Verlag Norman Rentrop und die Zeitschrift „Die Geschäftsidee“ gründete. Sie gibt Tipps zur Firmengründung. Mittlerweile macht der Verlag für die Deutsche Wirtschaft mit über 60 Fachzeitschriften 79 Millionen Euro Umsatz. Titel wie „Handbuch für den Vorgesetzten“ oder „Simplify your life – Einfacher und glücklicher leben“ sollen den Leser auf dem Weg zum Erfolg begleiten.
Viele seiner Zeitschriften hat der begabte Unternehmer als Loseblattsammlungen konzipiert, er verdient vor allem an den Nachlieferungen. Kritiker werfen ihm vor, dabei mit rigiden Verträgen die Kunden an sich zu binden. Der Mann mit den weichen, jungenhaften Gesichtszügen wurde wegen Verstoßes gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verklagt. Verbraucherzentralen warnten vor den Empfehlungen seiner Börsenbriefe „Taipan“ und „Zürich Club Communiqué“.
Leute aus Rentrops Umfeld sagen, der Unternehmer schwanke zwischen Genie und Wahnsinn. „Testen, testen, testen“, lautet eine seiner Lehren. Bevor eine Idee realisiert wird, lässt Rentrop deren Wirkung bis ins Detail erforschen. In Asien hat er mal ein Unternehmen besichtigt, in dem Kugelschreiber von der Decke hängen, damit sie immer zur Hand sind. Seitdem wird auf der Internet-Seite von Rentrop darauf hingewiesen, dass in seinen Firmen neben jedem Kopierer ein Tacker, eine Schere und ein Klammerlöser angekettet sind. Außerdem spaziere er gerne durch die Büros, heißt es. „Erzählen Sie doch mal, was Sie machen“, sagt er dann und zieht dabei schon mal aus einer Kiste voller Briefe den einzigen heraus, der falsch frankiert ist. Rentrop stelle hohe Ansprüche an sich, aber auch an andere, sagen die einen. Mitarbeiter seien für ihn Mittel zum Zweck, sagen andere.
Er war Anfang 30, als sein Leben eine neue Richtung nahm. In einem Baden-Badener Hotelzimmer stieß er auf eine Bibel der Christenvereinigung Gideons. Seitdem lässt ihn die Heilige Schrift nicht mehr los. Auf einem christlichen Führungskräfte-Kongress fragte er im Jahre 1999: „Wem gegenüber darf ich mich verletzlich geben? Meinen Mitarbeitern etwa? Denen also, die mich in der Rolle des Starken, des Ideenreichen, des nie Verzagenden kennen gelernt haben?“
Nur einmal schien der erfolgreiche Unternehmer ins Wanken zu geraten. In der Presse tauchten Berichte auf, die Verlagsgruppe sei von der Scientology-Sekte unterwandert. Seitdem scheut Rentrop die Medien-Öffentlichkeit.
Der himmlische Einfluss färbt auch auf seine Unternehmen ab. Im Jahr 2000 zog er sich auf den Posten des Aufsichtsratsvorsitzenden in der Verlagsgruppe zurück, gründete die Stiftung Norman Rentrop und initiierte mit einer Finanzspritze von 6,9 Millionen Euro Bibel-TV, den ersten christlichen Sender im deutschen Fernsehen. „Gott sendet nun aus Hamburg“, schrieben die Zeitungen. „Ziel des Programms ist es, möglichst vielen Menschen die Bibel auf anschauliche und ansprechende Weise nahe zu bringen“, sagt Rentrop. Sein Verlag verleiht außerdem den „Predigtpreis“, um die Redekunst in den Kirchen zu fördern. Und in der Buchreihe „Leichter leben“ animiert er zum täglichen Gebet. Den christlichen Glauben betreibt Rentrop ebenso konsequent wie seine Geschäfte als Verleger.
Kirche und Kapitalismus – für den verheirateten Mann und Vater von drei Kindern beileibe kein Widerspruch. Mittlerweile hat er sogar die Merkmale eines christlichen Unternehmers definiert: Dieser sei stets bereit zum Brückenbau, er stelle den Menschen über den kurzfristigen Erfolg und er suche Führung im Gebet und in der Stille. Vielleicht steht ihm Gott ja auch bei seinem jüngsten Engagement bei – Borussia Dortmund. „Befiehl Deine Wege dem Herrn, hoffe auf ihn, er wird es wohl machen“, ist Rentrops Lieblingsstelle in der-Bibel.
red / -red-