VISIONÄR SHAI AGASSI
"Ich bin das Ende des Öls"
Von Tom Grünweg
Er hat eine kühne Vision und bringt sie mit Verve unters Volk: Binnen 15 Jahren will der Öko-Unternehmer Shai Agassi die Welt mit Elektroautos überrollen. Damit das klappt, müssten ihm die großen Hersteller geeignete Fahrzeuge bauen - doch die zieren sich.
Zurückhaltung ist keine Stärke von Shai Agassi. "Ich bin das Ende vom Öl", frohlockt der 40-jährige Manager in einem seiner Firmenvideos. Nach seinem Ausscheiden aus der Computerindustrie ist der in Israel geborene und lange als Kronprinz des deutschen Software-Riesen SAP gehandelte Dauerdynamiker angetreten, die - automobile - Welt zu revolutionieren.
Mit seinem optimistisch Better Place getauften Unternehmen will Agassi dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen. Konventionelle Tankstellen sind in seiner kühnen Vision überflüssig. "Spätestens in 15 Jahren fährt die Welt elektrisch", sagte Agassi SPIEGEL ONLINE. Das ist eine wagemutige Prognose. Die meisten fundierten Studien gehen davon aus, dass 2025 weltweit nur ein paar Prozent der Autos einen Elektroantrieb besitzen werden.
"Wer weiter fahren möchte, muss trotzdem nicht umdenken", sagt Agassi. Statt die stundenlangen Ladezyklen abzuwarten, rolle man wie bei einer Waschanlage in eine spezielle Box. Sobald das Auto stehe, lege sich eine Montagevorrichtung unter die Batterie im Wagenboden, löse den leeren Akku und verstaue ihn in einer Ladebox; dann werde automatisch eine volle Batterie aus dem unterirdischen Regal gezogen und in den Wagen eingesetzt.
"Das ganze dauert keine drei Minuten, schon sind sie wieder auf der Straße. Jeder normale Tankvorgang braucht mehr Zeit", schwärmt Agassi.
Nicht nur technisch geht Better Place einen eigenen Weg. Auch das Geschäftsmodell hat mit dem eines normalen Autoherstellers nichts zu tun. "Wir arbeiten ähnlich wie Mobilfunkbetreiber", sagt Agassi. So wie Vodafone oder T-Mobile keine Telefone verkauften, sondern Gesprächsminuten, so verkaufe er keine Autos, sondern Fortbewegung. "Wir kalkulieren mit vier Cent pro Kilometer."
Es war angeblich am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, als es Agassi gelang, Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn zu überzeugen. Ab 2011 will der speziell für Better-Place-Kunden Autos bauen, die bei den ersten Projekten etwa in Israel, Dänemark oder der kanadischen Provinz Ontario zum Einsatz kommen sollen.
Autos gibt es zwar noch nicht, aber dafür reichlich Interessenten. Auch Hawaii oder Kalifornien und Australien haben mit dem smarten Israeli Vereinbarungen getroffen, beinahe monatlich kommen neue Regionen hinzu – nur das Autoland Deutschland fehlt bislang auf Agassis Liste. Aber das sei eher ein Problem der Deutschen als eines von Better Place, findet der Visionär. "Wie beim Hybridantrieb wird hier mal wieder ein Trend verschlafen."
www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,602253,00.html
"Ich bin das Ende des Öls"
Von Tom Grünweg
Er hat eine kühne Vision und bringt sie mit Verve unters Volk: Binnen 15 Jahren will der Öko-Unternehmer Shai Agassi die Welt mit Elektroautos überrollen. Damit das klappt, müssten ihm die großen Hersteller geeignete Fahrzeuge bauen - doch die zieren sich.
Zurückhaltung ist keine Stärke von Shai Agassi. "Ich bin das Ende vom Öl", frohlockt der 40-jährige Manager in einem seiner Firmenvideos. Nach seinem Ausscheiden aus der Computerindustrie ist der in Israel geborene und lange als Kronprinz des deutschen Software-Riesen SAP gehandelte Dauerdynamiker angetreten, die - automobile - Welt zu revolutionieren.
Mit seinem optimistisch Better Place getauften Unternehmen will Agassi dem Elektroauto zum Durchbruch verhelfen. Konventionelle Tankstellen sind in seiner kühnen Vision überflüssig. "Spätestens in 15 Jahren fährt die Welt elektrisch", sagte Agassi SPIEGEL ONLINE. Das ist eine wagemutige Prognose. Die meisten fundierten Studien gehen davon aus, dass 2025 weltweit nur ein paar Prozent der Autos einen Elektroantrieb besitzen werden.
"Wer weiter fahren möchte, muss trotzdem nicht umdenken", sagt Agassi. Statt die stundenlangen Ladezyklen abzuwarten, rolle man wie bei einer Waschanlage in eine spezielle Box. Sobald das Auto stehe, lege sich eine Montagevorrichtung unter die Batterie im Wagenboden, löse den leeren Akku und verstaue ihn in einer Ladebox; dann werde automatisch eine volle Batterie aus dem unterirdischen Regal gezogen und in den Wagen eingesetzt.
"Das ganze dauert keine drei Minuten, schon sind sie wieder auf der Straße. Jeder normale Tankvorgang braucht mehr Zeit", schwärmt Agassi.
Nicht nur technisch geht Better Place einen eigenen Weg. Auch das Geschäftsmodell hat mit dem eines normalen Autoherstellers nichts zu tun. "Wir arbeiten ähnlich wie Mobilfunkbetreiber", sagt Agassi. So wie Vodafone oder T-Mobile keine Telefone verkauften, sondern Gesprächsminuten, so verkaufe er keine Autos, sondern Fortbewegung. "Wir kalkulieren mit vier Cent pro Kilometer."
Es war angeblich am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos, als es Agassi gelang, Renault-Nissan-Chef Carlos Ghosn zu überzeugen. Ab 2011 will der speziell für Better-Place-Kunden Autos bauen, die bei den ersten Projekten etwa in Israel, Dänemark oder der kanadischen Provinz Ontario zum Einsatz kommen sollen.
Autos gibt es zwar noch nicht, aber dafür reichlich Interessenten. Auch Hawaii oder Kalifornien und Australien haben mit dem smarten Israeli Vereinbarungen getroffen, beinahe monatlich kommen neue Regionen hinzu – nur das Autoland Deutschland fehlt bislang auf Agassis Liste. Aber das sei eher ein Problem der Deutschen als eines von Better Place, findet der Visionär. "Wie beim Hybridantrieb wird hier mal wieder ein Trend verschlafen."
www.spiegel.de/auto/aktuell/0,1518,602253,00.html
Wir leben alle unter dem gleichen Himmel, aber wir haben nicht alle den gleichen Horizont. Konrad Adenauer