Handelsblatt-Frühindikat or: Keine Konjunkturwende

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EinsamerSam.:

Handelsblatt-Frühindikator: Keine Konjunkturwende

 
01.04.05 09:00
Abwärtstrend hält auch im dritten Quartal an

Handelsblatt-Frühindikator: Die Konjunkturwende bleibt aus

Der Handelsblatt-Frühindikator setzt seinen Abwärtstrend fort: Für das erste Vierteljahr prognostiziert er ein Wachstum von 1,3 Prozent in gleitender Jahresrate, für das zweite Quartal 1 Prozent, für das dritte gar nur 0,9 Prozent.

DÜSSELDORF. „Die von den meisten Ökonomen für die zweite Jahreshälfte erwartete Erholung zeichnet sich nicht ab“, sagt Ulrich van Suntum, Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Münster. Der Ökonom hat den Frühindikator für das Handelsblatt entwickelt und berechnet ihn jeden Monat neu. Mit dem erneuten Sinken des Barometers zeichne sich ein deutlicher Knick nach unten ab, meint van Suntum. „Die nun nochmals niedrigere Prognose für das dritte Quartal ist zwar erst vorläufig, bestätigt aber die deutlich zurückgenommenen Wachstumserwartungen der Forschungsinstitute“, meint van Suntum.

Der Indikator soll frühzeitig Wendepunkte der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung anzeigen und läuft ihr etwa drei Monate voraus. Referenzgröße ist die gleitende Jahresrate des realen Bruttoinlandsprodukts. Das ist die Veränderung in den vergangenen vier gegenüber den vorherigen vier Quartalen.

Das Hamburgische Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA) hatte seine Wachstumsprognose für das laufende Jahr Ende März auf nur noch 0,6 Prozent gesenkt, nachdem es Ende 2004 noch mit einem Anstieg von 0,9 Prozent gerechnet hatte. Das HWWA gehört damit zusammen mit dem Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zu den pessimistischsten Konjunkturexperten. Die Kieler hatten ihre Prognose schon Anfang März von 0,8 auf 0,6 Prozent gesenkt. Die vier übrigen führenden Wirtschaftsforschungsinstitute rechnen weiterhin mit einem Wirtschaftswachstum von mindestens einem Prozent.

„Wir können heilfroh sein, wenn es bei einer ausgeprägten Wachstumsdelle bleiben sollte,“ sagt van Suntum mit Blick auf die zuletzt veröffentlichten Konjunkturdaten. Dabei sehe es im verarbeitenden Gewerbe auf den ersten Blick gar nicht so schlecht aus: Im Januar sind die Auftragseingänge zwar gesunken – aber die Gegenreaktion auf den Rekordanstieg im Dezember fiel glimpflich aus. Dass die Orders oberhalb des Durchschnitts des vierten Quartals blieben, lag vor allem an der Exportnachfrage. Die schlechte Nachricht: Die Inlandsnachfrage, insbesondere die nach Investitionsgütern, erschlaffte im Januar.

Dies bestätigt auch der Konjunkturtest für das verarbeitende Gewerbe des Münchener Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo): „Besorgniserregend ist dabei, dass neben den Konjunkturerwartungen auch die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage zum zweiten Mal in Folge deutlich eingebrochen ist“, kommentiert van Suntum. Mit dem Einbruch überwog erstmals seit Juni 2004 die Zahl der Firmen mit negativer Geschäftsentwicklung. Allein die Exporterwartungen haben sich in der März-Umfrage etwas verbessert.

Ein positives Signal setzte zuletzt der Einzelhandel: Nachdem er am Jahresende schwächelte, stiegen die Umsätze im Januar. Ob es eine Trendwende gibt, werden die heutigen Zahlen zum Handel im Februar zeigen.

Die Zahlen für die einzelnen Branchen

Die Auftragseingänge im verarbeitenden Gewerbe (Gewicht: zwölf Prozent) sind im Januar gesunken, nachdem sie im Dezember deutlich um 7,6 Prozent gegenüber dem Vormonat zugelegt hatten. Der aktuelle Rückgang fiel mit 3,5 Prozent moderat aus. Während die Auslandsnachfrage nur um 0,5 Prozent sank, ging die Inlandsnachfrage um 6,2 Prozent zurück.

Die Nachfrage im Bauhauptgewerbe (Gewicht: 24 Prozent) ist im Januar um 12,5 Prozent im Monatsvergleich eingebrochen. In den alten Bundesländern lag der Rückgang mit 10,1 Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt, wohingegen die neuen Länder mit 20,1 Prozent deutlich darüber lagen.

Die Einzelhandelsumsätze (Gewicht: elf Prozent) sind im Januar um 2,8 Prozent gegenüber Dezember gestiegen und haben sich damit saisonbereinigt deutlich erholt. Das ist das Ergebnis einer ersten groben Schätzung des Statistischen Bundesamtes.

Die Ifo-Geschäftserwartungen im gesamtdeutschen verarbeitenden Gewerbe (Gewicht: 13 Prozent) und die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage haben sich im März wieder verschlechtert. Sorge bereitet das Inlandsgeschäft; die Exporterwartungen stiegen leicht.

Die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland (Gewicht: 40 Prozent) sind im März nur leicht um 0,4 Punkte auf 36,3 Zähler gestiegen. Die Beurteilung der aktuellen Konjunktursituation dagegen verschlechterte sich stark um 7,3 Punkte auf minus 66 Zähler. Zuvor war der Indikator zwei Monate in Folge gestiegen.

Quelle: HANDELSBLATT, Freitag, 01. April 2005, 08:09 Uhr

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