Hausbesitzer und Mieter wehren sich gegen das kostspielige Monopol der Schornsteinfeger. Moderne Technik macht deren Dienste zum Teil überflüssig.
Der Schwabe Herbert Naleszinski darf, was viele Hausbesitzer in Deutschland auch gern tun würden: Mit Duldung des zuständigen Schornsteinfegers kehrt er seinen Kamin selbst und kommt so um die ungeliebten Gebühren herum, zweimal im Jahr rund 40 Euro. Technisch ist das kein Problem, denn Naleszinski hat sich vor vier Jahren eine Reinigungsanlage einbauen lassen, die den Kaminkehrer überflüssig macht.
Doch der Schornsteinfeger, der für Naleszinskis Nachbarschaft zuständig ist, könnte bald ein Problem mit seiner Innung bekommen. Die Zunft wacht im Rest der Republik nämlich peinlich genau darüber, dass ihr 1935 im Dritten Reich eingeführtes und hoch profitables Kehrmonopol nicht angetastet wird.
Die Sorge der Schornsteinfeger um ihre Pfründe ist berechtigt. Technischer Fortschritt und die Freizügigkeit im europäischen Binnenmarkt setzen der schwarzen Zunft immer stärker zu. Vorbei sind die Zeiten, als der Ruß eimerweise aus rauchigen Kaminen gebürstet werden musste. Moderne Heizkessel arbeiten weitgehend rückstandsfrei. Auch Brenner, die ihre Abgaswerte automatisch selbst überprüfen, sind inzwischen auf dem Markt und machen häufige, teure Messungen durch Schornsteinfeger obsolet.
Deshalb wächst unter Hausbesitzern und Mietern der Unmut über die kostspieligen Pflichtbesuche der Schornsteinfeger. Im Internet hat sich kürzlich die "Interessengemeinschaft gegen das Schornsteinfegermonopol" formiert. Die Mitglieder wehren sich dagegen, dass unter den 17 000 deutschen Schornsteinfegern - staatlich verordnet - kein Konkurrenzkampf herrschen darf, der die Preise senken und den Service verbessern könnte. Jeder Schornsteinfegermeister hat seinen vom jeweiligen Land festgelegten Bezirk. Hausbesitzer müssen den Kaminkehrer in regelmäßigen Abständen kommen lassen und legen die Kosten auf die Mieter um.
Zu den Gegnern der Monopolisten gehört etwa der Elektronikfachmann Jürgen Schöbel. Er betreibt daheim im rheinland-pfälzischen Altrip eine Brennwertkesselheizung, die rußfrei brennt. Einen Schornstein benötigt das Gerät nicht, die 30 Grad warme Abluft wird durch ein simples Plastikrohr ins Freie geleitet. Doch der Kaminkehrer beruft sich auf Gesetze und Verordnungen und will dennoch fegen, wo nichts zu fegen ist. Im Januar rückte er sogar mit Polizeischutz an.
Der badische Bauingenieur Johann Georg Güdemann kämpft aus Geschäftsinteresse gegen die Monopolisten. Er hat ein äußerst schlichtes Reinigungssystem erfunden: An einem fest installierten Drahtseil wird eine Art Bürste durch den Kamin gezogen. Doch obwohl die Methode patentiert und bautechnisch genehmigt ist, hat er bislang erst wenige Anlagen verkauft. Zwar sei gegen das Gerät nichts einzuwenden, befand das Bundeswirtschaftministerium. Die Anschaffung lohne sich aber für niemanden, so eine Stellungnahme der Ministerialen, weil "alle vorgeschriebenen Arbeiten der Schornsteinfeger weiterhin durchzuführen sind".
Nirgends in Europa, außer in Österreich, sind die Aufgaben der Feger - Kamin säubern, Abgase messen - so penibel geregelt wie in Deutschland, nirgendwo sonst gibt es ein Kehrmonopol. In Skandinavien etwa kümmern sich die Kommunen um saubere Schornsteine, in Frankreich rufen Hausbesitzer die Kaminkehrer nur bei Bedarf, und in Luxemburg sorgen Heizungsinstallateure für die nötigen Messungen - und das würden ihre deutschen Kollegen auch gern tun.
Nach Beschwerden aus der Bundesrepublik prüft die EU-Kommission derzeit, ob das Monopol Brüssel-konform ist - schließlich können Installateure und Schornsteinfeger aus den Nachbarländern in Deutschland nicht zum Zug kommen. Die Bundesregierung baut schon mal vor: "Bei uns ist der Schornsteinfeger mehr Polizist als Handwerker", so ein Experte im Wirtschaftsministerium; die Kaminkehrer sollten schließlich prüfen, ob die Abgasanlagen der Häuser auch sicher sind. Und gehe es um quasihoheitliche Aufgaben, würden Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit nichts gelten - dabei halten Fachleute die modernsten Heizungsbrenner, die ihre Abgase automatisch und permanent selbst prüfen, für sicherer.
Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks versteht die Kritik an dem "bewährten System" in Deutschland trotzdem nicht, so Hauptgeschäftsführer Bertold Steinebach. Sie sei auf "Neid, Missgunst und Unwissenheit" zurückzuführen. "Vielleicht aber", vermutet er, "haben wir unsere Arbeit auch zu wenig dargestellt."
Das soll nun anders werden: Seit Ende August läuft eine bundesweite Imagekampagne. Alle Haushalte sollen mit buntem Info-Material versorgt werden. Im Mittelpunkt: der Schornsteinfeger als Glücksbringer. Denn diese Aufgabe immerhin ist unumstritten.
Der Schwabe Herbert Naleszinski darf, was viele Hausbesitzer in Deutschland auch gern tun würden: Mit Duldung des zuständigen Schornsteinfegers kehrt er seinen Kamin selbst und kommt so um die ungeliebten Gebühren herum, zweimal im Jahr rund 40 Euro. Technisch ist das kein Problem, denn Naleszinski hat sich vor vier Jahren eine Reinigungsanlage einbauen lassen, die den Kaminkehrer überflüssig macht.
Doch der Schornsteinfeger, der für Naleszinskis Nachbarschaft zuständig ist, könnte bald ein Problem mit seiner Innung bekommen. Die Zunft wacht im Rest der Republik nämlich peinlich genau darüber, dass ihr 1935 im Dritten Reich eingeführtes und hoch profitables Kehrmonopol nicht angetastet wird.
Die Sorge der Schornsteinfeger um ihre Pfründe ist berechtigt. Technischer Fortschritt und die Freizügigkeit im europäischen Binnenmarkt setzen der schwarzen Zunft immer stärker zu. Vorbei sind die Zeiten, als der Ruß eimerweise aus rauchigen Kaminen gebürstet werden musste. Moderne Heizkessel arbeiten weitgehend rückstandsfrei. Auch Brenner, die ihre Abgaswerte automatisch selbst überprüfen, sind inzwischen auf dem Markt und machen häufige, teure Messungen durch Schornsteinfeger obsolet.
Deshalb wächst unter Hausbesitzern und Mietern der Unmut über die kostspieligen Pflichtbesuche der Schornsteinfeger. Im Internet hat sich kürzlich die "Interessengemeinschaft gegen das Schornsteinfegermonopol" formiert. Die Mitglieder wehren sich dagegen, dass unter den 17 000 deutschen Schornsteinfegern - staatlich verordnet - kein Konkurrenzkampf herrschen darf, der die Preise senken und den Service verbessern könnte. Jeder Schornsteinfegermeister hat seinen vom jeweiligen Land festgelegten Bezirk. Hausbesitzer müssen den Kaminkehrer in regelmäßigen Abständen kommen lassen und legen die Kosten auf die Mieter um.
Zu den Gegnern der Monopolisten gehört etwa der Elektronikfachmann Jürgen Schöbel. Er betreibt daheim im rheinland-pfälzischen Altrip eine Brennwertkesselheizung, die rußfrei brennt. Einen Schornstein benötigt das Gerät nicht, die 30 Grad warme Abluft wird durch ein simples Plastikrohr ins Freie geleitet. Doch der Kaminkehrer beruft sich auf Gesetze und Verordnungen und will dennoch fegen, wo nichts zu fegen ist. Im Januar rückte er sogar mit Polizeischutz an.
Der badische Bauingenieur Johann Georg Güdemann kämpft aus Geschäftsinteresse gegen die Monopolisten. Er hat ein äußerst schlichtes Reinigungssystem erfunden: An einem fest installierten Drahtseil wird eine Art Bürste durch den Kamin gezogen. Doch obwohl die Methode patentiert und bautechnisch genehmigt ist, hat er bislang erst wenige Anlagen verkauft. Zwar sei gegen das Gerät nichts einzuwenden, befand das Bundeswirtschaftministerium. Die Anschaffung lohne sich aber für niemanden, so eine Stellungnahme der Ministerialen, weil "alle vorgeschriebenen Arbeiten der Schornsteinfeger weiterhin durchzuführen sind".
Nirgends in Europa, außer in Österreich, sind die Aufgaben der Feger - Kamin säubern, Abgase messen - so penibel geregelt wie in Deutschland, nirgendwo sonst gibt es ein Kehrmonopol. In Skandinavien etwa kümmern sich die Kommunen um saubere Schornsteine, in Frankreich rufen Hausbesitzer die Kaminkehrer nur bei Bedarf, und in Luxemburg sorgen Heizungsinstallateure für die nötigen Messungen - und das würden ihre deutschen Kollegen auch gern tun.
Nach Beschwerden aus der Bundesrepublik prüft die EU-Kommission derzeit, ob das Monopol Brüssel-konform ist - schließlich können Installateure und Schornsteinfeger aus den Nachbarländern in Deutschland nicht zum Zug kommen. Die Bundesregierung baut schon mal vor: "Bei uns ist der Schornsteinfeger mehr Polizist als Handwerker", so ein Experte im Wirtschaftsministerium; die Kaminkehrer sollten schließlich prüfen, ob die Abgasanlagen der Häuser auch sicher sind. Und gehe es um quasihoheitliche Aufgaben, würden Dienstleistungs- und Niederlassungsfreiheit nichts gelten - dabei halten Fachleute die modernsten Heizungsbrenner, die ihre Abgase automatisch und permanent selbst prüfen, für sicherer.
Der Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks versteht die Kritik an dem "bewährten System" in Deutschland trotzdem nicht, so Hauptgeschäftsführer Bertold Steinebach. Sie sei auf "Neid, Missgunst und Unwissenheit" zurückzuführen. "Vielleicht aber", vermutet er, "haben wir unsere Arbeit auch zu wenig dargestellt."
Das soll nun anders werden: Seit Ende August läuft eine bundesweite Imagekampagne. Alle Haushalte sollen mit buntem Info-Material versorgt werden. Im Mittelpunkt: der Schornsteinfeger als Glücksbringer. Denn diese Aufgabe immerhin ist unumstritten.