Die Wahrheit über Nachkäufe

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HerrKoerper:

Die Wahrheit über Nachkäufe

 
01.05.17 13:35

Die Wahrheit über Nachkäufe mag hart klingen, aber setzen Sie sich bitte mit diesem Thema auseinander.


Warum sich Nachkäufe NICHT lohnen


Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Trader liegt im NICHT-Erleiden von großen Verlusten. Darauf ging ich bereits in meinem letzten Beitrag zur Herleitung der Via Negativa ausführlich ein. Um dieses Ziel besser zu erreichen, möchte ich diesmal auf das oft praktizierte "Verbilligen" eingehen. Dieses Vorgehen ist leider (zu) vielen Börsianern bekannt. 

Wenn Positionen ins Minus rutschen wird nachgekauft - mal früher, mal später. Warum sind Nachkäufe so beliebt und warum sind sie so gefährlich?

Beliebt sind Nachkäufe aus mathematisch und psychologisch trügerischen Gründen. Zuerst passiert rein rechnerisch etwas ganz banales und unmittelbar sichtbares. Das prozentuale Minus der Verlustposition verkleinert sich. Und zusätzlich kann ich mir diesen positiven Erfolg ganz alleine zuschreiben.

Hinzu kommt, dass dieser Effekt noch verstärkt wird. Zum einen ist es häufig so, dass der Nachkauf im Verlust mit demselben Betrag erfolgt wie die Erstanlage. Dadurch wird der gesamte Einstandspreis überdurchschnittlich reduziert - je größer der Nachkauf desto tiefer der Einstand. Dies hat zur Folge, dass die Gesamtposition nun viel schneller in den Gewinn laufen kann und die Trefferquote dieser Kauf-Nachkauf-Strategie nahezu 100 Prozent erreicht.  Da man so fast immer Verlustpositionen im Gewinn beenden kann, konditioniert sich das Gehirn auf diese Strategie. Unser psychologisches Belohnungszentrum sagt uns: Fein gemacht – immer weiter so!

Warum also soll diese mathematische und psychologische Win-Win-Situation NICHT richtig sein?


Der konkrete Nachteil von Nachkäufen


Der „kleine“ Nachteil dieser Strategie ist, dass auch hier die Trefferquote NICHT 100 Prozent betragen kann. Nun könnte man einwenden, dass es das am Kapitalmarkt sowieso nicht gibt. Aber das ist hier NICHT der alles entscheidende Faktor. Viel schwerer wiegen die potentiellen Verlusttrades. Diese sind in der Regel NICHT moderat, sondern enden eher im Totalverlust. Häufig wird ja auch mehrmals nachgekauft. Insgesamt entstehen also überproportionale Verluste. (An dieser Stelle dürfen sich alle langfristigen Aktionäre der Deutschen Telekom, der Deutschen Bank, der Commerzbank, von Eon, von RWE … herzlich gegrüßt fühlen ;-) .)

Die folgende Grafik zeigt die möglichen Kapitalkurven.

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Ganz anders verhält es sich beim Zukaufen im Gewinn (Pyramidisieren). Da ausschließlich Positionen zugekauft werden, die bereits im Profit sind, erhöht sich mit jedem Zukauf der durchschnittliche Einstand. Das ist auch der Grund, warum in der Regel die Stopkurse schneller bzw. enger nachgezogen werden. Da der Aktienmarkt aber „atmet“, werden die Trades in eigentlich noch intakten Trends dann eher mit kleineren Gewinnen und zu früh beendet. Nur wenn die Märkte in einem wirklich starken Trend sind, entfaltet sich das ganze Potential dieser Strategie mit aller Kraft und der Trader wird mit überproportionalen Gewinnen belohnt.

Die zweite Strategie ohne Nachkäufe ist langfristig deutlich sinnvoller und tatsächlich eine Möglichkeit exorbitante Gewinne einzufahren. Da das Belohnungszentrum deutlich seltener arbeitet,  fällt es aber auch emotional sehr schwer dieses Vorhaben im Depot umzusetzen.

Grafik zur Verteilung von Gewinn und Verlust

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Es bleibt die Frage, ob es nicht eine Möglichkeit gibt, beide Welten zu verbinden, ohne es unseren Hirnwindungen allzu schwer zu machen. Und ja, das ist möglich. Der Teilverkauf im Verlust bietet beides. Auf der einen Seite steht eine Kapitalkurve nach oben, die sich zwar „nur“ linear entwickelt, dafür aber auch NICHT gedeckelt ist. Und auf der anderen Seite steht eine Kapitalkurve, die NICHT allzu stark fällt. Dieser Effekt wird durch den verbesserten durchschnittlichen Verkaufspreis im Falle eines Verlusttrades erreicht.

Fazit: Das Überleben des Depots und der langfristige Erfolg liegt in den nur begrenzt möglichen Verlusten.


Diesen Gedankenanstoß möchte Ihnen unser Autor N1CHT mit auf den Weg zum erfolgreichen Trader geben. Denn genau für solche Themen ist ein Sonntag prädestiniert.


Viel Erfolg in der Umsetzung und ein stabiles Risikomanagement wünscht Ihnen,

Ihr Martin Kronberg


Die Wahrheit über Nachkäufe
HerrKoerper:

Das Thema

 
01.05.17 13:37
Nachkäufe bewegt sicherlich fast jeden Trader in seiner Laufbahn. Die meisten kennen das Verbilligen wenn es gegen sie läuft. Ein paar machen es systematisch nach Regelwerk und kommen eine Zeit lang durch. Grundsätzlich denke ich, dass Nachkäufe fast immer zum Depottot führen.

Es sei denn, jemand stockt im Plus auf. Hat jemand hier eine solche Strategie und handelt diese schon länger als ein Jahr erfolgreich?
Instanz:

Man beachte hier die Regel Nr. 1

 
01.05.17 17:47
Dennis Gartman, Herausgeber des Gartman-Letter, hat vor langer Zeit mal seine jahrzehntelangen Investment-Erfahrungen in 16 Regeln verpackt. Man beachte zu dem Thread-Thema hier den Punkt 1. Aus langjähriger, eigens getätigter Erfahrung, kann ich viele der Gartmanschen Invest-Regeln vollumfänglich bestätigen, sie sind klarerweise ein außerordentlich guter Leitfaden.

Regel 1
Kaufe nie bei einer verlustträchtigen Position nach. Nie, unter keinen Umständen. Das Aufstocken verlustreicher Papiere ist das Krebsgeschwür des Wertpapierhandels. Es ist vergleichbar mit dem Autofahren unter Drogeneinfluss und führt in den Ruin. Man kann darauf zählen.

Regel 2
Handle wie ein schrumpliger, gieriger Soldat: Wir müssen auf der gewinnträchtigen Seite kämpfen und nicht auf der, von der wir glauben, sie sei ökonomisch richtig.

Regel 3
Mentales Kapital dominiert reales Kapital: Kapital gibt es in mentaler und realer Form. Das erste ist wertvoller als das zweite. Hält man an einer verlustträchtigen Position fest, so kostet es messbares Geld, aber es kostet nicht quantifizierbare Mengen an Mentalkapital.

Regel 4
Die Geldanlage ist selten ein Geschäft, bei dem es darum geht, günstig zu kaufen und teuer zu verkaufen. Sondern es geht vielfach darum, hoch zu kaufen und noch teurer zu verkaufen. Relative Stärke tendiert zu weiteren Kursgewinnen zu führen und Schwäche zu Schwäche.

Regel 5
In so genannten „Bullenmärkten“ kann man nur „long“ oder neutral positioniert sein, in „Bärenmärkten“ dagegen nur „short“ oder neutral. Das mag einleuchtend klingen, doch wenige verstehen es und noch weniger handeln auch entsprechend.

Regel 6

Märkte können länger unlogisch agieren als das Kapital der Anleger reicht (um Verluste auszusitzen). Das sind Worte von Keynes - und die Märkte sind viel öfter unlogisch, als uns die akademische Welt glauben machen will.

Regel 7
Kaufe die Märkte, die die größte Stärke zeigen und verkaufe jene, die die größte Schwäche zeigen.

Regel 8
Denke wie ein fundamentaler Anleger, handle aber wie ein einfacher Markttechniker. Die Fundamentaldaten mögen die Richtung eines Marktes bestimmen. Aus diesem Grund sollten wir sie verstehen. Wenn jedoch der Chart nicht „bullish“ aussieht, wieso sollten wir dann „bullish“ sein? Man sollte erst dann optimistisch sein, wenn sowohl die Fundamentaldaten als auch die technischen Indikatoren gleichzeitig Anlass dafür geben.

Regel 9
Der Wertpapierhandel verläuft in großen Zyklen. Manche sind gut, viele sind schlecht. Handle mit großen Positionen und aggressiv, solange der Erfolg da ist und werde immer zurückhaltender, sobald die Erfolge ausbleiben. In „guten Zeiten“ verwandeln sich sogar Irrtümer in einen Gewinn, in „schlechten“ dagegen laufen sogar die bestens analysierten Dinge schief. So ist der Handel, akzeptiere es und mache weiter.

Regel 10
Halte das technische System einfach. Komplizierte Handelssysteme tragen den Keim der Verwirrung in sich. Einfache Handelssysteme dagegen sind elegant. Es gibt eine gewisse Korrelation: Die erfolgreichsten Händler hatten die einfachsten Handelsmethoden.

Regel 11
Beim Wertpapierhandel und in der Geldanlage ist das Verstehen massenpsychologischer Phänomene oft wichtiger, als es wirtschaftstheoretische Kenntnisse sind. Kaufe, wenn die Masse der Anleger schreit und verkaufe, wenn sie jubelt.

Regel 12
Korrekturen in „Bärenmärkten“ sind ausgeprägter und schneller als jene in „Bullenmärkten“. Es ist zwar ein Rätsel, aber es ist so. Anleger sollten das als Fakt erkennen und weitermachen.

Regel 13
Eine Kakerlake kommt nie alleine. Es ist beinahe schon eine Regel: Schlechte Nachrichten für eine Aktie kommen selten alleine, sondern werden ergänzt durch weitere negative. Diese Spirale findet erst dann ihr Ende, wenn die Anleger sich in Panik befinden und sobald die nervösesten Anleger ihre Papiere verkauft haben.

Regel 14
Habe Geduld mit erfolgreichen Geschäften und sei extrem ungeduldig mit verlustreichen. Je älter und damit erfahrener wir werden, desto mehr kleine Verluste nehmen wir im Laufe des Jahres und desto größer werden unsere Gewinne.

Regel 15
Verstärke die Aktivitäten, wo die Rechnung aufgeht und mache das Gegenteil, wo das nicht der Fall ist. Das „Erfolgsgeheimnis“ gilt sowohl für den Wertpapierhandel als auch für das normale Leben: Stocke erfolgreiche Strategien auf und reduziere oder eliminiere die anderen.

Regel 16
Es gibt keine Regel ohne Ausnahme, allerdings treten diese sehr, sehr selten auf. Ein Genie ist der, der weiß, wie selten man von den Regeln abweichen sollte und dass man trotzdem gut fährt.
Balu4u:

Ich wende beides an...

 
01.05.17 18:00
verbilligen zum Beispiel bei Solaredge. Ich war mit 50 Prozent im Minus und habe entsprechend verbilligt, weil die Zahlen und auch sonst alles für ein Solartechunternehmen gut sind!! Beim Nachkauf im Plusbereich: Ich gehe normalerweise (fast) nie zu 100 Prozent in eine Aktie, so dass ich entsprechend nachlegen kann, wenn die Aktie 10; 20 oder 30 Prozent im Plus bin. So bleib ich flexibler. Natürlich lege ich mir vorher ein Limit zurecht, wie viel ich aktuell in die Aktie investieren will
HerrKoerper:

@ Instanz

 
01.05.17 18:45
Danke für die Liste!

@ Balu

Wenn man Aktien im Plus zukauft (auch hier sollte man aufgrund des ON Risikos nicht übertreiben), sehe ich es sehr unkritisch. Ansonsten im Minus KANN funktionieren, aber meist gibt es den Tag X, an dem man die Kontrolle verliert und so sein Depot in den Untergang schiebt.
SzeneAlternat.:

?

 
01.05.17 18:53
Was soll diese Diskussion?
Der kluge und informierte Langfristanleger stockt bei fallenden Kursen auf, sofern die fallenden Kurse keine fundamentale Gründe haben. Beachtet er ein paar charttechnische Begebenheiten, wird er meist Recht behalten.
Und eben umgekehrt.
Allgemeine Regeln gibts nicht. Ist doch immer von dem jeweiligen Unternehmen abhängig.

HerrKoerper:

Was soll diese Diskussion?

 
01.05.17 19:41
Die Frage beantwortest du gerade selbst. "meist Recht haben" reicht nicht wenn man Nachkäufer ist. Außerdem geht es um "Trader", kann man ja oben lesen. Im Trading mit Nachkäufen reicht es nicht "meist Recht" zu haben.  
Balu4u:

#5

 
02.05.17 12:33
Ich werde mein Depot  niemals in den Untergang bringen, weil eine Aktie ca. 4 - 7 Prozent meines Depots beträgt. Oder anders gesagt: Ich habe in der Regel zwischen 15 und 25 Aktien im Depot!! Selbst wenn es einen Rohrkrepierer geben sollte, dann hab ich in der Regel noch 20 andere Aktien. Und wie gesagt, ich lege nicht unendlich viel nach, sondern setze mir vorher ein Limit!  
HerrKoerper:

Dann kann es

 
02.05.17 12:36
durchaus gelingen. Gerade wenn du ein recht gutes Händchen hast, ja.
HerrKoerper:

Hat schon jemand mit

 
03.05.17 08:48
Teilverkäufen im Minus Erfahrungen gemacht?  
Xarope:

verkäufe

 
03.05.17 09:12
weiß nicht ob das direkt passt.
(passt wahrscheinlich eher zu den Nachkäufen)

Bei L&S bin ich derzeit im Minus.
(Bin letztes Jahr im Hoch rein)

Habe allerdings bei fallendem Kurs kleinere Nachkäufe getigt um mein EK zu verringern.
Und verkaufe gerade zu bissl höheren Kursen wie ich meine Nachkäufe tätigte, so bleibt mein EK gering und der Verlust kommt in den Verlustverrechnungstopf

(und Prozentual zieht L&S mein Depot nicht nach unten, wobeis ja jetzt wieder läuft, aber einen verkauf muss ich noch tätigen).

(das spiel hatte ich gestartet bevor sich die Aktie jetzt so gut wieder entwickelte)
HerrKoerper:

LuS

 
03.05.17 12:32
ein alter Lieblingswert von mir. Empfohlen bei W : O damals bei 4,9 Euro... ;-)

Ist aber eher Verkäufe nach Verbilligen, also dann nach Anstieg wieder.

Ihc meine eher Verkäufe wenn die Position aktuell abtaucht.
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