Die Mär vom "Abgreifen" an "Brückentagen"...

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Die Mär vom "Abgreifen" an "Brückentagen"...

 
11.06.04 21:22

 

 

 

 

 

 

 

Der "Insider-Tip" oder: Auch Insider irren ...

von Jochen Steffens

Erstaunlich viel los heute Morgen im Dax, weniger vom Umsatz her, als vielmehr von den Kursbewegungen – ganze 25 Punkte sackte der Dax durch, vom Hoch zum Tief. Ich hätte allerdings mit noch weniger Bewegung gerechnet. In den Boards und Foren (auch hier im TTT-Thread > Anm. d. A.)  geht das Gerücht, dass solche Brückentage von Banken und Fonds dazu benutzt werden, die "Lehrlinge" mal ans Ruder zu lassen. Ich frage mich, an welches Ruder? Mit kommt diese Theorie sowieso etwas suspekt vor. Wahrscheinlich hat ein entnervter Trader mal so etwas ähnliches in ein Board geschrieben und daraus entstand diese Geschichte. Man kann aber auch die Nerven verlieren, wenn man im Dax-Future investiert ist und er über 2 Stunden lang in einer Range von 5 (!) Punkten hin und her zuckt, so wie heute über Mittag. Der Euro Stoxx Future schafft sogar nur eine Range von 2 Punkten.

Mit anderen Worten, der Handel ist völlig eingeschlafen. Unternehmensnachrichten gab's auch keine – fast keine. Eine schaffte es in die Medien, die diese Nachricht dann auch rauf und runter beteten – ich glaube, an einem anderen Tag wäre die Nachricht höchsten nebenbei erwähnt worden:

Der Erotikkonzern Beate Uhse will nun nach einer eingehenden Prüfung den Kölner Kondomhersteller Condomi doch nicht übernehmen. Begründet wird das mit rechtlichen Risiken und zusätzlichen Kosten, die diese Übernahme verteuern könnten.

Ich kann mich noch an das erste Ladenlokal von Condomi hier in Köln erinnern und die Aufregung darum. Das war damals ein wirklich spannendes Thema für die Medien, ein Geschäft, dass nur Kondome verkauft und diese auch noch in allen Farben und Variationen. Über die Jahre wurde Condomi immer größer und größer – das Thema AIDS verschaffte Rückenwind.

Ich glaube generell (also nun nicht speziell auf Condomi bezogen) gibt es eine kritische Größe eines Unternehmens, gerade bei den Firmen, die zu schnell, zu groß werden. An dieser kritischen Größe müsste eigentlich die gesamte Unternehmensstruktur neu erfunden und umstrukturiert werden, damit dieses Unternehmen den Sprung in die nächste Liga schafft. Vielleicht ist diese "Krise" auch so eine Art notwendiger Initiationsritus: Wird diese Krise überwunden, dann hat sich die Führung bewährt und das Unternehmen steigt in die "Liga der Großen" auf. Scheitert es, dann droht der Konkurs.

Natürlich bewege ich mich gerade auf gefährlichem Terrain, ich bin kein Unternehmensberater. Aber es fällt auf, wenn man sich mit der Börse beschäftigt, dass viele kleine Unternehmen irgendwann anfangen sehr schnell zu wachsen und dann auf einmal plötzlich – wie eine Spekulationsblase – an der Sonne zerplatzen.

Gerade bei dem Thema Condomi erinnere ich mich, dass ich einmal auf einer Party in Köln eine Frau getroffen habe, die bei Condomi arbeitete und nach ihren Angaben direkt aus dem "Dunstkreis" der Vorstandsetage kam (ich weiß nicht mehr genau, was sie machte). Ich erinnere mich noch an ein Gespräch über Aktien, Börsen, Börsengänge, kleine Firmen und natürlich Kondome. Ich weiß noch, dass sie sehr überzeugt von der weiteren Entwicklung des Unternehmens war und recht euphorisch von Expansion in Afrika redete. Wie Sie wissen, werde ich immer etwas skeptisch, wenn Euphorie ins Spiel kommt. Sie empfahl mir damals, unbedingt Aktien von Condomi zu kaufen.

Im Prinzip war das ein Insider-Tip, wenn man es so sagen darf (und sie nicht doch nur eine Sekretärin war). Ich war (wie immer) skeptisch – hätte ich damals gekauft, hätte ich einiges an Geld verloren.

Noch eins zu Condomi:

Obwohl der Beate Uhse Konzern nicht einsteigen will, ist noch nicht alles verloren. Es werden noch weitere Gespräche mit anderen Investoren geführt. Eine Entscheidung soll bis zum Ende des ersten Quartals des Geschäftsjahres 2004/05 fallen.

Oha, ich sehe gerade, es kommt ja noch zum Schluss hin richtig Bewegung in den Dax, bald ist er wieder im Plus ...

Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende

Jochen Steffens

Tazzel:

WAchstum im Unternehmen

 
11.06.04 21:48
Was der Autor über schnell wachsende Unternehmen schreibt kann ich voll und ganz unterstreichen.
Es gibt - von Null angefangen -stufenweise kritische Größen, deren Überschreiten immer den Sprung über eine Stufe bedeutet. Das setzt voraus, daß Organisationsstruktur, Kapitalausstattung, Vertrieb, Logostik, Finanzierung, die gesamte Corporate Idendity, auf einen Schlag höheren Anforderungen genügen müssen (und oft dann eine Nummer zu groß geraten). Hapert es nur an einem der Parameter wird's kritisch.
Und Euphorie ist immer schlecht; nicht nur an der Börse :-)

Beste Grüße

Tazzel

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