Der Ölpreis hat den Zenit noch nicht erreicht

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EinsamerSam.:

Der Ölpreis hat den Zenit noch nicht erreicht

 
25.08.06 06:54
Rohstoffe

Der Ölpreis hat den Zenit noch nicht erreicht

Pünktlich zum Hochsommer scheint die Nervosität am Ölmarkt auch in diesem Jahr wieder ihren Höhepunkt zu erreichen, und das, obwohl die Hurrikan-Saison in den Vereinigten Staaten die Fördereinrichtungen im Golf von Mexiko bisher verschont hat. Fast schon täglich ziehen Nachrichten über mögliche Produktionsausfälle erneute Preisschübe mit sich. Angeführt wird die Liste solcher Meldungen von Produktionsausfällen, die auf Anschläge nigerianischer Rebellen zurückzuführen sind. Das Volumen hier beläuft sich bis dato auf knapp 30 Prozent der nigerianischen Ölproduktion. Eine andere Mitteilung informiert über den Teilausfall eines der weltgrößten Ölfelder in Alaska.

Doch damit nicht genug: Auch Berichte, daß der natürliche Produktionsrückgang des einstmals zweitgrößten Ölfeldes der Welt, Cantarell in Mexiko, deutlich stärker ausfällt als ursprünglich angenommen, verunsichern die Akteure. Und schließlich sorgen die Drohungen aus Iran, zur „Ölwaffe“ zu greifen und den Ölpreis auf 100 oder auch 200 Dollar pro Barrel steigen zu lassen, ebenfalls nicht für Beruhigung.

Nachfrage weiter robust

All das ist aber weniger der Grund für den jüngsten Ölpreisanstieg als vielmehr ein Symptom für die angespannte Lage am Ölmarkt. Tatsächlich arbeitet das gesamte System von der Förderung über den Transport bis hin zur Weiterverarbeitung am Limit. Nun braucht man kein ausgewiesener Ölmarktexperte zu sein, um zu verstehen, daß ein überlastetes System sehr anfällig für ungeplante Produktionsausfälle ist. Doch warum ist das so? Warum scheint sich die Lage am Ölmarkt nach einem mittlerweile fast fünf Jahre währenden Preisanstieg immer weiter zuzuspitzen?

Eigentlich müßte man doch davon ausgehen, daß die Ölpreishausse einen Investitionsboom sondergleichen auslösen sollte. Abgesehen davon müßte ein Ölpreis von mehr als 70 Dollar pro Barrel auch Bremsspuren bei der Ölnachfrage hinterlassen. Theoretisch und sehr langfristig ist das durchaus richtig, praktisch - und nicht ganz so langfristig - sieht es allerdings etwas anders aus.

Die Nachfrage zeigt sich weiterhin recht unbeeindruckt von den kräftigen Preisanstiegen. Tankstellenpreise auf absoluten Höchstständen reichen zwar aus, um den Konsumenten die Zornesröte ins Gesicht zu treiben, sie reichen aber offensichtlich noch nicht aus, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen. Das Gegenteil ist der Fall: In den Vereinigten Staaten, dem weltweit wichtigsten Ölkonsumenten, steigt die Benzinnachfrage weiter, und auch China bestätigt die Theorie, daß steigender Wohlstand und steigender Ölkonsum unzertrennlich miteinander verbunden sind.

Investitionen lassen auf sich warten

Eine steigende Nachfrage allein wäre aber grundsätzlich noch kein Problem, solange das Angebot problemlos Schritt hält. Schließlich ist die Ölnachfrage auch in den achtziger und neunziger Jahren gestiegen, trotzdem hielt sich der Ölpreis mehr oder weniger konstant auf niedrigem Niveau. Mit einem großen Unterschied: Damals war weltweit noch ein Sicherheitspolster an ungenutzten Kapazitäten vorhanden. Heute ist das nicht mehr der Fall. Dementsprechend nervös reagiert der Markt auf jede noch so kleine negative Nachricht von der Angebotsseite.

Denn jeder weitere Produktionsausfall schürt die Angst, daß das Angebot bald nicht mehr mit der Nachfrage Schritt halten kann. Trotzdem lassen Investitionen in die Angebotsausweitung scheinbar weiter auf sich warten. Ein Grund dafür: Für Investitionsprojekte sind die langfristigen Preiserwartungen der Unternehmen ausschlaggebend, und hier kalkulieren Ölunternehmen immer noch mit vergleichsweise moderaten Preisen.

Diese Vorsicht der Unternehmen ist durchaus verständlich, wenn man bedenkt, daß völlig übertriebene Preiserwartungen Ende der siebziger Jahre zu massiven Überinvestitionen geführt haben, die den Unternehmen teuer zu stehen kamen. Gerade die langen Vorlaufzeiten hatten dazu geführt, daß immer noch neue Kapazitäten auf den Markt kamen, als die Nachfrage schon längst eingebrochen war. Dem folgte dann auch erwartungsgemäß der Preissturz. Aus diesen kostspieligen Fehlern hat die Branche gelernt. Diese übermäßige Vorsicht führt aber auch dazu, daß weiterhin nicht in ausreichendem Maße investiert wird.

Förderländer in komfortabler Lage

Doch konservative Preiserwartungen allein sind nicht der einzige Grund dafür, daß die ausgesprochen optimistischen Erwartungen bezüglich der Angebotsausweitung in den Nicht-Opec-Ländern in den vergangenen Jahren regelmäßig enttäuscht wurden. Vielmehr ist zu beobachten, daß das Investitionsklima für Ölkonzerne zunehmend rauher wird. Während sie in den achtziger und neunziger Jahren noch selbst diktieren konnten, zu welchen Konditionen sie in einem Land investieren, geben heute eher Leute wie Chávez und Putin den Ton an, wenn es darum geht, wer wo zu welchen Konditionen investiert.

Bei einem Ölpreis, der die Marke von 70 Dollar pro Barrel übersteigt, und einem nicht allzu rosigen Angebotsausblick finden sich Länder, die noch vor weniger als zehn Jahren an einem Ölpreis von 10 Dollar pro Barrel zu zerbrechen drohten, plötzlich in einer recht komfortablen Verhandlungsposition wieder. Dies schlägt sich in höheren Steuern oder unvorteilhafteren Vertragsbedingungen für ausländische Investoren nieder.

Zudem hält sich auch von seiten der staatlichen Ölkonzerne das Verlangen, übermäßig stark in die Ausweitung der bestehenden Kapazitäten zu investieren, in Grenzen. Auch wenn immer wieder öffentlich beteuert wird, daß man sich einen niedrigeren Ölpreis wünscht, dürfte man sich in einigen Ländern wohl kaum über die sprudelnden Gewinne aus dem Ölgeschäft beklagen. Ausländische Investoren sind bei diesen Preisen in den wichtigen Förderländern wie Saudi-Arabien oder Kuweit wohl auch in Zukunft nicht erwünscht. Was für die privaten Ölkonzerne übrigbleibt, sind schwer zugängliche Gebiete, wie die Tiefseeförderung, oder die Erschließung der riesigen Vorkommen an Ölsanden in Kanada. Verständlich, daß dadurch die Erschließungskosten kräftig steigen.

Tendenziell weiter steigende Ölpreise

Zu guter Letzt sehen sich die Unternehmen auch noch mit einem akuten Mangel an qualifiziertem Personal konfrontiert. Die Flaute im Rohstoffsektor hat dazu geführt, daß in den vergangenen zwei Jahrzehnten die Ausbildung und Förderung von Nachwuchskräften auf der Strecke blieb. Attraktive Investitionsprojekte sind also nicht nur schwer zu finden, sondern auch noch schwer umzusetzen.

Angesichts dieser Aussichten stehen die Chancen für eine nachhaltige Entspannung am Ölmarkt wohl auch in den kommenden Jahren eher schlecht. Kurzfristig ist vor allem die laufende Hurrikan-Saison in Amerika die große Unbekannte. Sollte es zu umfangreichen Ausfällen kommen, könnte es sehr schnell zu einem vorübergehenden Überschießen des Ölpreises kommen. Dabei sollte es sich aber - zumindest vorerst - lediglich um kurzzeitige Preisspitzen handeln. Längerfristig ist davon auszugehen, daß die Nachfrage robust bleibt und die nötigen Investitionen auf der Angebotsseite nur in unzureichendem Maße getätigt werden, was für tendenziell weiter steigende Ölpreise spricht, ungeachtet vorübergehender Preisrückgänge.

Anfällig für kurzfristige Angebotsschocks

Die angespannte Angebotssituation bedeutet zudem, daß der Ölmarkt ausgesprochen anfällig für kurzfristige Angebotsschocks ist, welche immer wieder für vorübergehende Preisausschläge sorgen dürften. In den vergangenen Tagen konnte man bereits einen Vorgeschmack darauf bekommen, wie lang die Liste der potentiellen Risiken ist. Ob es nun die politische Unsicherheit in wichtigen Förderregionen oder Produktionsausfälle aufgrund von technischen Defekten sind - die Zahl der schlechten Nachrichten wird in den nächsten Jahren wohl eher noch zunehmen.

Bis sich die Theorie, daß steigende Preise irgendwann in einem Überangebot und folglich in kräftigen Preisrückgängen enden, auch wieder in der Praxis bestätigt, werden wohl noch einige Jahre vergehen.


Quelle: faz.net

Euer

   Einsamer Samariter

browi:

Öl puts ?

 
11.09.06 09:00
Hallo :)
Gibt es eine Möglichkeit, von einem fallenden Ölpreis zu profitieren, ähnlich wie es mit einem Index-Zertifikat für steigende Preise funktioniert ? D.h. ich möchte gerne ein Papier erwerben, dass ich jederzeit wieder verkaufen kann, ohne an KOs oder sonstiges gebunden zu sein. Gibt es sowas ?
Gruß
browi
Pichel:

OPEC lässt Fördermenge unverändert

 
11.09.06 16:39

OPEC lässt Fördermenge unverändert - Kreise
   WIEN (Dow Jones)--Die Ölminister der Organisation Erdöl exportierender
Länder (OPEC) haben nach Angaben aus Kreisen der Delegation beschlossen, die
Fördermenge unverändert zu lassen. "Es wird keine Änderung bei der Produktion
geben", sagte ein Delegationsmitglied am Montag. Dieser Beschluss war an den
Finanz- und Ölmärkten erwartet worden. Derzeit fördert die OPEC offiziell 28 Mio
Barrel pro Tag (bdp). Die tatsächliche Förderung dürfte über diesem Niveau
liegen, im August betrug sie Schätzungen zufolge 29,76 Mio bpd.
   DJG/apo
   -0-
os
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