Die Solarbranche ist im Aufwind, auch in Deutschland. Der hessische Solartechnikkonzern SMA Solar baut in Hessen sogar eine neue Fabrik. SMA-Chef Jürgen Reinert gibt sich im Podcast "Die Stunde Null" optimistisch, dass Deutschland seinen Solarpark vervierfachen kann.
Sie war lange totgesagt, die Solarenergie in Deutschland - doch seit einiger Zeit hat sich die Lage der Branche gedreht. Gesunkene Kosten, ein höheres Bewusstsein für den Klimawandel und ehrgeizige Ausbauziele der Politik haben die Branche beflügelt. Die Energiekrise, verstärkt durch Russlands Angriff auf die Ukraine, hat zusätzlich für Dynamik gesorgt. "Unsere Kunden und Mitarbeiter sagen: So etwas haben sie in den vergangenen zehn Jahren nicht erlebt", berichtete Jürgen Reinert, Chef von SMA Solar im Podcast "Die Stunde Null".
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Die Branche erlebe einen "nie da gewesenen Boom". Es hat früher schon Jahre gegeben, zwischen 2005 und 2010, da ging es für Unternehmen wie SMA Solar nur nach oben, in manchen Jahren verdoppelte sich der Umsatz. Das 1981 in Kassel gegründete Unternehmen galt als Weltmarktführer bei Wechselrichtern, einem zentralen Steuerungsteil für Photovoltaikanlagen. In der Spitze lag der Umsatz bei 1,9 Milliarden Euro.
Durch die starke Konkurrenz aus China und die sinkende Förderung ging es jedoch dann abwärts mit der deutschen Solarindustrie. Q-Cells, Solarworld, Conergy, die nach der Jahrtausendwende den Weltmarkt erobert hatten, gingen Pleite oder wurden geschluckt. Tausende Jobs verschwanden. Auch SMA musste 2015 massiv Stellen abbauen, in Deutschland rund die Hälfte der Belegschaft, der Umsatz halbierte sich.
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Im vergangenen Jahr machte SMA Solar mit 3500 Mitarbeitern 984 Millionen Euro Umsatz. Die hohe Nachfrage schlägt sich noch nicht in allen Zahlen nieder, auch wenn die Auftragsbücher in Kassel voll sind. "Wir könnten deutlich das Zwei- bis Dreifache produzieren", so Reinert. Aber man "sei noch auf dem Level der letzten zwei Jahre und damit auch nur knapp profitabel". Inzwischen versteht SMA sich als Systemanbieter, der komplette Solarlösungen vertreibt. Dieser Umbau koste Zeit, der Preisdruck bleibe derweil hoch. Um der deutschen Photovoltaikbranche einen Schub zu verleihen, sagte Reinert, brauche es "einen Hebel".
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Für das weitere Wachstum investiert der Solartechnikkonzern an seinem Standort im nordhessischen Niestetal - SMA baut eine neue Fabrik. Dadurch kann die Produktionskapazität bis zum Jahr 2024 nahezu verdoppelt werden. Der Baubeginn ist für Ende des Jahres geplant, 200 Arbeitsplätze werden geschaffen. Mit der Investition will SMA Solar Lieferketten sichern und eine größere Unabhängigkeit gewinnen. "Wir sprechen derzeit sehr stark über die Abhängigkeit von russischem Gas und Erdöl", sagte Reinert. "Die Solarindustrie in Europa ist aber zu 90 Prozent von China abhängig." Die Ampel-Koalition hatte beim Start für die erneuerbaren Energien ehrgeizige Ausbauziele verkündet - und im Frühjahr nochmal nachgeschärft.
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Bis 2030 soll sich die installierte Leistung vervierfachen, von 54 auf rund 215 Gigawatt. Bis zu 15 Milliarden Euro pro Jahr könnten so in den Markt fließen, schätzen Experten. Das ist ein Booster für die Branche: für Hersteller von Solarzellen und Modulen, Projektentwickler und Anlagenbetreiber, aber auch Handwerker. Auch andere Hersteller wie Meyer Burger investieren in Bitterfeld und im sächsischen Freiberg. Derzeit werden rund fünf Gigawatt (GW) pro Jahr zugebaut, auf rund 20 GW muss Deutschland kommen.
Ist ein solch starker Zubau überhaupt möglich? SMA-Chef Reinert gibt sich optimistisch. Ein solches Hochfahren sei "im Prinzip kein Problem". "Die Photovoltaik lässt sich leicht installieren." Es gebe natürlich Hürden wie die Schulung von Installateuren, die Verfügbarkeit von Ressourcen und schnelle Genehmigungsprozesse. Aber technologisch sei es machbar. Die Branche sei seit dem Start der Ampel-Regierung in einem "deutlich besseren Dialog" - was sich durch Russlands Krieg noch verstärkt habe. Die Regierung höre zu, sei pragmatisch und lösungsorientiert.