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Spiegel:
"Wir bauen Präzisionswaffen"
Vier Jahre nach dem Börsencrash stellen sich die deutschen Biotech-Firmen neu auf. Statt Wunderwaffen gegen den Krebs für irgendwann sind jetzt schnell brauchbare Medikamente gefragt.
DER SPIEGEL
Lange Zeit wurde Peter Heinrich häufig von einer Frage gequält: "Wann zieh ich hier den Stecker raus?"
Heinrich ist Vorstandschef, sein Unternehmen, Medigene, war einst ein Börsenstar und seine Branche, die Biotechnologie, eine der ganz großen Hoffnungen der deutschen Industrie. Die Frage mit dem Stecker stellte sich immer dann, wenn die Medikamentenentwicklung stockte. In den vergangenen zwei Jahren passierte das oft: Das Mittel gegen Herzinsuffizienz wurde wegen zu großer Nebenwirkungen aufgegeben, das kardiologische Forschungsprogramm wegen Geldmangels ausgelagert. Dann der Impfstoff gegen Gebärmutterhalskrebs: Exitus wegen mangelnder Wirksamkeit.
Wie eine EKG-Kurve sah der Aktienkurs des Unternehmens viele Monate lang aus. Zum Schluss wurde die Kurve gefährlich flach. Bis im Sommer vergangenen Jahres die Hoffnung auf Leuprogel den Kurs nach oben trieb, im vergangenen Dezember erhielt das Mittel gegen Prostatakrebs dann tatsächlich die Zulassung: Medigene ist damit die erste von 360 deutschen Biotech-Firmen, die demnächst ein Medikament in Apotheken verkaufen darf.
Ein Durchbruch - auch für die gesamte Branche? Kehren sie schon zurück, die goldenen Zeiten, als die drei, vier Vorzeigeunternehmen der Zunft an den Finanzmärkten zusammen mehrere hundert Millionen Euro kassierten und dafür dem begeisterten Publikum die schönsten Zaubermittel versprachen?
Die Zeit ist reif: Weltweit ist die Biotechnologie wieder erfolgreich, die Umsätze wachsen zweistellig, in New York drängeln sich neue Kandidaten vor der Wall Street, auf internationalen Kongressen werden neue Wirkstoffe enthusiastisch gefeiert.
Von dem Hype wollen auch die Deutschen profitieren, Unternehmen wie Medigene oder GPC Biotech, die zur Jahrhundertwende die Anleger begeisterten und dann mit dem Abstieg kämpften. "2004 machen die Börsen wieder auf", hofft Heinrich.
"Die Mehrheit aller neuen Wirkstoffe kommt bereits aus der Biotechnologie", schwärmt GPC-Chef Bernd Seizinger. Er müht sich seit geraumer Zeit, das Interesse ausländischer Investoren zu wecken. Offenbar mit Erfolg: Der Kurs des Unternehmens hat sich allein in den ersten Wochen dieses Jahres verdoppelt.
Energisch drängen auch einige Newcomer nach vorn. "Im Jahr 2006", sagt Epigenomics-Gründer Alexander Olek aus Berlin, "sind wir mit unseren Produkten in der Praxis."
Die Bio-Pioniere machen wieder auf Boom: Börsencrash und Forschungsdebakel sind verarbeitet - oder zumindest verdrängt. Vier Jahre nach dem Totalabsturz der Branche stellen sich die angeschlagenen Unternehmen neu auf. Aus der Dauerkrise haben sie zwei zentrale Lehren gezogen.
Erstens: Die Zeit der großen Visionen ist vorbei. Statt Wunderwaffen gegen den Krebs für irgendwann werden jetzt Produkte möglichst marktnah entwickelt - weniger innovativ, nicht so spektakulär, dafür leichter zu finanzieren und schneller beim Arzt und beim Patienten. Dahinter steht eine für Heinrich, Seizinger und Co. schmerzliche Erkenntnis. Die weltweit gefeierte Entschlüsselung des menschlichen Genoms vor über drei Jahren hat in der Praxis nur wenig gebracht; vor allem nicht die erhofften Supermedikamente gegen die schlimmsten Krankheiten. Es ist alles komplizierter als gedacht.
Und das heißt, zweitens: Für Deutschlands Gentechnikfirmen hat ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen. Die Gelder vom Börsengang sind schon weg oder bald verbraucht, neue Finanzierungsrunden aktuell nicht drin, weder an den Finanzmärkten noch bei den inzwischen höchst vorsichtigen Risikokapitalinvestoren. Wer demnächst keinen Umsatz bringt, kann die Tage bis zum Untergang zählen - so wie gerade erst Krupp-Nachfahre Friedrich von Bohlen und Halbach, der seine Firma Lion Bioscience zur "SAP der Biotechnologie" machen wollte und kurz vor Weihnachten gescheitert abgetreten ist.
Ohne Strategiewechsel geht es nicht, das hat auch Seizinger erkannt. Der Chef von GPC hat 20 Prozent seiner 200 Mitarbeiter entlassen, breit angelegte Forschungsvorhaben zusammengestrichen und seine Kräfte vor allem auf Satraplatin konzentriert. Die Pille gegen fortgeschrittenen Prostatakrebs ist derzeit bei Tests der letzten klinischen Phase im Einsatz; mehrere hundert schwer kranke Patienten, deren Lebenserwartung bei nur noch ein bis zwei Jahren liegt, schlucken versuchsweise die Tabletten von GPC.
Er wolle die "tödliche Krankheit in eine chronische verwandeln", sagt Seizinger. Der geschäftstüchtige Professor kann den Markt für moderne Krebsmittel analysieren, als handele es sich um eine neue Generation von Computerspielen; Marktpotenzial, Absatzwege und Image inklusive.
"Früher wurden Atombomben eingesetzt", erklärt er den Kampf gegen die Tumoren, "jetzt bauen wir Präzisionswaffen."