Ausblick/Erneut rote Zahlen bei Senator wegen CinemaxX
Berlin (vwd) - Unterm Strich rot dürfte das Jahresergebnis 2002 der
Senator Entertainment AG, Berlin, sein, das das Unternehmen am Mittwoch
präsentiert. Bereits im Dezember hatte Vorstandsvorsitzender Hanno Huth
erklärt, dass nach Berücksichtigung des Finanzergebnisses ein
Vorsteuerergebnis von minus acht bis minus fünf Mio EUR zu erwarten sei.
Grund ist die Beteiligung an der CinemaxX AG, Hamburg, die auch 2001 kein
positives Ergebnis erzielte. Somit dürfte auch der Jahresüberschuss des
Filmrechtehändlers und Produzenten Senator negativ ausfallen.
Von vwd befragte Analysten erwarten im Schnitt einen Jahresfehlbetrag von
8,1 Mio EUR. Das entspricht einem Verlust je Aktie von 0,24 EUR. Der Umsatz
soll den Schätzungen zufolge auf 129 Mio EUR steigen. Huth hatte Erlöse von
125 bis 135 Mio EUR angekündigt. Das Interesse des Marktes gilt aber auch
der Erläuterung der Bilanz, da die Aktie immer wieder durch
Gerüchte über Scheingeschäfte mit TV-Rechten gedrückt wird.
Diese beziehen sich zwar auf ein Geschäft, das Senator im Herbst 2000
abgeschlossen hatte. Das Thema gewann aber in der vergangenen Woche wieder
an Aktualität, als die "Prior-Börse" den Wechsel des Wirtschaftsprüfers für
die Bilanz 2001 mit den angeblichen Scheingeschäften in Verbindung gebracht
hatte. Das Unternehmen, das bislang immer auf vereinbartes Stillschweigen
mit den Vertragspartnern verwiesen hatte, kündigte darauf rechtliche
Schritte gegen Prior an.
Analystin Iris Schäfer von der Landesbank Baden-Württemberg sieht zwar
keine Unrechtmäßigkeit auf Seiten Senators, erwartet aber Erläuterungen des
Vorstandes zu diesem Thema. Auch Bernhard Tubeileh von Merrill Lynch wertet
als eine wichtige Frage, wie die unterschiedlichen Lizenzgeschäfte in der
Bilanz verbucht wurden. Beide Analysten sehen Senator vor einem
möglicherweise schwierigen Jahr.
"The Others" mit Nicole Kidman sei schlechter gelaufen, als es der Erfolg
in den USA hätte vermuten lassen. Senator verwies allerdings auf vwd Anfrage
darauf, dass die Kosten vergleichweise gering gewesen seien und man bereits
nach zwei Wochen Spielzeit mit dem Film Gewinn mache. 15 bis 20 neue Filme
seien für dieses Jahr geplant, erklärte Senator. Tubeileh betonte, dass viel
von "Black Hawk Down", einem Kriegsfilm des Regisseurs Ridley Scott,
abhänge. Dieser sei in den USA sehr erfolgreich gewesen, sagten die
Analysten.
Ob dies in Deutschland genauso sei, bleibe abzuwarten. "Wenn der Film
nicht gut läuft, könnte es schwierig werden für Senator", sagte Tubeileh.
Senator erklärte, der Kinostart sei vor dem Hintergrund der Ereignisse in
Afghanistan verschoben worden, und der neue Termin stehe noch nicht fest.
Insgesamt sei man für das Program des kommenden Jahres optimistisch. Auch im
TV-Rechtehandel habe man "gute Perspektiven". Analystin Schäfer zeigte sich
etwas vorsichtiger. Die gesamte Branche sei derzeit in der
Konsolidierungsphase.
Zwar habe Senator eine gute Chance, diese durchzustehen, zumal für 2002
der Break-even bei CinemaxX erwartet werde. Aber noch würden die Sender ihre
defensive Investitonspolitik fortführen. Erst 2003 werde es im TV-Geschäft
wieder "richtig losgehen", sagte die Analystin. +++ Stephan Kosch
vwd/25.3.2002/sk/hab