Baywa: Mit Laptop und Traktor (EuramS)
Der Lagerhaus-Betreiber aus Bayern hat sich zu einem Handels- und Dienstleistungs- Konzern gewandelt. Trotz der guten Entwicklung hat die Börse die Aktie noch nicht entdeckt
von Carl Batisweiler / Euro am Sonntag
Gott mit dir, du Land der BayWa“, spotteten vor über 20 Jahren die Musik-Kabarettisten der Biermösl Blosn in Anlehnung an den Text der Bayern-Hymne. Es war ja auch augenfällig: In vielen Dörfern des Freistaats war das zweithöchste Gebäude nach der Kirche das Lagerhaus und oben prangte statt dem Kreuz das grüne BayWa-Signet. Doch die Struktur Bayerns hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mächtig gewandelt – und damit auch die BayWa: Die 1923 von Genossenschaftsbanken gegründete Gesellschaft wurde durch zahlreiche Übernahmen in den vergangenen Jahren ein international tätiger Konzern.
Deutschlands größter Agrar- und Baustoffhändler wird in diesem Jahr rund sechs Milliarden Euro umsetzen. Neben dem dichten Netz von Niederlassungen im Stammland, haben die Bayern nicht nur nach Ostdeutschland, sondern auch nach Österreich und Osteuropa kräftig expandiert. Ein direkter Vergleich mit Wettbewerbern wie der Baumarktkette Hornbach ist allerdings schwierig, denn die BayWa ist ein Gemischtwarenladen.
Der Bereich Agrar trug 2002 gut die Hälfte zum Umsatz bei. „Das ist unser Kerngeschäft, in dem wir auch künftig stark wachsen werden“, sagt Vorstands-Chef Wolfgang Deml. Wobei für ihn das Potenzial vorerst in den gut erschlossenen Märkten Deutschland und Österreich liegt. Die Übernahmen in Ungarn, Slovenien, der Slovakei und Kroatien sieht Deml als langfristige Investitionen: „Derzeit sind die Märkte dort noch nicht reif.“
Rund 20 Prozent des Geschäfts machte die BayWa 2002 mit Baustoffen und Zubehör. Die Sparte leidet zwar unter der schlechten Baukonjunktur, hat aber durch ihre Regionalisierung Standortvorteile und Stärken bei Produkten für Modernisierung und Sanierung. So ist der Umsatz im vergangenen Jahr annähernd gleich geblieben. Für künftiges Wachstum sollen neue Baumärkte in Württemberg sowie in Nord- und Ostdeutschland sorgen. Kräftig zugelegt hat der Umsatz bei den Tankstellen und im Mineralölhandel – sie brachten 2002 fast ein Viertel der Erlöse. Die BayWa ist auch ein bedeutender Autohändler. Die Autosparte steuerte 2002 mehr als 100 Millionen Euro zum Umsatz bei.
Beim aktuellen Börsenwert ist die BayWa ein Schnäppchen. Derzeit ist der Konzern mit rund 243 Millionen Euro bewertet. Dabei wird allein das Immobilienvermögen auf über 800 Millionen Euro geschätzt. Freilich ist dieses Tafelsilber der Bayern nicht auf die Schnelle in bare Münze zu verwandeln, denn die Gebäude und Grundstücke liegen in der Regel in ländlichen Gebieten. Doch oft ist ihre Lage in den Dörfern und Kleinstädten zentral. Nach der strukturbedingten Schließung manches Lagerhauses wird die Industriebrache dann schnell zum Filetgrundstück.
Was viele Anleger bisher allerdings vom Kauf abhielt, war das geringe Handelsvolumen der Aktie, die ein vinkuliertes Namenspapier ist – der Vorstand muss einer Beteiligung also zustimmen. BayWa-Chef Deml erklärt, warum: „Bei der aktuellen Börsenbewertung ist das ein Schutz vor feindlichen Übernahmen.“ Bisher sei aber noch kein Neu-Aktionär abgelehnt worden. Die Liquidität dürfte sich zudem bald erhöhen: Für August plant die BayWa eine große Analysten-Konferenz, um das Papier an der Börse bekannter zu machen.
Nachdem EURO die BayWa als „Aktie der Woche“ am 23. Juli im exklusiven Fax-Abruf vorgestellte hatte, ist der Kurs bereits um rund XX Prozent gestiegen.
Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe, hat errechnet, dass Konsum- und Bauzulieferwerte aus dem Prime Market der Börse durchschnittlich mit dem 0,24fachen des Jahresumsatzes 2003 bewertet sind, bei der BayWa beträgt der Multiplikator dagegen nur 0,04. Auch sein Urteil lautet deshalb klar: „Outperformer“.
-red- / -red-
Der Lagerhaus-Betreiber aus Bayern hat sich zu einem Handels- und Dienstleistungs- Konzern gewandelt. Trotz der guten Entwicklung hat die Börse die Aktie noch nicht entdeckt
von Carl Batisweiler / Euro am Sonntag
Gott mit dir, du Land der BayWa“, spotteten vor über 20 Jahren die Musik-Kabarettisten der Biermösl Blosn in Anlehnung an den Text der Bayern-Hymne. Es war ja auch augenfällig: In vielen Dörfern des Freistaats war das zweithöchste Gebäude nach der Kirche das Lagerhaus und oben prangte statt dem Kreuz das grüne BayWa-Signet. Doch die Struktur Bayerns hat sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten mächtig gewandelt – und damit auch die BayWa: Die 1923 von Genossenschaftsbanken gegründete Gesellschaft wurde durch zahlreiche Übernahmen in den vergangenen Jahren ein international tätiger Konzern.
Deutschlands größter Agrar- und Baustoffhändler wird in diesem Jahr rund sechs Milliarden Euro umsetzen. Neben dem dichten Netz von Niederlassungen im Stammland, haben die Bayern nicht nur nach Ostdeutschland, sondern auch nach Österreich und Osteuropa kräftig expandiert. Ein direkter Vergleich mit Wettbewerbern wie der Baumarktkette Hornbach ist allerdings schwierig, denn die BayWa ist ein Gemischtwarenladen.
Der Bereich Agrar trug 2002 gut die Hälfte zum Umsatz bei. „Das ist unser Kerngeschäft, in dem wir auch künftig stark wachsen werden“, sagt Vorstands-Chef Wolfgang Deml. Wobei für ihn das Potenzial vorerst in den gut erschlossenen Märkten Deutschland und Österreich liegt. Die Übernahmen in Ungarn, Slovenien, der Slovakei und Kroatien sieht Deml als langfristige Investitionen: „Derzeit sind die Märkte dort noch nicht reif.“
Rund 20 Prozent des Geschäfts machte die BayWa 2002 mit Baustoffen und Zubehör. Die Sparte leidet zwar unter der schlechten Baukonjunktur, hat aber durch ihre Regionalisierung Standortvorteile und Stärken bei Produkten für Modernisierung und Sanierung. So ist der Umsatz im vergangenen Jahr annähernd gleich geblieben. Für künftiges Wachstum sollen neue Baumärkte in Württemberg sowie in Nord- und Ostdeutschland sorgen. Kräftig zugelegt hat der Umsatz bei den Tankstellen und im Mineralölhandel – sie brachten 2002 fast ein Viertel der Erlöse. Die BayWa ist auch ein bedeutender Autohändler. Die Autosparte steuerte 2002 mehr als 100 Millionen Euro zum Umsatz bei.
Beim aktuellen Börsenwert ist die BayWa ein Schnäppchen. Derzeit ist der Konzern mit rund 243 Millionen Euro bewertet. Dabei wird allein das Immobilienvermögen auf über 800 Millionen Euro geschätzt. Freilich ist dieses Tafelsilber der Bayern nicht auf die Schnelle in bare Münze zu verwandeln, denn die Gebäude und Grundstücke liegen in der Regel in ländlichen Gebieten. Doch oft ist ihre Lage in den Dörfern und Kleinstädten zentral. Nach der strukturbedingten Schließung manches Lagerhauses wird die Industriebrache dann schnell zum Filetgrundstück.
Was viele Anleger bisher allerdings vom Kauf abhielt, war das geringe Handelsvolumen der Aktie, die ein vinkuliertes Namenspapier ist – der Vorstand muss einer Beteiligung also zustimmen. BayWa-Chef Deml erklärt, warum: „Bei der aktuellen Börsenbewertung ist das ein Schutz vor feindlichen Übernahmen.“ Bisher sei aber noch kein Neu-Aktionär abgelehnt worden. Die Liquidität dürfte sich zudem bald erhöhen: Für August plant die BayWa eine große Analysten-Konferenz, um das Papier an der Börse bekannter zu machen.
Nachdem EURO die BayWa als „Aktie der Woche“ am 23. Juli im exklusiven Fax-Abruf vorgestellte hatte, ist der Kurs bereits um rund XX Prozent gestiegen.
Christoph Schlienkamp, Analyst beim Bankhaus Lampe, hat errechnet, dass Konsum- und Bauzulieferwerte aus dem Prime Market der Börse durchschnittlich mit dem 0,24fachen des Jahresumsatzes 2003 bewertet sind, bei der BayWa beträgt der Multiplikator dagegen nur 0,04. Auch sein Urteil lautet deshalb klar: „Outperformer“.
-red- / -red-