Zwei Schritte vorwärts, einen zurück
Hans Bernecker: Zwei Schritte vorwärts, einen zurück
Mails/Nachrichten vom 22.08.2002, Bernecker & Cie.
--------------------------------------------------
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
an dem Presseecho zu DT. TELEKOM nach der gestrigen Pressekonferenz können Sie ermessen, welche Emotionen mit diesem Thema verbunden sind. Das geht freilich zu Lasten der Sachdiskussion. Allein die heutigen Überschriften widersprechen sich um 180 Grad. Das finde ich beinahe lustig, zeigt Ihnen aber die Lage. Mein Kompliment gilt der souveränen Gesprächsführung durch Herrn Sihler. Dazu weiter unten einige Anmerkungen.
Die Börse von gestern wird sich in Schritten fortsetzen. Das Muster ist: Zwei Schritte vorwärts, einen zurück. Halten Sie sich bitte daran. Springen Sie jetzt nicht von einer zur anderen Aktie, sondern halten Kurs. Das sieht so aus:
1. Die Finanztitel haben das größte Erholungspotential. Vor allem Versicherungen und anschließend Banken. Ich wiederhole dies seit Tagen. Maßstab sind die Kurse vom März dieses Jahres. Dann muß neu nachgedacht werden.
2. Die Technologieaktien gewinnen ähnlich, aber sehr differenziert. Wie verkehrte Informationen und Vermutungen nun ins Gegenteil wirken, zeigte Ihnen gestern ERICSSON. Siehe letzte AB, vor allem den Chart, den ich auf S. 8 gezeigt habe. Alle anderen werden dem folgen. Der eine früher, der andere später. Das wird ein Sonderthema ab Oktober/November. Siehe ALCATEL und später die Amerikaner.
3. Die Telekomtitel sind alle dran. Von A – V, nämlich AT + T bis VODAFONE oder VERIZON, wie beschrieben. Nur ein Beispiel für eine solche Rechnung: Börsenwert von AT+T im Moment 46 Mrd $ bei 43 Mrd $ Schulden, die gestern mit dem Verkauf eines kleineren Geschäftsanteils mal eben um 8 Mrd $ reduziert wurden. Die Tochter AT+T WIRELESS hat einen Börsenwert von 16 Mrd $ und gehört zu 70 % der AT+T. Sie kommt von 36 $ und kippte auf 4 $ ab. Allein dieses Erholungspotential liegt bei 12 $, womit sich dasjenige von AT+T Mutter auf zunächst 18/19 $ berechnen läßt. Tiefstkurs 8 $, aktuell 12 $ oder 50 % in drei Wochen. Ich habe mehrfach auf AT+T als zu beobachtende Aktie hingewiesen. Kaufen Sie beide, Mutter und Tochter.
Die gestrige Telekomvorstellung enthielt eine Überlegung natürlich nicht, die kein Vorstand in der Öffentlichkeit diskutieren darf. Ich darf Sie dennoch darauf hinweisen und Sie denken dann bitte zu Ende:
QUAM ist bereits ausgeschieden. Die UMTS-Lizenz ist damit obsolet. Die Abschreibung durch SONERA/TELEFONICA ist damit klar. KPN schreibt E-PLUS und UMTS zu rund 50 % ab. Das ist die Voraussetzung für die zwei Optionen: Entweder Fusion mit INTERKOM oder via ORANGE mit den Franzosen, die vorerst Herrn Schmid bei MOBILCOM ausbooten werden. Ich hatte Sie schon im März auf die Grundzüge aufmerksam gemacht. Übrig bleiben drei Mobilfunker in Deutschland. Das dürfte ab 2004 möglich werden. Die fatale Folge: Drei sind ein Oligopol. Genau das, was die Regulierungsbehörde nicht wollte, aber mit den maßlos überteuerten UMTS-Lizenzen bewirkt hat. In diesem Fall gibt es keine sinkenden, sondern steigende Tarife. Ein Verdrängungswettbewerb ist dann nicht mehr möglich. Was ist dann T-MOBILE wert? Der Preis pro Nutzer wird sich nach guten Schätzungen von Experten um 30 - 40 % erhöhen, weil die Erträge stärker als die Umsätze steigen. Das entspricht dem Prinzip der Kostendegression für bestehende Anlagen im Telefongeschäft. Was bringt dann der Börsengang, wann immer er kommt, und wie sieht die Nettoverschuldung der Mutter aus? Denken Sie dies zu Ende und entscheiden Sie dann über Ihre Investitionen und deren Perspektiven. Wie Sie alte Positionen verbilligen konnten und mußten und was daraus wird, habe ich sehr eingehend in der AB Nr. 25 am 15.06.02 beschrieben. Bitte noch einmal zur Hand nehmen.
Zurück zum Normalgeschäft: Die Markttechnik ist in Ordnung, aber ohne neue Akzente. Damit bin ich zufrieden. Es bleibt bei den bereits genannten Zielen, die ich etwa per Ende September zeitlich abgrenze. Der erste wirkliche Konsolidierungskorridor für den Dow liegt zwischen 9.800 und 10.300. Für den Nasdaq zwischen 1.520 und 1.630. Der Weg dahin ist aber nicht geradlinig, sondern von erheblichen Schwankungen begleitet. Ich rate deshalb von voreiligen Gewinnmitnahmen ab.
Die oben genannten drei Branchen/Marktsegmente sind jetzt die wichtigsten Trendträger. Ich verzichte daher auf einzelne Angaben.
Frankfurt folgt dem gleichen Muster. Meine Empfehlung lautete: Für die ALLIANZ ist jeder Kurs zwischen 120 und 130 E. akzeptabel für Käufe. Das Potential reicht bis 190 E. Für die HYPOVEREINSBANK gilt ähnliches: 19 - 21 E. mit nächstem Ziel von 29 E. Dann denken wir neu nach. Für alle anderen gilt sinngemäß das gleiche.
Die Markterholung wird alle Titel ergreifen. Konzentrieren Sie sich auf die, die in der letzten Baissephase am meisten verloren haben. Im Moment geht es weniger um die fundamentalen Fakten als um die Markttechnik. Ab den Kursen von März/April gilt dann die neue Adjustierung, nämlich Orientierung an den fundamentalen Daten.
Auf der Europaebene findet das gleiche statt. AXA ist gleich ALLIANZ oder AEGON bzw. ASS GENERALI oder A.G.F. und die zwei Schweizer Titel ZFS und RENTENANSTALT.
FRANCE TELEKOM ist das gleiche wie DT. TELEKOM und mit allerdings deutlichen Abstrichen auch KPN, aber auch VODAFONE.
ERICSSON ist gleich ALCATEL. Hier ist allerdings ein Verlust zu vermelden, weil MARCONI mit dem Sanierungsprogramm erhalten bleibt, aber zu Lasten der freien Aktionäre, die wohl nur eine Option erhalten. Es wird also darauf ankommen, MARCONI-Verluste mit Gewinnen bei anderen auszubügeln. Das erlauben die beiden anderen zur Zeit immer noch.
Sie haben jetzt gut zu tun. Überprüfen Sie sämtliche Positionen und überlegen Sie, wie Sie diese aus- und aufbessern. Wechseln Sie nicht die Pferde mitten im Rennen. In der jetzigen Marktverfassung werden mehr oder minder alle Titel deutlich zulegen, aber nicht alle am gleichen Tag.
Ich verbleibe bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
--------------------------------------------------
Served by sonne02.bern-stein.de on 22.8.2002 11:51:31 for 80.129.66.3
WebText © 2001 by 1STEIN GmbH + + + eMail: info@bern-stein.de
Hans Bernecker: Zwei Schritte vorwärts, einen zurück
Mails/Nachrichten vom 22.08.2002, Bernecker & Cie.
--------------------------------------------------
Guten Morgen, meine Damen und Herren,
an dem Presseecho zu DT. TELEKOM nach der gestrigen Pressekonferenz können Sie ermessen, welche Emotionen mit diesem Thema verbunden sind. Das geht freilich zu Lasten der Sachdiskussion. Allein die heutigen Überschriften widersprechen sich um 180 Grad. Das finde ich beinahe lustig, zeigt Ihnen aber die Lage. Mein Kompliment gilt der souveränen Gesprächsführung durch Herrn Sihler. Dazu weiter unten einige Anmerkungen.
Die Börse von gestern wird sich in Schritten fortsetzen. Das Muster ist: Zwei Schritte vorwärts, einen zurück. Halten Sie sich bitte daran. Springen Sie jetzt nicht von einer zur anderen Aktie, sondern halten Kurs. Das sieht so aus:
1. Die Finanztitel haben das größte Erholungspotential. Vor allem Versicherungen und anschließend Banken. Ich wiederhole dies seit Tagen. Maßstab sind die Kurse vom März dieses Jahres. Dann muß neu nachgedacht werden.
2. Die Technologieaktien gewinnen ähnlich, aber sehr differenziert. Wie verkehrte Informationen und Vermutungen nun ins Gegenteil wirken, zeigte Ihnen gestern ERICSSON. Siehe letzte AB, vor allem den Chart, den ich auf S. 8 gezeigt habe. Alle anderen werden dem folgen. Der eine früher, der andere später. Das wird ein Sonderthema ab Oktober/November. Siehe ALCATEL und später die Amerikaner.
3. Die Telekomtitel sind alle dran. Von A – V, nämlich AT + T bis VODAFONE oder VERIZON, wie beschrieben. Nur ein Beispiel für eine solche Rechnung: Börsenwert von AT+T im Moment 46 Mrd $ bei 43 Mrd $ Schulden, die gestern mit dem Verkauf eines kleineren Geschäftsanteils mal eben um 8 Mrd $ reduziert wurden. Die Tochter AT+T WIRELESS hat einen Börsenwert von 16 Mrd $ und gehört zu 70 % der AT+T. Sie kommt von 36 $ und kippte auf 4 $ ab. Allein dieses Erholungspotential liegt bei 12 $, womit sich dasjenige von AT+T Mutter auf zunächst 18/19 $ berechnen läßt. Tiefstkurs 8 $, aktuell 12 $ oder 50 % in drei Wochen. Ich habe mehrfach auf AT+T als zu beobachtende Aktie hingewiesen. Kaufen Sie beide, Mutter und Tochter.
Die gestrige Telekomvorstellung enthielt eine Überlegung natürlich nicht, die kein Vorstand in der Öffentlichkeit diskutieren darf. Ich darf Sie dennoch darauf hinweisen und Sie denken dann bitte zu Ende:
QUAM ist bereits ausgeschieden. Die UMTS-Lizenz ist damit obsolet. Die Abschreibung durch SONERA/TELEFONICA ist damit klar. KPN schreibt E-PLUS und UMTS zu rund 50 % ab. Das ist die Voraussetzung für die zwei Optionen: Entweder Fusion mit INTERKOM oder via ORANGE mit den Franzosen, die vorerst Herrn Schmid bei MOBILCOM ausbooten werden. Ich hatte Sie schon im März auf die Grundzüge aufmerksam gemacht. Übrig bleiben drei Mobilfunker in Deutschland. Das dürfte ab 2004 möglich werden. Die fatale Folge: Drei sind ein Oligopol. Genau das, was die Regulierungsbehörde nicht wollte, aber mit den maßlos überteuerten UMTS-Lizenzen bewirkt hat. In diesem Fall gibt es keine sinkenden, sondern steigende Tarife. Ein Verdrängungswettbewerb ist dann nicht mehr möglich. Was ist dann T-MOBILE wert? Der Preis pro Nutzer wird sich nach guten Schätzungen von Experten um 30 - 40 % erhöhen, weil die Erträge stärker als die Umsätze steigen. Das entspricht dem Prinzip der Kostendegression für bestehende Anlagen im Telefongeschäft. Was bringt dann der Börsengang, wann immer er kommt, und wie sieht die Nettoverschuldung der Mutter aus? Denken Sie dies zu Ende und entscheiden Sie dann über Ihre Investitionen und deren Perspektiven. Wie Sie alte Positionen verbilligen konnten und mußten und was daraus wird, habe ich sehr eingehend in der AB Nr. 25 am 15.06.02 beschrieben. Bitte noch einmal zur Hand nehmen.
Zurück zum Normalgeschäft: Die Markttechnik ist in Ordnung, aber ohne neue Akzente. Damit bin ich zufrieden. Es bleibt bei den bereits genannten Zielen, die ich etwa per Ende September zeitlich abgrenze. Der erste wirkliche Konsolidierungskorridor für den Dow liegt zwischen 9.800 und 10.300. Für den Nasdaq zwischen 1.520 und 1.630. Der Weg dahin ist aber nicht geradlinig, sondern von erheblichen Schwankungen begleitet. Ich rate deshalb von voreiligen Gewinnmitnahmen ab.
Die oben genannten drei Branchen/Marktsegmente sind jetzt die wichtigsten Trendträger. Ich verzichte daher auf einzelne Angaben.
Frankfurt folgt dem gleichen Muster. Meine Empfehlung lautete: Für die ALLIANZ ist jeder Kurs zwischen 120 und 130 E. akzeptabel für Käufe. Das Potential reicht bis 190 E. Für die HYPOVEREINSBANK gilt ähnliches: 19 - 21 E. mit nächstem Ziel von 29 E. Dann denken wir neu nach. Für alle anderen gilt sinngemäß das gleiche.
Die Markterholung wird alle Titel ergreifen. Konzentrieren Sie sich auf die, die in der letzten Baissephase am meisten verloren haben. Im Moment geht es weniger um die fundamentalen Fakten als um die Markttechnik. Ab den Kursen von März/April gilt dann die neue Adjustierung, nämlich Orientierung an den fundamentalen Daten.
Auf der Europaebene findet das gleiche statt. AXA ist gleich ALLIANZ oder AEGON bzw. ASS GENERALI oder A.G.F. und die zwei Schweizer Titel ZFS und RENTENANSTALT.
FRANCE TELEKOM ist das gleiche wie DT. TELEKOM und mit allerdings deutlichen Abstrichen auch KPN, aber auch VODAFONE.
ERICSSON ist gleich ALCATEL. Hier ist allerdings ein Verlust zu vermelden, weil MARCONI mit dem Sanierungsprogramm erhalten bleibt, aber zu Lasten der freien Aktionäre, die wohl nur eine Option erhalten. Es wird also darauf ankommen, MARCONI-Verluste mit Gewinnen bei anderen auszubügeln. Das erlauben die beiden anderen zur Zeit immer noch.
Sie haben jetzt gut zu tun. Überprüfen Sie sämtliche Positionen und überlegen Sie, wie Sie diese aus- und aufbessern. Wechseln Sie nicht die Pferde mitten im Rennen. In der jetzigen Marktverfassung werden mehr oder minder alle Titel deutlich zulegen, aber nicht alle am gleichen Tag.
Ich verbleibe bis morgen,
herzlichst Ihr
Hans A. Bernecker
--------------------------------------------------
Served by sonne02.bern-stein.de on 22.8.2002 11:51:31 for 80.129.66.3
WebText © 2001 by 1STEIN GmbH + + + eMail: info@bern-stein.de
