Globale Strategie:
Von Torsten Engelbrecht
Die Kapitalmärkte bewegen sich im Spannungsfeld schlechter Konjunktur- und Unternehmensdaten einerseits und Hoffnungen auf ein Greifen der Geld- und Fiskalpolitik andererseits.
Wesentlicher Kurstreiber für die Aktienmärkte ist die als üppige Liquiditätsversorgung der Notenbanken - besonders der US-Notenbank, die in der vergangenen mit ihrer zehnten Zinssenkung in diesem Jahr das niedrigste Zinsniveau seit September 1961 erreichte. Weitere Kürzungen nicht ausgeschlossen.
Viele wurden von dieser Entschlossenheit überrascht. So hatten nach der Consensus-Schätzung des Finanzinfo-Dienstes Bloomberg nur 55 Prozent der Analysten auf 50 Basispunkte getippt, 45 Prozent dagegen hatten gerade mal mit einer Absenkung um 25 Basispunkten gerechnet.
Das Vorgehen der Fed ist Wasser auf die Mühlen der Optimisten. "Die Fed ist absolut gewillt, die Kosten der Kapitalbeschaffung zu senken", so die Einschätzung von Christine Callies, Leiterin des US-Aktien-Research bei Merrill Lynch. "Denn die Fähigkeit, Schulden zu refinanzieren oder restrukturieren, ist ein wesentlicher Treiber für Gewinnwachstum." Die Wichtigkeit der Fed-Politik könne nicht oft genug betont werden und werde - in Verbindung mit den massiven US-Staatsausgaben - vor allem zyklischen Wachstumsaktien und Tech-Titeln zugute kommen, so Callies.
Abschwung unterschätzt
Die Experten von Dresdner Kleinwort Wasserstein (DRKW) hingegen sind pessimistisch. "Die Stärke und Dauer des US-Abschwungs wird nach wie vor unterschätzt", meint Volkswirt Ian Haarwood. "Derzeit besteht das Risiko, dass sich die Wirtschaftsflaute länger als zwei Quartale hinziehen wird."
Die Empfehlung der DRKW-Experten lautet daher "get real, get defensive" - was so viel heißt wie: Anleger, nehmt die Realität zur Kenntnis und agiert defensiv. Entsprechend ist DRKW bei Cash extrem übergewichtet, denn der Anteil im globalen Portfolio beträgt 20 Prozent, bei der Benchmark nur fünf Prozent. Bei Anleihen ist man übergewichtet (DRKW: 40 Prozent; Benchmark: 35 Prozent), bei Aktien untergewichtet (40 zu 60 Prozent).
Im Fokus: Dresdner Kleinwort Wasserstein
Dresdner Kleinwort Wasserstein ist der Investmentbanking-Arm der Dresdner Bank im Verbund der Allianz-Gruppe. Zu den großen Deals, die das Institut begleitete, zählen die Übernahme von Voicestream durch die Deutsche Telekom und der Börsengang von T-Online.
Gewichtung: Die Allocation ist die Gewichtung der Asset-Klassen Aktien, Anleihen und Cash im globalen Portfolio von Dresdner Kleinwort Wasserstein. Das Institut erhöht den Cash-Anteil im Vergleich zur Strategie, die die FTD am 17. August präsentierte, auf Kosten von Bonds um fünf Prozent.
Bei den Regionen favorisiert die Bank nach wie vor US-Aktien (Depotanteil: 48 Prozent). Leicht aufgestockt wurden britische und japanische Titel.
Branchen und Einzeltitel: Bei der Allocation der Sektoren nimmt das Investment-Haus nur geringfügige Veränderungen vor. Bank- und Pharma-Aktien tauschen Platz eins und zwei; die Reihenfolge auf den folgenden vier Positionen bleibt unverändert.
Bei den Einzelwerten bevorzugt Dresdner Kleinwort wie vor knapp drei Monaten das US-Pharmapapier Pfizer und den amerikanischen Bankenwert Citigroup.