Balance von Risiko und Chance
von unserem Korrespondenten Bill Bonner
Was kann schief gehen? Was richtig?
Man sagt, dass es bei erfolgreichem Investieren um die Balance von Risiko und Chance geht.
Heute hingegen sehen die meisten Investoren nur die Chancen, in der Hoffnung, dass die Aktienkurse für immer steigen werden ... und sie sehen auf der anderen Seite nicht das Risiko. Im Gegensatz dazu haben wir vom Investor's Daily keine Probleme damit, schwere Risiken zu finden ... und auch große Chancen. Indem wir empfehlen, das zu verkaufen, was die Kleinanleger kaufen.
Warren Buffett, George Soros und John Templeton haben die Kleinanleger davor gewarnt, so leichtsinnig zu sein. Aber – Gott segne ihre Herzen: Die Kleinanleger achten nicht auf solche Warnungen.
Die Schlagzeilen liefern ja auch weiterhin gute News. In den USA sind die Auftragseingänge für langlebige Konsumgüter um 3,3 % gestiegen. Die Erstanträge für Arbeitslosenhilfe liegen auf einem 3-Jahres-Tief. Die Wirtschaft soll angeblich so schnell wie seit 20 Jahren nicht mehr wachsen.
Die Kleinanleger mögen es zwar nicht realisieren, aber sie zahlen einen furchtbaren Preis für diese Schlagzeilen. Das US-Haushaltsdefizit explodiert, hin in Richtung 1 Billion Dollar. Und auch die Konsumenten sind so zuversichtlich, dass sie keine Notwendigkeit dafür sehen, sich selbst zu beschränken.
Auch in Indien explodieren die Schulden der Konsumenten – wie wir hier letztens im Investor's Daily festgestellt haben – aber die gesamten Schulden der indischen Konsumenten liegen bei weniger als 10 % ihres Einkommens. Da ist es ok, wenn die Schulden mal eine Zeitlang deutlich steigen. In den USA hingegen liegt diese Quote bei über 100 % – und sie steigt schnell! Die gesamten amerikanischen Schulden sind bereits 3 Mal so groß wie das US-Bruttoinlandsprodukt ... und sie wachsen 6 bis 8 Mal so schnell.
Nicht umsonst sind Schulden oft mit Schnaps verglichen worden. Der erste Schluck, besonders auf nüchternen Magen, führt zu einem angenehmen Gefühl. Aber mit jedem weiteren Schluck geht dieses Gefühl verloren. Am Ende ist es gar nicht mehr angenehm.
Das Risiko ist, dass die USA im Kreditzyklus schon bereits weit fortgeschritten sind ... und das ist deshalb so, als ob man einen Betrunkenen zum "Exen" von Schnapsgläsern auffordert. Die neuen Schulden werden kaum noch einen positiven Effekt haben. Und wo sonst sollen neue Stimulierungen für die Wirtschaft kommen? Eine weitere Steuersenkung? Eine weitere Runde von Zinssenkungen? Mehr Ausgaben für den Krieg gegen den Terror?
Die Kleinanleger hingegen sehen weiterhin keine Gefahr – weder für den Dollar, noch für US-Anleihen, noch für Aktien, noch für den Immobilienmarkt, noch für ihre persönlichen Finanzen.
Unglaublicherweise scheinen sich die ausländischen Zentralbanken, besonders die in Asien, genau wie die Kleinanleger zu verhalten. Wenn diese Zentralbanken nicht so fleißig US-Staatsanleihen kaufen würden, dann könnte das US-Haushaltsdefizit nicht finanziert werden ... die amerikanischen Zinsen wären nicht so niedrig ... die Amerikaner würden ihre Hypotheken nicht so stark erhöht haben ... die Konsumausgaben wären nicht so explodiert ... und die Aktienkurse wären nicht so hoch gestiegen. Aber das ist die sublime Natur der Kleinanleger; sie sind unfähig dazu, die Risiken zu sehen, die sie für sich selbst darstellen.
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Grüße
NL