Das irakische Öl gehört dem irakischen Volk", betont die US-Regierung. Doch der Poker um Förderlizenzen und Milliardenaufträge zum Wiederaufbau der Infrastruktur ist bereits in vollem Gange. Dabei haben US-Firmen bislang die besten Karten
von Martin Halusa
Wenn es nach den Ökonomen der US-Denkfabrik Heritage Foundation geht, könnten an Wall Street schon in wenigen Jahren irakische Ölfirmen notiert sein. Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Merrill Lynch würden um den Zuschlag für den Börsengang feilschen, zuvor müssten sich die Petro-Konzerne der Bilanzregel US-GAAP unterwerfen. Das Management werde auf Road-Shows in der ganzen Welt für die Aktie werben. Schon in vier bis fünf Jahren könnte es so weit, sagt Forscher Ariel Cohen.
Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Doch der Kuchen wird bereits verteilt. Es gibt große Stücke und kleine Krümmel. Der texanische Bau- und Ölkonzern Halliburton etwa erhielt soeben den Zuschlag, die brennenden Ölquellen im Irak zu löschen. Halliburtons Tochter Kellog Brown & Root gilt als Experte in diesem Gebiet, Einzelheiten über die Auftragssumme sind nicht bekannt. Kritiker rümpfen die Nase, weil der heutige US-Vize-Präsident Dick Cheney von 1995 bis 2000 Chef von Halliburton war.
Insgesamt hat Washington bereits Aufträge in Höhe von 900 Mio. Dollar ausgeschrieben. Dabei geht es vor allem um den Aufbau zerstörter Brücken, Ministerien, Autobahnen und Seehäfen.
Zahlen soll der Irak selbst - mit seinem Öl. Das ist die attraktivste Prämie im Geschachere. Zwar hat US-Präsident George W. Bush immer wieder betont, dass das irakische Öl dem irakischen Volk gehört - die Kritik, den USA gehe es um den Zugriff auf Bagdads Öl, will Washington damit entkräften. Doch beim Wiederaufbau der schrottreifen Anlagen werden wohl vor allem US-Firmen zum Zuge kommen. Und auch beim Poker um die Förderrechte haben Konzerne wie Exxon Mobil und Chevron Texaco gute Chancen.
Darum geht es: Der Irak verfügt über gesicherte Ölreserven in Höhe von 112 Mrd. Barrel. Nur Saudi-Arabien sitzt auf einem größeren Vorrat. Experten glauben, dass die Reserven im Irak bis zu 220 Mrd. Barrel umfassen könnten, Bagdad selbst spricht sogar von bis zu 300 Mrd. Barrel. Die Wirtschaft des Landes hängt zu 60 Prozent vom Öl ab. Doch wegen der Sanktionen ist es Saddam Hussein nicht möglich, den Rohstoff auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Das Land unterliegt dem "Öl-für-Nahrungsmittel"-Programm der Uno. Durch Schmuggel habe Saddam in den vergangenen Jahren 6,6 Mrd. Dollar eingenommen.
Die Geschichte des irakischen Öls begann 1927, als das riesige Kirkuk-Feld entdeckt wurde. In den 60er Jahren hörte die Exploration auf. 1972 verstaatlichte die sozialistische Baath-Partei die Ölindustrie. Seit 1980 hat die Förderung nur geringfügig zugenommen; derzeit beträgt sie rund 2,8 Mio. Barrel am Tag. Experten attestieren Iraks Staatsmonopol Missmanagement und Korruption.
In den Schubladen der irakischen Regierung liegen Pläne, aus denen aber voraussichtlich nichts mehr werden wird: Russische und französische Ölmultis sowie chinesische Unternehmen haben offenbar Abkommen in Höhe von 38 Mrd. Dollar vereinbart. Wirksam sollten die Verträge werden, sobald die Sanktionen der Uno gegen den Irak aufgehoben werden. Doch dazu ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Seit Briten und Amerikaner - deren Firmen bislang über keinerlei derartige Vereinbarungen mit Bagdad verfügen - Krieg führen, wird sich der Spieß eher umkehren.
Böse Zungen behaupten, dass Bagdad mit den Verträgen die Regierungen in Paris und Moskau freundlich stimmen wollte. Tatsächlich hatten beide Länder mit einem Veto gegen eine zweite Resolution des Uno-Sicherheitsrates gedroht. Die Vorverträge und Absichtserklärungen werden ihre Gültigkeit verlieren, sobald Amerikaner und Briten Saddam aus dem Amt gebombt haben.
Sobald der Krieg beendet ist, wird US-General Tommy Franks zunächst die Oberhand in dem besiegten Land innehaben. Danach wird eine vorläufige Regierung eingesetzt, die amerika-freundlich sein dürfte. "Die Amerikaner werden im Irak bestimmen, wo es lang geht", sagt ein US-Ölmanager. Allenfalls die italienische ENI-Gruppe könnte - wegen der pro-amerikanischen Haltung Silvio Berlusconis - neben der Briten einen Teil abbekommen, wird spekuliert.
Diese Szenarien gehen bislang davon aus, dass die Ölquellen zunächst in staatlichem Besitz bleiben und die Einnahmen der dann neuen Regierung in Bagdad zufallen - womit diese nicht nur den Wiederaufbau des Landes bezahlen, sondern auch ihren Schuldenberg in Höhe von bis zu 140 Mrd. Dollar abbauen soll. In einem weiteren Schritt schlagen Ökonomen die Privatisierung der maroden Staatsbetriebe vor. Das derzeitige Management müsse sofort ausgetauscht werden.
Zuvor sollte der Ölsektor in drei vorerst staatlich kontrollierte Firmen aufgespalten werden, schreibt Forscher Cohen: Eine für den Süden des Landes, eine für die Zentralregion um Bagdad und den Westen des Irak sowie eine dritte um Kirkuk und den Norden. Drei weitere Unternehmen könnten gegründet werden - eine für den Betrieb der Pipelines, eine für die Raffinerien und eine für die Förderung von Gas.
Parallel dazu könnte die Privatisierung vorbereitet werden, wie dies etwa auch in Russland geschehen ist. Voraussetzung hierfür sei ein bindender Rechtsrahmen, ein staatliches Aufsichtssystem sowie Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister, die in das internationale System eingebunden sind - und vielleicht auch an der New Yorker Börse gelistet sind.
von Martin Halusa
Wenn es nach den Ökonomen der US-Denkfabrik Heritage Foundation geht, könnten an Wall Street schon in wenigen Jahren irakische Ölfirmen notiert sein. Investmentbanken wie Goldman Sachs oder Merrill Lynch würden um den Zuschlag für den Börsengang feilschen, zuvor müssten sich die Petro-Konzerne der Bilanzregel US-GAAP unterwerfen. Das Management werde auf Road-Shows in der ganzen Welt für die Aktie werben. Schon in vier bis fünf Jahren könnte es so weit, sagt Forscher Ariel Cohen.
Bis dahin ist es aber noch ein langer Weg. Doch der Kuchen wird bereits verteilt. Es gibt große Stücke und kleine Krümmel. Der texanische Bau- und Ölkonzern Halliburton etwa erhielt soeben den Zuschlag, die brennenden Ölquellen im Irak zu löschen. Halliburtons Tochter Kellog Brown & Root gilt als Experte in diesem Gebiet, Einzelheiten über die Auftragssumme sind nicht bekannt. Kritiker rümpfen die Nase, weil der heutige US-Vize-Präsident Dick Cheney von 1995 bis 2000 Chef von Halliburton war.
Insgesamt hat Washington bereits Aufträge in Höhe von 900 Mio. Dollar ausgeschrieben. Dabei geht es vor allem um den Aufbau zerstörter Brücken, Ministerien, Autobahnen und Seehäfen.
Zahlen soll der Irak selbst - mit seinem Öl. Das ist die attraktivste Prämie im Geschachere. Zwar hat US-Präsident George W. Bush immer wieder betont, dass das irakische Öl dem irakischen Volk gehört - die Kritik, den USA gehe es um den Zugriff auf Bagdads Öl, will Washington damit entkräften. Doch beim Wiederaufbau der schrottreifen Anlagen werden wohl vor allem US-Firmen zum Zuge kommen. Und auch beim Poker um die Förderrechte haben Konzerne wie Exxon Mobil und Chevron Texaco gute Chancen.
Darum geht es: Der Irak verfügt über gesicherte Ölreserven in Höhe von 112 Mrd. Barrel. Nur Saudi-Arabien sitzt auf einem größeren Vorrat. Experten glauben, dass die Reserven im Irak bis zu 220 Mrd. Barrel umfassen könnten, Bagdad selbst spricht sogar von bis zu 300 Mrd. Barrel. Die Wirtschaft des Landes hängt zu 60 Prozent vom Öl ab. Doch wegen der Sanktionen ist es Saddam Hussein nicht möglich, den Rohstoff auf dem Weltmarkt zu verkaufen. Das Land unterliegt dem "Öl-für-Nahrungsmittel"-Programm der Uno. Durch Schmuggel habe Saddam in den vergangenen Jahren 6,6 Mrd. Dollar eingenommen.
Die Geschichte des irakischen Öls begann 1927, als das riesige Kirkuk-Feld entdeckt wurde. In den 60er Jahren hörte die Exploration auf. 1972 verstaatlichte die sozialistische Baath-Partei die Ölindustrie. Seit 1980 hat die Förderung nur geringfügig zugenommen; derzeit beträgt sie rund 2,8 Mio. Barrel am Tag. Experten attestieren Iraks Staatsmonopol Missmanagement und Korruption.
In den Schubladen der irakischen Regierung liegen Pläne, aus denen aber voraussichtlich nichts mehr werden wird: Russische und französische Ölmultis sowie chinesische Unternehmen haben offenbar Abkommen in Höhe von 38 Mrd. Dollar vereinbart. Wirksam sollten die Verträge werden, sobald die Sanktionen der Uno gegen den Irak aufgehoben werden. Doch dazu ist es nicht gekommen. Im Gegenteil: Seit Briten und Amerikaner - deren Firmen bislang über keinerlei derartige Vereinbarungen mit Bagdad verfügen - Krieg führen, wird sich der Spieß eher umkehren.
Böse Zungen behaupten, dass Bagdad mit den Verträgen die Regierungen in Paris und Moskau freundlich stimmen wollte. Tatsächlich hatten beide Länder mit einem Veto gegen eine zweite Resolution des Uno-Sicherheitsrates gedroht. Die Vorverträge und Absichtserklärungen werden ihre Gültigkeit verlieren, sobald Amerikaner und Briten Saddam aus dem Amt gebombt haben.
Sobald der Krieg beendet ist, wird US-General Tommy Franks zunächst die Oberhand in dem besiegten Land innehaben. Danach wird eine vorläufige Regierung eingesetzt, die amerika-freundlich sein dürfte. "Die Amerikaner werden im Irak bestimmen, wo es lang geht", sagt ein US-Ölmanager. Allenfalls die italienische ENI-Gruppe könnte - wegen der pro-amerikanischen Haltung Silvio Berlusconis - neben der Briten einen Teil abbekommen, wird spekuliert.
Diese Szenarien gehen bislang davon aus, dass die Ölquellen zunächst in staatlichem Besitz bleiben und die Einnahmen der dann neuen Regierung in Bagdad zufallen - womit diese nicht nur den Wiederaufbau des Landes bezahlen, sondern auch ihren Schuldenberg in Höhe von bis zu 140 Mrd. Dollar abbauen soll. In einem weiteren Schritt schlagen Ökonomen die Privatisierung der maroden Staatsbetriebe vor. Das derzeitige Management müsse sofort ausgetauscht werden.
Zuvor sollte der Ölsektor in drei vorerst staatlich kontrollierte Firmen aufgespalten werden, schreibt Forscher Cohen: Eine für den Süden des Landes, eine für die Zentralregion um Bagdad und den Westen des Irak sowie eine dritte um Kirkuk und den Norden. Drei weitere Unternehmen könnten gegründet werden - eine für den Betrieb der Pipelines, eine für die Raffinerien und eine für die Förderung von Gas.
Parallel dazu könnte die Privatisierung vorbereitet werden, wie dies etwa auch in Russland geschehen ist. Voraussetzung hierfür sei ein bindender Rechtsrahmen, ein staatliches Aufsichtssystem sowie Banken, Versicherungen und Finanzdienstleister, die in das internationale System eingebunden sind - und vielleicht auch an der New Yorker Börse gelistet sind.