Erst kam der Zusammenbruch des Neuen Marktes, begleitet von einer bis dahin kaum vorstellbaren Abzockermentalität
Zu den Leid Tragenden zählten in der Regel nicht das Management, sondern Anleger und vor allem zigtausende Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz genauso schnell wieder verloren haben, wie sie ihn bekommen hatten.
Inzwischen reibt sich der Beobachter verwundert die Augen ob des fragwürdigen Treibens etablierter Unternehmen. Im Gefolge der Enron-Pleite, des bisher größten Konkurses in den USA, gerät die renommierte WP-Gesellschaft Arthur Andersen an den Rand des Ruins. Philip Holzmann muss, trotz Intervention des Kanzlers vor zweieinhalb Jahren, Insolvenz anmelden. Die SchmidtBank-Krise weitet sich zur größten Privatbanken-Pleite Deutschlands aus. Die Berliner Bankgesellschaft kostet den deutschen Steuerzahler weitere Milliarden. Das Kirch-Imperium wankt ...
Wegen verfehlter Modellpolitik wird Opel vom Konsumenten gnadenlos abgestraft. Babcock verkauft die wichtige Werftsparte an Finanzinvestoren, das Management geht gleich mit und überlässt den wertlosen Restkonzern seinem Schicksal. Viel zu teuer bezahlte UMTS-Lizenzen bringen ihre Erwerber in finanzielle Nöte, den Finanzminister mittelfristig ebenfalls.
Gegen namhafte Unternehmen werden wegen verbotener Preisabsprachen Strafen in Schwindel erregender Höhe verhängt. Börsennotierte Unternehmen glänzen in den Augen der Analysten vor allem durch massiven Arbeitsplatzabbau, das kommt den Aktienkursen zugute.
Andererseits wurden bei der ABB, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, zwei ehemalige Topmanager mit 250 Millionen Euro bedient. Bei Klöckner sucht die Staatsanwaltschaft nach spurlos verschwundenen 120 Millionen. Und unbemerkt von der Öffentlichkeit, sozusagen durch die Hintertür, haben sich die Einkommen zahlreicher Vorstandsgremien in den letzten Jahren vervielfacht.
Haben sich politische und wirtschaftliche Führung mental angenähert? Ist Kohl überall? Parteispendenaffären und Korruption in der öffentlichen Verwaltung sind wie Bilanzfälschung und Preisabsprachen gleichermaßen verwerflich, der Unterschied liegt in der Höhe der Beträge. In der Wirtschaft wird eben geklotzt und nicht gekleckert. Zwischen überforderten Ministern und Vorstandschefs besteht prinzipiell auch kein Unterschied, Vorstände beziehen allerdings ein höheres Einkommen und gefährden im Zweifel mehr Arbeitsplätze. Abfindung und Altersversorgung bei Nichtverlängerung oder vorzeitiger Ablösung bekommen sie beide.
Der konjunkturelle Abschwung bringt die Versäumnisse der letzten Jahre gnadenlos zum Vorschein, viele Manager zeigen sich hoffnungslos überfordert. Wie in der Politik wird nur so viel und nur dann zugegeben, wenn es ohnehin schon bekannt ist.
Der Fall Holzmann ist geradezu exemplarisch: 1999 scheinbar gerettet, übernahm ein reaktivierter Ruheständler den Vorstandsvorsitz. Bis zuletzt wurde viel versprochen, aber nichts gehalten. Genau wie vorher. Der Aufsichtsrat hätte doch gewarnt sein müssen. Die Swissair war bereits pleite, als der neue CEO gegen einen fürstlichen Sign-up-Bonus von zwölf Millionen Schweizer Franken anheuerte.
Wenn die Chefs der Telekommunikationsunternehmen bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen Vernunft hätten walten lassen, wäre die Auktionsblase rechtzeitig geplatzt. Warum hat das niemand wahrhaben wollen?
Vorstände börsennotierter Unternehmen werden inzwischen von Analysten und Pensionsfonds gesteuert. Die Story muss stimmen, dann stimmt auch der Aktienkurs. Das hat wenig mit Unternehmensstrategie zu tun.
Die SchmidtBank ist nicht wegen Consors, sondern wegen ihrer faulen Kredite zu Grunde gegangen. Hat die Bankenaufsicht nichts gemerkt?
Wie ist es möglich, dass am Verwaltungsrat der ABB vorbei astronomisch hohe Ruhegeldzahlungen zugesichert wurden? Die Symptome für einen Verfall der Sitten und einen im negativen Sinne spürbaren Wertewandel sind weithin sichtbar.
Anfang der 90er-Jahre erwies sich der Fall der Mauer im Nachhinein als ein Glücksfall für verfehlte Personalpolitik. Viele der ausrangierten Führungskräfte fanden im Osten eine neue Aufgabe. Das war gut so. Die Ereignisse vom 11. September dienen für 90 Prozent aller Ergebnisverschlechterungen als Entschuldigung. Das ist beschämend und von der Realität weit entfernt.
Man könnte den Glauben an die Fähigkeit unseres Managements verlieren, gäbe es nicht auch positive Beispiele.
Wiedeking ist der bei weitem bestbezahlte Manager in Deutschland. Zu Recht: Aktionäre, Mitarbeiter, Unterlieferanten und Kunden profitieren von einer erfolgreichen Strategie. Die Lufthansa unter Weber hat ihre Krise weitgehend bewältigt, ohne sich auf ruinöse Preiskämpfe einzulassen oder Mitarbeiter drastisch abzubauen. Auch die Nachfolge im Amt des Vorsitzenden ist unspektakulär, das heißt intern gelöst worden. BMW hat sich von Rover schneller als erwartet erholt. Die CEO-Nachfolge wurde ebenfalls intern geregelt, wie übrigens auch bei Bayer und VW. Die Entscheidung über die Besetzung von Vorstandspositionen liegt beim Aufsichtsrat. Einige scheinen es verstanden zu haben.
Zu den Leid Tragenden zählten in der Regel nicht das Management, sondern Anleger und vor allem zigtausende Mitarbeiter, die ihren Arbeitsplatz genauso schnell wieder verloren haben, wie sie ihn bekommen hatten.
Inzwischen reibt sich der Beobachter verwundert die Augen ob des fragwürdigen Treibens etablierter Unternehmen. Im Gefolge der Enron-Pleite, des bisher größten Konkurses in den USA, gerät die renommierte WP-Gesellschaft Arthur Andersen an den Rand des Ruins. Philip Holzmann muss, trotz Intervention des Kanzlers vor zweieinhalb Jahren, Insolvenz anmelden. Die SchmidtBank-Krise weitet sich zur größten Privatbanken-Pleite Deutschlands aus. Die Berliner Bankgesellschaft kostet den deutschen Steuerzahler weitere Milliarden. Das Kirch-Imperium wankt ...
Wegen verfehlter Modellpolitik wird Opel vom Konsumenten gnadenlos abgestraft. Babcock verkauft die wichtige Werftsparte an Finanzinvestoren, das Management geht gleich mit und überlässt den wertlosen Restkonzern seinem Schicksal. Viel zu teuer bezahlte UMTS-Lizenzen bringen ihre Erwerber in finanzielle Nöte, den Finanzminister mittelfristig ebenfalls.
Gegen namhafte Unternehmen werden wegen verbotener Preisabsprachen Strafen in Schwindel erregender Höhe verhängt. Börsennotierte Unternehmen glänzen in den Augen der Analysten vor allem durch massiven Arbeitsplatzabbau, das kommt den Aktienkursen zugute.
Andererseits wurden bei der ABB, die mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen hat, zwei ehemalige Topmanager mit 250 Millionen Euro bedient. Bei Klöckner sucht die Staatsanwaltschaft nach spurlos verschwundenen 120 Millionen. Und unbemerkt von der Öffentlichkeit, sozusagen durch die Hintertür, haben sich die Einkommen zahlreicher Vorstandsgremien in den letzten Jahren vervielfacht.
Haben sich politische und wirtschaftliche Führung mental angenähert? Ist Kohl überall? Parteispendenaffären und Korruption in der öffentlichen Verwaltung sind wie Bilanzfälschung und Preisabsprachen gleichermaßen verwerflich, der Unterschied liegt in der Höhe der Beträge. In der Wirtschaft wird eben geklotzt und nicht gekleckert. Zwischen überforderten Ministern und Vorstandschefs besteht prinzipiell auch kein Unterschied, Vorstände beziehen allerdings ein höheres Einkommen und gefährden im Zweifel mehr Arbeitsplätze. Abfindung und Altersversorgung bei Nichtverlängerung oder vorzeitiger Ablösung bekommen sie beide.
Der konjunkturelle Abschwung bringt die Versäumnisse der letzten Jahre gnadenlos zum Vorschein, viele Manager zeigen sich hoffnungslos überfordert. Wie in der Politik wird nur so viel und nur dann zugegeben, wenn es ohnehin schon bekannt ist.
Der Fall Holzmann ist geradezu exemplarisch: 1999 scheinbar gerettet, übernahm ein reaktivierter Ruheständler den Vorstandsvorsitz. Bis zuletzt wurde viel versprochen, aber nichts gehalten. Genau wie vorher. Der Aufsichtsrat hätte doch gewarnt sein müssen. Die Swissair war bereits pleite, als der neue CEO gegen einen fürstlichen Sign-up-Bonus von zwölf Millionen Schweizer Franken anheuerte.
Wenn die Chefs der Telekommunikationsunternehmen bei der Versteigerung der UMTS-Lizenzen Vernunft hätten walten lassen, wäre die Auktionsblase rechtzeitig geplatzt. Warum hat das niemand wahrhaben wollen?
Vorstände börsennotierter Unternehmen werden inzwischen von Analysten und Pensionsfonds gesteuert. Die Story muss stimmen, dann stimmt auch der Aktienkurs. Das hat wenig mit Unternehmensstrategie zu tun.
Die SchmidtBank ist nicht wegen Consors, sondern wegen ihrer faulen Kredite zu Grunde gegangen. Hat die Bankenaufsicht nichts gemerkt?
Wie ist es möglich, dass am Verwaltungsrat der ABB vorbei astronomisch hohe Ruhegeldzahlungen zugesichert wurden? Die Symptome für einen Verfall der Sitten und einen im negativen Sinne spürbaren Wertewandel sind weithin sichtbar.
Anfang der 90er-Jahre erwies sich der Fall der Mauer im Nachhinein als ein Glücksfall für verfehlte Personalpolitik. Viele der ausrangierten Führungskräfte fanden im Osten eine neue Aufgabe. Das war gut so. Die Ereignisse vom 11. September dienen für 90 Prozent aller Ergebnisverschlechterungen als Entschuldigung. Das ist beschämend und von der Realität weit entfernt.
Man könnte den Glauben an die Fähigkeit unseres Managements verlieren, gäbe es nicht auch positive Beispiele.
Wiedeking ist der bei weitem bestbezahlte Manager in Deutschland. Zu Recht: Aktionäre, Mitarbeiter, Unterlieferanten und Kunden profitieren von einer erfolgreichen Strategie. Die Lufthansa unter Weber hat ihre Krise weitgehend bewältigt, ohne sich auf ruinöse Preiskämpfe einzulassen oder Mitarbeiter drastisch abzubauen. Auch die Nachfolge im Amt des Vorsitzenden ist unspektakulär, das heißt intern gelöst worden. BMW hat sich von Rover schneller als erwartet erholt. Die CEO-Nachfolge wurde ebenfalls intern geregelt, wie übrigens auch bei Bayer und VW. Die Entscheidung über die Besetzung von Vorstandspositionen liegt beim Aufsichtsrat. Einige scheinen es verstanden zu haben.