"Geld verdienen durchs surfen", "Alles frei in unserer Community", "Verdienen Sie viel Geld mit Ihrer Website!"
Auch diese Woche waren meine diversen Mailboxen wieder voll mit Schund diverser Gratisanbieter und deren Fußvolk, den billigen Ottonormalusern, die sich die Millionenverdienste durchs Internet ausrechnen.
Es ist die moderne Plage der elektronischen Gegenwart, das Schnorrertum der Billig-User und die damit verbundene Flut von überflüssigen Mails, der gnadenlos schlechten Seiten und der besserwisserischen Superdesigner mit ihren grausam schlechten Frontpage- oder Composer-Machwerken.
Es ist die Zeit, in der Idioten immer noch der Meinung sind, mit ihrer scheußlich blinkenden Privatseite alá "Mein Hund, mein Auto, meine Familie und wie ich Euch alle reich mache, wenn ihr nur auf meine Banner klickt!", bei Fortunecity, Tipod und Konsorten das große Geld zu machen.
Die Superuser selbst wollen dabei natürlich alles kostenlos. Webspace, Foren, Gästebücher und möglichst noch die Besucher dazu, ohne auch nur einen Finger rühren zu müssen. Selbstverständlich müssen die Gratis-Angebote auch werbefrei sein, denn man will ja schließlich selbst Geld verdienen. Wie der Anbieter das finanziert, ist doch letztendlich scheissegal und kümmert den Superdesigner nicht.
Und da das Internet ja immer noch so teuer ist, und eine Flatrate von 79,- oder 50,-DM nahezu unerschwinglich hoch, muss der Edelsurfer verständlicherweise zum Mailterror greifen, um seine Kosten wieder hereinzubekommen.
Da ist es nur allzu verständlich, dass es zu wahren Proteststürmen kommt, wenn ein Gratis-Angebot eingestellt wird, ein Server mal ausfällt oder plötzlich die Seiten bei einem Gratis-Provider im Nirwana verschwinden. Schließlich stürzen die 2,9 Pfennig die Minute, die der Superschnorrer für seinen Internetzugang zahlt, ihn fast in den Ruin!
Die erste Ernüchterung kommt dann meistens, wenn am Ende des Monats das Konto beim "Pay-per-Click"-Anbieter seines Vertrauens mal gerade 20 Pfennig aufweist. Aber statt sich entmutigen zulassen, beschließt der beste Webdesigner von allen, seine Kampagne zu erweitern und die Menschheit mit einer Flut geistigen Dünnschisses in Form von Massenmails zu beglücken. Notfalls durchstreift er noch ein paar Foren und Gästebücher, um die Spuren seiner Dummheit deutlicheren Ausdruck zu verleihen.
In solchen Momenten denke ich wehmütig an die Zeiten zurück, als die Minute noch 20 Pfennig plus Telefon kostete, eine Domain nicht unter 300.-DM zu bekommen war und an Freespace-Provider noch kein Gedanke verschenkt wurde.
Damals konnte man noch in den Suchmaschinen Begriffe wie "Geld verdienen" eingeben und stieß dabei bestenfalls auf ein Stellenangebot.
Es war die wahrhaft goldene Zeit des Internets, darum lasst uns beten und hoffen, dass die Götter der Regulierungsbehörde den Flatrate-Preis auf 300,-DM und die Minute auf mindestens 15 Pfennig festsetzen.
Schnorrer aller Länder, verschont uns!