Konjunkturdaten treiben den Dax an

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Brummer:

Konjunkturdaten treiben den Dax an

 
01.03.02 00:34
In den USA zeichnet sich ein Wirtschaftsaufschwung ab. Im Sog der guten Stimmung haben die Standardwerte in Frankfurt deutlich zugelegt. Die Deutsche Bank ist ins Visier der Börsenaufsicht geraten.

Frankfurt am Main - Der Dax stieg nach einem schwachen Start bis zum Handelsschluss um 1,6 Prozent auf 5039 Punkte. Der MDax verbesserte sich um 0,2 Prozent auf 4374 Zähler. Am Neuen Markt dagegen fiel der Auswahl-Index Nemax 50 um 1,9 Prozent auf 1015 Stellen.

Kurslisten von Dax, Nemax 50 und den internationalen Leitbörsen  
 
Der Dow Jones EuroStoxx50 der größten europäischen Aktien gab um 0,4 Prozent auf 3551 Zähler nach. An der Wall Street tendierte der Dow Jones bei Börsenschluss in Deutschland 0,5 Prozent fester bei 10.128 Stellen, während die Nasdaq um 0,4 Prozent auf 1745 Punkte verlor.

"Einmal mehr haben uns die USA aus dem Minus gezogen", sagte ein Frankfurter Händler. In den USA war im vierten Quartal 2001 das Bruttoinlandsprodukt (BIP) mit 1,4 Prozent so stark gewachsen wie seit einem Jahr nicht mehr und hatte über den Erwartungen der Volkswirte gelegen. Auch der Chicago-Einkaufsmanagerindex hatte im Februar überraschend die 50-Punkte-Marke überwunden und deutete damit zum ersten Mal seit Juli 2000 eine Belebung der wirtschaftlichen Aktivität an.

Im Dax wurde die lange Gewinnerliste angeführt von dem Hersteller passiver elektronischer Bauelemente Epcos . Das Papier schoss um fünf Prozent auf 44,74 Euro in die Höhe. Finanzvorstand Bodo Lüttge hatte für das zweite Quartal einen Umsatzanstieg um vier Prozent auf 330 Millionen Euro angekündigt. "Zuvor war Epcos nur von einer Seitwärtsentwicklung ausgegangen", sagte ein Händler.

Nach den kräftigen Gewinnen der Vortage tendierten die anderen Technologiewerte uneinheitlich. Aktien des Elektronikkonzerns Siemens  verbesserten sich um 0,2 Prozent auf 67,70 Euro. Das Papier des Chipherstellers Infineon  fiel hingegen um 0,6 Prozent auf 26,49 Euro. Titel des Softwarekonzerns SAP  standen bei 157,12 Euro - ein Minus von 0,6 Prozent.

Deutsche Post nach Zahlen im Plus

Die Papiere der Deutschen Post  stiegen nach Vorlage von Zahlen für 2001 um zwei Prozent auf 15,05 Euro. Das Unternehmen hat trotz Konjunkturflaute im Jahr 2001 erneut bei Gewinn und Umsatz zugelegt. "Die Post hat damit die Erwartungen leicht übertroffen", sagte Händler Norbert Empting von Schnigge. Post-Vorstandschef Klaus Zumwinkel dämpfte am Donnerstag in Bonn aber Erwartungen auf ein weiteres Gewinnplus auch in diesem Jahr.

Verluste verzeichneten dagegen Linde-Aktien , nachdem die Geschäftszahlen des Maschinenbauer- und Kältespezialisten am unteren Rand der Erwartungen lagen. Der Kurs sank um 1,6 Prozent auf 52,51 Euro. Zeitweise hatte er sogar um 2,3 Prozent nachgegeben.

Aktien von Volkswagen  verteuerten sich um 3,1 Prozent auf 55,34 Euro. Händler erklärten dies mit den erfreulichen Zahlen der VW-Tochter Audi. Auch der vorsichtig optimistische Ausblick sei auf positive Resonanz gestoßen.

Deutsche Bank kündigt Beteiligungsverkäufe an

Nach einem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Papier hatte die Deutsche Bank  auf einer von ihr ausgerichteten nichtöffentlichen Investorenkonferenz den Verkauf weiterer Beteiligungen angekündigt. Die Erlöse könnten für einen denkbaren Aktienrückkauf eingesetzt werden. Die Aktie schloss 1,3 Prozent fester bei 67,90 Euro. Das Bundesaufsichtsamt für den Wertpapierhandel (BaWe) hat inzwischen wegen dieser Konferenz Ermittlungen eingeleitet. Das BaWe untersuche dabei, was die an der Konferenz beteiligten Firmen präsentiert und gesagt haben. Auf der Konferenz in Frankfurt nahmen unter anderem Deutsche Bank, HypoVereinsbank , Commerzbank , Allianz  und Lufthansa  teil.

Commerzbank-Titel  gewannen 2,4 Prozent auf 19,05 Euro. Am Vormittag hatte Vorstandsmitglied Axel von Ruedorffer für das laufende Jahr einen Vorsteuergewinn von 700 Millionen bis 800 Millionen Euro ankündigt. Außerdem erwarte die Commerzbank aus der Zusammenlegung des Hypothekengeschäfts der drei Frankfurter Großbanken Einsparungen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Um zwei Prozent auf 17,85 Euro stiegen Lufthansa-Aktien . Ein halbes Jahr nach dem dramatischen Einbruch des Luftverkehrs wegen der Terroranschläge in den USA will die Lufthansa wieder deutlich häufiger über den Atlantik fliegen.

Aktien des Medizintechnikkonzerns Fresenius Medical Care  verteuerten sich um 3,8 Prozent auf 59,76 Euro. Analysten der Deutschen Bank hatten in einer Studie den Aktienkurs ungerechtfertigt niedrig genannt.

© manager-magazin.de 2002
Brummer:

Konjunkturdaten treiben den Dax an (2)

 
01.03.02 00:37
Wenig Bewegung am Neuen Markt

"Die Konjunkturdaten aus den USA haben den Handel für kurze Zeit spürbar belebt", sagte ein Händler. Ansonsten sei auf dem Parkett erneut nur "wenig los" gewesen. "Man weiß nie, welche Vorgaben da nach Handelsschluss aus den USA noch kommen, deshalb ist es schwer, die weitere Richtung für den Neuen Markt vorherzusagen", sagte ein Händler am Abend. "Ich denke jedoch, dass sich der Handel um die 1000-Punkte-Marke auch in den nächsten Tagen einpendeln wird", ergänzte er.

Der Streit um die Finanzierung des UMTS-Netzes mit der France Telecom drückte auch weiter auf die Papiere des norddeutschen Mobilfunkbetreibers Mobilcom . Das Papier sackte um weitere 4,1 Prozent auf 13,04 Euro.

Wenig positiv wirkte sich anscheinend die Nachricht aus, dass vor dem Landgericht München I erneut eine Schadenersatzklage gegen das angeschlagene Medienunternehmen EM.TV  erfolglos geblieben war. Der Kurs sackte um 3,3 Prozent auf 1,76 Euro. "Das sind eher zufällige Zockereien", kommentierte ein Händler.

ACG weiter auf Höhenflug

Aktien des Chiphändlers ACG  lagen wie schon am Vortag an vorderster Front des Nemax 50. "Auf die Aktie war in der Vergangenheit enorm eingeprügelt worden, aber möglich, dass sich jetzt ein Boden bildet", sagte ein Händler am Abend. Das Papier legte um 12,4 Prozent auf fünf Euro zu.

Aktien des Windpark-Bauers Umweltkontor  litten unter Gewinnmitnahmen und bildeten zeitweilig das Schlusslicht des Nemax 50. Das Papier hatte am Vortag von einer Analystenheraufstufung profitiert. Bis zum Abend machte der Titel einen Teil seiner Verluste von über sieben Prozent wett und notierte beim Schlussgong bei minus 3,4 Prozent auf 6,90 Euro.

Papiere der insolventen M+S Elektronik gerieten unter Druck, nachdem bekannt wurde, dass das niederfränkische Unternehmen fast seine gesamte Belegschaft entlässt. Bis zum Abend lagen die Papiere dann bei 10,5 Prozent im Minus auf 0,17 Euro. Allerdings ging nur noch ein Volumen von knapp 16.270 Stück über den Tisch. "Die Luft ist hier längst raus, wer aus dem Titel raus wollte, hat schon lange verkauft", sagte ein Händler. Jetzt würde mit dem Papier nur noch "gezockt".

SCM Microsystems nach Zahlen unter Druck

SCM Microsystems  fielen nach der Veröffentlichung von Geschäftszahlen um 9,6 Prozent auf 12,70 Euro. Das Minus beim Nettoverlust einschließlich einmaliger Aufwendungen und Firmenwertabschreibungen sei von 4,7 Millionen Dollar im Vorjahr auf 68,3 Millionen Dollar im Geschäftsjahr 2001 angewachsen. "Nach den ersten Verkaufsaufträgen privater Investoren war das Interesse an der Aktie erloschen", sagte ein Händler in Frankfurt.

Der Kurs von Singulus Technologies  sank nach der Bekanntgabe von Geschäftszahlen um 0,5 Prozent auf 29,85 Euro. "Die Zahlen erreichten den Rahmen der Analysten-Erwartungen", sagte ein Händler. Vielleicht habe der Auftragsbestand, der etwas unter den Erwartungen lag, in diesem Umfeld für Verkaufsdruck gesorgt.

© manager-magazin.de 2002  
shah:

Schöner Beitrag, danke.

 
01.03.02 00:47
Wenn auch "nur" reinkopiert: Ich hätte da sonst heute nicht mehr nach
gesucht.

Gruß
Shah
terz:

Das Schlußlicht der Konjunkturschwäche,

 
01.03.02 00:56

     checkt noch mal einen Bullfrog, denn Vola is Kohla,

               oder push is Pfusch

             ... Good Trades
Brummer:

US-Aufschwung bleibt Zitterpartie

 
01.03.02 01:08
Von Steffen Christ  

Die US-Wirtschaft bewegt sich auf dünnem Eis. Immer mehr Frühindikatoren signalisieren zwar eine Erholung der Konjunktur und sorgen für Frühlingsstimmung. Doch Skeptiker verweisen darauf , dass es bald wieder frostig werden könnte. Sie rechnen mit einem Rückfall in die Rezession, dem so genannten "double dip".
 
Die Wirtschaftskrise in den USA scheint vorbei, noch bevor sie richtig angefangen hatte: Im vierten Quartal verzeichnete das US-BIP völlig überraschend ein Plus von 1,4 Prozent. Gute Erholungsaussichten bescheinigt der US-Wirtschaft auch der Gesamtindex der Frühindikatoren. Seit vier Monaten zeigt er eine Verbesserung der Stimmungslage, im Januar wurde ein unerwartet starken Anstieg um 0,6 Prozent verzeichnet. Die Lage am Arbeitsmarkt scheint sich zu stabilisieren, auch der beschleunigte Lagerabbau in der Industrie verspricht einen schnellen Aufschwung.

Doch viele Analysten mahnen zur Vorsicht. Sie rechnen damit, dass die US-Wirtschaft nach einer kurzen Erholung im Frühjahr wieder abrutscht. Das Phänomen ist nicht neu: Nach einer Rezession verläuft der Aufschwung selten linear, er wird normalerweise durch erneuten Konjunktureinbruch unterbrochen. Dieser w-förmige Konjunkturverlauf wird als "double dip" bezeichnet.

Für diese Entwicklung spricht allein schon die Statistik: In fünf der sechs vorigen Rezessionen konnte sich die Wirtschaft erst nach einem erneuten Dämpfer nachhaltig erholen. Normalerweise springt die Industrieproduktion nach einem massiven Lagerabbau an, während die Nachfrage immer noch stagniert. Ein erneuter Konsumeinbruch verhindert aber eine nachhaltige Erholung und verursacht einen weiteren Konjunkturabschwung.

Bislang zeigten die US-Verbraucher zwar kein Anzeichen von Schwäche. Die jüngsten Umsatzzahlen des Einzelhandels bescheinigen ihnen eine ungebrochene Kauflust. Ein Aufschwung auf Pump: Die Verschuldung der US-Haushalte hat mit 105 Prozent des verfügbaren Jahreseinkommens ihren historischen Höchststand erreicht. Niedrige Zinsen und steigende Immobilienwerte haben hohe Schulden zwar für viele Haushalte finanzierbar gemacht. Aber jetzt ächzen die Verbraucher unter einem beachtlichen Schuldenberg. Ein schneller Anstieg der Nachfrage bleibt deshalb unwahrscheinlich, selbst wenn die Konjunktur wieder anspringen sollte.

Der hohe Schuldenstand ist aber nicht der einzige Belastungsfaktor für das Konsumverhaltern. Mit immer mehr Skepsis blicken die Verbraucher auf die labilen Aktienmärkte. Gegen die Angst vor neuen Bilanzskandalen scheint zur Zeit kein Kraut gewachsen. Schlimmer noch: Die gesamte Bilanzpraxis der Unternehmen steht zur Zeit auf dem Prüfstand. Jahrelang wurde es akzeptiert, dass die Unternehmen viele Kosten als "einmalige Belastungen" deklarierten. So konnte die Gewinn- und Verlustrechnung geschönt werden. Die tatsächlichen Gewinne waren und sind also niedriger, damit dürfte das reale Kurs-Gewinnverhältnis noch über der ohnehin hohen Bewertung der US-Aktien liegen. Künstlich hohe Dividendenzahlungen, geschönte Bilanzen und überzogener Optimismus rächen sich nun, das Anlegervertrauen ist schwer beschädigt.

Der Enron-Fall hat aber auch dazu geführt, dass Finanzinstitute und Ratingagenturen bei der Vergabe von Fremdkapital sehr genau hinschauen. Selbst für Firmen mit vermeintlich weißer Weste wird es immer schwieriger, sich Mittel zu beschaffen. Der Kapitalmangel könnte damit auch von der Angebotsseite den Aufschwung gefährden.

Die verbesserten Konjunkturaussichten konnten die Aktienmärkte bislang kaum bewegen. Nicht ohne Grund: Am Bruttoinlandsprodukt gemessen ist die Rezession zwar bislang vergleichsweise mild verlaufen. Betrachtet man die Gewinnsituation der Unternehmen, sieht die Lage aber anders aus: Nach einer Untersuchung von Merrill Lynch gingen die Unternehmensgewinne im Jahr 2001 um rund 30 Prozent zurück. Im laufenden Jahr rechnen die Investmentbanker mit einem Gewinnanstieg um 13 Prozent, das alte Niveau soll frühestens 2004 wieder erreicht werden. Damit sind große Kursgewinne an den Aktienmärkten vorerst nicht zu erwarten.

Da die Altersvorsorge über Aktien in den USA traditionell einen hohen Stellenwert hat, könnte der schwache Aktienmarkt auch die Konsumstimmung nachhaltig belasten. Dafür spricht auch die Entwicklung der beiden US-Verbrauchervertrauensindex. Conference Board und Philadelphia Fed verzeichnen im Februar einen unerwarteten Einbruch des Vertrauens, den viele Analysten auf die Bilanzängste an den Börsen zurückführen. Sollte die eingetrübte Konsumlaune wirklich zu einem nachhaltigen Nachfrageeinbruch führen, könnten die Konjunkturpessimisten recht behalten.

Optimisten können dagegen auf Alan Greenspan verweisen. Der US-Notenbankchef sieht zwar auch Gefahren für die US-Konjunktur, rechnet aber mit einem moderaten Erholung der Wirtschaft. Deutlicher äußert sein europäische Kollege Wim Duisenberg seine Bedenken. Auf einer Veranstaltung der People’s Bank of China nannte er die hohe Verschuldung von Haushalten und Unternehmen sowie die fragilen Finanzmärkte in einigen Ländern als größten Unsicherheitsfaktor für eine weltweite Konjunkturerholung.
Stand:28.02.2002

© 2002 sharper.de


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