Die Gefahr eines Übergreifens der Bankenkrise auf die Realwirtschaft sei weiter gewachsen, so ein Marktteilnehmer mit Blick auf den schwachen amerikanische Automobilabsatz und den Kapitalbedarf beim amerikanische Mischkonzern General Electric. Der Markt warte zunächst auf die Sitzung der Europäischen Zentralbank. Die Pressekonferenz um 14.30 Uhr könnte dem Markt Impulse verleihen, bevor aus den Vereinigten Staaten die wöchentlichen Arbeitsmarktdaten sowie der August-Auftragseingang für die Industrie auf der Agenda stehen.
Technisch blieben die Indizes fragil, so Marktanalysten übereinstimmend. „Unter 5.999 ist beim Dax immer wieder mit Abwärtsschüben zu rechnen“, so Holger Struck von hslivetrading. Einen ersten Widerstand sehen technische Analysten bei 5.867, eine erste Unterstützung bei 5.712 Punkten. Druck auf BMW erwarten Händler nach den schwachen amerikanische Absatzzahlen. Der Konzern hat im September etwa ein Viertel weniger abgesetzt als im gleichen Vorjahresmonat. „Nach Daimler am Mittwoch könnten nun BMW in den Blick der Bären geraten“, so ein Händler. K+S könnten unter schwachen Vorgaben des Düngemittel-Produzenten Mosaic leiden. Die Aktien von Mosaic haben amerikanische nachbörslich fast 18 Prozent verloren.
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Die nachbörsliche Schwäche von Micron könnte auf Infineon übergreifen, meinen Händler am Morgen. „Die Aussagen zu einem schwachen Computermarkt betreffen die ganze Branche“, so ein Händler. Ein anderer Händler sagt dagegen, die Aussagen von Micron seien keine Überraschung. Infineon werden vorbörslich unverändert gehandelt.
Schwer zu bewerten für den Bankensektor seien die vorgezogenen Indikationen der UBS zum dritten Quartal. „Dass im dritten Quartal und auch im Gesamtjahr ein Gewinn erzielt werden soll, ist positiv, auch wenn man Gewinnausweise bei Banken seit einiger Zeit nicht überbewerten darf“, meint ein Händler. Deutsche Bank werden vorbörslich um die 50,50 Euro gestellt nach einem Vortagesschluss bei 52,50 Euro, Commerzbank werden mit 12,50 Euro gehandelt nach 12,20 Euro und Postbank mit 29,00 Euro nach 28,70 Euro.
„Deutsche Börse haben erwartet gute Zahlen vorgelegt“, so ein Händler. Der Markt habe damit gerechnet, dass der Konzern von den Turbulenzen im September profitiert habe. Im vorbörslichen Geschäft zeigen sich Deutsche Börse kaum verändert. In der zweiten Reihe dürften Heidelberger Druck nach Vorlage schwacher Zahlen und eines trüben Ausblicks ebenfalls unter Druck stehen.
Rentenmärkte im Banne der Börsen und mit Blick auf die europäische Zentralbank
Am deutschen Rentenmarkt rechnen Experten am Donnerstag mit einer schwächerem Start. „Nach der Einigung im amerikanische Senat dürfte der Bund-Future unter Druck stehen“, schreibt die HSH Nordbank in einer Tagesvorschau. Das amerikanische Rettungspaket für den Finanzsektor hat eine erste parlamentarische Hürde genommen. Der Senat in Washington stimmte am Mittwochabend (Ortszeit) dem 700 Milliarden Dollar schweren Programm zu, das noch vor wenigen Tagen im Repräsentantenhaus dramatisch gescheitert war. Am Nachmittag stehe der Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) an. Obwohl keine Zinssenkung zu erwarten sei, könnte die Möglichkeit sinkender Leitzinsen angedeutet werden. Für den richtungsweisenden Bund-Future sieht das Bankhaus Unterstützungen bei 115,02 Punkten und dann bei 114,80 und 114,56 Punkten. Im frühen Handel liegt der Bund-Future mit einem Minus von 24 Stellen bei 115,14 Prozent.
Euro befindet sich im frühen Handel unter Druck
Der Dollar hat am Donnerstag im fernöstlichen Devisenhandel nach der Zustimmung des amerikanischen Senats zum Banken-Hilfspaket gegenüber dem Euro zunächst etwas an Wert verloren. Im weiteren Handelsverlauf zeigte sich die amerikanische Währung jedoch wieder stärker und nahm den Aufwertungstrend der vergangenen Wochen wieder auf. Im frühen europäischen Handel kostet ein Euro 1,3959 Dollar. Zum Yen zeigt sich der Dollar wenig verändert. Eine Einheit der amerikanischen Währung kostet 105,79 Yen gehandelt. Der Schweizer Franken liegt zum Euro bei 1,5743 und zum Dollar mit 1,1278. Händler sagte, der Markt sei nervös, weil niemand wisse, ob auch das Repräsentantenhaus dem Hilfspaket zustimmen werde.
Aktien in Tokio schließen schwach - Automobilwerte unter Druck
Die Börsen in Asien haben am Donnerstag Verluste hinnehmen müssen. Nachrichten aus den Vereinigten Staaten zum Milliarden-Rettungspaket für die Finanzbranche konnten den Anlegern in Fernost nicht die Furcht vor einer weltweiten Rezession nehmen. Mit der Annahme des Pakets durch den Senat war auf dem Parkett bereits gerechnet worden, so dass nun eher der Absatzrückgang auf dem amerikanischen Automarkt den Anlegern die Laune verdarb. Unter Druck gerieten neben Automobilwerten vor allem Titel aus der Maschinenindustrie wie Komatsu. In Tokio schloss der Nikkei so niedrig wie seit drei Jahren nicht mehr. Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index schloss 1,9 Prozent im Minus bei 11.154 Zählern. Der breiter gefasste Topix-Index gab bis Handelsschluss knapp 2,2 Prozent auf 1076 Punkte nach. „Die Welt hat sich komplett verändert“, sagte Masamichi Adachi von JPMorgan Securities. Alles was die Vereinigten Staaten nun täten, solle einfach nur einen weltweiten Zusammenbruch verhindern. „Das kann eine kurze Marktrally auslösen, aber es bietet keine grundsätzliche Lösung.“ Der Markt habe bereits weitgehend einkalkuliert, dass der Senat das Gesetz für die 700-Milliarden-Rettung der Finanzbranche annimmt, sagte Koichi Ogawa von Daiwa SB Investments. „Nun scheint es erst einmal keine marktbewegenden Nachrichten mehr zu geben.“ Unter Druck gerieten vor allem Werte, die vom Wohl der Weltwirtschaft abhängen. „Schließlich ist der Markt in einem Zustand der Panik.“ Komatsu, der weltweit zweitgrößte Bagger-Hersteller, verbilligte sich in Tokio um 10,7 Prozent, Hitachi Construction verlor 14,7 Prozent an Wert. Die Autoindustrie meldete sinkende Verkaufszahlen in den Vereinigten Staaten und wurde in Tokio dafür abgestraft. Honda gaben fast 4,5 Prozent nach, Toyota stürzten sogar 7,8 Prozent in die Tiefe. Aktien von High-Tech-Unternehmen wie Advantest mussten Federn lassen, nachdem schon ihre amerikanische Rivalen gebeutelt wurden. Advantest verlor knapp sieben Prozent. In den Vereinigten Staaten hatte Apple vier Prozent abgeben müssen. Begrenzt wurden die Verluste durch Pharmatitel, die ihre jüngsten Gewinne noch ausbauen konnten. So legte Takeda Pharmaceuticals 1,3 und Astellas Pharma 1,8 Prozent zu. Siehe auch: Der Tankan dürfte den Nikkei kaum beflügeln
Gewinnmitnahmen an der Börse in Hongkong
Mit einer schwächeren Tendenz zeigen sich die Kurse an der Börse in Hongkong am Donnerstagmittag (Ortszeit). Nach der deutlichen Erholung am Dienstag komme es zu Gewinnmitnahmen so ein Händler. Am Mittwoch fand aufgrund eines Feiertages kein Handel statt. Der Hang-Seng-Index (HSI) verliert bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte 1,2 Prozent auf 17.794 Punkte, kann sich damit allerdings von seinem Tagestief wieder etwas lösen. Ein Analyst rechnet kurzfristig mit einer weiteren Erholung des Marktes, sieht aber nur ein begrenztes Aufwärtspotential. Es gebe sehr selektive Käufe, ergänzt ein weiterer Teilnehmer. Die meisten Blue-Chips verzeichnen Abgaben. Bankwerte zeigen sich mit einer uneinheitlichen Tendenz. China Overseas Bank legen um 7,6 Prozent zu. Hang Seng Bank fallen dagegen um 9,2 Prozent zurück. Grund seien die Schwierigkeiten bei Washington Mutual.
Aktien in Singapur tendieren mittags leichter
Nach anfänglichen Gewinnen drehen die Kurse an der Börse in Singapur am Donnerstagmittag (Ortszeit) ins Minus. Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte reduziert sich der Straits-Times-Index (STI) um 0,8 Prozent auf 2.339 Punkte, nachdem der Index zuvor schon bis auf 2.398 Punkte gestiegen war. Die Zustimmung des amerikanische Senat zum Rettungsplan der amerikanische Regierung wird am Markt insgesamt positiv bewertet. Die Chancen, dass das Paket nun verabschiedet wird seien damit zwar gestiegen, es würden nun allerdings wieder die Sorgen in Bezug auf eine weltweite konjunkturelle Abkühlung in den Blickpunkt rücken, sagt ein Analyst. Langfristige Investoren könnten daher einen Teil ihrer Portfolios auflösen und auf bessere Einstiegsmöglichkeiten warten, ergänzt ein Händler. Vor allem Immobilien- und Rohstoffwerte verzeichnen mit den steigenden konjunkturellen Sorgen Abgaben. CapitaLand verlieren 3,3 Prozent, City Development fallen um 5,1 Prozent, Keppel Land reduzieren sich um 2,8 Prozent und Noble Group notieren 7,5 Prozent niedriger.
Halbleiterwerte in Amerika nachbörslich unter Druck
Nach enttäuschenden Quartalszahlen haben die Aktien von Standard Microsystems am Mittwoch nachbörslich unter Abgabedruck gestanden. Der Nettoertrag sank um 6,2 Prozent und der Absatz war ebenfalls rückläufig. Der Halbleiter-Hersteller ernannte zudem Christine King zur Nachfolgerin von CEO Steven Bilodeau. Die Aktie reagierte darauf mit einem Rückgang um 13,5 Prozent auf 22,10 Dollar. Die Papiere von Micron Technology verzeichneten einen Abschlag von 4,7 Prozent auf 4,10 Dollar. Der Nettoverlust des Unternehmens hat sich im vierten Quartal wegen einer Abschreibung über 205 Millionen Dollar im Bereich Speicherchips ausgeweitet. Zur Begründung wurde auf die weiter fallenden Preise verwiesen. Die Ergebnisse fielen insgesamt leicht unter den Erwartungen der Analysten aus.
Unter dem Strich zeigten sich die Aktienkurse am Mittwoch im nachbörslichen Handel leicht freundlich. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator stieg um 0,27 Prozent auf 1.567,98 Punkte.
Wall Street schließt etwas leichter
Die Aktienkurse an der Wall Street haben am Mittwoch anfängliche Verluste - ausgelöst von schwachen Konjunkturdaten - annähernd wieder ausgeglichen und etwas leichter geschlossen. Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte verlor 0,2 Prozent oder 20 Punkte auf 10.831, nachdem das Tagestief bei 10.632 Punkten gelegen hatte. Der S&P-500 sank um 0,3 Prozent oder 4 Punkte auf 1.161 und der Nasdaq Composite um 0,6 Prozent oder 13 auf 2.069 Punkte. Umgesetzt wurden 1,37 (Dienstag: 1,60) Milliarden Aktien. Dabei standen den 1.510 Kursgewinnern 1.577 Kursverlierer gegenüber, unverändert schlossen 51 Titel.
Schwache Konjunkturdaten weckten bei Marktteilnehmern Rezessionsängste. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe der Vereinigten Staaten sackte im September auf 43,5 Punkte ab, den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Ökonomen hatten lediglich einen Rückgang von 49,9 auf 49,5 vorhergesagt. „Das ist ein heftiger Absturz in praktisch allen Teilkomponenten“, sagte eine Volkswirtin. Von einer Stagnation könne nicht mehr die Rede sein, denn die Daten bewegten sich klar auf Rezessionsniveau. Bankenaktien profitierten gegen den Trend von einer Änderung der Rechnungslegungsvorschrift durch die SEC und zogen deutlich an. Die Börsenaufsichtsbehörde hatte am Vorabend eine Aufhebung der „Mark-to-Market-Praxis“ beschlossen. Somit müssen Banken rückwirkend für das dritte Quartal den Handelsbestand ihrer Assets nicht mehr mit dem Wert bewerten, den sie im Falle eines Verkaufs erzielen könnten. Das Ausmaß der Wertberichtigungen im dritten Quartal dürfte laut Experten abnehmen und damit auch das Ausmaß der notwendigen Kapitalerhöhungen.
Die Papiere der Citigroup kletterten um 12,1 Prozent und standen damit an der Spitze im Dow, gefolgt von Bank of America mit plus 8,9 Prozent und J.P. Morgan, die um 6,3 Prozent anzogen. General Electric (GE) erholten sich etwas von zeitweiligen Verlusten von mehr als 7 Prozent, als bekannt wurde, dass Berkshire Hathaway des Investors Warren Buffett Vorzugsaktien im Wert von 3 Milliarden Dollar kauft. Die Aktie schloss dennoch mit einem Minus von 3,9 Prozent bei 24,50 Dollar, weil GE zudem mit einer Kapitalerhöhung 12 Milliarden Dollar erlösen will. Der Preis für die neuen Aktien soll bereits am Donnerstag vor Eröffnung der amerikanische Börsen festgesetzt werden.
Die Papiere von Ford stürzten um 12,5 Prozent auf 4,55 Dollar ab, nachdem bekannt wurde, dass der Konzern im September 34 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft hatte als im Vorjahresmonat. Der Marketingvorstand wertete den Absatzrückgang als Anzeichen für eine Ausweitung der Kreditkrise bis zu den Konsumenten und schürte damit ebenfalls Rezessionsängste. Händler hätten berichtet, dass Kaufinteressenten Schwierigkeiten hätten, Kredite für den Autokauf aufzunehmen. General Motors (GM) schlossen unverändert bei 9,45 Dollar. GM hatte 15,8 Prozent weniger Fahrzeuge verkauft. Den größten Verlust im Dow verbuchten die Aktien von IBM mit einem Minus von 5,8 Prozent auf 110,13 Dollar. Auch konjunktursensitive Aktien verloren: Die Papiere von Alcoa sanken ebenfalls um 5,8 Prozent auf 21,27 Dollar und jene von Caterpillar um 4,4 Prozent auf 56,95 Dollar.
Amerikanische Anleihen notieren im späten Geschäft fester
Negative Konjunkturdaten haben die amerikanische Staatsanleihen am Mittwoch im späten New Yorker Handel fester notieren lassen. Zehnjährige Treasuries mit einem Kupon von 4,00 Prozent stiegen um 15/32 auf 102-3/32. Die Rendite fiel von 3,825 auf 3,74 Prozent. Die mit 4,50 Prozent verzinste 30-jährige Staatsanleihe kletterte um 1-21/32 auf 104-25/32 und rentierte mit 4,216 Prozent, nach 4,312 Prozent am Vortag. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe in den Vereinigten Staaten fiel im September auf 43,5 Punkten, den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. Ökonomen hatten lediglich mit einem leichten Rückgang auf 49,5 Punkte von 49,9 Punkten im August gerechnet. Ein Stratege der Credit Suisse sagte, dass die Daten auf den Beginn einer ziemlich ernsten Rezession hindeuteten. Die Nachfrage nach Anleihen wurde auch von anhaltender Verunsicherung über den amerikanische Bankenrettungsplan gefördert. Die Abstimmung über das Paket im Senat wird in der Nacht um 1.30 Uhr MESZ erwartet. Die Anleihen gaben anfängliche Gewinne teilweise wieder ab, nachdem bekannt wurde, dass Berkshire Hathaway von Warren Buffet für 3 Milliarden Dollar Vorzugsaktien von General Electric kauft.
Lateinamerikanische Börsen mit leichten Gewinnen
Die größeren Börsen Lateinamerikas haben am Mittwoch leichte Gewinne ausgewiesen. In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires verbesserte sich der Aktien-Index Merval um 7,51 Zähler (0,47 Prozent) auf 1605,68 Punkte. Der Bovespa-Index im brasilianischen Sao Paulo legte 257,38 Zähler (0,52 Prozent) auf 49 798,65 Punkte zu. In Mexiko-Stadt stieg der IPC-Index 228,42 Zähler (0,92 Prozent) auf 25 117,32 Punkte.
Amerikanische Ölpreis stabilisiert sich bei 100 Dollar
Der amerikanische Ölpreis hat sich am Donnerstag bei der Marke von 100 amerikanische Dollar stabilisiert. Ein Barrel (159 Liter) der amerikanische Sorte West-Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November kostete im frühen Handel 99,25 Dollar und damit 72 Cent mehr als zum Handelsschluss am Vortag. Der Preis für ein Barrel der Nordseesorte Brent legte um 51 Cent auf 95,84 Dollar zu. Am Vortag hatten steigende Lagerbestände und ein etwas festerer Dollar die Ölpreise noch kräftig gedrückt. Der amerikanische Senat stimmte am Mittwochabend (Ortszeit) dem 700 Milliarden Dollar schweren Rettungspaket für notleidende Banken zu. Nun muss die Abgeordnetenkammer zustimmen, die das Paket am Montag zunächst abgelehnt und damit weltweit Unruhe auf den Finanzmärkten ausgelöst hatte.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Dow Jones, Bloomberg, Reuters, dpa-AFX, F.A.Z.