Unqualifizierte Analystenmeinungen
Hans Bernecker: Unqualifizierte Analystenmeinungen
Mails/Nachrichten vom 24.10.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen meine Damen und Herren,
wer um 29,8 % in 4 Börsentagen zulegt, muß auch einen 10 %-Verlust anschließend hinnehmen. Genau das war gestern der Fall an der deutschen Börse. Der DAX kann sogar noch weitere 180 Punkte verlieren und wäre noch immer nicht in einer echten Trendgefahr. Daß das ganze etwas anders läuft, als die aufgeregten Frankfurter Börsianer zur Zeit sehen, zeigt der Verlauf der New Yorker Börse. Die ungewöhnlich hohe Volatilität in Frankfurt ist also tatsächlich eine absolute Besonderheit. Nur die Zürcher sind dabei aus besonderem Grund (ABB) ebenfalls auf einem solchen Trip. Der Reihe nach:
1. Unqualifizierte Analystenmeinungen sind keine Trendaussage. Das gilt ebenso für MÜNCH. RÜCK wie für HYPOVEREINSBANK. Machen Sie sich die Mühe und lesen die Begründungen nach, so weit sie überhaupt vorliegen. Für Betriebswirte ist dies ein wahrlich erschütterndes Resultat oder ein Beweis absoluter Unqualifizierung. Ich muß gestehen, daß ich betroffen bin. Antwort darauf: An den Kaufempfehlungen und den entsprechenden Auffangkursen für diese Aktien ändert sich kein Deut. Lediglich auf die Volatilität müssen Sie achten, falls nun auch noch Moodys die Bonität der HYPOVEREINSBANK zu überprüfen gedenkt. Die anschließenden Potentiale nenne ich in der nächsten AB, und Sie werden darüber natürlich lächeln. Wie gehabt.
2. DAIMLER liefert den Beweis. Die Zahlen konnten Sie gestern nachvollziehen. Ich hatte sie Ihnen schon frühzeitig avisiert, nämlich deutlich mehr als 5,3 oder 5,5 Mrd E. Gewinn in diesem Jahr. Die zur Zeit in Stuttgart mir gegenüber genannten internen Zahlen gehen für das nächste Jahr bis 4,50 E. je Aktie. Das gebe ich unverbindlich weiter, jedoch als Maßstab. Der drittgrößte Automobilkonzern ist damit etabliert. KGV 8,2 und ein noch immer lächerlicher Börsenwert von 38 Mrd E. Dabei gibt es zwei Überlegungen: Was ist über DAIMLER vor weniger als 12 Monaten noch alles geschrieben worden? Bis zum Pleitekandidaten wurde DAIMLER noch in der HV von aufgeregten Aktionären beschimpft. Die entsprechenden Analysten-Urteile kennen Sie ebenfalls. So jedenfalls baut man ein Unternehmen aus und schafft Shareholder Value. Daß die Aktie in einer Baisse ebenfalls unter Druck gerät, weiß jeder erfahrene Börsianer. Der Tiefstkurs liegt bei 30/32 E., wie beschrieben. 40 E. gestern morgen waren etwas viel, aber 35/37 E. sind vielleicht noch eine Chance.
3. Wie Unternehmen in oder nach einer Krise sich neu organisieren müssen, erleben Sie jetzt in vielfältiger Form. Angefangen von den Banken bis zu allen anderen. Dies ist einer ganzen Generation von Analysten noch nicht bekannt. Die letzten Organisationen dieser Art gab es schließlich Anfang der 80er Jahre. Das ist also rd. 20 Jahre her. Kein Wunder, daß sie damit nicht umgehen können. Sie wissen es einfach nicht. Konkret: Wenn die Deutschen Banken - freilich sehr spät - ihre längst überfälligen Strukturmaßnahmen angreifen, ist das nachrichtlich erschütternd, aber in den Kursen komplett enthalten. Schauen Sie sich in Ruhe den langfristigen HYPO-Chart an, den ich Ihnen vor zwei Wochen in der AB auf der Seite 3 gegeben hatte. Wo der Tiefstkurs genau liegt, weiß ich nicht. Zwischen 12 und 15 E. Was anschließend daraus wird, läßt sich unschwer aus eben diesem Chart schon rein optisch ableiten. Geschweige von den Zahlen der Bewertung eines solchen Konzerns.
Mein Urteil: Bleiben Sie bei diesen Auffangzahlen wie von mir genannt. Sie gelten ohne Einschränkung, aber in der genannten Spanne. Der Grund ist die Volatilität. Da in den nächsten Tagen noch weitere 9-Monats-Zahlen veröffentlicht werden, gilt dies sinngemäß für alle anderen auch.
New York zeigt mehr Kontinuität vor gleichem Hintergrund. Das Statement von Alan Greenspan haben Sie gestern sicherlich im TV mitbekommen. Der Notenbankchef sah sich gezwungen, das Phänomen der Produktivität zu erläutern, was eigentlich jeder Student der Betriebswirtschaft im zweiten Semester lernt. Ich hatte dies schon an dieser Stelle und in der AB erläutert und die Folgen kommentiert. Mit den 9-Monats-Zahlen können Sie dies glänzend nachvollziehen. In Kurzform zum besseren Verständnis:
Die erste Stufe jeder „Sanierung“ ist stets die Reduktion der Kosten. Zum einen über die Beschäftigtenzahl, zum anderen über den Lagerabbau oder auch Aufgabe ganzer Produktionen. Damit gewinnt man die Gewinnqualität zurück und das drückt sich in der Produktivität sofort aus. Sie mißt die Leistung pro Beschäftigten. Wer dann in die schwarzen Zahlen zurückkehrt, ist in der Lage, das Geschäft zu dynamisieren, also im Umsatz und im Gewinn. Diese Milchmädchen-Rechnung kennt jeder Lehrling. Im Großformat erleben Sie dies für alle Konzerne. Lesen Sie dazu die Zahlen, die gestern LUCENT, XEROX und andere vorgetragen haben. Offenbar sehen dies die amerikanischen Analysten schon etwas objektiver und in diesem Fall positiv. Das gilt auch für die beiden genannten Aktien. Zu XEROX gebe ich Ihnen die weiteren Eckdaten in der nächsten AB. Auch hier ist nicht zu vergessen: XEROX war vor 12 Monaten auch noch ein „Pleitekandidat“, wie Sie sich vielleicht erinnern. LUCENT ist es jetzt. Mal sehen, was daraus wird.
Auf eine Besonderheit verweise ich erneut: Die TELEKOM-Aktien beginnen in Mini-Schritten ihren Aufwärtstrend. Siehe AB und in der nächsten Woche die Ergänzung. Rechnen Sie selbst nach, z.B. für AT&T WIRELESS. Wie ist der größte Mobil-Funk-Titel einzuschätzen? Reinverlust 2,04 Mrd $, aber Ebita-Gewinn 1,08 Mrd $, der zudem um 34 % wächst. Der Reinverlust ist nämlich nur eine der berühmten Abschreibungen auf Goodwill. Kundenzuwachs im 20 %-Bereich, so wörtlich in der Erklärung. Kurs kommt von über 35 $ und liegt jetzt bei 5,40 $. Wo steht diese Aktie mit diesen Wachstumsgrößen in - sagen wir - 12 oder 18 Monaten? Dann rechnen Sie den Prozentgewinn bitte selbst aus. Volatilität allerdings 10 % pro Tag, wenn es schlimm kommt. Dieses Beispiel läßt sich jetzt in New York 100fach nachvollziehen. Aber: Der Nasdaq-Gewinn von gestern 2,64 % ist eine Art Vorgeschmack. Dazu beachten Sie bitte den Nasdaq 100 Tracking Stock, dessen Chart ich in der nächsten AB abbilde. Ich halte diesen Trendwert für hochinteressant. Sie wissen: Mit dem Nasdaq Tracking kaufen Sie den Markttrend und keine Einzel-Aktie.
In Zürich läuft ein ähnliches Spiel. Im Mittelpunkt steht ABB. 75 % Kursverlust in 2 Tagen sind ein Wort. Immerhin ist ABB im Sektor Energie- und Automationstechnik einer der Weltmarktführer. Auch hier machten die Pleite-Gerüchte die Runde. Heute gibt es Zahlen. Für Sie vorweg, wie ich sie vor einer Stunde erhalte: Für 9 Monate: Auftragseingang - 7 %, Umsatz - 2 %, Ebit - 44 %, aber der Konzerngewinn rutscht in die roten Zahlen mit insgesamt 82 Mio $ (ABB bilanziert in Dollar), worin sich das schwache Branchengeschäft dokumentiert. Nettoverschuldung 5,49 Mrd $ gegen 5,24 Mrd $, was aus dem tatsächlichen Geschäft resultiert. Der neue Chef Dormann wird heute die Zahlen kommentieren. Börsenwert nur noch 1 Mrd $ für 23,5 Mrd $ Konzernumsatz. Grund des Kursabsturzes: Vor diesen Zahlen wurde das 9 %-Paket der Ebner-Gruppe verramscht. Am Dienstag glatt über den Markt mit einem Umsatz von 80 Mio Stück, womit im übrigen die Ebner-Gruppe wohl am Ende ist. Auch wenn es zynisch klingt: Das mußte leider sein. Mithin kam auch die CS GROUP unter die Räder, nachdem es Gerüchte gab, wonach diese Banker bei ABB schwergewichtig engagiert seien. Nach dem entsprechenden Dementi ist ein Kurs bei 20/22 Fr. eine ebenso ungewöhnliche Chance wie für die oben erwähnten deutschen Banken.
Meine Meinung insgesamt: 1. Der Oktober hat das Tief gesehen, wobei es bleibt. Scharfe Korrekturen gehören dazu, wobei es ebenfalls bleibt. Das gilt sowohl für New York als auch für Frankfurt und alle anderen. Die 9-Monats-Zahlen bergen noch die eine oder andere Überraschung, aber keine neue Erkenntnis. Das ist ebenso wichtig. Die Saison der entsprechenden Zahlen ist noch nicht abgeschlossen. Nächste Woche wird sich aber das Bild schon deutlicher klären. Mein Eindruck von den Zahlen ist deutlich besser, als er in den Medien kommentiert wird. Setzen Sie sich hin und lesen die Zahlen ebenfalls nach. Anschließend denken Sie 5 Minuten ernsthaft darüber nach und verwenden die eine oder andere persönliche Erkenntnis, wie man Firmendaten seriös interpretiert. Sie kommen dann von ganz alleine auf den richtigen Schluß.
Ich könnte die Liste der Firmenkommentare heute beliebig fortsetzen. Das geht vom Umfang her nicht. Mir kommt es heute darauf an, Ihnen die Nüchternheit im Urteil nahezulegen. Ich verbleibe bis morgen
Mit freundlichen Grüßen
Hans A. Bernecker
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Hans Bernecker: Unqualifizierte Analystenmeinungen
Mails/Nachrichten vom 24.10.2002, Bernecker & Cie.
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Guten Morgen meine Damen und Herren,
wer um 29,8 % in 4 Börsentagen zulegt, muß auch einen 10 %-Verlust anschließend hinnehmen. Genau das war gestern der Fall an der deutschen Börse. Der DAX kann sogar noch weitere 180 Punkte verlieren und wäre noch immer nicht in einer echten Trendgefahr. Daß das ganze etwas anders läuft, als die aufgeregten Frankfurter Börsianer zur Zeit sehen, zeigt der Verlauf der New Yorker Börse. Die ungewöhnlich hohe Volatilität in Frankfurt ist also tatsächlich eine absolute Besonderheit. Nur die Zürcher sind dabei aus besonderem Grund (ABB) ebenfalls auf einem solchen Trip. Der Reihe nach:
1. Unqualifizierte Analystenmeinungen sind keine Trendaussage. Das gilt ebenso für MÜNCH. RÜCK wie für HYPOVEREINSBANK. Machen Sie sich die Mühe und lesen die Begründungen nach, so weit sie überhaupt vorliegen. Für Betriebswirte ist dies ein wahrlich erschütterndes Resultat oder ein Beweis absoluter Unqualifizierung. Ich muß gestehen, daß ich betroffen bin. Antwort darauf: An den Kaufempfehlungen und den entsprechenden Auffangkursen für diese Aktien ändert sich kein Deut. Lediglich auf die Volatilität müssen Sie achten, falls nun auch noch Moodys die Bonität der HYPOVEREINSBANK zu überprüfen gedenkt. Die anschließenden Potentiale nenne ich in der nächsten AB, und Sie werden darüber natürlich lächeln. Wie gehabt.
2. DAIMLER liefert den Beweis. Die Zahlen konnten Sie gestern nachvollziehen. Ich hatte sie Ihnen schon frühzeitig avisiert, nämlich deutlich mehr als 5,3 oder 5,5 Mrd E. Gewinn in diesem Jahr. Die zur Zeit in Stuttgart mir gegenüber genannten internen Zahlen gehen für das nächste Jahr bis 4,50 E. je Aktie. Das gebe ich unverbindlich weiter, jedoch als Maßstab. Der drittgrößte Automobilkonzern ist damit etabliert. KGV 8,2 und ein noch immer lächerlicher Börsenwert von 38 Mrd E. Dabei gibt es zwei Überlegungen: Was ist über DAIMLER vor weniger als 12 Monaten noch alles geschrieben worden? Bis zum Pleitekandidaten wurde DAIMLER noch in der HV von aufgeregten Aktionären beschimpft. Die entsprechenden Analysten-Urteile kennen Sie ebenfalls. So jedenfalls baut man ein Unternehmen aus und schafft Shareholder Value. Daß die Aktie in einer Baisse ebenfalls unter Druck gerät, weiß jeder erfahrene Börsianer. Der Tiefstkurs liegt bei 30/32 E., wie beschrieben. 40 E. gestern morgen waren etwas viel, aber 35/37 E. sind vielleicht noch eine Chance.
3. Wie Unternehmen in oder nach einer Krise sich neu organisieren müssen, erleben Sie jetzt in vielfältiger Form. Angefangen von den Banken bis zu allen anderen. Dies ist einer ganzen Generation von Analysten noch nicht bekannt. Die letzten Organisationen dieser Art gab es schließlich Anfang der 80er Jahre. Das ist also rd. 20 Jahre her. Kein Wunder, daß sie damit nicht umgehen können. Sie wissen es einfach nicht. Konkret: Wenn die Deutschen Banken - freilich sehr spät - ihre längst überfälligen Strukturmaßnahmen angreifen, ist das nachrichtlich erschütternd, aber in den Kursen komplett enthalten. Schauen Sie sich in Ruhe den langfristigen HYPO-Chart an, den ich Ihnen vor zwei Wochen in der AB auf der Seite 3 gegeben hatte. Wo der Tiefstkurs genau liegt, weiß ich nicht. Zwischen 12 und 15 E. Was anschließend daraus wird, läßt sich unschwer aus eben diesem Chart schon rein optisch ableiten. Geschweige von den Zahlen der Bewertung eines solchen Konzerns.
Mein Urteil: Bleiben Sie bei diesen Auffangzahlen wie von mir genannt. Sie gelten ohne Einschränkung, aber in der genannten Spanne. Der Grund ist die Volatilität. Da in den nächsten Tagen noch weitere 9-Monats-Zahlen veröffentlicht werden, gilt dies sinngemäß für alle anderen auch.
New York zeigt mehr Kontinuität vor gleichem Hintergrund. Das Statement von Alan Greenspan haben Sie gestern sicherlich im TV mitbekommen. Der Notenbankchef sah sich gezwungen, das Phänomen der Produktivität zu erläutern, was eigentlich jeder Student der Betriebswirtschaft im zweiten Semester lernt. Ich hatte dies schon an dieser Stelle und in der AB erläutert und die Folgen kommentiert. Mit den 9-Monats-Zahlen können Sie dies glänzend nachvollziehen. In Kurzform zum besseren Verständnis:
Die erste Stufe jeder „Sanierung“ ist stets die Reduktion der Kosten. Zum einen über die Beschäftigtenzahl, zum anderen über den Lagerabbau oder auch Aufgabe ganzer Produktionen. Damit gewinnt man die Gewinnqualität zurück und das drückt sich in der Produktivität sofort aus. Sie mißt die Leistung pro Beschäftigten. Wer dann in die schwarzen Zahlen zurückkehrt, ist in der Lage, das Geschäft zu dynamisieren, also im Umsatz und im Gewinn. Diese Milchmädchen-Rechnung kennt jeder Lehrling. Im Großformat erleben Sie dies für alle Konzerne. Lesen Sie dazu die Zahlen, die gestern LUCENT, XEROX und andere vorgetragen haben. Offenbar sehen dies die amerikanischen Analysten schon etwas objektiver und in diesem Fall positiv. Das gilt auch für die beiden genannten Aktien. Zu XEROX gebe ich Ihnen die weiteren Eckdaten in der nächsten AB. Auch hier ist nicht zu vergessen: XEROX war vor 12 Monaten auch noch ein „Pleitekandidat“, wie Sie sich vielleicht erinnern. LUCENT ist es jetzt. Mal sehen, was daraus wird.
Auf eine Besonderheit verweise ich erneut: Die TELEKOM-Aktien beginnen in Mini-Schritten ihren Aufwärtstrend. Siehe AB und in der nächsten Woche die Ergänzung. Rechnen Sie selbst nach, z.B. für AT&T WIRELESS. Wie ist der größte Mobil-Funk-Titel einzuschätzen? Reinverlust 2,04 Mrd $, aber Ebita-Gewinn 1,08 Mrd $, der zudem um 34 % wächst. Der Reinverlust ist nämlich nur eine der berühmten Abschreibungen auf Goodwill. Kundenzuwachs im 20 %-Bereich, so wörtlich in der Erklärung. Kurs kommt von über 35 $ und liegt jetzt bei 5,40 $. Wo steht diese Aktie mit diesen Wachstumsgrößen in - sagen wir - 12 oder 18 Monaten? Dann rechnen Sie den Prozentgewinn bitte selbst aus. Volatilität allerdings 10 % pro Tag, wenn es schlimm kommt. Dieses Beispiel läßt sich jetzt in New York 100fach nachvollziehen. Aber: Der Nasdaq-Gewinn von gestern 2,64 % ist eine Art Vorgeschmack. Dazu beachten Sie bitte den Nasdaq 100 Tracking Stock, dessen Chart ich in der nächsten AB abbilde. Ich halte diesen Trendwert für hochinteressant. Sie wissen: Mit dem Nasdaq Tracking kaufen Sie den Markttrend und keine Einzel-Aktie.
In Zürich läuft ein ähnliches Spiel. Im Mittelpunkt steht ABB. 75 % Kursverlust in 2 Tagen sind ein Wort. Immerhin ist ABB im Sektor Energie- und Automationstechnik einer der Weltmarktführer. Auch hier machten die Pleite-Gerüchte die Runde. Heute gibt es Zahlen. Für Sie vorweg, wie ich sie vor einer Stunde erhalte: Für 9 Monate: Auftragseingang - 7 %, Umsatz - 2 %, Ebit - 44 %, aber der Konzerngewinn rutscht in die roten Zahlen mit insgesamt 82 Mio $ (ABB bilanziert in Dollar), worin sich das schwache Branchengeschäft dokumentiert. Nettoverschuldung 5,49 Mrd $ gegen 5,24 Mrd $, was aus dem tatsächlichen Geschäft resultiert. Der neue Chef Dormann wird heute die Zahlen kommentieren. Börsenwert nur noch 1 Mrd $ für 23,5 Mrd $ Konzernumsatz. Grund des Kursabsturzes: Vor diesen Zahlen wurde das 9 %-Paket der Ebner-Gruppe verramscht. Am Dienstag glatt über den Markt mit einem Umsatz von 80 Mio Stück, womit im übrigen die Ebner-Gruppe wohl am Ende ist. Auch wenn es zynisch klingt: Das mußte leider sein. Mithin kam auch die CS GROUP unter die Räder, nachdem es Gerüchte gab, wonach diese Banker bei ABB schwergewichtig engagiert seien. Nach dem entsprechenden Dementi ist ein Kurs bei 20/22 Fr. eine ebenso ungewöhnliche Chance wie für die oben erwähnten deutschen Banken.
Meine Meinung insgesamt: 1. Der Oktober hat das Tief gesehen, wobei es bleibt. Scharfe Korrekturen gehören dazu, wobei es ebenfalls bleibt. Das gilt sowohl für New York als auch für Frankfurt und alle anderen. Die 9-Monats-Zahlen bergen noch die eine oder andere Überraschung, aber keine neue Erkenntnis. Das ist ebenso wichtig. Die Saison der entsprechenden Zahlen ist noch nicht abgeschlossen. Nächste Woche wird sich aber das Bild schon deutlicher klären. Mein Eindruck von den Zahlen ist deutlich besser, als er in den Medien kommentiert wird. Setzen Sie sich hin und lesen die Zahlen ebenfalls nach. Anschließend denken Sie 5 Minuten ernsthaft darüber nach und verwenden die eine oder andere persönliche Erkenntnis, wie man Firmendaten seriös interpretiert. Sie kommen dann von ganz alleine auf den richtigen Schluß.
Ich könnte die Liste der Firmenkommentare heute beliebig fortsetzen. Das geht vom Umfang her nicht. Mir kommt es heute darauf an, Ihnen die Nüchternheit im Urteil nahezulegen. Ich verbleibe bis morgen
Mit freundlichen Grüßen
Hans A. Bernecker
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