Die neuen und alten Tricks der Betrüger
Kenneth Lay ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 64 Jahren. Mit dem Tod des Firmengründers und Chef des Energiekonzerns Enron wurde ein weiteres Kapitel unrühmlicher Börsengeschichte geschlossen. Lay war erst im Mai von einem US-Gericht wegen Betrugs und Verschwörung für schuldig befunden worden. Der Ex-Manager wartete nur noch auf die Verkündung des Strafmaßes im September. Im drohte lebenslange Haft. Nach Überzeugung des Gerichts hatte Lay Investoren und Mitarbeiter vor dem Zusammenbruch des Energiekonzerns getäuscht.
Milliardenschäden durch Enron-Pleite
Die Betrügereien hatten es wirklich in sich. Der Gewinn im Konzern wurde Jahre lang um etwa 20 Prozent zu hoch ausgewiesen, ein Teil der Schulden von 15 Milliarden US-$ war dagegen nicht in der Bilanz zu finden. Als dann die Pleite bevorstand, verkauften die Enron-Manager noch schnell Aktien an ahnungslose Mitarbeiter. „Kenny Boy“, wie ihn US-Präsident George Bush nannte, hinerließ mit der Firmenpleite von Enron einen Scherbenhaufen. Alle haben Geld verloren: Die Aktionäre des Unternehmens, Pensionsfonds, die Handelspartner des Energiekonzerns und zahlreiche Banken. Ganz zu schweigen von den 4.000 Mitarbeitern, die ihren Job verloren haben.
Als ich die Meldung von Lays Tod gestern Abend in den Nachrichten hörte, musste ich an ein Interview mit einem Anlegerschützer vor etwa zehn Jahren denken. Der Experte sagte: „Ich kenne keinen Betrüger, der nicht früher oder später als Folge seiner Verbrechen schwer krank wurde oder starb.“
Ob Lay tatsächlich unschuldig war, wie er bis zuletzt beteuerte, oder nicht – sein Tod nützt den Geschädigten natürlich nichts mehr.
Gegen einen Fall wie Enron, bei dem ein renommiertes Unternehmen mit einem gigantischen Börsenwert von über 50 Milliarden Euro massive Bilanztricksereien durchzog, ist kaum ein Kraut gewachsen.
Seien Sie vorsichtig bei Beteiligungssparplänen
Sie als Anleger können sich aber dennoch vor zahlreichen anderen kleineren Betrugsversuchen schützen. Es kommen immer wieder neue Maschen in Mode:
Zur Zeit sollten Sie sich zum Beispiel vor Beteiligungssparplänen in Acht nehmen. Dabei werden den gutgläubigen Anlegern für ihre regelmäßige Einzahlung – meist geringe Beträge – Beteiligungen etwa an Immobilien, Fonds oder Unternehmen angeboten. Unseriöse Anbieter werben hier nicht selten mit dreistelligen Renditen pro Jahr. Hinter den Angeboten steckt aber oft nicht ein attraktives Projekt, sondern nichts weiter als ein Schneeballsystem. Wie die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger SdK meldet, gibt es derzeit eine wahre Sparplanflut. 80 Prozent der Anfragen bei Verbraucherzentralen beziehen sich danach zur Zeit nämlich genau auf solche Angebote. Seien Sie besonders vorsichtig, wenn der Berater nur wenige Informationen zu einem Objekt hat oder gleich mit extrem hohen Renditeversprechen aufwartet.
Seien Sie Vorsichtig bei Options- und Warentermingeschäften
Beliebt bei Betrügern sind nach wie vor Options- und Warentermingeschäfte. Bei sogenannten „Cold Calls“, also dem unaufgeforderten Telefonanruf oder Haustürgeschäft sollten Sie vorsichtig sein, ebenso wie bei versprochenen Traumrenditen, zum Beispiel 10 Prozent in der Woche oder 100 Prozent im Monat. Denken Sie daran: Hohe Renditen sind immer mit hohem Risiko verbunden. Bei vielen dieser Options- und Termingeschäften kassieren die Betrüger einfach über Gebührenreiterei, dass „Churing“. Dabei werden bei den Geschäften extrem hohe Gebühren erhoben und/oder das Depot der Kunden nur wegen der Gebühren sinnlos häufig umgeschichtet. Am besten Sie lassen generell die Finger von solchen Spielchen. Und wenn schon: Geben Sie den Vermittlern keine Depotvollmacht. Legen Sie Ihr Geld lieber ins Depot bei Ihrer Hausbank oder beim Online-Broker.
Tipp:
Informationen zum Thema Betrug finden Sie beispielsweise unter www.anlageschutzarchiv.de, www.dias-ev.de oder unter www.verbraucherzentrale.de