Deutschland größter Währungsunionsünder

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Libuda:

Deutschland größter Währungsunionsünder

 
04.12.11 23:35
in Sachen Wettbewerbsfähigkeit, wenn man davon ausgeht, dass 1999 ein Status Quo in Sachen Wettbewerbsfähigkeit geherrscht habe.

In der folgende Tabelle (Quelle: Eurostat) werden die Steigerungen der Lohnstückkosten wiedergegeben. Implizit ist in einer Währungsunion die Prämisse enthalten, dass sich Lohnsteigerungen (in %) auf längere Sicht aus der Addition von Produktivitätssteigerungen und Zielinflationsrate der Notenbank ergeben. Die Lohnstückkosten würden dann in dem Maß ansteigen, wie die Zielinflationsrate ansteigt - in den 11 Jahren von 1999 hätten das dann 1,02 hoch 11 minus 1 sein müssen = 1,243 = 24.3%.

Und hier die Tabelle der Steigerungen der Lohnstückkosten in % von 1999 bis 2010:

Deutschland + 4,8%

Österreich + 14,8%

Euroraum (Durchschnitt) + 21,0%

Finnland + 22,5%

Belgien + 23,1%

Frankreich  + 24,5%

Niederlande + 27,2%

Malta + 28,5%

Portugal + 30,9%

Italien + 32,1%

Irland + 32,9%

Spanien + 33,0%

Luxemburg 34,9%

Zypern + 35,3%

Griechenland + 37,2%

Slowakei +45,1%

Slowenien + 63,4%

Estland + 69,8%

Welche kriminelle Beggar-my-neighbour-Politik die deutschen Tarifpartner betrieben haben, wird hier besonders deutlich, denn sie haben weit mehr gegen die Benchmark von 24,3%, ohne die eine Währungsunion nicht funktionieren kann, gesündigt als Griechenland in die andere Richtung. Die Sonderfälle Slowakei, Slowenien und Estland lasse ich hier einmal außen vor, denn die sind sicher mit einem angemessenen Status-Quo-Lohn-Niveau in die Währungsunion gestattet. Und selbst wenn man das in die andere Richtung auch für Deutschland in Anspruch nimmt, vielleicht 5% bis 10% durch einen falschen Umrechungskurs beim Start, sind die Abweichungen Deutschlands nicht gerechtfertigt und eine der Hauptursachen für die momentanen Turbulenzen.
Libuda:

Hier fehlt im Ausgangsposting ein "nicht"

 
04.12.11 23:38

Die Sonderfälle Slowakei, Slowenien und Estland lasse ich hier einmal außen vor, denn die sind sicher nicht mit einem angemessenen Status-Quo-Lohn-Niveau in die Währungsunion gestartet

Libuda:

Es sind genau diese Stammtischweisheiten von Sinn

 
08.12.11 13:07
und u.a., auf dereb Hintergrund die deutschen Tarifpartner (und besonders verlogen die IG Metall) ganz kräftig mitgeholfen haben, die Eurozone in die Scheisse zu reiten.

Falsch ist zunächsst einmal, dass jede Lohnsteigerung auch zu Preissteigerung führt. Richtig ist, dass jede Lohnsteigerung, die unter der Produktivitätssteigerungen liegt, wenn keine anderen zusätzlichen Einflüsse vorliegen, zu Preisenkungen führt. Preissenkungen über alle Güter hinweg (also im Durchschnitt) sind aber fatal, weil sie zu Kaufzurückhaltung führen, diese wieder zu sinkenden Preisen usw. - das ist die Abstiegsspirale, die wir aus den 30er Jahren kennen.

Daraus hat man Schlussfolgerungen gezogen und strebt heute nicht einmal mehr eine Preissteigerungsrate von 0 an, sondern in der Eurozone sind es 2% - bei den Amis wohl eher 2,5%, obwohl sie offiziell so etwas wie eine angestrebte Preissteigerungsrate nicht haben. Warum man nicht 0% anstrebt? - Nun die Inflationsrate ist immer ein Durchschnittswert (gewogener) aus Preissteigerungsraten vieler Güter. Wurde man genau 0 anstreben, würde die Häfte der Güter Preissteigerungen haben und die andere Hälfte im Preis sinken (ungefährt). Aber wenn auch nur die Hälfte der Güter im Preis fallen würde, könnte die oben schon angedeutete "Todesspirale" leicht in Gang gesetzt werden - bei einer Preissteigerungsrate von im Durchschnitt 2% werden dagegen nur wenige Güter im Preis sinken.

Daraus folgt nun, dass man in etwa diese gewollten Preissteigerungen von 2% erreicht, wenn die Löhne um die Steigerungsrate der Produktivität und diese 2% steigen. Dagegen haben die Tarifpartner in Deutschland in den letzten 10 Jahren massiv gesündigt und eine dreiste Beggar-My-Neighbour-Politik gegenüber den anderen Euro-Ländern betrieben. Besonders dreist ist, wenn jetzt dieses Schmarotzertum auch noch als vorbildlich herausgestellt wird.
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