Montag, 13. März 2006
Dax zeigt Aufwärtsdynamik
von Jochen Steffens
Das nenne ich Aufwärtsdynamik, was der Dax da in den letzten drei Handelstagen gemacht hat. Im Moment steigt er schneller, dynamischer, als er vorher gefallen ist. Das allein ist schon selten genug. Gut, der heutige Anstiegt ist der Nachricht, dass Merck Schering übernehmen will, zu verdanken. Schering steigt daraufhin um 26 % an, das treibt den Dax. Aber auch die Allianz, die 11,8 % an Schering hält, kann heute um 1,6 % zulegen. Dass dann auch noch die Deutsche Börse um 7,5 % zulegt, hatte etwas damit zu tun, dass die Nasdaq nun die Londoner Börse LSE übernehmen will. Die Nasdaq will dazu 3,5 Mrd. Euro bieten.
Die letzten Hochs müssen aufgelöst werden.
Wenn man sich das anschaut, dann ist ein Anstieg von 0,8 % im Dax eher als sehr "moderat" anzusehen. Trotzdem, der Anstieg der letzten Tage ist beachtlich und dürfte wieder einmal einige Shorties aus ihren Positionen getrieben haben. Die Chance, dass wir nun die 6200 Punkte sehen, ist natürlich dramatisch angestiegen. Noch und das muss betont sein, besteht aber auch weiterhin die Gefahr, dass diese Dynamik im Dax wieder in sich zusammenbricht und das letzte Tief nach unten verlassen wird. Das wäre, wie hier schon erwähnt, bearish.
Im anderen Fall, wenn der Dax das letzte Hoch in vergleichbarer Dynamik nach oben auflöst, dann sind die 6000 Punkte natürlich erreicht und die 6200 Punkte wahrscheinlich. Bei der Dynamik kann es sogar ein wenig darüber hinaus schießen. Wie gesagt, wenn es mit vergleichbarer Dynamik weitergeht.
Amis noch schwach
Dabei gefallen mir im Moment immer noch nicht die Amis. Der Nasdaq100 verhält sich untypisch. Für mich ist er bisher Anzeiger für einen Aufwärtstrend gewesen. Fing er an zu steigen, deutlich, dann war es oft genug ein Hinweis darauf, dass auch die anderen Indizes nachziehen. Am Freitag verhielt sich der Nasdaq100 eher schwächlich, tauchte sogar im späteren Handel noch einmal ins Minus.
Egal was gestern noch galt, es ist heute schon alt
Aber, an den Börsen gibt es nie ein typisches Verhalten. Egal was gestern noch galt, das ist an den Börsen heute schon alt. Jede Regelmäßigkeit, sogar jede Regel wird irgendwann ihr Ende finden. Solche Hinweise muss man zwar beachten, aber trotzdem wird der Markt letzten Endes Recht behalten, egal was er tut. Ich habe eine Meinung, eine Idee, eine Wahrscheinlichkeit, werde aber (hoffentlich) immer in der Lage bleiben, jede Meinung in wenigen Sekunden über Bord zu werfen, um das krasse Gegenteil zu behaupten – wenn der Markt mir zeigt, dass ich Unrecht habe.
Zu viele versteifen sich auf eine Meinung
Leider sehen das viele anders. Einige Trader und Analysten, die sich ihre Meinung gebildet haben und diese Meinung nun vertreten, sind blind für den Markt, blind für die Realität. Sollten sich die Märkte dann lange Zeit gegen diese gefasste Meinung entwickeln, fangen diese Trader, Analysten und Marktkommentatoren meistens an gehässig zu werden. Sie verspotten die anderen, suchen in den Argumenten der anderen die Fehler, statt sich selbst zu hinterfragen.
Immer wenn ich lese, dass Analysten und Marktkommentatoren "aggressiv" werden und auf alles und jeden schimpfen, wenn sie anfangen, die Anleger ob ihrer unglaublichen Dummheit zu verhöhnen, weil diese jetzt noch kaufen (oder verkaufen), ist das für mich ein eindeutiger Hinweis: Hier läuft ein Trader, Analyst oder Marktkommentator mal wieder gegen den Markt an. Nicht selten macht er sich dann auf Dauer zu einem Don Quichotte der Märkte.
Gesellschaftlich wichtig, aber eine finanzielle Katastrophe
In unserer normalen Leistungsgesellschaft ist es sehr wichtig, Entscheidungen zu treffen und an diesen festzuhalten. Gerade erfolgreiche Menschen, Unternehmer zum Beispiel, müssen so handeln. Sie können nicht erfolgreich sein, wenn Sie zu wankelmütig sind. Hier geht es oft darum, sich durchzusetzen und allen anderen seinen eigenen Willen aufzuzwängen (zumindest nachdem alle Meinungen gehört wurden, muss einer eine "endgültige" Entscheidung treffen).
Das ist ein Grund dafür, warum oft gerade erfolgreiche Menschen an den Börsen scheitern. Gewöhnt an den Erfolg, sich der eigenen Sache etwas zu sicher, wollen sie auch den Märkten ihre Meinung aufzwängen. Wie Sie sich denken können, wird das jedoch in den eigenen finanziellen Ruin führen. Jeder, der an die Börsen erfolgreich sein will, muss erst einmal lernen, dass das, was bisher im Leben, im Alltag funktioniert hat, an den Börsen nicht funktionieren wird.
Keinen Pfifferling wert
Die eigene Meinung, die eigene Überzeugung ist keinen Pfifferling wert, wenn die Börse in die andere Richtung läuft. Deswegen bleibt nur zu sehen, was ist und danach zu handeln. Dann haben Sie eine sehr gute Chance, langfristig zu den Gewinnern zu gehören.
Und machen Sie niemals den Fehler zu behaupten, der Markt würde "irrational reagieren" oder "falsch laufen" oder irgendetwas "nicht sehen", wenn er nicht das tut, was Sie denken, dass er tun sollte. Wenn Sie einige Jahre an den Börsen überlebt haben und dann sicherlich bereits viele Mal dieses Argument hörten, werden Sie erkennen müssen, dass in diesem Zusammenhang dies zu den erbärmlichsten Argumenten eines Börsianers gehört.
Ich sehe gerade, nun läuft auch endlich der Nasdaq100 endlich etwas besser, wenn sich das in den nächsten Tagen fortsetzt, dann kann es so dynamisch im Dax bleiben.