Riskante Devisengeschäfte: Carry Trade feiert Comeback
Von Peter Garnham (London) und Tobias Bayer (Frankfurt)
Financial Times Deutschland, FTD (30.03.09) - Er galt als überwundenes Übel des Weltfinanzmarkts, doch jetzt ist er wieder zurück: Der riskante Carry Trade. Wegen steigender Börsen wetten die Anleger wieder auf Zinsdifferenzen. Davon profitieren der australische und der neuseeländische Dollar teils zweistellig.
Dank gestiegener Aktienmärkte entdecken Investoren eine alte Strategie wieder: Den Carry-Trade. Dabei verschulden sie sich in Niedrigzinswährungen wie dem Yen und legen ihr Kapital höher rentierlich im Ausland an. Nachdem solche Transaktionen im vergangenen Jahr förmlich zum Erliegen kamen, feiern sie seit März ein kleines Comeback. "Die Situation auf den Finanzmärkten hat sich etwas verbessert. Das ist gut für den Carry Trade", sagte Hans Redeker, Leiter Währungsstrategie bei BNP Paribas, der Financial Times.
Klarstes Anzeichen für das Wiedererstarken des Carry Trade ist die jüngste Aufwertung von australischem und neuseeländischem Dollar. Beide Währung sind klassische Carry-Trade-Währungen. Seit Monatsgebinn kletterte der neuseeländische Dollar um 14 Prozent gegenüber dem Yen und dem Dollar, der australische Dollar wiederum legte um 8,0 und 8,4 Prozent gegenüber Yen und Dollar zu. Am Montag notierten beide Währungen mit leichten Abschlägen.
Währungen an der Peripherie gefragt
An den Optionspreisen lässt sich ablesen, dass Marktteilnehmer an eine längere Aufwärtsbewegung glauben: Kaufoptionen auf den australischen Dollar kosten 0,5975 Prozentpunkte mehr als Verkaufsoptionen. Das ist laut der Nachrichtenagentur Bloomberg der höchste Aufschlag seit Oktober 2003. Beim neuseeländischen Dollar liegt der Wert mit 0,35 Prozentpunkten sogar auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren.
Der Carry Trade hängt von hohen Zinsdifferenzen und geringer Volatilität ab. Wegen der Marktturbulenzen lösten viele Marktteilnehmer ihre Positionen auf. Das führte unter anderem dazu, dass der Yen stark aufwertete. Inzwischen besserte sich die Situation: Der S&P 500 verzeichnete in den vergangenen drei Wochen Kursgewinne. Larry Kantor, Leiter Research bei Barclays Capital, geht davon aus, dass die Erholung anhält: "Wir halten die aktuelle Rally für gut unterstützt und würden sogar von einem Wendepunkt sprechen. Wir empfehlen den Investoren, mehr Risiko einzugehen", sagte Kantor der Financial Times.
Die Bewegungen an den Währungsmärkten hängt laut Steve Barrow, Devisenexperte bei Standard Bank, auch von der Geldpolitik der Notenbanken ab. Die Entscheidung der britischen und amerikanischen Zentralbanken, Staatsanleihen und Industriekredite aufzukaufen, habe sowohl den Dollar als auch das Pfund geschwächt. Auffällig sei nun, dass Devisen an der Peripherie wie der australische Dollar, der neuseeländische Dollar, die norwegische Krone und die schwedische Krone gefragt seien.
Die vier Währungen profitierten davon, dass die jeweiligen Notenbanken keine ähnlichen Schritten wie die USA oder Großbritannien angekündigt hätten, sagte Barrow: "Wir könnten auch Währungen von Schwellenländern hinzunehmen. Allerdings sind diese stärker abhängig von der Entwicklung der Aktienmärkte. Deshalb sind wir da vorsichtiger."
http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...iert-Comeback/494046.html
Von Peter Garnham (London) und Tobias Bayer (Frankfurt)
Financial Times Deutschland, FTD (30.03.09) - Er galt als überwundenes Übel des Weltfinanzmarkts, doch jetzt ist er wieder zurück: Der riskante Carry Trade. Wegen steigender Börsen wetten die Anleger wieder auf Zinsdifferenzen. Davon profitieren der australische und der neuseeländische Dollar teils zweistellig.
Dank gestiegener Aktienmärkte entdecken Investoren eine alte Strategie wieder: Den Carry-Trade. Dabei verschulden sie sich in Niedrigzinswährungen wie dem Yen und legen ihr Kapital höher rentierlich im Ausland an. Nachdem solche Transaktionen im vergangenen Jahr förmlich zum Erliegen kamen, feiern sie seit März ein kleines Comeback. "Die Situation auf den Finanzmärkten hat sich etwas verbessert. Das ist gut für den Carry Trade", sagte Hans Redeker, Leiter Währungsstrategie bei BNP Paribas, der Financial Times.
Klarstes Anzeichen für das Wiedererstarken des Carry Trade ist die jüngste Aufwertung von australischem und neuseeländischem Dollar. Beide Währung sind klassische Carry-Trade-Währungen. Seit Monatsgebinn kletterte der neuseeländische Dollar um 14 Prozent gegenüber dem Yen und dem Dollar, der australische Dollar wiederum legte um 8,0 und 8,4 Prozent gegenüber Yen und Dollar zu. Am Montag notierten beide Währungen mit leichten Abschlägen.
Währungen an der Peripherie gefragt
An den Optionspreisen lässt sich ablesen, dass Marktteilnehmer an eine längere Aufwärtsbewegung glauben: Kaufoptionen auf den australischen Dollar kosten 0,5975 Prozentpunkte mehr als Verkaufsoptionen. Das ist laut der Nachrichtenagentur Bloomberg der höchste Aufschlag seit Oktober 2003. Beim neuseeländischen Dollar liegt der Wert mit 0,35 Prozentpunkten sogar auf dem höchsten Stand seit sechs Jahren.
Der Carry Trade hängt von hohen Zinsdifferenzen und geringer Volatilität ab. Wegen der Marktturbulenzen lösten viele Marktteilnehmer ihre Positionen auf. Das führte unter anderem dazu, dass der Yen stark aufwertete. Inzwischen besserte sich die Situation: Der S&P 500 verzeichnete in den vergangenen drei Wochen Kursgewinne. Larry Kantor, Leiter Research bei Barclays Capital, geht davon aus, dass die Erholung anhält: "Wir halten die aktuelle Rally für gut unterstützt und würden sogar von einem Wendepunkt sprechen. Wir empfehlen den Investoren, mehr Risiko einzugehen", sagte Kantor der Financial Times.
Die Bewegungen an den Währungsmärkten hängt laut Steve Barrow, Devisenexperte bei Standard Bank, auch von der Geldpolitik der Notenbanken ab. Die Entscheidung der britischen und amerikanischen Zentralbanken, Staatsanleihen und Industriekredite aufzukaufen, habe sowohl den Dollar als auch das Pfund geschwächt. Auffällig sei nun, dass Devisen an der Peripherie wie der australische Dollar, der neuseeländische Dollar, die norwegische Krone und die schwedische Krone gefragt seien.
Die vier Währungen profitierten davon, dass die jeweiligen Notenbanken keine ähnlichen Schritten wie die USA oder Großbritannien angekündigt hätten, sagte Barrow: "Wir könnten auch Währungen von Schwellenländern hinzunehmen. Allerdings sind diese stärker abhängig von der Entwicklung der Aktienmärkte. Deshalb sind wir da vorsichtiger."
http://www.ftd.de/boersen_maerkte/aktien/...iert-Comeback/494046.html