Die Welt ist ein Sicherheitsrisiko. Das ist die zentrale Prämisse amerikanischer Außenpolitik unter der Bush-Regierung. Fast jedes Mittel scheint inzwischen dem amerikanischen Präsidenten Recht zu sein, wenn es nur entfernt genug geeignet erscheint, die globalen Gefahren für alle Zeiten zu entsorgen. Dass die Mittel den Zweck entwerten könnten, dass die Sicherheitshysterie irgendwann die Freiheit überwältigt, dass das so genannte Böse nicht ausrottbar ist, ist im manichäischen Programm der Bush-Administration nicht vorgesehen. Es geht um endgültige Lösungen, zu Wasser, auf dem Lande und in der Luft, vor allem aber in den Köpfen und Herzen der amerikanischen Patrioten und solchen, die es werden sollen.
Der 11. September 2001, das Schicksalsdatum Amerikas, gilt als wichtig genug, nun einen "Anniversary" zu begehen und Präsident Bush hat der Welt seine Sicht der Dinge noch einmal deutlich in ihr Stammbuch geschrieben. Auch wenn der WTC-Anschlag retrospektiv wie ein Solitär terroristischen Schreckens erscheint, ist es für diesen Präsidenten klar, dass der Terror jederzeit jeden anderen Hort der Zivilisation treffen könnte. Die ständigen, nun wieder erneuerten Warnungen vor kommenden Anschlägen, denen indes nichts folgte, sind kein Anlass für diese Regierung, über ihr immer konturenloseres Gefahrenparadigma nachzudenken. Bush insistiert vielmehr weiterhin auf seiner Lager-Doktrin, die die bunte Welt in zwei Hälfen spaltet: die Guten und die Bösen. Gegenüber einem schrecklichen Feind gebe es keine Immunität und daher auch keine Neutralität. Und der Kampf geht weiter, Afghanistan war nur die Auftaktveranstaltung:
"Yet, it will not be the last battle in Afghanistan. And there will be other battles beyond that nation."
Der 11. September 2001 darf nach Auffassung des Präsidenten nicht als Tag des Terrors in die Geschichte eingehen, sondern als Tag der Entscheidung, als Beginn des weltweiten Kampfs gegen den Terror:
"And the terrorists will remember September 11th as the day their reckoning began."
Eine mächtige Koalition zivilisierter Nationen würde jetzt die gemeinsame Sicherheit verteidigen. Für die Erosionserscheinungen der übereiligen Allianz, für die weltweite Kritik an der imperialen und isolationistischen Machtpolitik Amerikas, die schon mit der ultima ratio droht, bevor andere Mittel überhaupt erwogen worden sind, findet der Präsident kein Wort. Dabei sind doch die Fragilitäten dieser ideologisch so eindimensional verfassten Koalition überdeutlich geworden, seitdem sich Amerikas Fokus auf den Irak richtet und es nur noch als Frage der Zeit erscheint, dass mit allen machtpolitisch munitionierten Instrumenten der Herrscher Bagdads demontiert wird. Europa ist inzwischen längst ein Wackelkandidat in der jetzt vom Präsidenten angekündigten Phase II von Enduring Freedom. Die Entmachtung Saddam Husseins mit militärischen Mitteln könnte allein in Tony Blair noch einen potenten Gefolgsmann finden, dem inzwischen aber auch der innenpolitische Gegenwind so kräftig ins Gesicht bläst, dass die "ultima ratio" eines zweiten Golfkriegs schließlich doch im amerikanischen Alleingang enden könnte.
Das ahnt von ferne auch die Bush-Regierung, die gleichwohl weiter in der eigenen machtpolitischen Superiorität schwelgt, dem Rest der zivilisierten Welt die Satellitenrolle verordnet und glaubt, die widerspenstige Geschichte über hybride Rüstungsbudgets, Star Wars und selbst nun wieder mit großen wie kleinen Nuklearwaffen in den Griff zu zwingen.
Bei seiner Jubiläumsrede ließ Bush immerhin die Flaggen aller Staaten der Antiterrorallianz hissen, nicht zuletzt um auch den Fauxpas wieder wettzumachen, dass der Tod europäischer Soldaten in Afghanistan vor einigen Tagen weder die US-Regierung noch die amerikanischen Medien im Geringsten zu bekümmern schien. Ausdrücklich erwähnte Bush jetzt die Gefallenen aus Deutschland und Dänemark. Frankreich, das gerade noch Bush und seine so eindimensionale wie isolationistische Sicherheitspolitik um jeden Preis in schärftsten Tönen verurteilt hatte, durfte sich nun daran erfreuen, als "good ally" Amerikas zu gelten.
Mit diesen Beschwörungen des gemeinsamen Kampfs gegen Terroristen und Schurkenstaaten wird es in Zukunft nicht getan sein. Längst zeichnet sich ab, dass sich auch die der Welt von Amerika hegemonial verordnete Politik des 21. Jahrhunderts nicht nur in den Kategorien von Krieg und Parasitenausrottung definieren lässt. Und Bushs Einschätzung der Weltlage geht so großzügig mit den Fakten um, dass diese Regierung eines Tages von eben diesen Fakten wieder auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt werden könnte. Bush ist öffentlich immer noch davon überzeugt, dass er Afghanistan vom Terrorismus befreit hat, obwohl sich mit Macht die Frage aufdrängt, ob in diesem wilden Landstrich nur der nächste Schrecken darauf wartet, den vorigen abzulösen. Während das Kriegsziel, Usama bin Ladin zur Strecke zu bringen, längst zur Marginalie verkommen ist, formieren sich angeblich die besiegten Taliban und al-Qaida-Kämpfer neu. Und auch wenn die "Operation Anaconda" ihnen den Garaus macht, dürfte der ethnische Sprengstoff den afghanischen Warlords genügen, um die Katastrophen in diesem gebeutelten Landstrich auch weiterhin zu entfachen.
Nach dem Präsidenten geht es indes jetzt darum, die Terroristen zu internationalen Flüchtlingen zu machen, sie überall zu verfolgen, wo sie sich hinwenden mögen. Im Visier stehen hier derzeit offenbar Somalia und der Jemen. Und genau diese Hoffnung, dass die Terroristen keinen ruhigen Platz zum Schlafen finden mögen, ist andererseits geeignet, auch die zivilisierte Welt außerhalb Amerikas um den Schlaf zu bringen. Denn die "terroristischen Parasiten", wie Bush die Widersacher bezeichnet, benötigen Wirte. Und diese Wirte, Schurkenstaaten, Achsenmächte des Bösen gewähren "havens and training camps of terror", die Amerika um jeden Preis zerstören will. Dabei wiegelt Bush ab:
"We will not send American troops to every battle, but America will actively prepare other nations for the battles ahead."
Gerade das heißt nach den historischen Erfahrungen, jüngsten Gerüchten und den kriegerischen Friedensverheißungen dieser Rede zum wenigsten Achtung fremder Souveränität oder gar Entwarnung. Denn auch Länder, die auf die Anwesenheit amerikanischer Truppen gerne verzichten würden, wie etwa Indonesien, könnten morgen schon zum Zielobjekt amerikanischer Zuwendung werden, wenn sich etwa Terroristen der al-Qaida dorthin verirren sollten. Ohnehin schiebt sich inzwischen vor die Blankettermächtigung des globalen Terrorismus die Angst, die kaum mehr von Hysterie zu unterscheiden ist, dass Staaten mit Massenvernichtungsmitteln zur globalen Bedrohung werden könnten. Für Bush ist hier expressis verbis kein Raum für einen Irrtum und auch keine Chance, aus Fehlern zu lernen, weil diese Gefahr umgehend beseitigt werden muss.
Wer mag an die Begrenzung der von der Bush-Regierung initiierten Konfliktform globaler Kriegführung noch glauben, wenn nun der Präsident vom Pentagon Atomwaffeneinsatzszenarien gegen mindestens sieben Länder - Irak, Nordkorea, Iran, China, Russland, Libyen und Syrien - entwickeln lässt? Das ist kein Zeichen politischer Klugheit, wenn man sich gerade der Solidarität solcher Staaten wie China und Russland gegen den immerwährenden Antiterrorkampf versichern will und im gleichen Atemzuge auch hier potenzielle Aggressoren wittert. Hinter dem Antiterrorkrieg sieht Bush im pastoralen Teil seiner Rede eine friedliche Welt, ohne sich um den von ihm selbst entfachten Widerspruch zwischen immerwährendem Freiheitskampf und ewigem Frieden zu bekümmen. Mit Entschlossenheit und Einigkeit werde man diese Welt gemeinsam errichten können, glaubt der Präsident. Wie viele historische Lehrkapitel soll man bemühen, um zu belegen, dass Politik ihre Daseinsberechtigung immer nur in zerbrechlichen Kompromissen mit einer uneinigen Welt fand? Bush rüstet auf, um die Welt abzurüsten. Bush verunsichert die Welten, um ihr Sicherheit einzuflößen. Bush führt Krieg, um der Welt den Frieden zu bringen.
Bushs Rede präsentiert sich als vertrauensbildende Maßnahme in einer Zeit, in der das Vertrauen in eine Politik der Verhältnismäßigkeit der Mittel, des Augenmaßes und des Ausgleichs zwischen Freiheit, Sicherheit und fremder Souveränität immer schwächer wird. Welches Vertrauen soll man dem Rechtsstaatsverständnis einer Regierung entgegen bringen, wenn laut "Washington Post" vermeintliche Terroristen von der CIA zum Foltern in andere Länder verbracht werden? Welchen demokratischen Glauben soll man dieser Regierung schenken, wenn sie nicht bereit ist, ihre intimen Beziehungen zu globalen Ölgeschäfte-Machern offen zu legen? Wie rechtfertigt diese Regierung ihre Behandlung von Kriegsgefangenen? Wie erklärt sich Amerikas selektiver Umgang mit dem Weltfrieden, wenn sich das bitter notwendige Friedensengagement im Nahen Osten bislang im Wesentlichen auf unverbindliche Formeln zurückzieht?
Der wahre Gehalt einer Zivilisation erweist sich nicht in der Feiertagsrhetorik, so vieler patriotischer Gedenktage sie sich auch immer versichern mag, sondern im alltäglichen Umgang mit ihren Widersachern. Zivilisiert sind nur die, die ihre Achtung der Menschenwürde und ihre Gerechtigkeitsmaßstäbe auch in kritischen Situationen nicht vergessen sowie die Brände da zu löschen helfen, wo sie wirklich lodern.
Der 11. September 2001, das Schicksalsdatum Amerikas, gilt als wichtig genug, nun einen "Anniversary" zu begehen und Präsident Bush hat der Welt seine Sicht der Dinge noch einmal deutlich in ihr Stammbuch geschrieben. Auch wenn der WTC-Anschlag retrospektiv wie ein Solitär terroristischen Schreckens erscheint, ist es für diesen Präsidenten klar, dass der Terror jederzeit jeden anderen Hort der Zivilisation treffen könnte. Die ständigen, nun wieder erneuerten Warnungen vor kommenden Anschlägen, denen indes nichts folgte, sind kein Anlass für diese Regierung, über ihr immer konturenloseres Gefahrenparadigma nachzudenken. Bush insistiert vielmehr weiterhin auf seiner Lager-Doktrin, die die bunte Welt in zwei Hälfen spaltet: die Guten und die Bösen. Gegenüber einem schrecklichen Feind gebe es keine Immunität und daher auch keine Neutralität. Und der Kampf geht weiter, Afghanistan war nur die Auftaktveranstaltung:
"Yet, it will not be the last battle in Afghanistan. And there will be other battles beyond that nation."
Der 11. September 2001 darf nach Auffassung des Präsidenten nicht als Tag des Terrors in die Geschichte eingehen, sondern als Tag der Entscheidung, als Beginn des weltweiten Kampfs gegen den Terror:
"And the terrorists will remember September 11th as the day their reckoning began."
Eine mächtige Koalition zivilisierter Nationen würde jetzt die gemeinsame Sicherheit verteidigen. Für die Erosionserscheinungen der übereiligen Allianz, für die weltweite Kritik an der imperialen und isolationistischen Machtpolitik Amerikas, die schon mit der ultima ratio droht, bevor andere Mittel überhaupt erwogen worden sind, findet der Präsident kein Wort. Dabei sind doch die Fragilitäten dieser ideologisch so eindimensional verfassten Koalition überdeutlich geworden, seitdem sich Amerikas Fokus auf den Irak richtet und es nur noch als Frage der Zeit erscheint, dass mit allen machtpolitisch munitionierten Instrumenten der Herrscher Bagdads demontiert wird. Europa ist inzwischen längst ein Wackelkandidat in der jetzt vom Präsidenten angekündigten Phase II von Enduring Freedom. Die Entmachtung Saddam Husseins mit militärischen Mitteln könnte allein in Tony Blair noch einen potenten Gefolgsmann finden, dem inzwischen aber auch der innenpolitische Gegenwind so kräftig ins Gesicht bläst, dass die "ultima ratio" eines zweiten Golfkriegs schließlich doch im amerikanischen Alleingang enden könnte.
Das ahnt von ferne auch die Bush-Regierung, die gleichwohl weiter in der eigenen machtpolitischen Superiorität schwelgt, dem Rest der zivilisierten Welt die Satellitenrolle verordnet und glaubt, die widerspenstige Geschichte über hybride Rüstungsbudgets, Star Wars und selbst nun wieder mit großen wie kleinen Nuklearwaffen in den Griff zu zwingen.
Bei seiner Jubiläumsrede ließ Bush immerhin die Flaggen aller Staaten der Antiterrorallianz hissen, nicht zuletzt um auch den Fauxpas wieder wettzumachen, dass der Tod europäischer Soldaten in Afghanistan vor einigen Tagen weder die US-Regierung noch die amerikanischen Medien im Geringsten zu bekümmern schien. Ausdrücklich erwähnte Bush jetzt die Gefallenen aus Deutschland und Dänemark. Frankreich, das gerade noch Bush und seine so eindimensionale wie isolationistische Sicherheitspolitik um jeden Preis in schärftsten Tönen verurteilt hatte, durfte sich nun daran erfreuen, als "good ally" Amerikas zu gelten.
Mit diesen Beschwörungen des gemeinsamen Kampfs gegen Terroristen und Schurkenstaaten wird es in Zukunft nicht getan sein. Längst zeichnet sich ab, dass sich auch die der Welt von Amerika hegemonial verordnete Politik des 21. Jahrhunderts nicht nur in den Kategorien von Krieg und Parasitenausrottung definieren lässt. Und Bushs Einschätzung der Weltlage geht so großzügig mit den Fakten um, dass diese Regierung eines Tages von eben diesen Fakten wieder auf den Boden der Tatsachen heruntergeholt werden könnte. Bush ist öffentlich immer noch davon überzeugt, dass er Afghanistan vom Terrorismus befreit hat, obwohl sich mit Macht die Frage aufdrängt, ob in diesem wilden Landstrich nur der nächste Schrecken darauf wartet, den vorigen abzulösen. Während das Kriegsziel, Usama bin Ladin zur Strecke zu bringen, längst zur Marginalie verkommen ist, formieren sich angeblich die besiegten Taliban und al-Qaida-Kämpfer neu. Und auch wenn die "Operation Anaconda" ihnen den Garaus macht, dürfte der ethnische Sprengstoff den afghanischen Warlords genügen, um die Katastrophen in diesem gebeutelten Landstrich auch weiterhin zu entfachen.
Nach dem Präsidenten geht es indes jetzt darum, die Terroristen zu internationalen Flüchtlingen zu machen, sie überall zu verfolgen, wo sie sich hinwenden mögen. Im Visier stehen hier derzeit offenbar Somalia und der Jemen. Und genau diese Hoffnung, dass die Terroristen keinen ruhigen Platz zum Schlafen finden mögen, ist andererseits geeignet, auch die zivilisierte Welt außerhalb Amerikas um den Schlaf zu bringen. Denn die "terroristischen Parasiten", wie Bush die Widersacher bezeichnet, benötigen Wirte. Und diese Wirte, Schurkenstaaten, Achsenmächte des Bösen gewähren "havens and training camps of terror", die Amerika um jeden Preis zerstören will. Dabei wiegelt Bush ab:
"We will not send American troops to every battle, but America will actively prepare other nations for the battles ahead."
Gerade das heißt nach den historischen Erfahrungen, jüngsten Gerüchten und den kriegerischen Friedensverheißungen dieser Rede zum wenigsten Achtung fremder Souveränität oder gar Entwarnung. Denn auch Länder, die auf die Anwesenheit amerikanischer Truppen gerne verzichten würden, wie etwa Indonesien, könnten morgen schon zum Zielobjekt amerikanischer Zuwendung werden, wenn sich etwa Terroristen der al-Qaida dorthin verirren sollten. Ohnehin schiebt sich inzwischen vor die Blankettermächtigung des globalen Terrorismus die Angst, die kaum mehr von Hysterie zu unterscheiden ist, dass Staaten mit Massenvernichtungsmitteln zur globalen Bedrohung werden könnten. Für Bush ist hier expressis verbis kein Raum für einen Irrtum und auch keine Chance, aus Fehlern zu lernen, weil diese Gefahr umgehend beseitigt werden muss.
Wer mag an die Begrenzung der von der Bush-Regierung initiierten Konfliktform globaler Kriegführung noch glauben, wenn nun der Präsident vom Pentagon Atomwaffeneinsatzszenarien gegen mindestens sieben Länder - Irak, Nordkorea, Iran, China, Russland, Libyen und Syrien - entwickeln lässt? Das ist kein Zeichen politischer Klugheit, wenn man sich gerade der Solidarität solcher Staaten wie China und Russland gegen den immerwährenden Antiterrorkampf versichern will und im gleichen Atemzuge auch hier potenzielle Aggressoren wittert. Hinter dem Antiterrorkrieg sieht Bush im pastoralen Teil seiner Rede eine friedliche Welt, ohne sich um den von ihm selbst entfachten Widerspruch zwischen immerwährendem Freiheitskampf und ewigem Frieden zu bekümmen. Mit Entschlossenheit und Einigkeit werde man diese Welt gemeinsam errichten können, glaubt der Präsident. Wie viele historische Lehrkapitel soll man bemühen, um zu belegen, dass Politik ihre Daseinsberechtigung immer nur in zerbrechlichen Kompromissen mit einer uneinigen Welt fand? Bush rüstet auf, um die Welt abzurüsten. Bush verunsichert die Welten, um ihr Sicherheit einzuflößen. Bush führt Krieg, um der Welt den Frieden zu bringen.
Bushs Rede präsentiert sich als vertrauensbildende Maßnahme in einer Zeit, in der das Vertrauen in eine Politik der Verhältnismäßigkeit der Mittel, des Augenmaßes und des Ausgleichs zwischen Freiheit, Sicherheit und fremder Souveränität immer schwächer wird. Welches Vertrauen soll man dem Rechtsstaatsverständnis einer Regierung entgegen bringen, wenn laut "Washington Post" vermeintliche Terroristen von der CIA zum Foltern in andere Länder verbracht werden? Welchen demokratischen Glauben soll man dieser Regierung schenken, wenn sie nicht bereit ist, ihre intimen Beziehungen zu globalen Ölgeschäfte-Machern offen zu legen? Wie rechtfertigt diese Regierung ihre Behandlung von Kriegsgefangenen? Wie erklärt sich Amerikas selektiver Umgang mit dem Weltfrieden, wenn sich das bitter notwendige Friedensengagement im Nahen Osten bislang im Wesentlichen auf unverbindliche Formeln zurückzieht?
Der wahre Gehalt einer Zivilisation erweist sich nicht in der Feiertagsrhetorik, so vieler patriotischer Gedenktage sie sich auch immer versichern mag, sondern im alltäglichen Umgang mit ihren Widersachern. Zivilisiert sind nur die, die ihre Achtung der Menschenwürde und ihre Gerechtigkeitsmaßstäbe auch in kritischen Situationen nicht vergessen sowie die Brände da zu löschen helfen, wo sie wirklich lodern.