BEWERBUNGSFOTOS: Kleider machen Kanzler

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BEWERBUNGSFOTOS: Kleider machen Kanzler

 
02.04.02 20:13
Sachthemen sind schon lange out, finden Meinungsforscher und Werbefachleute. Auf das Image der Leitfiguren komme es an. Da kann eine falsche Krawatte alles zunichte machen.

Der Bundeskanzler ist fast perfekt. "Ein Politiker hat im Fernsehen meist nur ein paar Sekunden Zeit, seine Botschaft rüber zu bringen", erklärt die Imageberaterin Sabine Schwind von Egelstein. Deshalb darf keine grelle Krawatte die Aufmerksamkeit der Zuschauer ablenken, und wer den Aufschwung verkünden will, darf nicht die Schultern hängen lassen.


Schröder - und wie er aussehen könnte

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Talkshow-König ist Schröder sowieso, warum also nicht gleich die Seiten wechseln und eine Sendung moderieren? "Wetten, dass ich es schaffe, die Zahl der Arbeitslosen auf 3,5 Millionen zu senken?" Für den Fall, dass er die Staatwette verliert, könnte Schröder anbieten, ein Jahr lang die Gags für Thomas Gottschalk zu schreiben. Gottschalk-Outfit

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Sein Name ist Schröder. Gerhard Schröder. Auf die Austrahlung kommt es an. Wir brauchen mehr Womanizer in der Politik. James-Bond-Outfit

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Leger und unverwüstlich. So lassen sich mehr als nur 16 Jahre im Kanzleramt überstehen. Johannes-Heesters-Outfit

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Oder wollen Sie zur Abwechslung doch mal einen Intellektuellen im Kanzleramt, der die Blechtrommel für ein neues Zuwanderungsgesetz rührt?
Günter-Grass-Outfit


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Der Bundestag als ein einziger Laufsteg? Modezar Gerhard Schröder könnte für ein neues Klima sorgen. Karl-Lagerfeld-Outfit

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Ach, wieso nicht beim Altbewährten bleiben? Wir mögen unseren Kanzler so, wie er ist. Schröder-Outfit

     
Stoiber - und wie er aussehen könnte

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Sein Auftritt bei "Christiansen" ging gründlich daneben. In einer eigenen Show könnte das ganz anders laufen. Auf handlichen Kärtchen stehen in großen Buchstaben vorformulierte Sätze. Günther-Jauch-Outfit

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"Erwin, hol schon mal den Wagen!" An der Seite von Inspektor Erwin Huber spürt Kommissar Stoiber im Bundesrat jeden Verfassungsbrecher auf. Derrick-Outfit

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In Sachen uneingeschränkter Solidarität steht Edmund Stoiber seinem potenziellen Amtsvorgänger in nichts nach. Wenn es sein muss, tritt der Kandidat auch mal im solidarischen Slip auf und enthüllt dabei einen unerwartet muskulösen Körper. Body-Builder-Outfit

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Gucci-Chefdesigner Tom Ford hält Afghanistans Premier Hamid Karzai für den am besten gekleideten Mann der Welt. Wieso sollte der hübsche Umhang nur dem Paschtunen stehen? Hamid-Karzai-Outfit

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Für die Bundestagswahl gelten letztendlich die gleichen Regeln wie für den Schlager-Grand-Prix, oder? So könnte Edmund Stoiber auch die Kleidung dem Medienereignis anpassen. Rudolph-Moshammer-Outfit

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Ach, wieso nicht beim Altbewährten bleiben? Wir mögen unseren Kanzlerkandidaten so, wie er ist. Stoiber-Outfit


Bei der Tagung der Politischen Akademie Tutzing sind sich Meinungsforscher und Werbefachleute einig, dass die Personalisierung der Politik zunimmt. Zwei Drittel der Bundesbürger seien eigentlich Stammwähler, erklärt Manfred Güllner, Chef des Forsa-Instituts. Aber ob sie zur Wahl gehen und wie sich die noch Unentschlossenen entscheiden, hänge stärker als früher von den Spitzenkandidaten ab. "Das geht in Richtung Präsidentschaftswahl wie in den USA", sagt Güllner.

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Edmund Stoiber, Gerhard Schröder: Brauchen sie ein neues Image?
 
Die Parteien versuchten auch früher schon, Politik über Personen zu vermitteln - der Augsburger Kommunikations-Professor Frank Brettschneider verweist auf alliterative Wahlslogans wie "Willy wählen" oder "Stoppt Strauß". Aber das Fernsehen habe einen anderen Politiker-Typus in den Vordergrund rücken lassen. Die Medien räumten Events und Personality immer mehr Platz ein. "Alle haben über die Frisur von Angela Merkel diskutiert", sagt Brettschneider. Statt komplizierte Sachthemen aufzudröseln, werde Politik auf einen Wettkampf zwischen den Leitfiguren reduziert.

Mit dem falschen Bild baden gegangen

Es sei ganz einfach, hat Kanzler Gerhard Schröder vor kurzem bei einem Wahlkampfauftritt in Augsburg gesagt: "Wollt ihr den, oder wollt ihr mich?" Obwohl seinem Herausforderer Edmund Stoiber in Umfragen mehr Kompetenz bei den Themen Arbeit, Wirtschaft und Sicherheit zugebilligt wird, zieht die Mehrheit Schröder als Kanzler vor. "Schließlich wird kein Wirtschaftsminister gewählt", erklärt Güllner. Schröder wird als sympathischer, gewandter und sozial kompetenter eingeschätzt. Bei Frauen und nördlich des Mains liegt Schröder klar vorn. Seine Partei allerdings ist derzeit in einem Tief. "Die spannende Frage wird sein: Kann Schröder die SPD mit hoch ziehen, oder ist die Kluft zu groß?", sagte Güllner.

Personen seien wichtiger als Programme, meint der Essener Professor Peter Wippermann. "Menschen reduzieren Komplexität, indem sie sich auf Leitbilder konzentrieren. Die politische Auseinandersetzung läuft über die Spitzenkandidaten." Die passenden Bilder müssten die Kernaussage und das Kompetenz-Image unterstreichen. Politiker würden zu Stars, müssten zugleich aber auch volksnah und menschlich wirken. "Mit dem falschen Bild kann man ganz schön baden gehen - das hat uns der Verteidigungsminister gezeigt."

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Jiang Zemin und George W. Bush haben es vorgemacht: Im richtigen Outfit versteht man sich gleich viel besser, selbst wenn man nicht immer einer Meinung ist. Vielleicht sollten es die beiden Kanzleraspiranten auch mal auf chinesisch versuchen...
 
Schröder habe immer das richtige Styling und eine überzeugende Lockerheit, lobt Schwind von Egelstein, die in München auch Wirtschaftsbosse vor wichtigen Auftritten berät. Als Spekulationen über seine getönten Haare am Bild kratzten, wurden sie sofort gerichtlich unterbunden. Stoibers Berater setzen dem Mediencharisma des Kanzlers das Image der Authentizität entgegen: ein ernster Politiker für ernste Zeiten. Um dem Ruf der Humorlosigkeit zu begegnen, wird hie und da ein Scherz in seine Reden eingeflochten. Aber er wirke steif, bemängelt die Image-Beraterin. Mit pastellfarbenen Hemden und etwas bunteren Krawatten könnte er gleich etwas offener und moderner wirken.

Gruß
Happy End
spiegel.de
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