Perfektes Timing
Warren Buffetts lukratives Internet-Investment
Von Thomas Hillenbrand
Während die Weltbörsen weiter schwächeln, hat Anlageguru Warren Buffett offenbar einen neuen Coup landen können. Dem Orakel von Omaha steht eine zweistellige Rendite ins Haus, weil er zum richtigen Zeitpunkt in die Internet-Branche investiert hat.
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Inzwischen hat Buffett seine Strategie modifiziert. Im Sommer 2002 hatte er über die Geico Corporation, eine Tochter seines Unternehmens Berkshire Hathaway, Schrottanleihen des Internet-Einzelhändlers Amazon.com für insgesamt 98,3 Millionen Dollar erworben. Der Kurs der hoch verzinsten Junkbonds lag damals am Boden.
Nach mehreren positiven Quartalen hat sich nicht nur der Kurs von Amazon-Aktien inzwischen kräftig erholt, auch die von Buffet erworbene Anleihe ist im Wert wieder deutlich gestiegen. Analysten gehen davon aus, dass das Online-Kaufhaus im Rahmen der Schuldentilgung die Anleihe im kommenden Monat zurückkaufen wird. Nach Berechnungen des Börseninformationsdienstes Bloomberg striche Buffet in diesem Fall einen Gewinn von 16,4 Millionen Dollar ein - das entspräche einer Rendite von satten 17 Prozent. Der Standard & Poor's 500 Aktienindex fiel im gleichen Zeitraum um gut zwölf Prozent.
Blumen für Bezos
Der Einstieg war wohl auch ein Dankeschön an die Adresse von Amazon-Chef Jeff Bezos. Der hatte kurz vor Buffets Kauf bekannt gegeben, sein Unternehmen werde fortan Managern und Angestellten als Gehaltsbestandteil gewährte Aktienoptionen als Kosten in der Gewinn- und Verlustrechnung ausweisen. Das Gros der amerikanischen Technologieunternehmen verweigert seinen Aktionären eine solch transparente Politik - obwohl Kritiker, allen voran Warren Buffet, das so genannte "options expensing" seit Jahren fordern.
Aber auch sonst hat Buffet sein Herz für Junkbonds von Technologie- und Internetunternehmen entdeckt. Im vergangenen Jahr hat Berkshire Hathaway seinen Bestand an Anleihen mit schlechter Bonität auf 8,3 Milliarden Dollar versechsfacht. Viele der von Buffett ins Visier genommenen Unternehmen hatten in den Neuzigern ein gutes Schuldenrating und sind in der Krise bei den großen Ratingagenturen in Ungnade gefallen.
Buffet hofft, dass diese "gefallenen Engel" mittelfristig wieder auf die Beine kommen und die Kurse ihrer Anleihen wieder anziehen. Berkshire hat unter anderem Bonds von AOL Time Warner, AT&T oder Level 3 Communications erworben. Auch bei abgeschmierten Versorgern (El Paso) und Mischkonzernen (Tyco) ist das Unternehmen eingestiegen.
Erst letzte Woche bewies Buffett jedoch, dass ihm bodenständige Produkte immer noch am liebsten sind: Für 1,7 Milliarden Dollar in bar kaufte er das amerikanische Unternehmen Clayton Homes, einen Hersteller von Fertighäusern.