Dr. Jens Ehrhardt
Von den Gezeiten an der Börse
In der jüngeren Börsengeschichte wurde den Anlegern der alte Lehrsatz, daß die Aktienanlage ein Risikopapier ist, immer eindrucksvoller vor Augen geführt. Dies galt sowohl auf die zeitlich immer kürzeren Abfolgen dieser „Demonstrationen“, als auch im Hinblick auf deren Intensität. Da das Finanzsystem mit seinen Teilmärkten (z.B. Aktienmärkte, Bondmärkte, Devisenmärkte, Commodity-Märkte, Immobilien- und Kunstmärkte bzw. alternative Anlageformen, wie Private Equity etc.) immer enger verwoben und verzahnt ist, auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung, hat damit die generelle Risikoanfälligkeit des gesamten Systems weiter zugenommen, weil Probleme in einem Teilmarkt sofort Auswirkungen auf andere Märkte nach sich ziehen. Im besonderen Fokus stehen gegenwärtig allerdings die Aktienmärkte, und hier insbesondere Wall Street. Obwohl der Standard & Poor’s 500 bereits um ca. die Hälfte höher stand als heute, weist der amerikanische Aktienmarkt immer noch schwindelerregende Bewertungen auf, die deutlich über dem historischen Durchschnitt liegen. Dies gilt im Grunde genommen für jede x-beliebige fundamentale Kennzahl, angefangen von historisch immer noch tiefen Dividendenrenditen, bis hin zu Kurs/Gewinn-Verhältnissen, die je nach Berechnungsart bei 50 und höher für den S & P 500 liegen. Die zerbrechliche Wall Street strahlt immer wieder in unangenehmer Weise auch auf andere Aktienmärkte, insbesondere Europa, aus. Dies führte dazu, daß der DAX in den ersten sechs Monaten des Jahres um 18% einbrach. Bezogen auf den Jahresultimo-Stand von 2000 bedeutet dies einen Rückgang von ca. von rund einem Drittel (trotz Rekord-Zinssenkung seit Anfang 2001 in Amerika von 6,5% auf 1,75%!).
Allerdings zeigt ein Blick in die Finanzgeschichte auch, daß Volatilitäten (Kursschwankungen) und Einbrüche keineswegs nur ein Phänomen unserer Zeit sind, sondern im Grunde genommen zum Börsengeschehen gehören wie die Luft zum Atmen. Erinnert sei nur an die Weltwirtschaftskrise und den Börsencrash 1929/32 mit einem 90%-Zusammenbruch des Dow Jones-Index, an die Kuba-Krise 1962, an den Einbruch 1970 oder die schwere Baisse 1974. Aber auch in den „goldenen“ letzten zwei Jahrzehnten kam es immer wieder zu herben Rückschlägen. Allen voran der berüchtigte Börsenkrach 1987. Ex post mangelte es damals nicht an Erklärungsansätzen für diesen über 30%igen Marktzusammenbruch in Wall Street an einem Tag. Häufig wurde damals das Zwillings-Defizit in Amerika bemüht (Handelsbilanz- und Haushaltsdefizit des Staates). Darüber hinaus wurden die Börsencomputer bzw. insbesondere der Programmhandel von vielen „Experten“ als Teufelszeug verdammt. Tatsächlich leistete der Programmhandel aber damals wertvolle Arbitrage-Ausgleiche zwischen den Futures- und Kassamärkten, und der eigentliche Zusammenbruch war auf die Ineffizienz der Kassamärkte zurückzuführen, die (im Gegensatz zu den Futures-Märkten) dem viel zu hohen Tagesorder-Volumen nicht mehr gewachsen waren. Die wenigsten Marktbeobachter aber waren sich über die tatsächlichen Ursachen des damaligen Börsencrashs im klaren, die in einer extrem überhitzten Überspekulation zu suchen waren. Fünf Jahre Hausse hatten zu einem klassischen Milchmädchenmarkt geführt, und es bedurfte nur eines Nadelstiches, um diese Blase platzen zu lassen.
Nach einem Jahr der „Ausnüchterung“ kam es bereits im Oktober 1989 zum berühmt-berüchtigten „Mini-Crash“ (200 Mrd. Dollar Buchverluste!), als die Übernahme der UAL-Fluglinie scheiterte. Rückblickend war dies jedoch nur ein vorübergehender Flächenbrand mit begrenzten Auswirkungen. Im Jahr 1990 war vor allen Dingen die deutsche Börse im Zuge des Mauerfalls auch bewertungsmäßig im Hinblick auf das im Februar extrem gestiegene Zinsniveau (damals Inflationsbefürchtungen im Vorfeld der Wiedervereinigung!) stark aufgebläht und überteuert. Die anschließende Kuwait-Krise im Sommer dieses Jahres (August) war dann der Auslöser für eine kräftige Bereinigung, die den DAX bis zu 25% nach unten drückte. Erst die militärische Intervention unter der Ägide Amerikas Mitte Januar 1991 ließ das Börsenpendel wieder (deutlich) in die andere Richtung ausschlagen. Doch bereits im Sommer desselben Jahres kam es im Zuge der Rußland-Turbulenzen (Verhaftung von Gorbatschow auf seinem Feriensitz) zu einem erneuten Mini-Crash (sogenannter „Gorbi-Crash“), der anschließend durch die mutige und tatkräftige Unterstützung der Reformbewegungen durch Jelzin schnell wieder entkräftet werden konnte. Ein Jahr danach, 1992, scheute der damalige Bundesbank-Präsident Schlesinger im Juli nicht davor zurück, die Zinsen sogar noch zu erhöhen, anstatt sie, wie von vielen erwartet, zu senken. Da das Ganze auch noch im Umfeld des damals in München stattfindenden Weltwirtschaftsgipfels passierte, wurde diese (rückblickend sicherlich überzogene) Maßnahme vom ansonsten jedoch sehr guten und auf Währungsstabilität bedachten Bundesbank-Präsidenten Schlesinger von den Finanzmärkten besonders zurückhaltend kommentiert (erneut 25% Einbruch im DAX-Index). Es folgte ein turbulenzenfreies Jahr mit extremen Ausschlägen nach oben (plus 40% im DAX), was aber nicht heißt, daß die Anleger damals nicht von Ängsten und düsteren Prognosen geplagt waren. Bereits ein Jahr danach setzte an den Rentenmärkten ein Jahrhundert-Crash ein, und in Deutschland kam es zu einer noch nie dagewesenen Immobilienpleite (Schneider).
Anfang 1995 gipfelte die Mexiko-Krise, und im Februar erreichte der US-Dollar mit 1,35 DM ein historisches Tief, was massive Umstrukturierungen und Rationalisierung bei vielen deutschen exportabhängigen Unternehmen, wie beispielsweise im Maschinenbau, auslöste. 1996 war ein relativ störungsfreies Jahr, sieht man einmal von der von unserem Haus bereits im Vorfeld massiv kritisierten und schon damals absehbar völlig überteuerten T-Aktien-Emission zu umgerechnet gut 14 Euro je Aktie ab. Ein Jahr später, im Herbst 1997, kam es, ausgelöst durch die Dollarankoppelung einiger asiatischer Tigermärkte, zu extremen Kursturbulenzen (Rückgänge von währungsbereinigt bis zu 90%). 1998 bedarf im Grunde genommen keines weiteren Kommentars (Rußland- und LTCM-Krise – Hedge-Fonds-Kapriolen, ausgelöst durch Nobelpreis-gekrönte „Steuermänner“) mit 40% DAX-Einbruch in nur zwei Monaten. Das anschließende Jahr war einerseits eine Konsolidierungsphase, andererseits jedoch auch bereits durch extreme Ausschläge an den Wachstumsmärkten (z.B. NEMAX 50) sowohl Anfang des Jahres, als auch im Dezember gekennzeichnet. Die darauf folgende Gipfelung im März 2000 und die daraus erwachsenden Folgen sind hinlänglich bekannt (Zusammenbruch um 93% im Index). Spätestens nach den Terroranschlägen im September letzten Jahres sind die Finanzmärkte auch einer vermutlich länger andauernden Phase extremer politischer Unwägbarkeiten ausgesetzt.
Dieser kurze historische Abriß führt vor Augen, daß, bedingt durch die extrem expansive Geldpolitik und Geldmengenaufblähung in den letzten eineinhalb Jahren seitens Herrn Greenspan, die Schwankungen an den Finanzmärkten in immer kürzeren Abständen immer höher werden. Das Gefährliche an der heutigen Situation sind die in absoluten Zahlen immer bedrohlicheren Dimensionen (gemessen an der Kapitalvernichtung von vielen Billionen US-Dollars handelt es sich bereits heute um den größten Börseneinbruch in der Geschichte). Darüber hinaus scheinen die extremen Spekulationsexzesse vor gut zwei Jahren einen längerfristigen Abwärtstrend an den Aktienmärkten eingeleitet zu haben. In diesen immer wilderen und turbulenteren Zeiten bieten substanz- und ertragsstarke Aktien und sehr aktiv und zugleich defensiv gemanagte Aktienfonds (vgl. zu unseren Produkten die neue Homepage der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG, www.dje.de) unverändert das beste Chance/Risiko-Verhältnis.
Dr. Jens Ehrhardt
09.07.2002
Von den Gezeiten an der Börse
In der jüngeren Börsengeschichte wurde den Anlegern der alte Lehrsatz, daß die Aktienanlage ein Risikopapier ist, immer eindrucksvoller vor Augen geführt. Dies galt sowohl auf die zeitlich immer kürzeren Abfolgen dieser „Demonstrationen“, als auch im Hinblick auf deren Intensität. Da das Finanzsystem mit seinen Teilmärkten (z.B. Aktienmärkte, Bondmärkte, Devisenmärkte, Commodity-Märkte, Immobilien- und Kunstmärkte bzw. alternative Anlageformen, wie Private Equity etc.) immer enger verwoben und verzahnt ist, auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Globalisierung, hat damit die generelle Risikoanfälligkeit des gesamten Systems weiter zugenommen, weil Probleme in einem Teilmarkt sofort Auswirkungen auf andere Märkte nach sich ziehen. Im besonderen Fokus stehen gegenwärtig allerdings die Aktienmärkte, und hier insbesondere Wall Street. Obwohl der Standard & Poor’s 500 bereits um ca. die Hälfte höher stand als heute, weist der amerikanische Aktienmarkt immer noch schwindelerregende Bewertungen auf, die deutlich über dem historischen Durchschnitt liegen. Dies gilt im Grunde genommen für jede x-beliebige fundamentale Kennzahl, angefangen von historisch immer noch tiefen Dividendenrenditen, bis hin zu Kurs/Gewinn-Verhältnissen, die je nach Berechnungsart bei 50 und höher für den S & P 500 liegen. Die zerbrechliche Wall Street strahlt immer wieder in unangenehmer Weise auch auf andere Aktienmärkte, insbesondere Europa, aus. Dies führte dazu, daß der DAX in den ersten sechs Monaten des Jahres um 18% einbrach. Bezogen auf den Jahresultimo-Stand von 2000 bedeutet dies einen Rückgang von ca. von rund einem Drittel (trotz Rekord-Zinssenkung seit Anfang 2001 in Amerika von 6,5% auf 1,75%!).
Allerdings zeigt ein Blick in die Finanzgeschichte auch, daß Volatilitäten (Kursschwankungen) und Einbrüche keineswegs nur ein Phänomen unserer Zeit sind, sondern im Grunde genommen zum Börsengeschehen gehören wie die Luft zum Atmen. Erinnert sei nur an die Weltwirtschaftskrise und den Börsencrash 1929/32 mit einem 90%-Zusammenbruch des Dow Jones-Index, an die Kuba-Krise 1962, an den Einbruch 1970 oder die schwere Baisse 1974. Aber auch in den „goldenen“ letzten zwei Jahrzehnten kam es immer wieder zu herben Rückschlägen. Allen voran der berüchtigte Börsenkrach 1987. Ex post mangelte es damals nicht an Erklärungsansätzen für diesen über 30%igen Marktzusammenbruch in Wall Street an einem Tag. Häufig wurde damals das Zwillings-Defizit in Amerika bemüht (Handelsbilanz- und Haushaltsdefizit des Staates). Darüber hinaus wurden die Börsencomputer bzw. insbesondere der Programmhandel von vielen „Experten“ als Teufelszeug verdammt. Tatsächlich leistete der Programmhandel aber damals wertvolle Arbitrage-Ausgleiche zwischen den Futures- und Kassamärkten, und der eigentliche Zusammenbruch war auf die Ineffizienz der Kassamärkte zurückzuführen, die (im Gegensatz zu den Futures-Märkten) dem viel zu hohen Tagesorder-Volumen nicht mehr gewachsen waren. Die wenigsten Marktbeobachter aber waren sich über die tatsächlichen Ursachen des damaligen Börsencrashs im klaren, die in einer extrem überhitzten Überspekulation zu suchen waren. Fünf Jahre Hausse hatten zu einem klassischen Milchmädchenmarkt geführt, und es bedurfte nur eines Nadelstiches, um diese Blase platzen zu lassen.
Nach einem Jahr der „Ausnüchterung“ kam es bereits im Oktober 1989 zum berühmt-berüchtigten „Mini-Crash“ (200 Mrd. Dollar Buchverluste!), als die Übernahme der UAL-Fluglinie scheiterte. Rückblickend war dies jedoch nur ein vorübergehender Flächenbrand mit begrenzten Auswirkungen. Im Jahr 1990 war vor allen Dingen die deutsche Börse im Zuge des Mauerfalls auch bewertungsmäßig im Hinblick auf das im Februar extrem gestiegene Zinsniveau (damals Inflationsbefürchtungen im Vorfeld der Wiedervereinigung!) stark aufgebläht und überteuert. Die anschließende Kuwait-Krise im Sommer dieses Jahres (August) war dann der Auslöser für eine kräftige Bereinigung, die den DAX bis zu 25% nach unten drückte. Erst die militärische Intervention unter der Ägide Amerikas Mitte Januar 1991 ließ das Börsenpendel wieder (deutlich) in die andere Richtung ausschlagen. Doch bereits im Sommer desselben Jahres kam es im Zuge der Rußland-Turbulenzen (Verhaftung von Gorbatschow auf seinem Feriensitz) zu einem erneuten Mini-Crash (sogenannter „Gorbi-Crash“), der anschließend durch die mutige und tatkräftige Unterstützung der Reformbewegungen durch Jelzin schnell wieder entkräftet werden konnte. Ein Jahr danach, 1992, scheute der damalige Bundesbank-Präsident Schlesinger im Juli nicht davor zurück, die Zinsen sogar noch zu erhöhen, anstatt sie, wie von vielen erwartet, zu senken. Da das Ganze auch noch im Umfeld des damals in München stattfindenden Weltwirtschaftsgipfels passierte, wurde diese (rückblickend sicherlich überzogene) Maßnahme vom ansonsten jedoch sehr guten und auf Währungsstabilität bedachten Bundesbank-Präsidenten Schlesinger von den Finanzmärkten besonders zurückhaltend kommentiert (erneut 25% Einbruch im DAX-Index). Es folgte ein turbulenzenfreies Jahr mit extremen Ausschlägen nach oben (plus 40% im DAX), was aber nicht heißt, daß die Anleger damals nicht von Ängsten und düsteren Prognosen geplagt waren. Bereits ein Jahr danach setzte an den Rentenmärkten ein Jahrhundert-Crash ein, und in Deutschland kam es zu einer noch nie dagewesenen Immobilienpleite (Schneider).
Anfang 1995 gipfelte die Mexiko-Krise, und im Februar erreichte der US-Dollar mit 1,35 DM ein historisches Tief, was massive Umstrukturierungen und Rationalisierung bei vielen deutschen exportabhängigen Unternehmen, wie beispielsweise im Maschinenbau, auslöste. 1996 war ein relativ störungsfreies Jahr, sieht man einmal von der von unserem Haus bereits im Vorfeld massiv kritisierten und schon damals absehbar völlig überteuerten T-Aktien-Emission zu umgerechnet gut 14 Euro je Aktie ab. Ein Jahr später, im Herbst 1997, kam es, ausgelöst durch die Dollarankoppelung einiger asiatischer Tigermärkte, zu extremen Kursturbulenzen (Rückgänge von währungsbereinigt bis zu 90%). 1998 bedarf im Grunde genommen keines weiteren Kommentars (Rußland- und LTCM-Krise – Hedge-Fonds-Kapriolen, ausgelöst durch Nobelpreis-gekrönte „Steuermänner“) mit 40% DAX-Einbruch in nur zwei Monaten. Das anschließende Jahr war einerseits eine Konsolidierungsphase, andererseits jedoch auch bereits durch extreme Ausschläge an den Wachstumsmärkten (z.B. NEMAX 50) sowohl Anfang des Jahres, als auch im Dezember gekennzeichnet. Die darauf folgende Gipfelung im März 2000 und die daraus erwachsenden Folgen sind hinlänglich bekannt (Zusammenbruch um 93% im Index). Spätestens nach den Terroranschlägen im September letzten Jahres sind die Finanzmärkte auch einer vermutlich länger andauernden Phase extremer politischer Unwägbarkeiten ausgesetzt.
Dieser kurze historische Abriß führt vor Augen, daß, bedingt durch die extrem expansive Geldpolitik und Geldmengenaufblähung in den letzten eineinhalb Jahren seitens Herrn Greenspan, die Schwankungen an den Finanzmärkten in immer kürzeren Abständen immer höher werden. Das Gefährliche an der heutigen Situation sind die in absoluten Zahlen immer bedrohlicheren Dimensionen (gemessen an der Kapitalvernichtung von vielen Billionen US-Dollars handelt es sich bereits heute um den größten Börseneinbruch in der Geschichte). Darüber hinaus scheinen die extremen Spekulationsexzesse vor gut zwei Jahren einen längerfristigen Abwärtstrend an den Aktienmärkten eingeleitet zu haben. In diesen immer wilderen und turbulenteren Zeiten bieten substanz- und ertragsstarke Aktien und sehr aktiv und zugleich defensiv gemanagte Aktienfonds (vgl. zu unseren Produkten die neue Homepage der Dr. Jens Ehrhardt Kapital AG, www.dje.de) unverändert das beste Chance/Risiko-Verhältnis.
Dr. Jens Ehrhardt
09.07.2002