ausführlichere Abhandlung:
Digital Transformation: Branchenperspektiven
Mobile Datendienste: Revolution der Geschäftswelt?
1. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
2. Großes Potenzial mobiler Datendienste
3. Attraktiver Markt für mobile Datendienste
4. Etablierung von Partnerschaften entscheidend
1. Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Von Andreas Rosado-Schlosser und Marcus Hacke
Die Erwartungen der Unternehmen an mobile Datendienste sind groß. Nach aktuellen Schätzungen fließen allein im Jahr 2005 weltweit ca. 50 Mrd. USD in entsprechende Lösungen. Investiert werden dürfte in fast allen Industrien, da die Ansätze für Prozessoptimierungen im Zuge der Digital Transformation eines Unternehmens breit gefächert sind. So lassen sich etwa mobile CRM-Lösungen (Customer-Relationship-Management) als Unterstützung der Vertriebsmitarbeiter im Versicherungsaußendienst einsetzen. Mobile Lösungen helfen auch, den Einsatz von Servicemitarbeitern in der IT-Industrie zu unterstützen oder Fuhrparks in der Logistikindustrie zu steuern. Trotz der großen Bandbreite an Möglichkeiten dürften nach unseren Prognosen drei Anwendungsgebiete ca. 85% des Gesamtpotenzials auf sich vereinen. Dabei handelt es sich um Lösungen, die Außendienstmitarbeiter bei Vertrieb und Service (CRM-Lösungen) unterstützen oder beim Fuhrparkmanagement und in der Lagerwirtschaft (Supply-Chain-Management, SCM) helfen. Die dritte Gruppe umfasst mobile Office-Anwendungen wie E-Mail oder Adressbuch- und Kalenderverwaltung (siehe Schaubild 1).
Darüber hinaus gibt es zusätzlich noch mobile Lösungen, die in spezifischen Industrien Prozesse stark verändern werden. Etwa dort, wo viele Mitarbeiter örtlich und inhaltlich koordiniert werden müssen - häufig sogar zwischen unterschiedlichen Unternehmen. So ließe sich auf Flughäfen oder in Krankenhäusern durch den umfassenden Einsatz von mobilen Datenlösungen die Effizienz deutlich steigern. Blicken wir über die Interaktion zwischen Mitarbeitern und Unternehmen hinaus auf die Kommunikation zwischen Maschinen, so ergeben sich weitere Einsatzmöglichkeiten, wie z.B. die Überwachung und Steuerung von Produktionsanlagen oder der Einsatz beim Gebäude-, Anlagen- und Personenschutz.
2. Großes Potenzial mobiler Datendienste
Der Einsatz der mobilen Datendienste im Rahmen der Digital Transformation bietet erhebliche Potenziale. Welcher mobile Mitarbeiter - ob im Vertrieb oder technischen Service - möchte nicht völlig unabhängig von der Tageszeit und seinem Aufenthaltsort auf alle relevanten Geschäftsinformationen zugreifen können? Dies bedeutet für ihn eine enorme Arbeitserleichterung und macht sein Wirken für das Unternehmen effizienter. Werden zudem die besonderen Mobilfunkmöglichkeiten wie Lokalisierung dazu genutzt, die Informationen kontextspezifisch aufzubereiten, lassen sich die Geschäftsprozesse weiter verbessern: Ein Beispiel für den Nutzen einer solchen Anwendung wäre die Routenplanung von Lkw. Hierbei könnte die aktuelle Verkehrslage einfließen und so ein möglichst staufreies Weiterkommen der Transportfahrzeuge sicherstellen.
Mobilen Datendiensten hat auch ein pharmazeutischer Großhändler seine jüngsten Erfolge zu verdanken. Durch ein mobilfunkgestütztes Lagerverwaltungssystem konnte das Unternehmen an 31 Standorten seine Kosten nachhaltig senken. Im Einzelnen legte die Produktivität um 8% zu, gingen Versandfehler um 80% zurück, trat Produktknappheit nur noch halb so häufig auf wie bisher und stieg die Genauigkeit der Lagerbestände auf 99,5% (siehe Schaubild 2). Dabei veränderte sich natürlich der Arbeitsprozess der Lageristen. Andere mobile Lösungen greifen nicht in die bestehenden Abläufe ein, ermöglichen aber den umfassenden Zugang zu Geschäftsinformationen. Das volle Potenzial eröffnen jedoch erst integrierte Lösungen, die beide Charakteristika miteinander verbinden. Diese Lösungen ermöglichen es, vernetzte Geschäftsprozesse durch Berücksichtigung einer Vielzahl von Informationen und mobilfunkspezifischer Funktionen umfassend zu unterstützen und zu optimieren
3. Attraktiver Markt für mobile Datendienste
Die Anzahl von installierten mobilen Datenlösungen und die ihrer Nutzer ist noch gering. In einer aktuellen McKinsey-Befragung kristallisierten sich dafür vier Gründe heraus: So stellen viele Unternehmen die Wirtschaftlichkeit von mobilen Datendiensten in Frage. Nur im Einzelfall lässt sich dies heute glaubwürdig entkräften. Weitere Hürden sind die Komplexität der Implementierung, die technologische Unausgereiftheit der Lösungen sowie die fehlende Standardisierung und mangelnde Koordinierung der Anbieter im Markt.
Wer sich dennoch für die Einführung von mobilen Datendiensten entscheidet, hat mit einer Vielzahl von Herausforderungen zu kämpfen. Dazu gehören die Auswahl der erforderlichen Endgeräte, die unterschiedlichen Visionen der zukünftigen IT-Architektur, die nicht garantierte Kompatibilität mit bestehenden IT-Systemen, die Aufrüstung der existierenden Systeme und das Training der Anwender. Gerade bei der Reife der Anwendungen sehen Kunden immer wieder Verbesserungs- und Nachholbedarf.
Wann diese Hürden kein Hindernis mehr darstellen, lässt sich heute nicht sicher sagen. Dessen ungeachtet rechnen wir damit, dass sich bis 2005 ein sehr attraktiver Markt für mobile Datenlösungen entwickelt, dessen Marktvolumen sich insgesamt auf ca. 50 Mrd. USD beläuft. Förderer dieses Markts werden Unternehmensbereiche mit vielen mobilen Mitarbeitern sein, welche die Lösungen zügig adaptieren werden, etwa um ihren Außendienst im Verkauf und Service zu unterstützen. Integrierte Lösungen werden auf Grund ihrer komplexen Implementierung und Anwendung jedoch nur ca. 5% des Marktvolumens ausmachen
4. Etablierung von Partnerschaften entscheidend
Das große Potenzial des Marktes hat heute bereits eine Reihe unterschiedlichster Interessenten auf den Plan gerufen. Diese wollen alle ihre individuellen Ausgangslagen und Fähigkeiten nutzen, um sich frühzeitig zu positionieren und ihre Rolle als wichtiger Spieler zu sichern. Hierzu zählen Mobilfunkbetreiber (z.B. Vodafone, T-Mobile), Business Application Provider (z.B. SAP, Siebel), Systemintegratoren (z.B. Accenture, KPMG) und Middleware-Anbieter (z.B. BEA, WebMethods). Die Verbindung der drei weitgehend voneinander getrennten Bereiche Unternehmenssoftware und -Middleware, Telekommunikationsinfrastruktur und Endgeräte ist entscheidend für den künftigen Erfolg mobiler Datendienste. Gute mobile Services sind daher das Ergebnis eines "Eco-Systems " von Anbietern, die jeder für sich einen unterschiedlichen Beitrag zum System leisten: datenzentrierte, robuste Endgeräte, Betriebssysteme, die kompatibel mit bestehenden IT-Landschaften der Unternehmen sind, Zugang über vielfältige Kanäle, mobile Erweiterungen von Desktop-Anwendungen etc. (siehe Schaubild 5).
Entscheidend für den Gesamterfolg ist die Koordination dieser verschiedenen Akteure. Dies dürfte zu einem Geflecht von Partnerschaften führen, die durch standardisierte Schnittstellen und das reibungslose Zusammenarbeiten der sehr unterschiedlichen Beteiligten einen deutlichen Mehrwert für Anwender erzielen.
Es gibt zahlreiche Möglichkeiten, derartige Partnerschaften zu gestalten. Allerdings wird die Zeit für Neueinsteiger knapp, da sich einige Partner bereits gefunden und ihr Angebot definiert haben (siehe Schaubild 6). Diese müssen sich gleichwohl erst noch am Markt bewähren. Beispiel Vodafone: Dank seiner starken Internationalisierung in den vergangenen Jahren scheint das Unternehmen geradezu prädestiniert, einen umfangreichen und regional übergreifenden Service anbieten zu können. Ausbau und damit Internationalisierung des bisherigen Angebots sind aber nur möglich, wenn es Vodafone gelingt, die eigene Middleware-Plattform bei anderen Mobilfunkanbietern und damit seinen Konkurrenten zu etablieren. Dies würde bedeuten, dass genau diese Wettbewerber sich in eine gewisse IT-Abhängigkeit begeben würden. Oder aber Vodafone greift statt dessen auf einen anderen, "unparteiischen" Middleware-Anbieter zurück. Ohne eine einheitliche Lösung lässt sich der vom Kunden gewünschte einheitliche Service nicht europa- oder sogar weltweit anbieten.
Grüße vom joker