17.01.2002, München (Interview)
GSC Research Interview mit Richard G. Ramsauer (Vorstand)
Die UBAG ist eine aus der Einbringung der VTC Gruppe in die Internetmediahouse.com AG (im folgenden IMH genannt) hervorgegangene börsennotierte Beteiligungsgesellschaft, welche sich im Rahmen einer klar definierten „Buy & Build“ Strategie an mittelständischen Firmen beteiligt. Nach der Übernahme der IMH, welche als exemplarisches Beispiel für die turbulente Entwicklung des Neuen Marktes, jedoch auch beispielhaft für einen erfolgreichen Turnaround angesehen werden kann, hat das VTC-Management die Gesellschaft einem umfassenden Umstrukturierungsprozess unterworfen.
Philipp Steinhauer erkundigte sich für GSC Research beim Vorstand der UBAG, Herrn Richard G. Ramsauer, über die aktuelle Situation der Gesellschaft.
Ramsauer: „Unsere Restrukturierung ist beendet, andere haben sie noch vor sich“
GSC Research: Herr Ramsauer, die Internetmediahouse.com war eines der Unternehmen, welches für den totalen Vertrauensverlust in den Neuen Markt steht. Immer wieder kamen Vorwürfe auf, dass es an der ein oder anderen Stelle Unklarheiten gebe, so wurden auch vom Rechtsanwalt Rotter auf Ihrer HV (siehe auch HV-Bericht) Vorwürfe erhoben. In wie weit ist hier alles mit rechten Dingen geschehen?
Ramsauer: Man ist immer sehr schnell versucht, über handelnde Personen ein Urteil zu fällen. Das möchte ich an dieser Stelle nicht machen. Man darf bei der Geschichte der IMH nicht vergessen, dass der Markt, in dem sich die IMH bewegt, schlicht und ergreifend zusammengebrochen ist. Wenn da aus heutiger Sicht Phantasiezahlen im Raum standen, so war das damals vielleicht gar nicht Phantasie, sondern allgemein übliche Bewertung.
Nehmen wir doch mal die IMH-Beteiligung Blue Orbit, das war ein Fast-Börsengang im September letzten Jahres, der wurde dann zwei Wochen vorher von der Konsortialbank abgesagt. Damals stand eine Bewertung von 250 Mio. DM im Raum. Unsere Vorgänger sind dann dazu übergegangen, die Firma am Markt unterzubringen, also einen Trade Sale durchzuführen. Das Ganze haben wir dann übernommen, es fiel in die Übernahmezeit hinein.
Für uns war klar, dass wir diese hoch defizitäre Firma schnellstens verkaufen müssen. Bei den Verhandlungen Ende November letzten Jahres, also zwei Monate nach dem abgesagten Börsengang, stand ein Kaufpreis in Höhe von 20 Mio. DM im Raum. Uns ist es allerdings nicht gelungen, in tatsächliche Preisverhandlungen einzusteigen, die Leute haben gar nicht über den Preis verhandelt, sondern wollten sich unabhängig vom Preis unter den bereits schwierigen Marktbedingungen nicht noch ein weiteres Problem ins Portfolio holen - es hat also nie an irgendwelchen Preisvorstellungen gelegen.
Ende Januar 2001 haben wir die Firma dann für eine symbolische Mark angeboten, was uns schon alleine wegen der Arbeitsplätze lieber als eine Insolvenz gewesen wäre. Und auch das ist uns nicht gelungen. Sie müssen sich das mal vorstellen: da sagt eine Bank, dass diese Firma 250 Millionen DM Wert sei, vier Monate später will keiner auch nur eine Mark dafür auf den Tisch legen.
Eine Bewertung ist immer etwas Subjektives. Man kann eine Discountet Cash Flow Bewertung oder den Substanzwert anschauen, aber am Ende des Tages geht es darum, dass sich Käufer und Verkäufer über den Preis einigen. Und diese Vorstellungen haben sich im letzten Jahr dramatisch geändert. Bei uns kommt dann noch hinzu, dass die Management-Situation keine optimale war. Eine Gesellschaft, die in einem schwierigen Markt operiert, braucht Kontinuität und geballtes Know-how, und das war bei der IMH nicht der Fall. Und das hat sich auch im Aktienkurs ausgedrückt, die IMH war eine der Aktien, die im zweiten Halbjahr sehr substantiell im Kurs verloren hat, so dass einfach eine Krisensituation da war.
GSC Research: Es kam der Vorwurf auf, dass damalige Organe an die angeblich dem alten Management gehörende Invest Tech Beteiligungen zu günstig verkauft haben.
Ramsauer: Diese Vorwürfe kamen auf der Hauptversammlung auf. Das ist ein ernster Vorwurf, und wir haben das Thema auch schon vorher untersucht. Wir sind dabei zu der Erkenntnis gekommen, dass das damalige Management nicht klar erkennbar hinter der Invest Tech steht, die tatsächlichen Besitzer konnten wir nicht ermitteln. Die wesentliche Frage ist doch, ob uns hierdurch ein Schaden entstanden ist. Und ein Schaden kann für uns nicht rekonstruiert werden, für die drei Beteiligungen gab es Kaufpreise, mit denen die Gesellschaft einen Gewinn erzielt hat und die wir aus heutiger Sicht jederzeit akzeptieren würden.
GSC Research: Aber aufgrund der schlechten Marktentwicklung.
Ramsauer: Im Nachhinein ist es auch wahnsinnig schwer nachzuvollziehen, ob der Kaufpreis jetzt am oberen oder unteren Ende der Bewertungsspanne war. Es ist jedenfalls so, dass eine der Beteiligungen gerade gegen eine drohende Insolvenz ankämpft, und dafür haben wir damals einen ganz vernünftigen Kaufpreis bekommen. Für uns ist das Thema beendet.
GSC Research: Wie ist der Stand in dem von Herrn Rotter vertretenen Prozess?
Ramsauer: In der Presse stand, dass das Verfahren eingestellt sei. Wir selber wussten offiziell nie etwas von einem Verfahren. Wir hatten nie eine Anklage auf dem Tisch.
GSC Research: Herr Rotter war aber auf der Hauptversammlung.
Ramsauer: Fest steht, dass Herr Rotter versucht hat, irgendetwas bei uns zu finden. Das hat er aber auch bei anderen Gesellschaften mit großen Kursverlusten gemacht, so geniert er Geschäft. Bei uns zumindest hat er nichts gefunden.
GSC Research: Warum hat sich die VTC-Gruppe damals für den Einstieg in die IMH entschieden?
Ramsauer: Wir hatten auf persönlicher Ebene mit dem Vorstand Kontakt, wir waren ja auch im VC-Bereich aktiv. Der Vorstand hatte uns angesprochen, ob wir nicht Interesse hätten, gemeinsame Co-Investments zu tätigen. Wir haben dann über die Diskussion der Co-Investments gesehen, dass die IMH trotz aller Probleme im Portfolio durchaus eine interessante Substanz aufzuweisen hat.
GSC Research: Hatten Sie damals einen Börsengang der VTC angestrebt?
Ramsauer: Jein. Für uns war es damals langfristig attraktiv, an eine Börsennotiz zu kommen, alleine schon wegen der Publizität und der erweiterten Möglichkeiten und Instrumente, die man als börsennotierte Gesellschaft hat.
GSC Research: Könnten Sie Beispielunternehmen für Investments der VTC nennen?
Ramsauer: Die VTC Capital hatte sich recht früh schon einen sehr interessanten Markt angeschaut, den Sicherheitserrichter-Markt. Das sind Firmen, die Alarmanlagen oder Zugangskontrollen im gewerblichen Bereich installieren, ein stark fragmentierter, aber wachsender Markt. Unsere Idee war es, hier eine starke Gruppe aufzubauen. Wir haben dazu eine Holding mit Geld von Privatinvestoren aufgebaut, diese hat dann unter dem Namen Simis im Laufe von fünf Jahren 26 Firmen in diesem Bereich gekauft. Hierdurch wurde sie Marktführer und hat damit eine kritische Größe für einen Trade Sale oder Börsengang erreicht.
Die dänische Falk Gruppe hat Simis dann übernommen, weil sie den deutschen Markt sehr interessant fanden, aber ein Aufbau aus eigener Kraft zu lange gedauert hätte und die Mitbewerber für eine Übernahme alle zu klein waren. Aus Sicht der Investoren war das eine sehr interessante Geschichte, sie haben über die Jahre hinweg 34 Prozent Rendite pro Jahr erzielt. Von der Investitionsstrategie her war das ein sehr hemdsärmeliges Business, das waren Familienbetriebe, um die herum wir eine Struktur aufgebaut haben, um Synergien zu nutzen.
Im Zuge der Entwicklung des Neuen Marktes wurde an uns immer stärker die Idee herangetragen, auch etwas im VC-Bereich zu machen. Wir haben uns deshalb entschieden, mit unserem unternehmerischen Beteiligungsansatz auch im VC-Bereich Werte zu schaffen. Dafür haben wir ein Team aufgebaut und zwei Fonds mit insgesamt 60 Millionen DM initiiert. In diesem Zusammenhang kam auch der Kontakt mit IMH zustande.
Ein typisches Beispiel für diesen Bereich ist die SALT Logistics AG, dieses Investment haben wir in einer sehr frühen Phase mit begleitet. Hier hatten wir einen guten Zugang zum Management und haben die entscheidenden Faktoren für einen Erfolg gemeinsam erarbeitet. Wenn es darum geht, akquirierte Firmen zu integrieren, braucht man sehr schnell Know-how, was wir als Beteiligungsgesellschaft mitbringen können. So haben wir die Akquisition von vier Firmen mitbegleitet, also nicht einfach nur Geld auf den Tisch gelegt, sondern eng zusammen gearbeitet. Hierzu muss man eine klare Trennlinie zwischen dem operativen Management und den strategischen Fragestellungen ziehen, denn es ist nicht unsere Aufgabe, dem Management die operative Arbeit abzunehmen.
Diese Situation ist natürlich anders als in unserem klassischen Geschäft, denn wenn man Co-Investor im VC-Bereich ist, so ist dies eine andere Situation, als wenn man 80 Prozent eines Mittelständlers kauft. Man muss auch ganz klar sagen, dass wir bei der VTC Venture aufgrund des späten Starts kein Geld verloren haben. Dies liegt nicht zwingend daran, dass wir so viel schlauer als die anderen waren, sondern daran, dass wir erst so spät in den Markt eingestiegen sind und viele Fehler einfach nicht gemacht haben.
GSC Research: Sind die Fonds mit in die AG übernommen worden?
Ramsauer: Nein, die Fonds sind außen vor geblieben. Da stehen private Investoren dahinter, ein Einbringen der Fonds hätte sehr schnell eine Bewertungsdiskussion zwischen unseren alten Investoren und den IMH-Aktionären begründet, die wir vermeiden wollten. Die Fonds sind eingefroren worden, wir betreuen jetzt nur noch die bestehenden Investments. Eingebracht wurden nur die eigenen Beteiligungen per Sachkapitalerhöhung.
Vor allem aber haben wir unser Management eingebracht, wobei das bei der Bewertung mit Null angesetzt wurde. Dazu haben wir noch im Dezember letzten Jahres eine Barkapitalerhöhung gezeichnet, ansonsten würde es die IMH aufgrund der damals schwierigen Situation nicht mehr geben. Wir haben uns klar zur UBAG bekannt, nur hier geschieht neues Geschäft.
GSC Research: Haben Sie somit nicht ein „Cold IPO“ durchgeführt?
Ramsauer: Die IMH hatte ja schon eine deutliche Substanz, insofern haben wir nicht nur einen Börsenmantel genutzt. Wir setzen alles daran, den Wert der bestehenden Beteiligungen zu optimieren, auch wenn wir inzwischen in dieser Beziehung keinen Druck mehr haben. Eine andere Situation ist bei den Auslandstöchtern, gerade in Asien hatte die IMH ja hehre Ziele. Das Thema USA ist ganz vom Tisch, da ist restlos alles in Auflösung begriffen. Asien ist nach wie vor ein Thema, das wir diskutieren. Der dortige Geschäftsführer ist jedoch US-Botschafter in Singapur geworden und hat alle Hände voll zu tun. Auch hier streben wir eine Auflösung an.
Die Absicht, eine Managementgesellschaft in Asien zu gründen, die einen New Economy Fonds managed, ist gescheitert, und zwar in einer sehr frühen Phase. Wir wissen, dass man als Beteiligungsgesellschaft einen klaren regionalen Fokus braucht. In unserer Größe muss man einen klaren regionalen Fokus haben; wenn man 3i heißt, sieht das natürlich anders aus.
GSC Research: Wo steht die UBAG heute?
Ramsauer: Wir haben als erste Beteiligungsgesellschaft gesagt, dass wir einen großen Korrekturbedarf haben. Das war auch aus der Konstellation heraus gut, wir konnten uns klar von unseren Vorgängern abgrenzen. Damals wurde das im Markt sehr schlecht aufgenommen, immerhin war zum Thema Abschreibungen oder Portfoliobereinigung zu der Zeit nichts von unseren Wettbewerbern zu hören. Wir waren da echte Vorreiter und sind eine der wenigen „sanierten“ börsennotierten Beteiligungsfirmen.
GSC Research: Wie sehen Sie die UBAG im Vergleich zu den Wettbewerbern positioniert?
Ramsauer: Eine AdCapital, Indus oder eine Augusta investiert grundsätzlich in ähnlichen Bereichen wie wir es wollen, also im klassischen Mittelstand. Wir haben uns nach der Restrukturierung hingesetzt und geschaut, wie die Firma in Zukunft aussehen könnte. Hierbei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir uns ganz bewusst aus dem Frühphasenbereich heraushalten, weil unser Know-how bzw. unser Netzwerk im im mittelständischen Bereich liegt, hier haben wir auch die entsprechenden Kontakte.
Außerdem sind wir davon überzeugt, dass der Frühphasenbereich sich sehr stark spezialisieren wird. Eine IMH oder auch ihre Konkurrenten wie Knorr Capital, TFG oder bmp haben doch ziemlich breit gestreut. Diesen Ansatz wird es bald unserer Meinung nach nicht mehr geben.
GSC Research: Wie schätzen Sie die Zukunft der Frühphasen-Finanzierer ein?
Ramsauer: Im Early Stage Bereich braucht man einfach viel mehr Know-how. Ich kann mich nicht einfach so an einer Biotech-Firma beteiligen, da habe ich keine Ahnung von. Auch ist das kein Bereich, in den man sich in einer Woche hineinlesen und sich dann anmaßen kann, es zu verstehen.
Wenn es aber zum Beispiel um eine profitable Firma geht, welche Verleihstationen für Profi Handwerk Equipment betreibt, die jetzt die Chance hat, die Zahl ihrer Verleihstationen zu verdoppeln und dafür Wachstumskapital braucht, bekommt man da nach kurzer Zeit ein gutes Gefühl für die Branche. Im Bereich Tissue Engineering ist dies nicht der Fall. Wir werden in Zukunft eine viel stärkere Spezialisierung im Frühphasen-Bereich sehen.
GSC Research: Wollen Sie in Zukunft vor allem Mehrheitsbeteiligungen wie bei Simis eingehen?
Ramsauer: Das kommt auf den Fall an. Bei uns gibt es ein gewisses Band, in dem wir uns bewegen. Nach oben wird die Grenze dadurch bestimmt, dass wir nie 100 Prozent Beteiligungen eingehen werden, denn das Management muss an den Firmen beteiligt sein. Typischerweise gehen wir maximal 70 bis 80 Prozent als Beteiligung ein, aber es wird auch Fälle geben, wo wir uns mit einer Minderheitsbeteiligung in Höhe von 20 oder 30 Prozent zufrieden geben. Wir müssen aber einen Zugang zum Management haben, das ist die Grenze nach unten. Wir wollen kein Investor unter vielen sein.
GSC Research: Hat Ihr aktuelles Portfolio schon die erforderliche kritische Masse erreicht?
Ramsauer: Es ist nicht so, dass man unbedingt den Betrag x braucht, insofern gibt es aus meiner Sicht keine kritische Größe. Wenn man einen guten Investmentmanager hat, dann kann der auch alleine erfolgreich mit seinem Portfolio arbeiten. Bei unserer Konzeption ist es jedoch so, dass wir die erforderliche Größe noch nicht erreicht haben, die Relation Team und Portfolio stimmt noch nicht, auch wenn sie sicher viel mehr im Lot ist als bei anderen Firmen. Wir haben jährlich nur vier Millionen DM an Verwaltungskosten, andere haben zehnmal so viel, und da ist das Portfolio sicherlich nicht zehnmal so groß.
GSC Research: Könnte für Sie eine Übernahme eines Mitbewerbers zum Erreichen dieser Größe interessant sein?
Ramsauer: Es gibt sehr viele Firmen, die sehen, dass sie niemals in die Pluszone kommen, und die sind jetzt auf dem Markt. Wir wollen nicht professioneller Leichenbestatter werden, meistens ist eine Restrukturierung ziemlich viel Arbeit, die auch noch eine Menge Liquidität braucht. Bisher haben wir noch keine lukrative Situation gesehen, auch wenn wir schon in mehreren Gesprächen waren.
Sehr interessant ist im Moment die Situation am Neuen Markt, hier könnte man Gesellschaften übernehmen, die unter ihrem Cash Bestand notieren, diese restrukturieren und dann zum Beispiel mit der UBAG verschmelzen. Hier waren wir mit zwei Firmen im Gespräch, wir sind jedoch überboten worden. Man darf nicht zu gierig sein, und es muss auch passen.
GSC Research: Würden Banken so etwas fremdfinanzieren?
Ramsauer: Ich glaube ja. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu betonen, dass wir im Zuge der Aufräumarbeiten unsere Verbindlichkeiten weitestgehend zurückgefahren haben. Für das weitere Wachstum in der Zukunft an über die Auflage von Fonds nachzudenken, eine Barkapitalerhöhung ist auf dem aktuellen Niveau des Aktienkurses vollkommen uninteressant. Darüber hinaus werden uns im Zuge von Beteiligungsverkäufen selbstverständlich wieder flüssige Mittel zufließen.
GSC Research: Wo sehen Sie Ihre Exit-Kanäle? Oder wollen Sie in Zukunft von den Dividenden leben?
Ramsauer: Wir sind ganz klar Exit-getrieben, da liegt der Unterschied zu einer Indus oder einer Augusta. Ein Exit-Szenario muss vor jedem Investment klar sein. In vielen Fällen gibt es drei Exit-Szenarien: das Management könnte uns rauskaufen, man könnte industrielle Partner finden oder man könnte die Firma bei einer internationalen Expansion an die Börse führen.
GSC Research: Trotz dieser Umstrukturierung ist der Aktienkurs weiter gefallen. Wie schätzen Sie derzeitige Bewertung ein?
Ramsauer: Der Aktienkurs liegt klar unter dem Net Asset Value. Die Bewertungsmethoden sind hier zwar sehr unterschiedlich, das von der EVCA (European Venture Capital Association) propagierte Modell basiert auf der letzten Finanzierungsrunde und lässt sich sehr schlecht für fallende Märkte anwenden, jedoch kommt man bei Anwendung verschiedener Verfahren zu einem Wert, der zwischen dem zwei- und dreifachen des aktuellem Marktwertes liegt. Dies bedeutet, dass wir einen substantiellen Discount haben, über den wir natürlich nicht glücklich sind. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass dieser im Laufe der Zeit bei guter Arbeit abgebaut werden kann, so dass mir das keine Sorge macht.
GSC Research: Passen Sie noch in den Neuen Markt?
Ramsauer: Darüber kann man lange diskutieren. Wir haben uns als Zielgröße gesetzt, dass unser Portfolio um jährlich 25 Prozent wächst. Damit sind wir grundsätzlich nicht falsch in einem Wachstumssegment.
GSC Research: Wie sieht Ihre aktuelle Aktionärsstruktur aus?
Ramsauer: Wir haben mit den Altaktionären einen Poolvertrag, in dem vor der Kapitalerhöhung rund 16 Prozent der Aktien lagen. Wir haben dazu noch 20 Prozent direkt, so dass wir insgesamt etwa 35 Prozent der Stimmen kontrollieren, also eine HV-Mehrheit haben. Der Rest ist Streubesitz, größere Positionen bei Fonds sind uns nicht bekannt.
GSC Research: Könnte es eine feindliche Übernahme der UBAG geben?
Ramsauer: Theoretisch ja. Sag niemals nie, in diesem Bereich sind schon viele undenkbare Sachen passiert. Wenn ich jedoch externer Investor bin und mir die UBAG anschaue, dann sehe ich, dass ohne das an der Firma beteiligte Management nichts geht.
GSC Research: Wo sehen Sie die UBAG in fünf Jahren?
Ramsauer: Ich glaube, dass wir wachsen werden, was das Thema verwaltetes Vermögen betrifft. Wir werden demonstrieren, dass wir unser Portfolio im Wert steigern können, und das wir uns positiv vom Markt abheben können. Wir wollen gestärkt aus der aktuellen Marktbereinigung hervorgehen und von Themen wie der Steuerreform oder den verschärften Eigenkapitalanforderungen der mittelständigen Unternehmen im Rahmen von Basel II profitieren.
GSC Research: Herr Ramsauer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen der UBAG alles Gute für die Zukunft.
GSC Research Interview mit Richard G. Ramsauer (Vorstand)
Die UBAG ist eine aus der Einbringung der VTC Gruppe in die Internetmediahouse.com AG (im folgenden IMH genannt) hervorgegangene börsennotierte Beteiligungsgesellschaft, welche sich im Rahmen einer klar definierten „Buy & Build“ Strategie an mittelständischen Firmen beteiligt. Nach der Übernahme der IMH, welche als exemplarisches Beispiel für die turbulente Entwicklung des Neuen Marktes, jedoch auch beispielhaft für einen erfolgreichen Turnaround angesehen werden kann, hat das VTC-Management die Gesellschaft einem umfassenden Umstrukturierungsprozess unterworfen.
Philipp Steinhauer erkundigte sich für GSC Research beim Vorstand der UBAG, Herrn Richard G. Ramsauer, über die aktuelle Situation der Gesellschaft.
Ramsauer: „Unsere Restrukturierung ist beendet, andere haben sie noch vor sich“
GSC Research: Herr Ramsauer, die Internetmediahouse.com war eines der Unternehmen, welches für den totalen Vertrauensverlust in den Neuen Markt steht. Immer wieder kamen Vorwürfe auf, dass es an der ein oder anderen Stelle Unklarheiten gebe, so wurden auch vom Rechtsanwalt Rotter auf Ihrer HV (siehe auch HV-Bericht) Vorwürfe erhoben. In wie weit ist hier alles mit rechten Dingen geschehen?
Ramsauer: Man ist immer sehr schnell versucht, über handelnde Personen ein Urteil zu fällen. Das möchte ich an dieser Stelle nicht machen. Man darf bei der Geschichte der IMH nicht vergessen, dass der Markt, in dem sich die IMH bewegt, schlicht und ergreifend zusammengebrochen ist. Wenn da aus heutiger Sicht Phantasiezahlen im Raum standen, so war das damals vielleicht gar nicht Phantasie, sondern allgemein übliche Bewertung.
Nehmen wir doch mal die IMH-Beteiligung Blue Orbit, das war ein Fast-Börsengang im September letzten Jahres, der wurde dann zwei Wochen vorher von der Konsortialbank abgesagt. Damals stand eine Bewertung von 250 Mio. DM im Raum. Unsere Vorgänger sind dann dazu übergegangen, die Firma am Markt unterzubringen, also einen Trade Sale durchzuführen. Das Ganze haben wir dann übernommen, es fiel in die Übernahmezeit hinein.
Für uns war klar, dass wir diese hoch defizitäre Firma schnellstens verkaufen müssen. Bei den Verhandlungen Ende November letzten Jahres, also zwei Monate nach dem abgesagten Börsengang, stand ein Kaufpreis in Höhe von 20 Mio. DM im Raum. Uns ist es allerdings nicht gelungen, in tatsächliche Preisverhandlungen einzusteigen, die Leute haben gar nicht über den Preis verhandelt, sondern wollten sich unabhängig vom Preis unter den bereits schwierigen Marktbedingungen nicht noch ein weiteres Problem ins Portfolio holen - es hat also nie an irgendwelchen Preisvorstellungen gelegen.
Ende Januar 2001 haben wir die Firma dann für eine symbolische Mark angeboten, was uns schon alleine wegen der Arbeitsplätze lieber als eine Insolvenz gewesen wäre. Und auch das ist uns nicht gelungen. Sie müssen sich das mal vorstellen: da sagt eine Bank, dass diese Firma 250 Millionen DM Wert sei, vier Monate später will keiner auch nur eine Mark dafür auf den Tisch legen.
Eine Bewertung ist immer etwas Subjektives. Man kann eine Discountet Cash Flow Bewertung oder den Substanzwert anschauen, aber am Ende des Tages geht es darum, dass sich Käufer und Verkäufer über den Preis einigen. Und diese Vorstellungen haben sich im letzten Jahr dramatisch geändert. Bei uns kommt dann noch hinzu, dass die Management-Situation keine optimale war. Eine Gesellschaft, die in einem schwierigen Markt operiert, braucht Kontinuität und geballtes Know-how, und das war bei der IMH nicht der Fall. Und das hat sich auch im Aktienkurs ausgedrückt, die IMH war eine der Aktien, die im zweiten Halbjahr sehr substantiell im Kurs verloren hat, so dass einfach eine Krisensituation da war.
GSC Research: Es kam der Vorwurf auf, dass damalige Organe an die angeblich dem alten Management gehörende Invest Tech Beteiligungen zu günstig verkauft haben.
Ramsauer: Diese Vorwürfe kamen auf der Hauptversammlung auf. Das ist ein ernster Vorwurf, und wir haben das Thema auch schon vorher untersucht. Wir sind dabei zu der Erkenntnis gekommen, dass das damalige Management nicht klar erkennbar hinter der Invest Tech steht, die tatsächlichen Besitzer konnten wir nicht ermitteln. Die wesentliche Frage ist doch, ob uns hierdurch ein Schaden entstanden ist. Und ein Schaden kann für uns nicht rekonstruiert werden, für die drei Beteiligungen gab es Kaufpreise, mit denen die Gesellschaft einen Gewinn erzielt hat und die wir aus heutiger Sicht jederzeit akzeptieren würden.
GSC Research: Aber aufgrund der schlechten Marktentwicklung.
Ramsauer: Im Nachhinein ist es auch wahnsinnig schwer nachzuvollziehen, ob der Kaufpreis jetzt am oberen oder unteren Ende der Bewertungsspanne war. Es ist jedenfalls so, dass eine der Beteiligungen gerade gegen eine drohende Insolvenz ankämpft, und dafür haben wir damals einen ganz vernünftigen Kaufpreis bekommen. Für uns ist das Thema beendet.
GSC Research: Wie ist der Stand in dem von Herrn Rotter vertretenen Prozess?
Ramsauer: In der Presse stand, dass das Verfahren eingestellt sei. Wir selber wussten offiziell nie etwas von einem Verfahren. Wir hatten nie eine Anklage auf dem Tisch.
GSC Research: Herr Rotter war aber auf der Hauptversammlung.
Ramsauer: Fest steht, dass Herr Rotter versucht hat, irgendetwas bei uns zu finden. Das hat er aber auch bei anderen Gesellschaften mit großen Kursverlusten gemacht, so geniert er Geschäft. Bei uns zumindest hat er nichts gefunden.
GSC Research: Warum hat sich die VTC-Gruppe damals für den Einstieg in die IMH entschieden?
Ramsauer: Wir hatten auf persönlicher Ebene mit dem Vorstand Kontakt, wir waren ja auch im VC-Bereich aktiv. Der Vorstand hatte uns angesprochen, ob wir nicht Interesse hätten, gemeinsame Co-Investments zu tätigen. Wir haben dann über die Diskussion der Co-Investments gesehen, dass die IMH trotz aller Probleme im Portfolio durchaus eine interessante Substanz aufzuweisen hat.
GSC Research: Hatten Sie damals einen Börsengang der VTC angestrebt?
Ramsauer: Jein. Für uns war es damals langfristig attraktiv, an eine Börsennotiz zu kommen, alleine schon wegen der Publizität und der erweiterten Möglichkeiten und Instrumente, die man als börsennotierte Gesellschaft hat.
GSC Research: Könnten Sie Beispielunternehmen für Investments der VTC nennen?
Ramsauer: Die VTC Capital hatte sich recht früh schon einen sehr interessanten Markt angeschaut, den Sicherheitserrichter-Markt. Das sind Firmen, die Alarmanlagen oder Zugangskontrollen im gewerblichen Bereich installieren, ein stark fragmentierter, aber wachsender Markt. Unsere Idee war es, hier eine starke Gruppe aufzubauen. Wir haben dazu eine Holding mit Geld von Privatinvestoren aufgebaut, diese hat dann unter dem Namen Simis im Laufe von fünf Jahren 26 Firmen in diesem Bereich gekauft. Hierdurch wurde sie Marktführer und hat damit eine kritische Größe für einen Trade Sale oder Börsengang erreicht.
Die dänische Falk Gruppe hat Simis dann übernommen, weil sie den deutschen Markt sehr interessant fanden, aber ein Aufbau aus eigener Kraft zu lange gedauert hätte und die Mitbewerber für eine Übernahme alle zu klein waren. Aus Sicht der Investoren war das eine sehr interessante Geschichte, sie haben über die Jahre hinweg 34 Prozent Rendite pro Jahr erzielt. Von der Investitionsstrategie her war das ein sehr hemdsärmeliges Business, das waren Familienbetriebe, um die herum wir eine Struktur aufgebaut haben, um Synergien zu nutzen.
Im Zuge der Entwicklung des Neuen Marktes wurde an uns immer stärker die Idee herangetragen, auch etwas im VC-Bereich zu machen. Wir haben uns deshalb entschieden, mit unserem unternehmerischen Beteiligungsansatz auch im VC-Bereich Werte zu schaffen. Dafür haben wir ein Team aufgebaut und zwei Fonds mit insgesamt 60 Millionen DM initiiert. In diesem Zusammenhang kam auch der Kontakt mit IMH zustande.
Ein typisches Beispiel für diesen Bereich ist die SALT Logistics AG, dieses Investment haben wir in einer sehr frühen Phase mit begleitet. Hier hatten wir einen guten Zugang zum Management und haben die entscheidenden Faktoren für einen Erfolg gemeinsam erarbeitet. Wenn es darum geht, akquirierte Firmen zu integrieren, braucht man sehr schnell Know-how, was wir als Beteiligungsgesellschaft mitbringen können. So haben wir die Akquisition von vier Firmen mitbegleitet, also nicht einfach nur Geld auf den Tisch gelegt, sondern eng zusammen gearbeitet. Hierzu muss man eine klare Trennlinie zwischen dem operativen Management und den strategischen Fragestellungen ziehen, denn es ist nicht unsere Aufgabe, dem Management die operative Arbeit abzunehmen.
Diese Situation ist natürlich anders als in unserem klassischen Geschäft, denn wenn man Co-Investor im VC-Bereich ist, so ist dies eine andere Situation, als wenn man 80 Prozent eines Mittelständlers kauft. Man muss auch ganz klar sagen, dass wir bei der VTC Venture aufgrund des späten Starts kein Geld verloren haben. Dies liegt nicht zwingend daran, dass wir so viel schlauer als die anderen waren, sondern daran, dass wir erst so spät in den Markt eingestiegen sind und viele Fehler einfach nicht gemacht haben.
GSC Research: Sind die Fonds mit in die AG übernommen worden?
Ramsauer: Nein, die Fonds sind außen vor geblieben. Da stehen private Investoren dahinter, ein Einbringen der Fonds hätte sehr schnell eine Bewertungsdiskussion zwischen unseren alten Investoren und den IMH-Aktionären begründet, die wir vermeiden wollten. Die Fonds sind eingefroren worden, wir betreuen jetzt nur noch die bestehenden Investments. Eingebracht wurden nur die eigenen Beteiligungen per Sachkapitalerhöhung.
Vor allem aber haben wir unser Management eingebracht, wobei das bei der Bewertung mit Null angesetzt wurde. Dazu haben wir noch im Dezember letzten Jahres eine Barkapitalerhöhung gezeichnet, ansonsten würde es die IMH aufgrund der damals schwierigen Situation nicht mehr geben. Wir haben uns klar zur UBAG bekannt, nur hier geschieht neues Geschäft.
GSC Research: Haben Sie somit nicht ein „Cold IPO“ durchgeführt?
Ramsauer: Die IMH hatte ja schon eine deutliche Substanz, insofern haben wir nicht nur einen Börsenmantel genutzt. Wir setzen alles daran, den Wert der bestehenden Beteiligungen zu optimieren, auch wenn wir inzwischen in dieser Beziehung keinen Druck mehr haben. Eine andere Situation ist bei den Auslandstöchtern, gerade in Asien hatte die IMH ja hehre Ziele. Das Thema USA ist ganz vom Tisch, da ist restlos alles in Auflösung begriffen. Asien ist nach wie vor ein Thema, das wir diskutieren. Der dortige Geschäftsführer ist jedoch US-Botschafter in Singapur geworden und hat alle Hände voll zu tun. Auch hier streben wir eine Auflösung an.
Die Absicht, eine Managementgesellschaft in Asien zu gründen, die einen New Economy Fonds managed, ist gescheitert, und zwar in einer sehr frühen Phase. Wir wissen, dass man als Beteiligungsgesellschaft einen klaren regionalen Fokus braucht. In unserer Größe muss man einen klaren regionalen Fokus haben; wenn man 3i heißt, sieht das natürlich anders aus.
GSC Research: Wo steht die UBAG heute?
Ramsauer: Wir haben als erste Beteiligungsgesellschaft gesagt, dass wir einen großen Korrekturbedarf haben. Das war auch aus der Konstellation heraus gut, wir konnten uns klar von unseren Vorgängern abgrenzen. Damals wurde das im Markt sehr schlecht aufgenommen, immerhin war zum Thema Abschreibungen oder Portfoliobereinigung zu der Zeit nichts von unseren Wettbewerbern zu hören. Wir waren da echte Vorreiter und sind eine der wenigen „sanierten“ börsennotierten Beteiligungsfirmen.
GSC Research: Wie sehen Sie die UBAG im Vergleich zu den Wettbewerbern positioniert?
Ramsauer: Eine AdCapital, Indus oder eine Augusta investiert grundsätzlich in ähnlichen Bereichen wie wir es wollen, also im klassischen Mittelstand. Wir haben uns nach der Restrukturierung hingesetzt und geschaut, wie die Firma in Zukunft aussehen könnte. Hierbei sind wir zu dem Schluss gekommen, dass wir uns ganz bewusst aus dem Frühphasenbereich heraushalten, weil unser Know-how bzw. unser Netzwerk im im mittelständischen Bereich liegt, hier haben wir auch die entsprechenden Kontakte.
Außerdem sind wir davon überzeugt, dass der Frühphasenbereich sich sehr stark spezialisieren wird. Eine IMH oder auch ihre Konkurrenten wie Knorr Capital, TFG oder bmp haben doch ziemlich breit gestreut. Diesen Ansatz wird es bald unserer Meinung nach nicht mehr geben.
GSC Research: Wie schätzen Sie die Zukunft der Frühphasen-Finanzierer ein?
Ramsauer: Im Early Stage Bereich braucht man einfach viel mehr Know-how. Ich kann mich nicht einfach so an einer Biotech-Firma beteiligen, da habe ich keine Ahnung von. Auch ist das kein Bereich, in den man sich in einer Woche hineinlesen und sich dann anmaßen kann, es zu verstehen.
Wenn es aber zum Beispiel um eine profitable Firma geht, welche Verleihstationen für Profi Handwerk Equipment betreibt, die jetzt die Chance hat, die Zahl ihrer Verleihstationen zu verdoppeln und dafür Wachstumskapital braucht, bekommt man da nach kurzer Zeit ein gutes Gefühl für die Branche. Im Bereich Tissue Engineering ist dies nicht der Fall. Wir werden in Zukunft eine viel stärkere Spezialisierung im Frühphasen-Bereich sehen.
GSC Research: Wollen Sie in Zukunft vor allem Mehrheitsbeteiligungen wie bei Simis eingehen?
Ramsauer: Das kommt auf den Fall an. Bei uns gibt es ein gewisses Band, in dem wir uns bewegen. Nach oben wird die Grenze dadurch bestimmt, dass wir nie 100 Prozent Beteiligungen eingehen werden, denn das Management muss an den Firmen beteiligt sein. Typischerweise gehen wir maximal 70 bis 80 Prozent als Beteiligung ein, aber es wird auch Fälle geben, wo wir uns mit einer Minderheitsbeteiligung in Höhe von 20 oder 30 Prozent zufrieden geben. Wir müssen aber einen Zugang zum Management haben, das ist die Grenze nach unten. Wir wollen kein Investor unter vielen sein.
GSC Research: Hat Ihr aktuelles Portfolio schon die erforderliche kritische Masse erreicht?
Ramsauer: Es ist nicht so, dass man unbedingt den Betrag x braucht, insofern gibt es aus meiner Sicht keine kritische Größe. Wenn man einen guten Investmentmanager hat, dann kann der auch alleine erfolgreich mit seinem Portfolio arbeiten. Bei unserer Konzeption ist es jedoch so, dass wir die erforderliche Größe noch nicht erreicht haben, die Relation Team und Portfolio stimmt noch nicht, auch wenn sie sicher viel mehr im Lot ist als bei anderen Firmen. Wir haben jährlich nur vier Millionen DM an Verwaltungskosten, andere haben zehnmal so viel, und da ist das Portfolio sicherlich nicht zehnmal so groß.
GSC Research: Könnte für Sie eine Übernahme eines Mitbewerbers zum Erreichen dieser Größe interessant sein?
Ramsauer: Es gibt sehr viele Firmen, die sehen, dass sie niemals in die Pluszone kommen, und die sind jetzt auf dem Markt. Wir wollen nicht professioneller Leichenbestatter werden, meistens ist eine Restrukturierung ziemlich viel Arbeit, die auch noch eine Menge Liquidität braucht. Bisher haben wir noch keine lukrative Situation gesehen, auch wenn wir schon in mehreren Gesprächen waren.
Sehr interessant ist im Moment die Situation am Neuen Markt, hier könnte man Gesellschaften übernehmen, die unter ihrem Cash Bestand notieren, diese restrukturieren und dann zum Beispiel mit der UBAG verschmelzen. Hier waren wir mit zwei Firmen im Gespräch, wir sind jedoch überboten worden. Man darf nicht zu gierig sein, und es muss auch passen.
GSC Research: Würden Banken so etwas fremdfinanzieren?
Ramsauer: Ich glaube ja. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu betonen, dass wir im Zuge der Aufräumarbeiten unsere Verbindlichkeiten weitestgehend zurückgefahren haben. Für das weitere Wachstum in der Zukunft an über die Auflage von Fonds nachzudenken, eine Barkapitalerhöhung ist auf dem aktuellen Niveau des Aktienkurses vollkommen uninteressant. Darüber hinaus werden uns im Zuge von Beteiligungsverkäufen selbstverständlich wieder flüssige Mittel zufließen.
GSC Research: Wo sehen Sie Ihre Exit-Kanäle? Oder wollen Sie in Zukunft von den Dividenden leben?
Ramsauer: Wir sind ganz klar Exit-getrieben, da liegt der Unterschied zu einer Indus oder einer Augusta. Ein Exit-Szenario muss vor jedem Investment klar sein. In vielen Fällen gibt es drei Exit-Szenarien: das Management könnte uns rauskaufen, man könnte industrielle Partner finden oder man könnte die Firma bei einer internationalen Expansion an die Börse führen.
GSC Research: Trotz dieser Umstrukturierung ist der Aktienkurs weiter gefallen. Wie schätzen Sie derzeitige Bewertung ein?
Ramsauer: Der Aktienkurs liegt klar unter dem Net Asset Value. Die Bewertungsmethoden sind hier zwar sehr unterschiedlich, das von der EVCA (European Venture Capital Association) propagierte Modell basiert auf der letzten Finanzierungsrunde und lässt sich sehr schlecht für fallende Märkte anwenden, jedoch kommt man bei Anwendung verschiedener Verfahren zu einem Wert, der zwischen dem zwei- und dreifachen des aktuellem Marktwertes liegt. Dies bedeutet, dass wir einen substantiellen Discount haben, über den wir natürlich nicht glücklich sind. Wir sind jedoch überzeugt davon, dass dieser im Laufe der Zeit bei guter Arbeit abgebaut werden kann, so dass mir das keine Sorge macht.
GSC Research: Passen Sie noch in den Neuen Markt?
Ramsauer: Darüber kann man lange diskutieren. Wir haben uns als Zielgröße gesetzt, dass unser Portfolio um jährlich 25 Prozent wächst. Damit sind wir grundsätzlich nicht falsch in einem Wachstumssegment.
GSC Research: Wie sieht Ihre aktuelle Aktionärsstruktur aus?
Ramsauer: Wir haben mit den Altaktionären einen Poolvertrag, in dem vor der Kapitalerhöhung rund 16 Prozent der Aktien lagen. Wir haben dazu noch 20 Prozent direkt, so dass wir insgesamt etwa 35 Prozent der Stimmen kontrollieren, also eine HV-Mehrheit haben. Der Rest ist Streubesitz, größere Positionen bei Fonds sind uns nicht bekannt.
GSC Research: Könnte es eine feindliche Übernahme der UBAG geben?
Ramsauer: Theoretisch ja. Sag niemals nie, in diesem Bereich sind schon viele undenkbare Sachen passiert. Wenn ich jedoch externer Investor bin und mir die UBAG anschaue, dann sehe ich, dass ohne das an der Firma beteiligte Management nichts geht.
GSC Research: Wo sehen Sie die UBAG in fünf Jahren?
Ramsauer: Ich glaube, dass wir wachsen werden, was das Thema verwaltetes Vermögen betrifft. Wir werden demonstrieren, dass wir unser Portfolio im Wert steigern können, und das wir uns positiv vom Markt abheben können. Wir wollen gestärkt aus der aktuellen Marktbereinigung hervorgehen und von Themen wie der Steuerreform oder den verschärften Eigenkapitalanforderungen der mittelständigen Unternehmen im Rahmen von Basel II profitieren.
GSC Research: Herr Ramsauer, wir danken Ihnen für dieses Gespräch und wünschen der UBAG alles Gute für die Zukunft.