Der deutsche Aktienmarkt geht mit guten Vorgaben in die Wochenmitte. An der Wall Street haben die wesentlichen Indizies schöne Kursgewinne gesehen, die das jeweilige zuvor erzielte Plus in Dax und TecDax überstiegen haben. Auch die Tokioter Börse hat zugelegt, und in Hongkong notiert der Hang Seng-Index so hoch wie seit 51 Monaten nicht mehr. Diese und ein deutlich unter 60 Dollar je Faß gesunkener Ölpreis sollten Dax & Co, merklichen Auftrieb geben.
Impulse von außen könnte der Aktienmarkt am Nachmittag erhalten, wenn Daten zu privaten Konsumausgaben und zum Bruttoinlandsprodukt aus Amerika einlaufen. Später wird Oracle über das vierte Geschäftsquartal berichten.
Rentenmarkt dürfte sich etwas abschwächen
Der deutsche Rentenmarkt geht mit schwachen Vorgaben aus Amerika, wo die Kurse von Anleihen und des Terminkontrakts T-Bond-Future gefallen sind, in den Mittwoch und dürfte Kursverluste sehen. Zumal der Ölpreis gesunken ist und sich Sorgen, daß der Ölpreisanstieg die Konjunktur i.n Amerika und andernorts hemmen könnte, etwas in den Hintergrund treten dürften. Der wegweisende, auf langlaufende Bundesanleihen gemünzte Bund-Future verlor am Dienstag 40 Basispunkte auf 123,19 Prozent und damit 15 Punkte über dem Tagestief, aber 36 Punkte unter dem Tageshoch; am Montag hatte er auf Schlußkursbasis einen Rekord von 123,59 Prozent erzielt.
Der Rentenmarkt bleibt aber auf sehr hohem Niveau. „Wir sehen eine gesunde Korrektur”, sagte ein Händler. Bereits in den vergangenen Tagen seien die neuen Hochs von sinkenden Umsätzen begleitet gewesen. Zudem sei die Marke um 123,35/30 Prozent unterschritten worden, was zusätzliche Gewinnmitnahmen ausgelöst habe. Nun liege die nächste Unterstützung bei 123 Prozent, hieß es weiter.
Euro wieder unter 1,21 Dollar
Der Euro notiert am Mittwoch im fernöstlichen Devisenhandel wieder etwas fester, nachdem er am Vortag fast ein Prozent an Wert verloren hatte. Die Gemeinschaftswährung wird mit 1,2060 Dollar nach 1,2053 Dollar im späten New Yorker Handel verkauft. Zum Yen hielt sich der Dollar in der Nähe seines Acht-Monate-Hochs bei 109,95 Yen. Die Investoren preisten Händlern zufolge bereits die nächste, erwartete Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank (Fed) ein. Die Aufmerksamkeit richte sich inzwischen darauf, ob die Fed am Donnerstag einen Hinweis auf eine mögliche Pause bei ihrer Serie an Erhöhungen geben werde, sagten Händler. Zur japanischen Währung tendiert der Euro kaum verändert bei 132,74 Yen. Der Schweizer Franken notiert zum Euro mit 1,5440 und zum Dollar mit 1,2799.
Börse Tokio abermals im Plus
Freundlich tendiert der Aktienmarkt in Tokio am Mittwoch im Verlauf. Der Nikkei-225-Index steigt um 0,6 Prozent auf 11.583 Punkte, der Topix legt um 0,5 Prozent auf 1.177 Zähler zu. Die Marke bei 11.600 Zählern sei für den Nikkei ein starker Widerstand, so ein Beobachter. Aufgrund der Währungssituation legen insbesondere die Titel von exportorientierten Gesellschaften zu. So steigen Toyota 0,8 Prozent auf 3.920 Yen und Nissan auf 1,1 Prozent auf 1.096 Yen.
Börse Hongkong auf höchsten Stand seit 51 Monaten
Nachdem der Aktienmarkt in Hongkong am Mittwochmorgen den höchsten Stand seit 51 Monaten erreicht hat, tendiert der HSI am Mittag (Ortszeit) etwas fester. Bis zum Ende der ersten Sitzungshälfte gewinnt der Hang-Seng-Index (HSI) 0,3 Prozent oder 41 Punkte auf 14.329 Zähler. Positive Vorgaben von Wall Street und der um 3,9 Prozent gesunkene Ölpreis sorgen für die Aufschläge. Beobachter gehen von einer positiven Tendenz bis Jahresende aus. Fondsmanager erwarten, daß aufgrund der guten Konjunkturaussichten, die Perspektiven für den Aktienmarkt in Hongkong positiv sind.
„Wir hatten ein ruhiges zweites Quartal und ich erwarte, daß der HSI im dritten weiter steigt”, sagt Ben Kwong von KGI Asia. Er nennt dafür zwei Ursachen. So dürfte der Zyklus der steigenden Zinsen im dritten Quartal enden - und es gebe den so genannten ”2-Donald”-Faktor. So wurde Donald Tsang Verwaltungschef der chinesischen Sonderwirtschaftszone Hongkong und Disneyland eröffnet im September.
Neuigkeiten und Kursbewegungen nach Börsenschluß
Etwas niedriger zeigten sich die amerikanischen Aktien am Dienstag nachbörslich. Der Nasdaq-100 After Hours Indicator fiel um 0,03 Prozent auf 1.508,90 Punkte.
Die Aktien von CardioDynamics haben sich am Dienstag im nachbörslichen Handel mit einem deutlichen Minus gezeigt. Das Ergebnis je Aktie lag mit einem Minus von 0,01 Dollar unter den Prognosen der Analysten, die mit einem ausgeglichenen Ergebnis gerechnet hatten. Bis um 18.15 Uhr Ortszeit verloren die Titel 19,1 Prozent auf 1,85 Dollar. Ebenfalls mit einem Kursabschlag zeigten sich Electro Scientific, die bis um 18.26 Uhr Ortszeit um vier Prozent auf 16,85 Dollar fielen. Das Unternehmen gab für das vierte Quartal einen Umsatzrückgang um 44 Prozent auf 45,7 Millionen Dollar bekannt.
SigmaTel stiegen um 7,7 Prozent auf 19,10 Dollar, obwohl das Unternehmen den Ausblick für das zweite Quartal nach unten korrigiert hat. Es wird nun ein Gewinn je Aktie zwischen 0,29 und 0,33 Dollar erwartet nach zuvor 0,48 bis 0,57 Dollar. Zur Begründung wurde auf den starken Preisrückgang für Halbleiter-Produkte in den vergangenen Wochen verwiesen. Zudem rechnet SigmaTel in den kommenden Monaten mit einem weiteren Rückgang der Preise um rund 40 Prozent.
Öl günstiger: Wall Street schließt fester
Der wieder deutlich von seinen Höchstständen zurückgekommene Ölpreis und ein überraschend starkes Verbrauchervertrauen haben am Dienstag an Wall Street für eine festere Tendenz gesorgt. An der Nymex fiel der führende August-Kontrakt um 3,9 Prozent auf 58,20 Dollar je Barrel, nachdem er am Vortag noch bis auf 60,95 Dollar geklettert war. Zudem stieg der Index des Verbrauchervertrauens auf 105,8 und damit den höchsten Stand seit drei Jahren. Volkswirte hatten 104,0 prognostiziert.
Der Dow-Jones-Index für 30 Industriewerte (DJIA) verbesserte sich um 1,1 Prozent oder 115 Punkte auf 10.406 und schloß damit nur knapp unter seinem Tageshoch von 10.410 Punkten. Der S&P-500-Index verzeichnete ein Plus von 0,9 Prozent oder elf Punkten auf 1.202. Der Nasdaq-Composite-Index erhöhte sich um 1,2 Prozent oder 25 auf 2.070 Zähler.
„Der Fall des Ölpreises unter die Marke von 60 Dollar hat am Markt ganz eindeutig den Ton bestimmt”, so ein Analyst. Allerdings würden die Anleger schon mit leichter Sorge auf die anstehende Berichtssaison warten und die möglichen Auswirkungen des hohen Ölpreises auf die Unternehmensergebnisse, fügte er hinzu.
Die Liste der Gewinner im DJIA wurde von United Technologies angeführt, die um 2,9 Prozent auf 53,02 Dollar zulegten. General Motors verbesserten sich um 2,7 Prozent auf 34,36 Dollar und Home Dpeot stiegen um 2,2 Prozent auf 39,31 Dollar. Bei den Werten aus dem Technologiebereich stiegen Advanced Micro Devices (AMD) um 6,3 Prozent auf 17,170 Dollar. AMD hat Intel wegen angeblicher unzulässiger Wettbewerbsmethoden verklagt. Intel versuche, Kunden mit sieben verschiedenen Formen von illegalen Zwangsmaßnahmen von der Verwendung von AMD-Produkten abzuhalten und so ihr Monopol bei x86-Mikroprozessoren für PC aufrecht zu erhalten, hieß es in einer Mitteilung. Die Klage hat der Chiphersteller bei einem Bezirksgericht eingereicht. Intel zeigten sich dennoch mit einem Plus von 1,8 Prozent auf 26,33 Dollar.
Die Aktien von IBM gewannen 1,9 Prozent auf 75,30 Dollar trotz einer Untersuchung der Börsenaufsicht SEC. Diese prüft eine Veröffentlichung zur künftigen Verbuchung von Aktienoptionen als Ausgaben im Zusammenhang mit dem Erstquartalsergebnis. IBM teilte mit, der Konzern sei von der SEC gebeten worden, an einer informellen Prüfung teilzunehmen. Der genaue Charakter der Prüfung ist unklar. Ein SEC-Sprecher wollte sie auf Anfrage weder bestätigen noch dementieren. Ein IBM-Sprecher sagte, es gebe derzeit keinen Anlaß zu glauben, daß die jüngste Quartalsbilanz von IBM nicht korrekt sei.
Die beiden einzigen Verlierer im DJIA waren Pfizer und ExxonMobil. Die Aktien von Pfizer reduzierten sich um 0,2 Prozent auf 27,90 Dollar. Das Unternehmen wird auf dem Beipackzettel ihres Medikaments ”Viagra” künftig auf seltene Berichte über das Auftreten einer besonderen Art der Erblindung hinweisen. Darauf habe man sich mit der Gesundheitsbehörde FDA verständigt, teilte der Pharmahersteller mit. Gleichzeitig verwies Pfizer darauf, dass es keine Beweise für ein erhöhtes Erblindungsrisiko nach der Einnahme des Mittels gebe. Die FDA hatte im Mai gemeldet, bei ihr seien 43 Berichte über die plötzliche Erblindung von Männern eingegangen. ExxonMobil litten unter dem deutlich gefallenen Ölpreis und verloren 0,2 Prozent auf 59,09 Dollar.
Amerikanische Anleihen mit Abgaben
Mit einer schwachen Tendenz haben sich die amerikanischen Anleihen am Dienstag in New York gezeigt. Der über den Erwartungen ausgefallene Index für das Verbrauchervertrauen sowie der wieder gefallene Ölpreis sorgten vor allem am langen Ende des Marktes für Abgaben, so ein Teilnehmer. Das Interesse richte sich allerdings bereits auf die Zinsentscheidung der Notenbank Fed am Donnerstag, sagte ein Beobachter. Bei der Sitzung des Offenmarktauschusses wird mit der neunten Anhebung der Leitzinsen in Folge um 25 Basispunkte auf dann 3,25 Prozent gerechnet. Zehnjährige Titel mit einem Kupon von 4,125 Prozent reduzierten sich um 18/32 auf 101-8/32. Die Rendite stieg von 3,90 auf 3,97 Prozent. Der mit 5,375 Prozent verzinste 30jährige Treasury fiel um 30/32 auf 117-17/32 und rentierte mit 4,25 Prozent nach 4,21 Prozent.
Der Index des Verbrauchervertrauens kletterte auf 105,8 und damit den höchsten Stand seit drei Jahren. Volkswirte hatten lediglich einen Stand von 104,0 prognostiziert. Für den Vormonat war zunächst ein Wert von 102,2 ausgewiesen worden, der nun auf 103,1 revidiert wurde. Auch der Index der Erwartungen und der Index für die Einschätzung der gegenwärtigen Situation legten zu. Vor diesem Hintergrund kam es vor allem am langen Ende des Marktes zu Gewinnmitnahmen, nachdem es hier in den vergangenen Tagen eine positive Entwicklung gegeben hatte, so ein Händler.
Der Ölpreis schloß an der Nymex mit einem Minus von 3,9 Prozent bei 58,20 Dollar je Barrel, nachdem er am Vortag noch bis auf 60,95 Dollar gestiegen war. Mit dem hohen Ölpreis verbundene Befürchtungen einer sich abschwächenden Konjunktur hatten zu Wochenbeginn für höhere Notierungen gesorgt.
Quellen: FAZ.NET, vwd, dpa, AP, AFP, Bloomberg, Reuters.