Solidaritätszwang

Beiträge: 28
Zugriffe: 900 / Heute: 1
kalle4712:

Solidaritätszwang

 
01.08.01 12:00
Die überhöhten deutschen Steuern und Abgaben (größtenteils unter dem Stichwort "Solidarität") führen schon seit langem dazu, dass die echte Solidarität immer weniger wird: Unsere Gesellschaft wird immer kälter. Ich bin davon überzeugt, dass ein staatlicherseits übertriebener Zwang zur Solidarität dazu führt, dass die Menschen sich privat immer stärker um ihre persönlichen Interessen bemühen und ihnen die Probleme ihrer Mitmenschen immer gleichgültiger werden.
Somit ist eine übertriebene Pflicht-Solidarität durchaus kontraproduktiv - auch denen, die auf Solidarität angewiesen sind, ist damit nicht gedient.

Und in sachen Berufstätigkeit geht bei vielen Leuten die Motivation verloren, weil sich Leistung - kaum - noch lohnt.

Ich denke, dass diese Gedanken durchaus auch zum Thema Börse gehören, denn unsere Wirtschaft ist von der Motivation des Einzelnen und darauf resultierenden Innovationen abhängig. Die mangelnde Leistungsförderung wird sich so über kurz oder lang auch auf die Wettbewerbfähigkeit und somit die Gewinne unserer Wirtschaft niederschlagen (hat sie es nicht bereits?). Diejenigen, die meinen, dass dieser Beitrag hier nichts zu suchen hat, mögen ihn bitte ignorieren.

Ist unsere Gesellschaft eigentlich noch sozial? Durch zu starke staatliche Fürsorge werden die "sozial Schwachen" in die Unmündigkeit geführt, während deren Fundament (eine starke Wirtschaft) schwächer wird.

kalle4712:

Keine Prügel?

 
01.08.01 13:19
Ich staune - wo bleiben die Verfechter unseres Systems?

Sind meine Argumente etwa zu gut? (kann ich mir nicht vorstellen!)
karo:

@kalle 4712

 
01.08.01 14:42
warum willst du dich dauernt prügeln(siehe gestern)???????
hast doch recht!wenn jeder könnte wie er wollte,würde er alles anders machen.so lassen wir andere etwas machen,u. können wenigstens darüber noch motzen.
"gedankliche arbeit ist die schwerste,deshalb will sie auch keiner machen."
Henry Ford

gruss karo
Seth Gecko:

hi kalle. wundert mich auch, daß noch keiner

 
01.08.01 14:48
reagiert hat. Dann  mach ich das mal (mache gerade 'ne bezahlte Pause :-)

Deine These, daß aus dem "Zwang zur Solidargemeinschaft" soziale Kälte resultiert, ist in meinen Augen nicht ganz schlüssig. Es mag zwar sein, daß eine gewisse psych. Kontrareaktion existiert, diese kann aber m. E. vernachlässigt werden. Zur sozialen Kälte führen eher demographische Aspekte: Familien werden kleiner (früher war ein Ehepaar mit 10 Kindern keine Seltenheit, heute wäre sie eine Sensation), es gab die sogenannte Verstädterung/Landflucht und nicht zuletzt die Industrialisierung/Technisierung/Motorisierung. -> All dies führte dazu, daß der "moderne" nicht mehr gemeinschaftlich lebt und denkt (solidarisch), sondern immer mehr Ich-bezogen und anonym ist. -> So entsteht die soziale Gleichgültigkeit.

Gäbe es das Sozialstaatsprinzip in Deutschland nicht, würde ein nicht zu unterschätzender Teil unserer Gesellschaft, ich formulier es mal drastisch, vor den Augen der anderen vergammeln.
OK, mag sein, daß Solidarität und das Prinzip eines Sozialstaates altmodisch und wirtschaftlich nicht mehr tragbar ist, aber ich bin verdammt froh, daß wir es haben: Ist jemand über 40 Jahre alt, hochqualifiziert (z.B. Diplom), seine Firma macht aber Pleite und er verliert dadurch den Job, SO WÄRE SEIN LEBEN VORBEI, gäbe es den Sozialstaat nicht.

Auch ds Argument, daß Leute "lieber" dicke Sozialhilfen kassieren, als zu arbeiten, halte ich für so ziemlich den größten Quatsch. Natürlich gibt es Leute, die so denken (leben): Aber ihre Anzahl dürfte sehr gering sein.

Das Problem mit der Leistungsunwilligkeit der Deutschen ist nicht nur ein Problem der Unterschicht: Wir alle sind erstens zu faul und zweitens unterqualifiziert.

Das wir zu faul sind, ist eine Tatsache, wohl begründet durch den Stundenlohn: Wer pro Stunde soundsoviel DM verdient, sieht zu, daß er diese Stunde so bequem wie möglich vorüberziehen läßt. Zweiter Grund: Der Neid: Man selbst will höchstens so hart arbeiten, wie der Kollege.
Das wir unterqualifiziert sind, ist eine Tatsache: Inzwischen hat fast jeder Abitur. Jeder Trottel kann aufs Gymnasium. Im Lauf der letzen Jahre ist natürlich auch das Niveau des Lehrstoffs dramatisch gesunken. Somit kann jeder Trottel studieren. Jemand der nicht mindestens Abitur hat, und einen nicht-akademischen Beruf hat, gilt in der Gesellschaft fast schon als Vollidiot.
-> Die Unis sind überlastet, die Verwaltung der Bildungseinrichtungen ist unter aller Sau -> Können und Leistung der Deutschen sinkt ins Bodenlose.

Auf längere Sicht wird sich Deutschland wohl vom Sozialstaatsgedanken verabschieden. Gutheißen kann ich das nicht. Vermutlich geschieht dies zu einem Zeitpunkt, andem Deutschland wirtschaftlich gesehen im unteren Drittel der EU-Staaten rangiert. Und Schuld sind letztendlich wir, als Erben der Wiederaufbaugenaration der Wirtschaftswunderjahre.

cu, seth
karo:

jetzt gibt`s aber fetze,seth!

 
01.08.01 15:12
gerade dieser sozialdienst hat die 2+3.generation nach den trümmerfrauen doch versaut.u. es waren genau jene aufbauer,die dafür stimmten,dass wir einen sozialstaat haben;aber bestimmt nicht mit dem hintergedanken ihn einmal auszunutzen.solange man eine abstraktes gebilde aussaugen kann macht man es.wenn es aber auge in auge gehen würde,fiele es bestimmt schwerer.
in der DDR waren alle(mehr o. weniger).entweder die hielten zusammen,o. keiner konnte sich etwas leisten(ich hatte verwandschaft dort,weiss also wie es ablief,von den bonzen mal abgesehen).keine mauer,kaum noch zusammenhalt,u. die 15-16 jährigen mädchen werden schwanger,damit sie wenigstens mehr sozi kassieren können(war auch schon thema im tv u. printmedien).soll dies eine lösung sein?sozi als stillhaltemittel für randgruppen?
nur wer hungrig ist,ist bereit leistung zu bringen!mit sozi als fallschirm muss keiner.
dass wir als weiter verdummen,damit hast du recht.
aber all diese dinge kommen doch nur,da keiner in der lage ist den "richtigen" weg zu zeigen.weder politiker,noch eltern in der kleinsten zelle unserer struktur.alle schauen nur auf sich(wiederwahl,schönes leben),keiner be-achtet den nächsten.wir sind eine übersättigte gesellschaft.
dies geben wir unseren kindern mit;wie ich meine eine gute voraussetzung sich selbst zu vernichten.
rote socke???
nee,karo
Seth Gecko:

@karo: sorry, wenig zeit, deshalb nur kurz:

 
01.08.01 15:29
"nur wer hungrig ist,ist bereit leistung zu bringen!"???

Dem kann ich nicht zustimmen. Wer in Deutschland WIRKLICH "hungrig" ist, ist ganz und gar nicht leistungsbereit, im Gegenteil, er gibt auf! Sieh Dir all die Penner an (nur ein Beispiel.

Man sollte auch den Sozialstaat tunlichst nicht mit einem sozialistisch gearteten System wie der DDR vergleichen. Allein die Motivation ist hier eine ganz andere.

Zum Kernargument: Ich glaube, daß die meisten Leute eine Sache deutlich mißverstehen: Sozial schwach wird man nicht, weil man eine faule Sau ist, sondern aus Gründen, an denen man meist selbst gar keine Schuld trägt: Erziehung, Armut, Krankheit, Unfall, über 40 Jahre alt und auf Jobsuche, u.s.w.
Solchen Leuten sollte geholfen werden, allein schon aus moralischen Gründen. Doch leider kann sich das der Deutsche Staat nicht mehr leisten. Aber daran sind garantiert nicht die sogenannten Sozialschmarotzer schuld, die lieber Sozialhilfe kassieren, als 40 Stunden pro Woche zu arbeiten.
Sorry, wer das ernsthaft glaubt, muß irgendwie am Leben "vorbeivegetieren".

cu, seth
flexo:

kalle, du hast den Nagel auf den Kopf getroffen!

 
01.08.01 15:35
Wir leben im Sozialismus - mein Standpunkt.
Seth Gecko:

Sozialismus????? Meiner Meinung nach dürfte

 
01.08.01 15:38
sich Deutschland nicht mal mehr Sozialstaat nennen. Ihr werdet schon sehen, die anstehende KV-Reform wird einen erheblichen Einschnitt mit sich bringen.

cu, seth
boomer:

Hi, kalle4712 , Deine "Analyse" ist

 
01.08.01 15:47
doch - aus volkswirtschaftlicher Sicht - vollkommen richtig.

Nur Sozialromantiker könnten eine andere Meinung vertreten!

Es wird - auch im Bereich von Euroland - weiter abwärts gehen mit Deutschland!

.. und dabei werden die wirklich Sozialschwachen auf der Strecke bleiben!

MfG
flexo:

Und warum bekommt ein Arbeitnehmer

 
01.08.01 15:48
bei uns von sagen wir 10.000 DEM nur 4000,- ausgezahlt?
flexo:

Man könnte auch sagen:

 
01.08.01 15:54
Dei "Republik" ist eigentlich eine Diktatur der Minderheiten und irgendwo und irgendwie ist jeder eine Minderheit. Für jede Minderheit wird irgendwie und irgendwo Geld ausgeschüttet - vom Staat. Ungeschliffen gesagt: Der Staat verteilt Geld an alle, das alle eingezahlt haben. Und in der Mitte, zwischen Zahler und Empfänger bleibt eine Menge hängen.
Seth Gecko:

@boomer

 
01.08.01 15:55
Fast völlige Zustimmung meinerseits:
"Es wird - auch im Bereich von Euroland - weiter abwärts gehen mit Deutschland!
.. und dabei werden die wirklich Sozialschwachen auf der Strecke bleiben!"

So wird es kommen.
Aber ich bin gerne Sozialromantiker. Mit Betonung auf Romantiker: Die sind nämlich vom schlechten Ende überzeugt!

cu, seth
poeff:

Keine Prügel !

 
01.08.01 16:00
Warum - wo Du Recht hast - hast Du Recht !

Pöff
Seth Gecko:

@flexo

 
01.08.01 16:02
"Und warum bekommt ein Arbeitnehmer  
bei uns von sagen wir 10.000 DEM nur 4000,- ausgezahlt? "

Alterspyramide, Militärhaushalt, ungerechte Verteilung, Saatsschulden, Steuerparadiese, Steuerlöcher, Städte wie Starnberg zahlen Millionären die Steuern.... und zugegebenermaßen: der relativ hohe Anteil an "Sozialausgaben"!!!

richtig ist: Deutschland muß sparen, aber NUR am Sozialstaat????
cu, seth
karo:

wenn wir ein soziales gewissen hätten,

 
01.08.01 16:04
bräuchten wir keinen sozialstaat,denn jeder würde auf seinen nachbarn schauen,u. helfen.der mensch ist so stolz u. überheblich,da er sich artikulieren kann.er meint der natur herr zu sein;in wirklichkeit ist er schlimmer dran wie jede aussterbende spezies-----er ist dabei sich selbst zu vernichten!u. kein wwf kann ihm helfen.
es wird sich aber nichts ändern,wenn die grossen nicht endlich einsehen,dass sie nichts mit ins grab nehmen können u. freiwillig den benachteiligten helfen(egal ohne ansehen,rasse o. sonstigen merkmalen).
gruss karo
Seth Gecko:

that's the point karo. cu, seth o.T.

 
01.08.01 16:06
flexo:

@seth

 
01.08.01 16:12
ich denke es bleibt nicht viel außer am Sozialstaat zu sparen, der Haushalt spricht eine deutliche Sprache...
karo:

@flexo

 
01.08.01 16:48
es gibt mehr möglichkeiten,als wir alle zusammen annehmen.heute haben homos mehr rechte als jeder sozial benachteiligter.es ist wichtiger dafür zu sorgen,dass diese gruppe heiraten darf,als die wirklichen probleme anzupacken.
die politiker brauchen ja nur auf 5 jahre zu denken.alles was darüber hinaus geht sind böhmische dörfer für die,o. die sagen:was geht mich das an,wenn ich nicht mehr gewählt werde,soll der nächste sich mit rumärgern.
zu sparen wäre z.b.:beim militär,warum für etwas hohe kosten,wenn man die a-bombe als effektievste abwehrwaffe nicht haben darf?
steuern für alle gleich,ohne schlupflöcher-siehe z.b. telekom/sprint(durch verschieben von anteilen konnte man verhindern für 13.000.000.000 DM steuern zu bezahlen),
jeder muss bereit sein arbeit,die ihm zugeteilt wird auszuführen;ansonsten kein arbeitslosengeld.was glaubst du,wie sich jeder bemühen wird die für ihn adäquate arbeit zu finden?
für was brauchen wir wirtschaftliche förderung?eine region die schwach ist,kann durch billige grundstück u. billigere arbeitskräfte locken(wenn es keine gewerkschaften gäbe).aber muss denn überall gleich bezahlt werden?in schwachen regionen sind die menschen froh,wenn sie arbeit haben,u. dies auch zu 10% unter schnitt(siehe VW-model 5000).
auch bei den sozialausgaben könnte man bestimmt noch einsparen.aber wer am falschen ende spart,macht alles nur noch viel schlimmer.
ich möchte einmal wissen,wieviel mehr an ausgaben wir hätten,wenn all die fleissigen,freiwilligen helfer in der sozialarbeit entlohnt werden müssten.
wenn diese leute u. die armen eine ähnlich starke lobby hätten wie die reichen,homos,firmen u. alle anderen spinner,sähe es bei uns ganz anders aus.
aber vielleicht muss es wieder einen riesigen krieg geben,damit die menschheit zu ihren wurzeln wieder findet,u. einen sprung nach vorne in der evolution macht.
gruss karo

was fällt dir zum thema sparen so alles ein??? habe ja noch genug themen offen gelassen!
kalle4712:

@Seth Gecko @karo @flexo

 
01.08.01 17:23
Seth: Ich kann Deiner Argumentation nur zustimmen.

Aber einem Missverständnis möchte ich entgegentreten: Ich will den Sozialstaat nicht abschaffen, sondern seine Auswüchse beschneiden - und zwar, damit wir uns nicht irgendwann wegen Nicht-Finanzierbarkeit vom Sozialstaatsgedanken verabschieden müssen.

Es ist gerade im Interesse der wirklich Schwachen, dass wir unsere Zunkunft nicht "verfrühstücken", indem wir Unterstützungen mit der Gießkanne streuen.

Auch betrache ich niemanden als Schmarotzer, egal ob Sozialhilfeempfänger oder Arbeitsloser. Diejenigen, die Arbeitslosen- und Sozialhilfe nicht als Hilfe zur Selbsthilfe betrachten, sondern sich in dem System ausruhen, verhalten sich nur rational. Die Politiker, die die Rahmenbedingungen schaffen, machen die Fehler.

Ein Beispiel für eine Fehlsteuerung: Die Erhöhung des Kindergeldes ist unsinnig. Niemand wird wegen 30 Mark mehr Kinder in die Welt setzen. Stattdessen bekommen auch all diejenigen mehr Geld, die bereits Kinder haben. Dies führt also größtenteils zu Mitnahmeeffekten. Unser Staat sollte lieber etwas egoistischer sein und das Geld in die Schaffung günstigerer Rahmenbedingungen investieren (z.B. in die Schaffung von zahlreichen(!) Kindertagesstätten). (Denn viele Frauen bekommen keine Kinder, weil sie dies nicht mit ihrem Beruf vereinbaren können. 50% der Akademikerinnen bleiben kinderlos. Und gerade Akademiker sind doch auch kein schlechtes Vorbild für Kinder.)

Das eigentliche Problem ist wohl, dass unsere Politiker nicht mehr am Gelingen der Sache interessiert sind, sondern an ihre Wirkung in den Medien und an den nächsten Wahlen.

Politiker sollten den Mut haben, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen, wenn sie zum Wohle aller sind.

Meine These: Nur ein unbeliebter Politiker ist ein guter Politiker!

Und noch etwas: Die kommende KV-Reform mit ihren Einschnitten ist nur ein Beispiel für Kürzungen, die auf vorherigen Missbrauch zurückzuführen sind. Ein anderes Beispiel ist die Reform der RV. Es geht also schon los mit dem Zertrümmern der echten Sozialstaats, der den Arbeitnehmern und den Schwachen entgegenkommt.


karo: Ich befürchte auch, dass die meisten lediglich noch ihre Rechte sehen. Pflichten sind unbequem und out. Dass es ohne Brötchenbacken keine Brötchen gibt, interessiert kaum jemanden und wird ignoriert.


flexo: Ich stimme Dir zu: Wir leben eher in einer DEMOKRATUR als in einer Demokratie. Und die Sozialversicherungen (AV, RV und KV) haben mittlerweile eher den Charakter von Zusatzsteuern, sind quasi verkappte Solidaritätszuschläge.
(Kann man eigentlich für Wortschöpfungen wie "Demokratur" Preise gewinnen? :-)  )


Ein weiterer Gedanke: Was wäre eigentlich dagegen zu sagen, wenn Sozialhilfeempfänger und Arbeitslose beispielsweise 15 bis 20 Stunden wöchentlich arbeiten müssten (wenn sie dazu gesundheitlich in der Lage sind)? Das wäre nicht ganz einfach umzusetzen, müsste aber möglich sein. Sinnvolle Tätigkeiten ließen sich sicherlich finden. So hätte man zweierlei erreicht: Die Betroffenen würden etwas zu ihrem Unterhalt beitragen (wäre für sie sicherlich auch befriedigender), das "Ausruhen im System" wäre nicht mehr so attraktiv, und der Staat würde Geld sparen.

Der Staat macht es sich viel zu einfach, wenn er alles über Transferzahlungen regeln möchte.
Seth Gecko:

@karo @kalle @flexo

 
01.08.01 19:25
@flexo
siehe karo's posting, das beantwortet Deine frage womöglich sehr gut.

@karo
Jetzt sprechen wir dieselbe Sprache. Nur habe ich die Befürchtung, daß "Deine" Sparmaßnahmen dem verkrusteten Deutschland einfach zu viel Esprit abverlangt. Und das mit dem Krieg in Deutschland oder Mitteleuropa können wir uns hoffentlich abschminken.

@kalle
Hab Dich tatsächlich ein wenig mißverstanden. Vielleicht auch gut so, sonst wäre dieser wirklich interessante Thread vielleicht gar nicht erst so entstanden, wie er er sich eben entwickelt hat.

cu, bis demnächst
seth
flexo:

@seth@flexo@karo@poeff

 
01.08.01 19:48
:-))

Grundsätzlich bin ich auch nicht gegen die soziale Marktwirtschaft, aber wir haben keine!
Schröder hat mit Reformen geworben (gewählt u.a. von mir) und was macht er? Er eiert in einer ganz miesen Tour zwischen den Interessen herum und heraus kommt nur Schrott.
So erleben wir eine Gendebatte, eine Dosenpfanddebatte, eine CDU Leuna Affäre, eine Berliner Bank Affäre, eine Schwulen-Ehe Debatte, Greencard Debatte usw. aber keiner redet mehr über das, was unseren Staat noch antreibt - alles Luxus meiner Meinung.
Die Steuern und Sozialabgaben müssen runter und jeder, der sich für dumm verkaufen läßt meint damit auch die Arbeitgeberanteile an Sozialversicherungen und Lohnsteuern. Denn - das war mein ansinnen (10000 DEM Verdienst incl. "Lohnnebenkosten" hahahahaha) der Staat verbrennt schon den Haupteil der Einnahmen des dt. Arbeitnehmers! Dazu kommen ja auch noch andere Sachen wie 237 Hörfunk und Fernsehprogramme in 77 Anstalten, Lotto und Totto-Königreiche mit entsprechender Verschwendung usw.
DER STAAT VERARSCHT UNS, in dem er umverteilt in alle Taschen und am meisten in seinen Apparat! Bloß am Ende verarschen wir uns mit den beiden großen Parteien selbst noch am meisten. Normalerweise müßten gesetzl. Krankenkassen und Kassenärtzliche Vereinigungen die bestgehaßten Kartelle im Staat sein - der normale Bild-leser hat doch davon aber gar keinen Schimmer (wenn er die KV als solches überhaupt kennt).
Also man kann so einen Block an Verteilungs- Verschwendungs- und Verarschungsmechanismen wie in unserem Staat nur anreißen, weil er überall ist.
Übrigens geht mir so richtig der Hut hoch, wenn ich "Kombilohn" höre - da ist wieder eine neue Subventionsmaschinerie entworfen worden - alle zahlen weniger beim Friseur und alle zahlen mittels Steuer den Kombilohn - ist doch Schwachsinn. Dem Betrug werden Tür und Tor geöffnet.
kalle4712:

@flexo

 
02.08.01 13:10
Stimmt - wir haben keine echte soziale Marktwirtschaft. Eher so etwas wie einen Sozialismus, den wir naiven Bürger für eine Demokratie halten sollen. (Daher meine Wortschöpfung "Demokratur" - trifft es doch eigentlich ganz gut, oder?)

Klar ist, dass die Politiker bei den wirklich ernsten Problemen schon lange das Handtuch geworfen haben (sie versuchen nur noch, ihre eigene Haut zu retten). Gibt es eigentlich in Deutschland noch Politiker, die wirklich am Gelingen des Ganzen interessiert sind??
ABER HAND AUFS HERZ: Jedes Volk hat die Regierung, die es verdient. Und wenn Du Dich einmal umhörst, wirst Du feststellen, dass die meisten unserer Mitmenschen unser System befürworten - die meisten Leute sind schlicht dämlich und kapieren gar nicht, was um sie herum abläuft.

Dass Steuern und Abgaben runter müssen, ist klar. Doch interessiert es unsere Regierenden wohl nicht wirklich. Im Notfall fährt unsere Gesellschaft halt an die Wand, und wir dürfen wieder von vorne anfangen. Traurig traurig aber wahr: Die Weimarer Republik ist gescheitert, und die 2. Chance, eine Demokratie in Deutschland auf Dauer zu etablieren, werden wir auch wieder vergeigen. Ich mache mir da keine Illusionen mehr und denke da eher an Auswanderung (Deutschland kann ja an meine jetzige Stelle per Greencard einen Inder setzen). Jedenfalls würde ich als Brite, Däne, Amerikaner, Australier etc. nicht für einen neuen Marshal-Plan spenden, weil: Die Deutschen würden wohl auch eine 3. Chance versaubeuteln.

Man bedenke, welche Brocken uns laufend aufgebürdet werden: Mehrwertsteuer, Einkommensteuer, Solidaritätszuschlag, Mineralölsteuer, Tabaksteuer. Dies sind nur die größten Brocken. Außerdem massenhaft Gebühren und Abgaben. Und die RV, KV, PV und AV sind in Wirklichkeit zu 80% verkappte Steuern. Eigentlich soll die "Umverteilung" ja durch die Progression der Einkommensteuer realisiert werden - stattdessen werden seit vielen Jahren immer weitere Abgaben, Zuschüsse etc. erfunden, die den hirnrissigen Beamtenapparat immer weiter aufblähen.

Bei "Kombilohn" könnte ich ähnlich kotzen wie bei "Arbeitsbeschaffungsmaßnahme", wo nur sinnlos das hart verdiente Geld verballert wird.

Und übrigens ist das Beispiel 10.000 DM brutto = 4.000 DM netto wohl noch geschönt. Immerhin bedeuten 10.000 DM brutto für den Arbeitgeber ca. 11.000 DM wg. Arbeitgeberanteil zur SV. Und das erarbeitet man ja auch mit. Das bedeutet noch ohne Berücksichtigung der MWSt z.B.:
1. Um ein Paar Schuhe für 200 DM zu kaufen, muss man ca. 550 DM verdienen.
2. Um ein Auto für z.B. 40.000 DM kaufen zu können, muss man ca. 110.000 DM verdienen.
3. Man kaufe für 100 DM Benzin. Dafür muss man 275 DM verdienen. Wenn man bedenkt, dass in den 100 DM
ca. 75 DM Mineralöl- und Mehrwertsteuer enthalten sind, bedeutet dies: Man erhält Waren mit einer Wertschöpfung von ca. 25 DM, muss dafür aber 275 DM verdienen. Unglaublich aber wahr: Das ist noch nicht einmal ein Zehntel, den der Staat einem lässt. Und größtenteils verjuckelt man den Sprit auf dem Weg zur Arbeit!!

Wenn man bedenkt, dass sich die Leute im Mittelater noch über "den Zehnten" geärgert haben den der Staat kassiert hat, kommen einem da gewisse Bedenken (auch wenn die Leute im Mittelalter zusätzlich noch Frondienste leisten mussten).

Ciao - Kalle
flexo:

Kann ich voll unterschreiben,

 
02.08.01 19:31
nur mit dem Beispiel 4000/10000 hatte ich ungefähr das Verhältnis von Netto zum (real bezahlten Brutto, nicht dem das auf der Gehaltsabrechnung steht) Brutto incl. "Nebenkosten" also Arbeitgeberanteile gegenüberstellen wollen. Ich hab´s nicht genau ausgerechnet - können natürlich auch 11.000 DEM sein.

Skandalös und betrügerisch ist das allemal, ich wünschte man könnte jedem Arbeitnehmer mal seine "BILD" aus der Hand reißen und ihm das Hirn richtig durchwaschen.
karo:

@seth@flexo

 
02.08.01 19:41
seth:dass mit dem krieg war zwar etwas herb,u. auch nicht mein ding.aber wenn man sich deren kronik anschaut u. die anschliessende entwicklung,so müsste man aus lauter sarkasmus darum bitten.leider!ich sage immer,wenn ein ufo käme,u. einen bäcker sucht,wär ich sofort dabei.
flexo:welches gehirn willst du denn den bildlesern waschen??????wo nix is,kann man nix waschen.
feierabend für heute!
gruss karo
Seth Gecko:

@karo

 
02.08.01 23:46
es gab Zeiten, in denen ich mir als "Vollblutspekulant" einen Krieg wünschte, nur um währenddessen in die Rüstungsindustrie, und danach in den Wiederaufbau zu investieren. Das war der Moment, an dem ich erkannte, daß der Kapitalismus kein Gewissen hat. Genau betrachtet profitieren wir doch alle vom Leid anderer, wenn wir erfolgreich spekulieren: Kaufen wir eine Aktie billig ein, dann doch meist nur deswegen, weil jemand anders sie billiger verkauft, als er sie eingekauft hatte, und womöglich nur deshalb zum schlechten Kurs verkauft, weil er das übriggebliebene Geld gerade dringend braucht.
Also hab ich für mich selbst entschlossen: Am Leid anderer zu profitieren, ist dann nicht unmoralisch, wenn man selbst nicht die Verantwortung für das Leid des anderen hat. Natürlich gibt es für mich noch Grenzen: Waffen- und Drogenhandel gehören wohl dazu.

Jetzt bin ich wohl etwas vom Ausgangsthema des Threads abgekommen :-)

cu, muß jetzt bullyparade schauen :-)

gruss auch an kalle und flexo
kalle4712:

@flexo @seth

 
03.08.01 10:14
seth: Ich sehe die Börse eher als Investitions- statt als Spekulationsplattform. Als Investor unterstützt man die Unternehmen in ihrem jeweiligen Geschäft. Im Prinzip ist man als Aktionär fast so etwas wie ein selbständiger Unternehmer, nur dass man die Arbeit an der Front halt den Fachleuten überlässt.
Diejenigen, die Verluste erleiden, unterliegen letztendlich auch nur der Logik "Höhere Chancen = Höheres Risiko". Und wenn jemand an der Börse nicht erfolgreich ist und laufend geringe Verluste einfährt, dann sollte er sich von ihr zurückziehen. Das verlorene Geld ist dann eben weg wie z.B. wenn man eine Urlaubsreise gemacht hat (statt Urlaubsfreuden hatte man halt Chancen, und man hat Erfahrungen gesammelt).

Mit denjenigen, die hohe Verluste erleiden, sollte man überhaupt kein Mitleid haben. Denn es handelt sich um erwachsene Leute, die an der Börse operieren. Wenn jemand so blöd ist und keine Sicherungsmechanismen etabliert, ist er selber schuld.
(Sicherungsmechanismen gibt es jede menge: Stoppkurse, als Anfänger mit kleinen Beträgen Erfahrungen sammeln, Streuung nach Ländern, Branchen, Aktien/Anleihen, Large-/Mid-/Small-Caps ...).

Denjenigen, die ihre Gier nicht im Griff haben, ist ohnehin nicht zu helfen.

flexo: Zum Brutto/Netto-Verhältnis: Ich vermute schon seit langem, dass die überzogene Besteuerung (vor allem die Progression) und das Verweigern von Zuschüssen z.B. beim "Häuslebau" (wenn bestimmte Einkommensgrenzen überschritten werden) in Wirklichkeit überhaupt nichts mit der "Umverteilung aus Gerechtigkeitsgründen" bzw. "Solidarität mit den Schwächeren" zu tun hat.

Die Wahrheit ist wesentlich simpler: Diejenigen, die gut verdienen, arbeiten in der Regel auch härter. Sie haben die qualifizierteren Jobs, und auf ihre Arbeitskraft kann die Gesellschaft kaum verzichten, da es ohnehin nicht genügend hochqualifizierte Leute gibt. Wenn diese Leute nun finanziell auf einen grünen Zweig kommen würden, könnten sie ja irgendwann (z.B. im Alter von 45 bis 50) auf die Idee kommen, die Früchte ihrer harten Arbeit zu genießen und den Job aufzugeben. Diese Leute wären nur sehr scher zu ersetzen. Und genau das soll mit der hohen Besteuerung erreicht werden: Die "Besserverdiener" sollen finanziell nicht besser dastehen als die anderen.

So sieht's aus. In Wirklichkeit leben wir in einer modernen SKLAVEREI!
flexo:

kalle, unendliches Thema

 
04.08.01 22:27
aber durchaus Wert weitergesponnen zu werden.
Deine Vermutung halte ich für gewagt aber sicher nicht ganz unwahr. Ein breiter (sozusagen "geheimer") Konsens in der Politik müßte das beschreiben und das halte ich eigentlich eben für unwarscheinlich - das wär schon längst nach außen gedrungen.
Ich meine allerdings nicht nur unbedingt, das Besserverdienende durch hohe Abgaben gegeißelt werden sondern auch der Verwaltungs- oder Bankangestellte oder der Facharbeiter.
Wo das Geld hingeht, das in etlichen undurchsuchtigen Behörden und öffentlichen-rechtlichen Interessen verbrannt wird spielt ja eh schon keine Rolle mehr, ich habe hier auf Ariva gesehen, das dafür durchaus ein Bewußtsein besteht (Ich glaube sogar Darknight wäre ein erster echter militanter liberaler;-).
Bloß wie kann eine Lösung herbeigeführt werden? Wählen allein genügt nicht, wie man sieht - Schröder ist genau wie Kohl ein Anhänger dieser sozialistischen Idee, alles andere wird mit Neoliberal beschimpft, für mich inzwischen sogar eine Auszeichnung.
kalle4712:

@ flexo

 
07.08.01 13:52
Da hat es wohl ein kleines Missverständnis gegeben: Ich meinte nicht, dass die Politiker ganz bewusst eine gezielte Gleichmacherei betreiben. Ich denke eher, dass die Sache mehr oder weniger unbewusst abläuft. Im ganzen läuft die Stimmung in der breiten Masse der Bevölkerung darauf hinaus, dass man in einer Scheinwelt lebt, in der es keine Probleme gibt. Angeheizt wird dies vor allem durch die Medien und einige Politiker (die meisten Politiker blicken gar nicht, was um sie herum passiert und sind auch nur Opfer des Zeitgeistes).

Dass das Leben letztendlich hart ist und man sich durchsetzen und sich seine Brötchen verdienen muss, wird fast ignoriert. Erkennbar wird dies auch an der krassen Vernachlässigung der Bundeswehr, der wohl nicht mehr ernsthaft als einsatzbereit erklärt werden kann (Material/Ausstattung sind hoffnungslos veraltet). Es wird schlicht verdrängt, dass die Zeitläufte auch wieder ganz andere (evtl. unfriedliche) Zeiten hervorbringen können.

Jedenfalls leben wir schon heute mehr in einer Art Sozialismus als in einer sozialen Marktwirtschaft. In einer sozialen Marktwirtschaft sollte die Allgemeinheit für die - wirklich - Schwachen eintreten. Vor allem aber sollte sich Leistung auch lohnen, denn davon profitiert insgesamt auch die Allgemeinheit. Dass sich Leistung noch lohnt, sehe ich nicht mehr, jedenfalls nicht nennenswert. Wir leben also mehr in einem marktwirtschaftlichen Sozialismus statt in einer sozialen Marktwirtschaft. Und dies wird sich in einigen Jahren bitter rächen, wenn Deutschland international nur noch mit Produkten aus vergangenen Zyklen (Fahrzeuge, Maschinen, Großchemie) wettbewerbsfähig ist. Die genannten Produkte sind letztendlich - langfristig - auf dem absteigenden Ast. Für ganz neue Bereiche fehlt Deutschland die Motivation und damit die Innovation. Das sieht man bereits daran, dass Deutschland im Hightech-Bereich außer SAP keinen Global Player aufzuweisen hat.

Das war's erst einmal. Ich denke auch, dass die ganze Sache eine unendliche Geschichte ist und in diesem Thread mittlerweile alles Wesentliche ganannt wurde.
Es gibt keine neuen Beiträge.


Börsen-Forum - Gesamtforum - Antwort einfügen - zum ersten Beitrag springen
--button_text--