Rekordzufluß in internationale Fonds gibt Anlaß zu Besorgnis
26. Oktober 2005 In diesem Jahr pumpen amerikanische Anleger so viel Kapital in internationale Aktienfonds wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr. 87,5 Milliarden Dollar oder umgerechnet etwa 72,5 Milliarden Euro werden bis Jahresende in Publikumsfonds, die in Aktien außerhalb der Vereinigten Staaten anlegen, geflossen sein, schätzen die Analysten von TrimTabs Investment Research. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 67 Milliarden Dollar oder etwa 55,5 Milliarden Euro.
Der Rekordzufluß gibt Anlaß zur Sorge, die Wertentwicklung der Aktien an den Börsen weltweit könnte ihren Höhepunkt erreicht haben: An den Aktienmärkten setze immer dann eine Talfahrt ein, wenn bei den Fondszuflüssen der Gipfel erreicht sei, warnt Charles Biderman, Präsident von TrimTabs in Santa Rosa. „Nur Anleger, die in den Rückspiegel schauen, investieren in die Märkte, die sich am besten entwickelt haben. Eigentlich ist das nicht so klug.”
Investieren mit dem Blick nach hinten ist nicht sonderlich klug
Der globale Aktienindex MSCI EAFE, der 1.141 Aktien aus Industrieländern in Europa und Asien abbildet, bestätigt diese Einschätzung. Er ging im Oktober um 3,7 Prozent zurück, dadurch schrumpfte der Anstieg seit Jahresbeginn auf 2,9 Prozent. In den zurückliegenden drei Jahren hat der EAFE-Index stets besser abgeschnitten als der Standard & Poor's 500 Index.
Dies trifft auch für 2005 zu, denn der S&P 500 hat bislang 1,3 Prozent eingebüßt. Deutlicher als der MSCI EAFE übertreffen der europäische Aktienindex Dow Jones Stoxx 600, der japanische Nikkei 225 und der MSCI Emerging Markets-Index den S&P 500, aber auch ihr Vorsprung hat sich im Oktober verringert.
Seit Jahresbeginn bis Ende August flossen nur 28,1 Milliarden Dollar in Fonds, die in amerikanische Aktien investieren, teilte der Washingtoner Branchenverband Investment Company Institute mit. 2004 flossen noch fast dreimal soviel in diese Aktienfonds, nämlich 111,2 Milliarden Dollar. Dagegen steckten amerikanische Anleger in international anlegende Fonds netto 61,7 Milliarden amerikanische Dollar.
Aktienfonds, die in Schwellenländern investieren, sammelten in den ersten neun Monaten dieses Jahres 12,8 Milliarden Dollar ein. Diese Summe liegt sogar höher als sämtliche Jahreszuflüsse, seit das Bostoner Analyseunternehmen Emerging Portfolio.com Fund Research 1995 begonnen hat, die Zu- und Abflüsse in Fonds zu messen.
Steigende Zuflüsse in Aktienfonds als Indikator für das Ende der Hausse?
Um seine These zu untermauern, verweist Charles Biderman von TrimTab auf das Jahr 2000: Steigende Zuflüsse in Aktienfonds hatten den Höhepunkt der Marktentwicklung markiert. In den ersten vier Monaten seit Jahresbeginn verbuchten amerikanische Aktienfonds damals bereits Kapitalzuflüsse in Höhe von 123 Milliarden Dollar. Für das gesamte Jahr 1999 summierten sich diese Zuflüsse auf 176 Milliarden Dollar, wie Zahlen seines Researchunternehmens zeigen. Im März 2000, auf dem Höhepunkt der fünf Jahre dauernden Hausse, begann der S&P 500 dann abzustürzen und erreichte im Oktober 2002 seinen Tiefstand, nach einem Rutsch von 49 Prozent.
Gegenüber den Vereinigten Staaten werden die ausländischen Aktienmärkte auch künftig besser abschneiden und demzufolge auch das Kapital der Anleger anziehen, da diese Länder ein geringeres Leistungsbilanzdefizit aufwiesen und die Politik einen Reformkurs begonnen habe, sagt David Coy, Chef-Marktstratege bei RiverSource Investments LLC in Minneapolis. „Die Publikumsfondsanleger haben sich von den Renditen locken lassen”, sagt Joy. Er rät seinen Kunden, bis zu 40 Prozent ihres Anlagekapitals in international anlegende Fonds zu investieren. „Die hohen Zuflüsse werden anhalten, solange in Amerika die Renditen so gering sind.”
Diese Ansicht teilen nicht alle. Leo Vila, Fondsmanager des Federated International Small Company Fund in New York, ist überzeugt, daß von einer Abschwächung der amerikanischen Konjunktur die Aktienmärkte außerhalb Amerikas stärker betroffen sein werden als die amerikanischen Börsen. Dies gelte auch für die amerikanischen Anleger, die Gelder in diese Märkte investiert hätten. „Höhere Leitzinsen in Amerika dämpfen die Konsumausgaben. Also werden weniger Importe aus Schwellenländern nachgefragt”, sagt Vila. „Amerika bezieht so viele Güter aus diesen Märkten, daher kann man davon ausgehen, daß Schwellenländer als erstes betroffen sein werden.”
Text: Bloomberg
26. Oktober 2005 In diesem Jahr pumpen amerikanische Anleger so viel Kapital in internationale Aktienfonds wie seit über zwanzig Jahren nicht mehr. 87,5 Milliarden Dollar oder umgerechnet etwa 72,5 Milliarden Euro werden bis Jahresende in Publikumsfonds, die in Aktien außerhalb der Vereinigten Staaten anlegen, geflossen sein, schätzen die Analysten von TrimTabs Investment Research. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es 67 Milliarden Dollar oder etwa 55,5 Milliarden Euro.
Der Rekordzufluß gibt Anlaß zur Sorge, die Wertentwicklung der Aktien an den Börsen weltweit könnte ihren Höhepunkt erreicht haben: An den Aktienmärkten setze immer dann eine Talfahrt ein, wenn bei den Fondszuflüssen der Gipfel erreicht sei, warnt Charles Biderman, Präsident von TrimTabs in Santa Rosa. „Nur Anleger, die in den Rückspiegel schauen, investieren in die Märkte, die sich am besten entwickelt haben. Eigentlich ist das nicht so klug.”
Investieren mit dem Blick nach hinten ist nicht sonderlich klug
Der globale Aktienindex MSCI EAFE, der 1.141 Aktien aus Industrieländern in Europa und Asien abbildet, bestätigt diese Einschätzung. Er ging im Oktober um 3,7 Prozent zurück, dadurch schrumpfte der Anstieg seit Jahresbeginn auf 2,9 Prozent. In den zurückliegenden drei Jahren hat der EAFE-Index stets besser abgeschnitten als der Standard & Poor's 500 Index.
Dies trifft auch für 2005 zu, denn der S&P 500 hat bislang 1,3 Prozent eingebüßt. Deutlicher als der MSCI EAFE übertreffen der europäische Aktienindex Dow Jones Stoxx 600, der japanische Nikkei 225 und der MSCI Emerging Markets-Index den S&P 500, aber auch ihr Vorsprung hat sich im Oktober verringert.
Seit Jahresbeginn bis Ende August flossen nur 28,1 Milliarden Dollar in Fonds, die in amerikanische Aktien investieren, teilte der Washingtoner Branchenverband Investment Company Institute mit. 2004 flossen noch fast dreimal soviel in diese Aktienfonds, nämlich 111,2 Milliarden Dollar. Dagegen steckten amerikanische Anleger in international anlegende Fonds netto 61,7 Milliarden amerikanische Dollar.
Aktienfonds, die in Schwellenländern investieren, sammelten in den ersten neun Monaten dieses Jahres 12,8 Milliarden Dollar ein. Diese Summe liegt sogar höher als sämtliche Jahreszuflüsse, seit das Bostoner Analyseunternehmen Emerging Portfolio.com Fund Research 1995 begonnen hat, die Zu- und Abflüsse in Fonds zu messen.
Steigende Zuflüsse in Aktienfonds als Indikator für das Ende der Hausse?
Um seine These zu untermauern, verweist Charles Biderman von TrimTab auf das Jahr 2000: Steigende Zuflüsse in Aktienfonds hatten den Höhepunkt der Marktentwicklung markiert. In den ersten vier Monaten seit Jahresbeginn verbuchten amerikanische Aktienfonds damals bereits Kapitalzuflüsse in Höhe von 123 Milliarden Dollar. Für das gesamte Jahr 1999 summierten sich diese Zuflüsse auf 176 Milliarden Dollar, wie Zahlen seines Researchunternehmens zeigen. Im März 2000, auf dem Höhepunkt der fünf Jahre dauernden Hausse, begann der S&P 500 dann abzustürzen und erreichte im Oktober 2002 seinen Tiefstand, nach einem Rutsch von 49 Prozent.
Gegenüber den Vereinigten Staaten werden die ausländischen Aktienmärkte auch künftig besser abschneiden und demzufolge auch das Kapital der Anleger anziehen, da diese Länder ein geringeres Leistungsbilanzdefizit aufwiesen und die Politik einen Reformkurs begonnen habe, sagt David Coy, Chef-Marktstratege bei RiverSource Investments LLC in Minneapolis. „Die Publikumsfondsanleger haben sich von den Renditen locken lassen”, sagt Joy. Er rät seinen Kunden, bis zu 40 Prozent ihres Anlagekapitals in international anlegende Fonds zu investieren. „Die hohen Zuflüsse werden anhalten, solange in Amerika die Renditen so gering sind.”
Diese Ansicht teilen nicht alle. Leo Vila, Fondsmanager des Federated International Small Company Fund in New York, ist überzeugt, daß von einer Abschwächung der amerikanischen Konjunktur die Aktienmärkte außerhalb Amerikas stärker betroffen sein werden als die amerikanischen Börsen. Dies gelte auch für die amerikanischen Anleger, die Gelder in diese Märkte investiert hätten. „Höhere Leitzinsen in Amerika dämpfen die Konsumausgaben. Also werden weniger Importe aus Schwellenländern nachgefragt”, sagt Vila. „Amerika bezieht so viele Güter aus diesen Märkten, daher kann man davon ausgehen, daß Schwellenländer als erstes betroffen sein werden.”
Text: Bloomberg