Novell ist zurück auf der Bildfläche. Das US-Unternehmen hat im Kampf um die Vorherrschaft über Netzwerk-Betriebssysteme gegen Microsoft in den vergangenen Jahren den Kürzeren gezogen. Mit dem Kauf des deutschen, nicht kotierten Linux-Dienstleisters Suse Linux scheint dem Software-Konzern ein geschickter Schachzug gelungen zu sein – so interpretierten es jedenfalls die Marktteilnehmer: Die Novell-Aktien stiegen am Tag nach der Kaufankündigung über 20%.
Die Akquisition verändert die Wettbewerbssituation im Linux-Markt. Bisher ist der US-Anbieter Red Hat der führende Verkäufer von Dienstleistungspaketen des frei zugänglichen Betriebssystems (Open-Source-Software). Die Red-Hat-Valoren verloren am Dienstag 12%.
«Erster globaler Anbieter»
Gérard Kemmel, Geschäftsleitungsmitglied von Novell und verantwortlich für das Europageschäft, weist Befürchtungen zurück, das Engagement seines Unternehmens gefährde die Entwicklung der Open-Source-Bewegung. «Wir haben nicht die Rechte am Linux-Code gekauft, der ist weiterhin frei zugänglich. Unser Engagement wird der Linux-Bewegung Auftrieb verleihen. Bisher war das Fehlen eines globalen Supports das grösste Hindernis für den Siegeszug der freien Software. Wir sind die erste Einmilliardengesellschaft, welche den Markt abdeckt.» Bisher hätten Suse Europa abgedeckt und Red Hat den US-Markt bedient, meint der Novell-Manager im Ge-
spräch mit «Finanz und Wirtschaft».
Novell kann für die Neuausrichtung auf einen potenten Partner zählen. IBM beteiligt sich für 50 Mio.$ (2% des Kapital) an Novell und erhält dafür Vorzugsaktien. Der Europa-Chef von Novell hat keine Angst, dass IBM sein Unternehmen übernehmen wird, denn Big blue wolle die Distribution nicht selbst in die Hand nehmen. IBM ist der mächtigste und engagierteste Linux-Supporter. Der Deal zeigt, dass Big blue die Fäden in der Hand hält – und nun Suse dem Konkurrenten Red Hat vorzieht. Der Computerriese hat indes umgehend betont, dass er weiterhin die Produktpalette beider Linux-Anbieter unterstützen werde. Der Verkauf von auf Linux basierten Servern wird gemäss Marktforschungsinstitut IDC in den nächsten fünf Jahren 16,6% zulegen. Die Nachfrage nach Windows-Servern soll 10,5% wachsen. Der Absatz der übrigen Mitbewerber wird gemäss IDC um 8,9% einbrechen. Das Linux-Segment war bereits in den vergangenen zwei Jahren der am schnellsten wachsende Bereich im Markt für Server-Software.
Schwerpunkt Service
Bereits im August hat Novell Ximian, ein Anbieter von Linux-PC-Lösungen, erworben. Suse hat sich auf Betriebssysteme für Server spezialisiert. Auf die Frage, ob Novell weiter auf Einkaufstour gehe, meint Gerard Kemmel: «Wir werden alles unternehmen, um unseren Kunden ein umfassendes Angebot zu offerieren.»
Der Anteil von Linux-Produkten am Novell-Umsatz ist noch klein. Der Novell-Europa-Chef erläutert: «Wir sind ja erst vor kurzem in dieses Segment eingestiegen. Suse wird uns Verkäufe von 35 bis 40 Mio.$ bringen. Der Umsatzanteil wird indes sehr rasch wachsen.» Novell will auch Support und Beratung forcieren. Die dazu nötigen Mitarbeiter würden bereits ausgebildet, sagt Gérard Kemmel. In wenigen Wochen wird Novell eine eigene Linux-Version auf den Markt bringen. Ximian sowie Suse werden in den Bereich Enterprise (Plattform-unabhängige Softwarelösungen) integriert. Das Segment erreichte im dritten Quartal per Ende Juli 2003 Verkäufe von 144 Mio.$ (–6% im Vorjahresvergleich). Die weiteren Geschäftsbereiche umfassen Ensure (Identitätsmanagement und sichere Web-Dienste, 26 Mio.$, +34%) sowie Engage (Beratung/Support, 76 Mio.$ –3%).
Novell begibt sich in eine zweite Runde im Kampf um Server-Betriebssysteme. Die Gesellschaft muss aufpassen, dass sie nicht die gleichen Fehler macht wie im ersten Anlauf, als sie von Microsoft ausgebremst wurde. Gemäss Kemmel will Novell eine viel breitere Lösung anbieten, die es den Kunden ermöglicht, alle Systeme anzubinden, ohne dass Betriebsleistung und Verlässlichkeit darunter litten. Zudem werde Unterhalt und Consulting mehr Gewicht beigemessen.
Der Kauf von Suse wird sich nicht unmittelbar in den Resultaten niederschlagen. Gemäss Novell wird die Akquisition erst 2005 einen Gewinnbeitrag leisten. Doch die Linux-Ausrichtung hat dem angeschlagenen Konzern eine Perspektive zurückgegeben. Das Engagement von IBM zeigt, dass Novell im Wachstumsmarkt Linux durchaus Erfolgschancen hat. Für Anleger hat sich Novell als beste Wette im Linux-Bereich positioniert.
Die Akquisition verändert die Wettbewerbssituation im Linux-Markt. Bisher ist der US-Anbieter Red Hat der führende Verkäufer von Dienstleistungspaketen des frei zugänglichen Betriebssystems (Open-Source-Software). Die Red-Hat-Valoren verloren am Dienstag 12%.
«Erster globaler Anbieter»
Gérard Kemmel, Geschäftsleitungsmitglied von Novell und verantwortlich für das Europageschäft, weist Befürchtungen zurück, das Engagement seines Unternehmens gefährde die Entwicklung der Open-Source-Bewegung. «Wir haben nicht die Rechte am Linux-Code gekauft, der ist weiterhin frei zugänglich. Unser Engagement wird der Linux-Bewegung Auftrieb verleihen. Bisher war das Fehlen eines globalen Supports das grösste Hindernis für den Siegeszug der freien Software. Wir sind die erste Einmilliardengesellschaft, welche den Markt abdeckt.» Bisher hätten Suse Europa abgedeckt und Red Hat den US-Markt bedient, meint der Novell-Manager im Ge-
spräch mit «Finanz und Wirtschaft».
Novell kann für die Neuausrichtung auf einen potenten Partner zählen. IBM beteiligt sich für 50 Mio.$ (2% des Kapital) an Novell und erhält dafür Vorzugsaktien. Der Europa-Chef von Novell hat keine Angst, dass IBM sein Unternehmen übernehmen wird, denn Big blue wolle die Distribution nicht selbst in die Hand nehmen. IBM ist der mächtigste und engagierteste Linux-Supporter. Der Deal zeigt, dass Big blue die Fäden in der Hand hält – und nun Suse dem Konkurrenten Red Hat vorzieht. Der Computerriese hat indes umgehend betont, dass er weiterhin die Produktpalette beider Linux-Anbieter unterstützen werde. Der Verkauf von auf Linux basierten Servern wird gemäss Marktforschungsinstitut IDC in den nächsten fünf Jahren 16,6% zulegen. Die Nachfrage nach Windows-Servern soll 10,5% wachsen. Der Absatz der übrigen Mitbewerber wird gemäss IDC um 8,9% einbrechen. Das Linux-Segment war bereits in den vergangenen zwei Jahren der am schnellsten wachsende Bereich im Markt für Server-Software.
Schwerpunkt Service
Bereits im August hat Novell Ximian, ein Anbieter von Linux-PC-Lösungen, erworben. Suse hat sich auf Betriebssysteme für Server spezialisiert. Auf die Frage, ob Novell weiter auf Einkaufstour gehe, meint Gerard Kemmel: «Wir werden alles unternehmen, um unseren Kunden ein umfassendes Angebot zu offerieren.»
Der Anteil von Linux-Produkten am Novell-Umsatz ist noch klein. Der Novell-Europa-Chef erläutert: «Wir sind ja erst vor kurzem in dieses Segment eingestiegen. Suse wird uns Verkäufe von 35 bis 40 Mio.$ bringen. Der Umsatzanteil wird indes sehr rasch wachsen.» Novell will auch Support und Beratung forcieren. Die dazu nötigen Mitarbeiter würden bereits ausgebildet, sagt Gérard Kemmel. In wenigen Wochen wird Novell eine eigene Linux-Version auf den Markt bringen. Ximian sowie Suse werden in den Bereich Enterprise (Plattform-unabhängige Softwarelösungen) integriert. Das Segment erreichte im dritten Quartal per Ende Juli 2003 Verkäufe von 144 Mio.$ (–6% im Vorjahresvergleich). Die weiteren Geschäftsbereiche umfassen Ensure (Identitätsmanagement und sichere Web-Dienste, 26 Mio.$, +34%) sowie Engage (Beratung/Support, 76 Mio.$ –3%).
Novell begibt sich in eine zweite Runde im Kampf um Server-Betriebssysteme. Die Gesellschaft muss aufpassen, dass sie nicht die gleichen Fehler macht wie im ersten Anlauf, als sie von Microsoft ausgebremst wurde. Gemäss Kemmel will Novell eine viel breitere Lösung anbieten, die es den Kunden ermöglicht, alle Systeme anzubinden, ohne dass Betriebsleistung und Verlässlichkeit darunter litten. Zudem werde Unterhalt und Consulting mehr Gewicht beigemessen.
Der Kauf von Suse wird sich nicht unmittelbar in den Resultaten niederschlagen. Gemäss Novell wird die Akquisition erst 2005 einen Gewinnbeitrag leisten. Doch die Linux-Ausrichtung hat dem angeschlagenen Konzern eine Perspektive zurückgegeben. Das Engagement von IBM zeigt, dass Novell im Wachstumsmarkt Linux durchaus Erfolgschancen hat. Für Anleger hat sich Novell als beste Wette im Linux-Bereich positioniert.