Index-Umstellung bewegt Milliarden
Neugewichtung der MSCI-Barometer sorgt für Portfolio-Umschichtungen. Telekom- und Versicherungstitel auf Verliererseite
Von Holger Zschäpitz
Frankfurt/Main – Am Freitag ist Stichtag für das große Milliardenspiel. Denn dann mischt der Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) die Machtverhältnisse an den Börsen neu. Milliarden an Anlagegeldern werden in Bewegung geraten.
Dabei klingt die Umstellung der MSCI-Aktienindizes auf Streubesitz zunächst wenig spektakulär. Nach den Konkurrenten Dow Jones (Stoxx) und FTSE wird künftig auch MSCI Unternehmen nur noch nach den frei an der Börse handelbaren Aktien (Free Float) in den Indizes gewichten – und nicht mehr nach der Gesamtzahl aller Papiere. Doch die Umstellung hat es in sich. Nach Schätzungen von Morgan Stanley sind weltweit Anlagen im Wert von 425 Mrd. Dollar direkt an die MSCI-Indizes gekoppelt. Die Umstellung werde allein aus diesen Geldern 124 Mrd. in Bewegung setzen. Insgesamt dürfte die Summe der Anlagegelder, die einen der 11.000 MSCI-Indizes als Messlatte haben, sogar bei 3000 Mrd. Dollar liegen.
Die Neugewichtung schlägt damit auch voll auf die Unternehmen durch. Konzerne mit einem hohen Streubesitz wie Vodafone, Nokia oder BP profitieren von einer höheren Gewichtung. Allein BP kann auf zusätzlich eine Mrd. Dollar an Anlegergeldern hoffen. Negativ betroffen sind dagegen ehemalige Staatskonzerne wie die Deutsche oder France Telecom und große Finanzkonzerne wie Allianz und Münchener Rück. Bei ihnen befinden sich große Aktienpakete in festen Händen. Doch auch die Ländergewichtung wird neu gemischt. Und damit verlieren Länder wie Deutschland oder Japan wegen der hohen Staatsanteile bei Aktien. Nach Berechnungen von Morgan Stanley dürften durch die Umstellung insgesamt 1,63 Mrd. Dollar aus der T-Aktie in andere Unternehmen umgeschichtet werden. Für Deutschland insgesamt stehen knapp sechs Mrd. Dollar auf dem Spiel.
Die Tatsache, dass die Indexumstellung bereits seit sechs Monaten bekannt ist, findet bei Experten nur wenig Beachtung. „Index-Tracker müssen zum Schlusskurs am Freitag ihre Portfolios umstellen“, erklärt Markus Schüller von State Street Global. „Index-Fondsmanager, die vorher oder später ihre Mittel umschichten, gehen ein hohes Risiko ein, vom Index abzuweichen.“
Um die Streubesitzumstellung relativ marktschonend zu gestalten, erfolgt sie in zwei Schritten. In der ersten Etappe wird am Freitag nach Börsenschluss das Streubesitzkriterium nur zu 50 Prozent angewendet, der Rest orientiert sich weiter an der Gesamtzahl aller Papiere. Erst am 31. Mai 2002 ist dann der Free Float das Nonplusultra.
Dass am Freitag nur die erste Hälfte der Portfolioumschichtungen fällig wird, dürfte das ganz große Chaos an den Märkten verhindern, enorme Schwankungen erwarten Experten gleichwohl. „Viele Investoren sind sich über die Folgen der Index-Neumischung noch nicht richtig bewusst“, sagt Alexander Ineichen von UBS Warburg.
Der Experte erwartet in den kommenden Tagen horrende Umsätze. Gleichzeitig warnt er jedoch private Investoren davor, aktiv auf die Indexumstellungen zu spekulieren. Eine Anhebung der Gewichtung allein garantiere keine Kursgewinne. „Insbesondere Hedge-Fonds haben sich bereits positioniert“, so Ineichen. Sie hätten jene Aktien gekauft, die einen größeren Stellenwert bekommen, und sich von Verlierern getrennt. „Das macht die Sache kompliziert.“ Dennoch könnten Anleger von der Neugewichtung profitieren. „Wer Deutsche Telekom, Allianz oder Münchener Rück kaufen will, wartet bis zum Freitag und gibt ein Limit zehn Prozent unter dem aktuellen Niveau auf. Mit etwas Glück bekommt man die Aktien dann billiger.“
Neugewichtung der MSCI-Barometer sorgt für Portfolio-Umschichtungen. Telekom- und Versicherungstitel auf Verliererseite
Von Holger Zschäpitz
Frankfurt/Main – Am Freitag ist Stichtag für das große Milliardenspiel. Denn dann mischt der Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) die Machtverhältnisse an den Börsen neu. Milliarden an Anlagegeldern werden in Bewegung geraten.
Dabei klingt die Umstellung der MSCI-Aktienindizes auf Streubesitz zunächst wenig spektakulär. Nach den Konkurrenten Dow Jones (Stoxx) und FTSE wird künftig auch MSCI Unternehmen nur noch nach den frei an der Börse handelbaren Aktien (Free Float) in den Indizes gewichten – und nicht mehr nach der Gesamtzahl aller Papiere. Doch die Umstellung hat es in sich. Nach Schätzungen von Morgan Stanley sind weltweit Anlagen im Wert von 425 Mrd. Dollar direkt an die MSCI-Indizes gekoppelt. Die Umstellung werde allein aus diesen Geldern 124 Mrd. in Bewegung setzen. Insgesamt dürfte die Summe der Anlagegelder, die einen der 11.000 MSCI-Indizes als Messlatte haben, sogar bei 3000 Mrd. Dollar liegen.
Die Neugewichtung schlägt damit auch voll auf die Unternehmen durch. Konzerne mit einem hohen Streubesitz wie Vodafone, Nokia oder BP profitieren von einer höheren Gewichtung. Allein BP kann auf zusätzlich eine Mrd. Dollar an Anlegergeldern hoffen. Negativ betroffen sind dagegen ehemalige Staatskonzerne wie die Deutsche oder France Telecom und große Finanzkonzerne wie Allianz und Münchener Rück. Bei ihnen befinden sich große Aktienpakete in festen Händen. Doch auch die Ländergewichtung wird neu gemischt. Und damit verlieren Länder wie Deutschland oder Japan wegen der hohen Staatsanteile bei Aktien. Nach Berechnungen von Morgan Stanley dürften durch die Umstellung insgesamt 1,63 Mrd. Dollar aus der T-Aktie in andere Unternehmen umgeschichtet werden. Für Deutschland insgesamt stehen knapp sechs Mrd. Dollar auf dem Spiel.
Die Tatsache, dass die Indexumstellung bereits seit sechs Monaten bekannt ist, findet bei Experten nur wenig Beachtung. „Index-Tracker müssen zum Schlusskurs am Freitag ihre Portfolios umstellen“, erklärt Markus Schüller von State Street Global. „Index-Fondsmanager, die vorher oder später ihre Mittel umschichten, gehen ein hohes Risiko ein, vom Index abzuweichen.“
Um die Streubesitzumstellung relativ marktschonend zu gestalten, erfolgt sie in zwei Schritten. In der ersten Etappe wird am Freitag nach Börsenschluss das Streubesitzkriterium nur zu 50 Prozent angewendet, der Rest orientiert sich weiter an der Gesamtzahl aller Papiere. Erst am 31. Mai 2002 ist dann der Free Float das Nonplusultra.
Dass am Freitag nur die erste Hälfte der Portfolioumschichtungen fällig wird, dürfte das ganz große Chaos an den Märkten verhindern, enorme Schwankungen erwarten Experten gleichwohl. „Viele Investoren sind sich über die Folgen der Index-Neumischung noch nicht richtig bewusst“, sagt Alexander Ineichen von UBS Warburg.
Der Experte erwartet in den kommenden Tagen horrende Umsätze. Gleichzeitig warnt er jedoch private Investoren davor, aktiv auf die Indexumstellungen zu spekulieren. Eine Anhebung der Gewichtung allein garantiere keine Kursgewinne. „Insbesondere Hedge-Fonds haben sich bereits positioniert“, so Ineichen. Sie hätten jene Aktien gekauft, die einen größeren Stellenwert bekommen, und sich von Verlierern getrennt. „Das macht die Sache kompliziert.“ Dennoch könnten Anleger von der Neugewichtung profitieren. „Wer Deutsche Telekom, Allianz oder Münchener Rück kaufen will, wartet bis zum Freitag und gibt ein Limit zehn Prozent unter dem aktuellen Niveau auf. Mit etwas Glück bekommt man die Aktien dann billiger.“