MSCI Umstellung bewegt Milliarden

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Dixie:

MSCI Umstellung bewegt Milliarden

 
28.11.01 12:15
Index-Umstellung bewegt Milliarden
 
Neugewichtung der MSCI-Barometer sorgt für Portfolio-Umschichtungen. Telekom- und Versicherungstitel auf Verliererseite
Von Holger Zschäpitz

Frankfurt/Main – Am Freitag ist Stichtag für das große Milliardenspiel. Denn dann mischt der Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) die Machtverhältnisse an den Börsen neu. Milliarden an Anlagegeldern werden in Bewegung geraten.

Dabei klingt die Umstellung der MSCI-Aktienindizes auf Streubesitz zunächst wenig spektakulär. Nach den Konkurrenten Dow Jones (Stoxx) und FTSE wird künftig auch MSCI Unternehmen nur noch nach den frei an der Börse handelbaren Aktien (Free Float) in den Indizes gewichten – und nicht mehr nach der Gesamtzahl aller Papiere. Doch die Umstellung hat es in sich. Nach Schätzungen von Morgan Stanley sind weltweit Anlagen im Wert von 425 Mrd. Dollar direkt an die MSCI-Indizes gekoppelt. Die Umstellung werde allein aus diesen Geldern 124 Mrd. in Bewegung setzen. Insgesamt dürfte die Summe der Anlagegelder, die einen der 11.000 MSCI-Indizes als Messlatte haben, sogar bei 3000 Mrd. Dollar liegen.

Die Neugewichtung schlägt damit auch voll auf die Unternehmen durch. Konzerne mit einem hohen Streubesitz wie Vodafone, Nokia oder BP profitieren von einer höheren Gewichtung. Allein BP kann auf zusätzlich eine Mrd. Dollar an Anlegergeldern hoffen. Negativ betroffen sind dagegen ehemalige Staatskonzerne wie die Deutsche oder France Telecom und große Finanzkonzerne wie Allianz und Münchener Rück. Bei ihnen befinden sich große Aktienpakete in festen Händen. Doch auch die Ländergewichtung wird neu gemischt. Und damit verlieren Länder wie Deutschland oder Japan wegen der hohen Staatsanteile bei Aktien. Nach Berechnungen von Morgan Stanley dürften durch die Umstellung insgesamt 1,63 Mrd. Dollar aus der T-Aktie in andere Unternehmen umgeschichtet werden. Für Deutschland insgesamt stehen knapp sechs Mrd. Dollar auf dem Spiel.

Die Tatsache, dass die Indexumstellung bereits seit sechs Monaten bekannt ist, findet bei Experten nur wenig Beachtung. „Index-Tracker müssen zum Schlusskurs am Freitag ihre Portfolios umstellen“, erklärt Markus Schüller von State Street Global. „Index-Fondsmanager, die vorher oder später ihre Mittel umschichten, gehen ein hohes Risiko ein, vom Index abzuweichen.“

Um die Streubesitzumstellung relativ marktschonend zu gestalten, erfolgt sie in zwei Schritten. In der ersten Etappe wird am Freitag nach Börsenschluss das Streubesitzkriterium nur zu 50 Prozent angewendet, der Rest orientiert sich weiter an der Gesamtzahl aller Papiere. Erst am 31. Mai 2002 ist dann der Free Float das Nonplusultra.

Dass am Freitag nur die erste Hälfte der Portfolioumschichtungen fällig wird, dürfte das ganz große Chaos an den Märkten verhindern, enorme Schwankungen erwarten Experten gleichwohl. „Viele Investoren sind sich über die Folgen der Index-Neumischung noch nicht richtig bewusst“, sagt Alexander Ineichen von UBS Warburg.

Der Experte erwartet in den kommenden Tagen horrende Umsätze. Gleichzeitig warnt er jedoch private Investoren davor, aktiv auf die Indexumstellungen zu spekulieren. Eine Anhebung der Gewichtung allein garantiere keine Kursgewinne. „Insbesondere Hedge-Fonds haben sich bereits positioniert“, so Ineichen. Sie hätten jene Aktien gekauft, die einen größeren Stellenwert bekommen, und sich von Verlierern getrennt. „Das macht die Sache kompliziert.“ Dennoch könnten Anleger von der Neugewichtung profitieren. „Wer Deutsche Telekom, Allianz oder Münchener Rück kaufen will, wartet bis zum Freitag und gibt ein Limit zehn Prozent unter dem aktuellen Niveau auf. Mit etwas Glück bekommt man die Aktien dann billiger.“

Dixie:

Aufsteiger und Absteiger

 
28.11.01 12:20
Die Neuordnung der MSCI-Indizes führt zu massiven Umschichtungen der Fonds-Portfolios. Um den Markt zu schonen, erfolgen die Anpassungen schrittweise. Allerdings haben die Terroranschläge in den USA die erwarteten Anpassungen der passiv gemanagten Aktienfonds verzögert. Das erfolgt jetzt in den kommenden Wochen.

Experten rechnen mit den größten Anpassungen zur Monatsmitte.

FRANKFURT/M. Am Monatsende ist es soweit: der weltweit führende Indexanbieter Morgan Stanley Capital International (MSCI) beginnt mit dem Umbau seiner Börsenbarometer. Das Augenmerk der Marktteilnehmer gilt dabei insbesondere den Summen, die von passiv gemanagten Fonds auf diesen Termin hin umgeschichtet werden. Diese bilden die verschiedenen MSCI-Indizes in ihren Portfolios nach.

Schätzungen zufolge sollen weltweit 200 Mrd. bis 250 Mrd. Dollar an die MSCI-Referenzwerte indexiert sein, insgesamt dürften Anlagegelder von rund 3,5 Bill. Dollar an die Indexfamilie gekoppelt sein.

Bislang hätten sich die passiv gemanagten Fonds noch nicht nennenswert bewegt, denn viele absehbare Kursanpassungen seien noch nicht erfolgt, geht aus einer aktuellen Studie von Credit Suisse First Boston (CSFB) hervor. Analyst Toby Bayliss von Schroder Salomon Smith Barney (SSSB) zufolge haben bislang lediglich 30 Prozent der erwarteten Kapitalströme von insgesamt rund 130 Mrd. Dollar stattgefunden. Sein Kollege Nizam Hamid von der Deutschen Bank spricht von 30 bis 35 Prozent und beziffert die erwarteten Kapitalströme etwas höher mit 150 Mrd. Dollar. Von den verbleibenden 65 Prozent werde die Hälfte bis zum Monatsende und die andere Hälfte bis Ende Mai nächsten Jahres reagieren, glaubt Hamid.

Experten rechnen mit den größten Anpassungen zur Monatsmitte

Einig sind sich die Experten aber darin, dass die meisten Fonds ihre Portfolios den voraussichtlichen MSCI-Verschiebungen erst zur Monatsmitte und speziell in der Woche um den 30. November anpassen. Dan Fox, Analyst bei der Commerzbank, weist darauf hin, dass durch die Terroranschläge in New York und Washington viele Umschichtungen verzögert worden seien, die unter anderen Umständen schon erfolgt wären. Denn die derzeit sehr schwankungsanfälligen Aktienmärkte machten frühe Portfolio-Umstellungen für passiv gemanagte Fonds riskant.

Der Erfolg einiger Fonds könnte zum Monatsende auch noch an der alten Benchmark gemessen werden, vermutet Analyst David Khabie-Zeitoune von CSFB. Allerdings hätten Hedge Funds vor gut einer Woche angefangen, auf die erwarteten Umgewichtungen in den Indizes zu spekulieren, heißt es. Diese Strategie dürften sie nach Schätzungen des SSSB-Analysten Bayliss noch in den kommenden ein bis zwei Wochen verfolgen.

MSCI hatte bereits vor einem Jahr angekündigt, wie auch seine Wettbewerber Stoxx oder FTSE seine Indexmitglieder nicht mehr nach deren Marktkapitalisierung zu gewichten, sondern nur noch nach der Anzahl der frei gehandelten Aktien. Auch die Deutsche Börse will im kommenden Juni die Gewichtung in ihren Börsenbarometern gemäß dem Streubesitz vornehmen. Dann bilden die Indizes nur noch die Kursentwicklung der tatsächlich für den Anleger verfügbaren Aktien ab, Verzerrungen können so vermieden werden.

Um die geplanten Umstellungen so marktschonend wie möglich vorzunehmen, geht MSCI in zwei Schritten vor: Zum 30. November wird die neue Gewichtung der Indexunternehmen zur Hälfte angepasst.

Wer über zu wenig Streubesitz verfügt, muss die Indizes verlassen. Ab 31. Mai nächsten Jahres sollen dann alle Indexmitglieder nur noch mit ihrer Gewichtung nach Streubesitz berücksichtigt werden. Darüber hinaus soll dann auch die Börsenkapitalisierung des jeweils zugrunde liegenden Marktes zu 85 % statt wie bisher zu 60 % in den Indizes abgedeckt werden.

Um die Veränderungen zu verdeutlichen, berechnet MSCI bereits seit Juni parallel zu den alten auch provisorisch die neuen Indizes. Bei einem Vergleich wird deutlich, dass vor allem die angelsächsischen Länder nach der Indexreform ein höheres Gewicht in den Barometern haben werden. Folglich werden sie Kapital aus Japan, Deutschland und Frankreich anziehen. Das Gewicht dieser Länder in den Indizes reduziert sich, da hier der Streubesitz im Durchschnitt geringer als in den USA oder Großbritannien ist.

Fonds müssen umschichten

Angaben der Deutschen Bank zufolge müssen Fonds, die sich am MSCI EAFE (Europe, Australasia, FarEast)-Index orientieren, mindestens 28 % ihrer Positionen umschichten. Allein dadurch entstehe ein Kapitalstrom von 32 Mrd. Dollar. Unternehmen aus dem Deutschen Aktienindex (Dax) müssten insgesamt mit Mittelabflüssen von rund 9 Mrd. Dollar rechnen, in Europa würden 120 Mrd. Dollar umgeschichtet.

Nach Branchen profitieren von der MSCI-Reform Finanzdienstleister, Hersteller von Technologie-Hardware und -Ausstattung sowie Energietitel. Auf der Verliererseite stehen Telekom- und Automobiltitel. Neu aufgenommen in den MSCI-Index für Deutschland werden Aixtron, Altana, Deutsche Börse, Post, FMC, Infineon, MLP, Porsche, Software und Wella.

Bilfinger+Berger, D.Logistics, Dyckerhoff, EM.TV, FAG Kugelfischer und Hochtief verlassen den Index.
Laut CSFB haben sich Infineon und die Post im Verhältnis zu ihrer bald höheren Gewichtung im MSCI EAFE schlechter als erwartet entwickelt. Bei Beiersdorf und Gehe reduziere sich das Gewicht, dennoch hätten sie sich in letzter Zeit besser entwickelt.

Quelle Handelsblatt

Dixie:

Hat keiner von Euch die betroffenen Aktien?

 
28.11.01 14:20
es ist immerhin zu erwarten, dass es da ab Freitag größere Bewegungen gibt.
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